Rezension: Sherlock Holmes - 52 - Der stille Tod

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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MonsterAsyl
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Rezension: Sherlock Holmes - 52 - Der stille Tod

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Sherlock Holmes - 52 - Der stille Tod

Zum Inhalt:
Sherlock Holmes und sein treuer Freund Dr. Watson erhalten hohen Besuch. Der bekannte Adlige Sir Hubert Ardingley braucht die Hilfe des Meisterdetktivs in einer eher ungewöhnlichen Angelegenheit. Sein Onkel William, eigentlich ein eingefleischter Junggeselle, trägt sich mit dem Gedanken, die Tochter des pensionierten Arztes Dr. Plessey zu ehelichen. Sir Hubert ist nicht nur strikt dagegen, sondern unterstellt der jungen Frau darüber hinaus auch unlautere Motive. Aus diesem Grund bittet er Sherlock Holmes und Dr. Watson, ihn auf dem Familiensitz Petersdown Towers zu besuchen und die zukünftige Braut seines Onkels in Augenschein zu nehmen...

Zur Produktion:
Es ist nun bereits das 15. Mal, daß Titania Medien eine Ronald Standish-Geschichte des britischen Autors und ehemaligen Soldaten Herman Cyril McNeile (28.09.1888 - 14.08.1937) in ein Abenteuer des berühmten Sherlock Holmes umgeschrieben und vertont hat. "The silent Victim", so der englischsprachige Originaltitel, erschien erstmals im November 1934 im "The Strand Magazine", einer Zeitschrift, die bereits Jahre zuvor auch Sir Arthur Conan Doyles Holmes-Geschichten veröffentlicht hatte. Da McNeiles die Handlung jeweils im aktuellen Jahr, in diesem Fall also 1934, ansiedelte, musste Skriptautor Marc Gruppe wieder einige "moderne" Errungenschaften durch ihre im Viktorianische Zeitalter üblichen Pendants ersetzen. So werden beispielsweise aus den Automobilen Kutschen, und statt zu telephonieren, werden Telegramme verschickt. Doch das sind nicht die einzigen Veränderungen, die Gruppe vorgenommen hat.
Schon beim Blick ins Booklet fällt dem Leser auf, daß Mrs Hudson, im Gegensatz zu Doyles Kanon, hier erstmals auch einen Vornamen (Martha) bekommt.
Wenn man die Handlung von McNeiles Geschichte mit dem Hörspielskript vergleicht, ergeben sich noch weitere Unterschiede. Da wäre zunächst das ca. 10 minütige Intro, welches von Gruppe neu hinzugefügt worden ist und bei dem sich Holmes, Watson und Mrs Hudson über das Staubwischen bzw. Saubermachen der Räume des Meisterdetektivs unterhalten. Man könnte nun meinen, dies sei überflüssig und damit streichbar, doch der Skriptautor nutzt das "Vorgeplänkel" geschickt, um McNeiles ursprüngliche Eröffnung der Geschichte (die Historie von Petersdown Towers und der Familie Ardingley) mit einzuflechten.
Die nachfolgenden Änderungen sind größtenteils vernachlässigenswert, sollen aber der Vollständigkeit halber auch erwähnt werden.
Um das Ganze den Geschichten Doyles mehr anzugleichen, ist es hier ein Brief, der den Besuch von Sir Hubert Ardingley ankündigt, statt wie bei McNeile ein zufälliges Treffen seiner beiden Helden mit ihrem Bekannten Sir Hubert. Dementsprechend fallen auch die ursprünglich vorhandenen Vertraulichkeiten weg, und man duzt sich nicht, sondern bedient sich der formellen Anrede. Darüber hinaus sind auch diesmal wieder etliche Monologe in Dialoge umgeschrieben worden, was den Ablauf nicht nur ungleich dynamischer macht, sondern auch besser zum Medium Hörspiel passt.
Interessanterweise hat der Skriptautor auch die Rasse des im Verlauf der Handlung wichtig werdenden Hundes von Mastiff zu Dogge geändert. Eigentlich ist der Mastiff sozusagen der Ahnvater der Dogge, und vermutlich hat Gruppe die Änderung nur vorgenommen, weil viele Hörer eher das Aussehen einer Dogge als das eines Mastiffs kennen dürften. Wirklich amüsant ist eine weitere Veränderung. Bei McNeil hat dessen Held Ronald Standish seinen Revolver bereits bei sich, was für Doyle-Kenner jedoch eine eher untypische Verhaltensweise des Meisterdetektivs wäre und deshalb von Gruppe in eine kleine Spielszene umgewandelt wurde, bei der Holmes die anwesenden Gäste eines Lokals fragt, ob sie ihm nicht mit einer Schußwaffe aushelfen könnten. Ich musste an dieser Stelle ganz schön schmunzeln, als ich mir die Gesichter der Anwesenden vorgestellt habe.
Wirklich bedeutend sind aber nur zwei wesentliche Veränderungen gegenüber dem Originaltext. So fehlt hier das Missfallen von Standishs Freund Bob gegenüber einer der agierenden Personen, wahrscheinlich um dem Hörer nicht vorzeitig einen Verdächtigen zu liefern. Was aber noch viel gravierender ist: Standish verrät Bob vorzeitig, um wen es sich bei dem Übeltäter handelt. Eine Sache, die bei Doyle undenkbar wäre und die Gruppe, auch im Interesse des Hörers, gestrichen hat.
Daß hier aus "irgendeinem Spiel" Billard wurde und die Längenangabe von Yards durch Meter ersetzt worden ist, spielt für die Handlung keine Rolle.
Neben einigen weiteren Dialogen, sind auch sie beschreibende Adjektive bezüglich der zukünftigen Braut hinzugekommen. Sie wird unter anderem als "gerissenes und berechnendes Luder" bzw. als "Goldgräberin" tituliert. Ebenfalls neu ist das etwas ausführlichere Ende und ein humoristisch geprägter Dialog zwischen Holmes und Watson, der sich auf die Eingangszene des Hörspiels bezieht.
Der Fall an sich stellt für Krimi-affine Hörer keine große Herausforderung dar. Soabld Holmes alle Fakten kennt, kann auch der geneigte Hörer seine Schlußfolgerungen ziehen und nicht nur den Tatablauf, sondern auch den Täter entsprechend herleiten. Daß man trotzdem gern bis zum Schluß dabei bleibt, ist allein der Erzählkunst Gruppes und der ansprechenden Inszenierung zu verdanken.
Für letztere sind Stephan Bosenius und Marc Gruppe in der Funktion der Regisseure und Produzenten verantwortlich. Wie gewohnt setzen die beiden eine große Zahl unterschiedlichster Geräusche ein, um die jeweilige Szene möglichst authentisch wirken zu lassen. Wenn Holmes seine Pfeife anmacht, hört man das Aufflammen des Streichholzes, Dr. Watson raschelt mit seiner Zeitung, und als Mrs Hudson akustisch vernehmbar das Fenster öffnet, dringt von unten der Straßenlärm mit seinen Kutschen und den umherlaufenden Menschen herauf. Auch das Anwesen Petersdown Towers wird mit dem heulenden Wind, welcher durchs Gemäuer pfeift, der tickenden Standuhr und dem leise knisternden Kaminfeuer adäquat in Szene gesetzt. Gleiches gilt für dessen Umgebung, die, je nach Tageszeit, entweder mit einem krähenden Hahn bzw. mit zwitschernden Vögeln oder mit zirpenden Grillen und einer rufenden Eule dargestellt wird. Besonders beeindruckend ist auch das Grummeln des aufziehenden Gewitters, das sich dann in zwei gewaltigen Blitzeinschlägen entlädt. Mir gefallen allerdings immer die kleinen, eher unscheinbaren Geräusche am besten. So erkennt man beispielsweise bereits am Klang der Schritte, ob sich die Protagonisten auf Steinboden oder Kies bewegen, und als der Gastgeber eine Ansprache halten will, kann man das Messer, welches an sein Glas schlägt, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, deutlich hören. Highlight sind aber für mich das Herunterziehen der Säcke, welche die Leiche bedecken, und das Rascheln der Kleider bei deren anschließender Durchsuchung.
Mit der gleichen Sorgfalt haben Bosenius und Gruppe auch die Musik ausgewählt. Neben der bekannten Titelmelodie und der fröhlichen Musik zwischen Bakerstreet-Szene und der Ankunft auf dem Anwesen, die allesamt mit den zur Zeiten Königin Viktorias üblichen Instrumenten Geige, Klavier, Bass sowie diversen Blasinstrumenten eingespielt werden, sorgt der "moderne" Synthesizer mit seinen düster und bedrohlich klingenden Tönen für die nötige Spannung. Zur Untermalung von Holmes' abschließenden Erklärungen hat man eine unaufgeregte Klaviermelodie gewählt, und zum Schluß ertönt ebenfalls eine ruhige, versöhnliche Weise, um den Hörer in gelöster Stimmung aus dem Hörspiel zu entlassen.
Die Effekte beschränken sich auf leichten Hall im weitläufigen Treppenhaus von Petersdown Towers, einem leise eingespielten wütenden Hundegebell, um dessen Entfernung zum Hörer zu verdeutlichen, und dem bereits erwähnten kongenial eingespielten Straßenlärm vor dem Haus in der Bakerstreet.

Zu den Sprechern:
Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) spricht den Meisterdetektiv, der so leicht von seiner ihm geistig unterlegenen Umwelt genervt ist, erneut mit viel Enthusiasmus und zeigt in dieser Folge auch durchaus menschliche Züge, indem er Verblüffung, Erschütterung, oder Dringlichkeit in seine Stimme legt.
Das gilt in gleichem Maße auch für Detlef Bierstedt(Dr. Watson), der geradezu rührend versucht, zwischen Holmes und Mrs Hudson zu vermitteln. Seine Darbietung ist stets auf den Punkt, egal ob er sich vor dem Hund fürchtet, aus dem Schlaf hochschreckt, oder angewidert ist. Mit seinem Mitgefühl für kleinere Kreaturen oder seiner Entrüstung über das Verhalten anderer, ist er der ideale Gegenpol zu seinem meist weitaus emotionsloser agierenden Freund. Die Kabbeleien zwischen Regina Lemnitz(Mrs. Martha Hudson) und den beiden Freunden sorgen immer für ein wenig auflockernden Humor in den Geschichten, und man vermisst es regelrecht, wenn Frau Lemnitz mal nicht dabei ist. Das liegt natürlich vor allem an ihrer einprägsamen Art, die resolute Vermieterin zu spielen. Ihre Entrüstung über den Zustand der Wohnung oder ihre Verwirrung, als Holmes sie auf einen grammatikalschen Fehler hinweist, klingen genauso natürlich, wie ihre kleine Schwärmerei in Bezug auf Sir Hubert Ardingley. Jean Paul Baek(Sir Hubert Ardingley) überzeugt als Hauptmann der Garde, der mehr als verärgert über die Heiratsabsichten seine Onkels ist und verlegen in Bezug auf seine Schlafwandlerei reagiert. Der Auftritt von Valentin Stroh(Sir Philip Ardingley) in der Rolle seines Bruders, fällt zwar eher kurz, aber dennoch überzeugend aus. Besonders hervorzuheben ist seine Art zu sprechen, nachdem sein Hals verletzt worden ist. Mal keucht er, dann hustet er wieder, oder seine Stimme klingt rauh, um die Verwundung noch zu unterstreichen.
Die Darstellung des Onkels von Sir Hubert und Sir Philip, intoniert von Rolf Berg(William Ardingley), ist tadellos. Als Hörer glaubt man ihm sein Bedauern über den Auszug aus dem Anwesen ebenso, wie sein Entsetzen über das grauenhafte Ereignis. Etwas überrascht war ich von Reinhilt Schneider(Violet Plessey), welche die zukünftige Braut von Willam Ardingley spielt, denn ihre schöne, überaus melodische Stimme klingt hier ein wenig rauher als sonst, was ihrem Charme aber keinen Abbruch tut. Ihre schauspielerische Darstellung der jungen Frau, die sich über ihre Zukunft sorgt, kommt ausgesprochen passend daher.
Die inzwischen ein wenig brüchig wirkende Stimme von Bodo Primus(Dr. Plessey) passt wie die Faust aufs Auge für die Figur des pensionierten Doktors, der öfter nach Worten suchen muss. Mindestens ebenso gut hat mir Bernd Kreibich(Butler Walters) in seiner Rolle des älteren, distinguierten Bediensteten gefallen, der ebenfalls nicht mit der anstehenden Vermählung seines Dienstherren einverstanden ist. Daß Marc Gruppe ein nicht zu unterschätzendes schauspielerisches Talent hat, wird in diesem Hörspiel erneut deutlich. Gleich dreimal leiht er seine Stimme verschiedenen Protagonisten, ohne daß er dabei gleich klingt bzw. zu identifizieren wäre. Rogers, den älteren Stallknecht, spricht er kurz angebunden und eher hart, während er als namenloser junger Stallknecht freundlich und entsprechend jugendlich klingt. Bei seiner Rolle als Kutscher beschränkt er sich dann auf kurze Kommandos, um das Pferd anzutreiben.

Fazit:
Fast 74 minütiges entspanntes Krimivergnügen.

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