Rezension: Sherlock Holmes - 17 - Die fünf Orangenkerne
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Rezension: Sherlock Holmes - 17 - Die fünf Orangenkerne
Sherlock Holmes - 17 - Die fünf Orangenkerne
Zum Inhalt:
An einem stürmischen Abend im September des Jahres 1887, erzählt der junge John Openshaw Sherlock Holmes und Dr. Watson seine ungewöhnliche Familiengeschiche. Innerhalb weniger Jahre ist erst sein Onkel und dann sein Vater gestorben. Jedesmal wurde Fremdverschulden ausgeschlossen, aber beide Männer erhielten kurz vor ihrem Tod einen Umschlag mit fünf Orangenkernen. In welchem Zusammenhang stehen diese zu den scheinbar natürlichen Todesfällen, und was haben die Buchstaben KKK damit zu tun?
Zur Produktion:
Nachdem Titania im letzten Dezember, aufgrund des weihnachtlichen Rahmens, die Kurzgeschichte "Der blaue Karfunkel"(Sherlock Holmes 16) bei der Veröffentlichung vorgezogen hat, geht es jetzt wieder in chronologischer Reihenfolge weiter. Autor Sir Arthur Ignatius Conan Doyle(22.05.1859 - 07.07.1930) hat die hier nun zugrundeliegende und erstmals im November 1891 im Strand Magazin veröffentlichte Erzählung übrigens auf Platz sieben seiner eigenen "Top 12" gesetzt. Ich persönlich kann seine Begeisterung nicht so ganz nachvollziehen.
Zum einen, da Sherlock Holmes den Fall mehr oder weniger komplett von zu Hause aus löst und das sonst oft übliche Spurensammeln und -Verfolgen beinahe komplett wegfällt. Und zum anderen, weil der Hörer, im Gegensatz zu dem Meisterdetektiv und seinem treuen Freund und Begleiter Dr. Watson, bei den drei "K" sofort an die entsprechende Terrororganisation US-amerikanischer, weißer Rassisten denkt und gar nicht erst auf die Idee kommt, es handele sich um die Initialen einer Person. Das ist natürlich unserer aufgeklärten Zeit zu verdanken, nimmt dem Fall aber leider auch ein wenig die Spannung. Die Schuld daran trifft allerdings wirklich nicht Conan Doyle, denn als er diese Kurzgeschichte verfasste, dürften noch die wenigsten seiner europäischen Zeitgenossen von dem Schreckensbündnis gewusst haben.
Die Adaption durch Skriptautor Marc Gruppe kann man einmal mehr als sehr gelungen bezeichnen. Zwar hat er wieder kleinere Kürzungen vorgenommen, wie beispielsweise die für Doyle typische Eröffnung, in der Watson sich an andere Fälle aus dem selben Jahr erinnert. Aber im Gegenzug wurden auch neue Dialoge verfasst, die sich harmonisch in die Originalgeschichte einfügen. Das macht die einzelnen Unterhaltungen lebendiger, und Sätze wie: "Nimm die Feder und tauch' sie in die Tinte." dürften wohl auch die strengsten "Holmesianer" nicht weiter stören.
Da sich die Story ebenfalls im englischen Public Domain befindet kann man "The Five Orange Pips" online unter http://en.wikisource.org/wiki/The_Five_Orange_Pips nachlesen und selbst einen Vergleich zwischen Hörspiel und Geschichte anstellen.
Aufgrund der wenigen Handlungsorte (Bakerstreet 221b und das Anwesen der Openshaws) fällt auch die von Stephan Bosenius und Marc Gruppe geschaffene Geräuschkulisse ein wenig dünner als üblich aus. Zwar klingen die eingesetzten Töne, wie der heulende Wind, das prasselnde Kaminfeuer oder das Rücken der Stühle, vollkommen naturgetreu, aber für mich hätten es ruhig noch einige mehr sein dürfen. Richtig gut fand ich dagegen die musikalische Untermalung. Neben der eingängigen, zeitgenössischen Titelmelodie, bei der Geige und Klavier den Ton angeben, kommt diesmal auch eine E-Gitarre zum Einsatz, deren langgezogene Akkorde der Handlung einen dramatischen, beinahe schon unheimlichen Unterton geben.
Zu den Sprechern:
Aufgrund der Ereignisse in dieser Folge, hat Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) die Gelegenheit zu zeigen, daß in dem Meisterdetektiv weit mehr steckt, als der gefühllose Rationalist, der er sonst oft zu sein scheint. Mit seiner Fassungslosigkeit gegenüber dem Verhalten der Polizei und der tiefen Betroffenheit aufgrund des Schicksals von John Openshaw, verleiht er Holmes eine sehr bewegende Menschlichkeit. Detlef Bierstedt(Dr. John H. Watson) spielt den treuen Freund gewohnt souverän, und auch Regina Lemnitz(Mrs. Hudson), deren Figur in der Originalgeschichte, von einer kurzen Erwähnung abgesehen, gar nicht vorkommt, weiß zu gefallen. Ihr Ton ist der Rolle der Haushälterin stets angemessen, und ihre Fürsorglichkeit gegenüber ihren Mietern erstreckt sich auch auf deren durchnässten Klienten.
Die drei Gastrollen sind allesamt hervorragend besetzt. Jannik Endemann(John Openshaw) ist ausgezeichnet als aufgeweckter, junger Mann, der sich der Tragweite der Ereignisse erst durch seinen Besuch bei Holmes bewusst wird. Das sprecherische Highlight bildet für mich aber eindeutig Horst Naumann(Elias Openshaw). Seine brummige Stimme passt perfekt zur Rolle, und die Wandlung vom energischen, extremen Rassisten, hin zum völlig verunsicherten, gebrochenen Mann, ist mehr als beeindruckend. Beinahe ebenso gut gefallen hat mir Max Schautzer(Joseph Openshaw), der in seinem Auftritt als Johns Vater, dessen Nervosität und auch die damit einhergehende Unsicherheit, beinahe physisch greifbar macht.
Fazit:
Gelungene Adaption der literarischen Vorlage.
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