Rezension: Gruselkabinett - 180 - Das unbewohnte Haus

Neongrüne Riesenspinnen jagen Frankensteins Monster durch Draculas Schloß!
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MonsterAsyl
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Rezension: Gruselkabinett - 180 - Das unbewohnte Haus

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Gruselkabinett - 180 - Das unbewohnte Haus

Zum Inhalt:
Jim Shorthouse hat überraschend ein Telegramm von seiner Tante Julia erhalten. Diese bittet ihn, sofort zu ihr zu kommen. Neugierig macht sich Jim auf den Weg in den kleinen Küstenort. Beim gemeinsamen Tee erfährt er, daß seine Tante beschlossen hat, ein Spukhaus zu erforschen. Um sich keine Blöße zu geben, willigt Jim zögernd ein, sie zu begleiten, und eine Nacht des Grauens nimmt ihren Lauf.

Zur Produktion:
Bereits bei der Vorankündigung habe ich mich riesig gefreut, daß Titania Medien nun auch Werke des englischen Autors Algernon Henry Blackwood (14.03.1869 - 10.12.1951) vertont. Blackwood war bekannt als Erzähler in Radio und Fernsehen, Journalist und Verfasser von Romanen und Kurzgeschichten. Seine abwechslungsreiche berufliche Laufbahn beinhaltete die Arbeit als Milchbauer in Kanada, wo er auch für ein halbes Jahr ein Hotel führte. Anschließend war er in New York als Reporter, Barmann, Modell, Privatsekretär, Geschäftsmann und Geigenlehrer tätig. Mit Ende 30 ging er zurück nach England und begann dort Geschichten mit übernatürlichem Inhalt zu verfassen, die er später ans Radio und Fernsehen verkaufte und dort teilweise selbst vorlas. Nach mehreren Herzanfällen verstarb Blackwood am 10.12.1951, und sein Neffe verstreute seine Asche am Saanenmöser Pass in den Schweizer Alpen, die Blackwood als ausgesprochener Naturfreund Zeit seines Lebens sehr schätzte.
"The empty House", so der englischsprachige Originaltitel der hier zu Grunde liegenden Kurzgeschichte, erschien erstmals 1906 in dem Sammelband "The Empty House and Other Ghost Stories". Bis es zu einer Veröffentlichung in Deutschland durch den Insel-Verlag kam, vergingen 63 Jahre. Von 1972 bis 1997 wurde die Geschichte dann in regelmäßigen Abständen insgesamt dreimal vom renommierten Suhrkamp-Verlag neu herausgebracht. Auch wenn diese Kurzgeschichte nicht zu seinen bekanntesten Werken gehört, beinhaltet sie doch das unterschwellige Grauen, für das der Autor zurecht berühmt wurde.
Im Großen und Ganzen folgt Hörspielskriptautor Marc Gruppe zwar der literarischen Vorlage, jedoch gibt es einige Abweichungen bzw. Änderungen in der Reihenfolge. So hat er beispielsweise die Beschreibung des titelgebenden Hauses und die Erfahrungen der vorherigen Bewohner, welche bei Blackwood gleich zu Anfang kommen, in das Gespräch einfließen lassen, das Jim mit seiner Tante beim Tee führt. Vermutlich geschah dies, um einerseits nicht zu viel vorwegzunehmen und andererseits, um direkt in eine Spielszene (die Ankunft Jims auf dem Bahnhof) einzusteigen und auf diese Weise die Dynamik ein wenig zu erhöhen. Die zeitliche Verortung ins Jahr 1889, die Hausnummer 13 und der Vorname Jim sind neu hinzugekommen, während u.a. die wenig schmeichelhafte Beschreibung des Aussehens der Tante weggefallen ist. Darüber hinaus hat Gruppe natürlich auch etliche Erzählpassagen in Dialoge umgeschrieben und einige Adjektive wie "pestilenzartig" oder "zart", letzteres im Zusammenhang mit dem Körper des Dienstmädchens, hinzugefügt. Ebenfalls neu ist das Handzeichen, das Jim und seine Tante Julia vereinbaren, falls sie ihre Angst nicht mehr aushalten sollten.
Neben einigen zusätzlichen kurzen Dialogen, fallen vor allem zwei Änderungen ins Auge. Während bei Blackwood der Verputz des Hauses Risse hat und die Farbe abblättert, ist das bei Gruppe genau nicht der Fall, sondern das Haus sieht absolut unauffällig aus. Damit ist die Überraschung, was dort vorgeht, natürlich umso größer und dramaturgisch sehr viel wirkungsvoller. Wirklich gewundert hat mich aber, daß bei Gruppe die Kerze immer wieder "nur" verlischt, während die Flamme bei Blackwood einmal regelrecht von einer übernatürlichen Erscheinung ausgedrückt wird. Vermutlich war ihm dies zu wenig plausibel, denn hier treiben ja Geister ihr Unwesen, und die haben eben keine physische Präsenz. Trotzdem hätte ich die Sequenz genau so geschildert, denn zumindest ich finde das noch wesentlich gruseliger. Daß hier in einer der Szenen in dem leeren Haus die Kerze statt der Streichhölzer herunterfällt, ist für den Handlungsablauf unerheblich und wird von mir nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Indem Gruppe das Ende der Geschichte um einen kurzen Dialog erweitert hat, macht er den Abschluß außerdem etwas runder als das abrupte Ende bei Blackwood.
Produktion und Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe sind wie üblich hervorragend. Alle Szenen wurden mit düsteren, unheimlich wirkenden Tönen unterlegt, die mal von Streichinstrumenten wie der Geige, mal vom Synthesizer kommen. Gerade weil es hier keine "echten" Musikstücke gibt, wirken die Sounds bedrohlicher und atmosphärisch dichter als jede Melodie. Die Geräuschkulisse ist einmal mehr ein Fest für die Ohren. In der ersten Spielszene fährt ein mit Dampf betriebener Zug ein, Möwen kreischen lautstark, und die Menschenmenge läuft oder geht mit deutlich vernehmbaren Schritten. Beim Tee mit Tante Julia klappert das Geschirr, der Tee wie auch der Rum werden hörbar eingeschenkt, und dazu schlägt die große alte Standuhr die Stunde. Sobald die beiden Protagonisten auf der Straße sind, beginnt der Grusel endgültig. Trockenes Laub wirbelt herum, und die Schritte der beiden sind prominent in Szene gesetzt, um zu verdeutlichen, daß nur sie zu solch später Stunde noch unterwegs sind. Das Schlüsselbund klirrt, und die große knarzende Haustür fällt hinter ihnen krachend ins Schloß, der mit einem Stock um sich schlagende Jim verdrängt hörbar die Luft, und die Dielenbretter knarren bei jedem Schritt. Nicht das kleinste Geräusch wurde vergessen, und so ist nicht nur die herunterfallende Kerze, sondern auch das Öffnen und Schließen des Uhrdeckels zu vernehmen. Akustisches Highlight sind für mich der unvermittelt eingespielte Schrei der aufgescheuchten Katze und das undefinierbare Poltern im oberen Stockwerk.
Für die Effekte kommt unterschiedlicher Hall zum Einsatz. So ist dieser in der Vorhalle bei Tante Julia nur dezent angedeutet, während er in dem unbewohnten Hauses deutlich zu hören ist. Am beeindruckendsten sind für mich die Hilferufe und der langgezogene Schrei, der noch einige Sekunden nachhallt, bzw. dessen Echo.

Zu den Sprechern:
Die heiser klingende Stimme von Peter Weis(Erzähler) passt hervorragend zum Erzähler in einem Gruselhörspiel, und durch seine nuancierte Betonung setzt Weis noch zusätzliche Akzente. Glenn Goltz(Jim Shorthouse) ist einfach toll als junger Mann, der trotz seiner Bedenken entschlossen ist, den Besuch des Spukhauses durchzustehen. Großartig, wie er allein mit seinem ausdrucksstarken Spiel das in seiner Figur aufsteigende Grauen auf den Hörer überträgt, der dadurch auch als Außenstehender immer nervöser wird. Gleiches gilt für Kathrin Ackermann(Tante Julia) als resolute alte Dame, die fest entschlossen ist, die Geheimnisse des unbewohnten Hauses aufzudecken. Ihre Wandlung von einer herrisch wirkenden Person hin zur schluchzenden, total verängstigten Frau, ist eine wirklich beeindruckende schauspielerische Leistung. Highlight sind für mich aber Peter Weis, Kristine Walther und Marc Gruppe(Geister) als Spukgestalten. Peter Weis hustet, atmet und schnauft schwer oder lacht hämisch, während Kristine Walther zunächst unheilvoll flüstert, um dann flehend und völlig verzweifelt erst um Hilfe zu bitten und schließlich lautstark danach zu rufen. Ich meine, es ist auch ihre Stimme, mit der Tanta Julia in einer Szene spricht. Am furchterregendsten wirkt auf mich aber Marc Gruppe mit seinem heiseren Raunen und seinem unartikulierten Grunzen.
Lutz Reichert(Stationsvorsteher) hat nur einen kleinen aber prägnanten Kurzauftritt als Bahnbeamter, der die Passagiere zum Aussteigen auffordert.

Fazit:
Fast 61 Minuten gruselige Unterhaltung, die am effektivsten abends im Dunkeln genossen werden sollte.

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