Rezension: Sherlock Holmes - 55 - Geheimsache Styles Cour
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Rezension: Sherlock Holmes - 55 - Geheimsache Styles Cour
Sherlock Holmes - 55 - Geheimsache Styles Court
Zum Inhalt:
Sherlock Holmes hat dieses Mal einen besonders schwierigen Auftrag. Er soll herausfinden, wie es möglich ist, daß Regierungsgeheimnisse aus dem streng abgeschirmten Ort "Styles Court" nach draußen gelangen.
Zur Produktion:
Mit der vorliegenden Folge hat Titania Medien zum 18. Mal eine Detektivgeschichte des britischen Autors Herman Cyril McNeile (28.09.1888 - 14.08.1937) vertont. Genau wie die Vorläufer, erschien diese Geschichte zunächst im "Strand Magazine", bevor sie dann 1936, ca. ein Jahr später, in dem Sammelband "Ask for Ronald Standish" erneut veröffentlicht wurde. Auch für "The Mystery at Styles Court", so der englischsprachige Originaltitel, sah sich Skriptautor Marc Gruppe gezwungen, einige Veränderungen gegenüber der literarischen Vorlage vorzunehmen. Neben der notwendigen Umbenennung der Hauptfiguren, gibt es diverse weitere Unterschiede zu McNeiles Geschichte. Da die Handlung in den frühen 1930er Jahren und nicht im Viktorianischen Zeitalter angesiedelt ist, wurden aus den Telephon- wieder Telegraphenleitungen, aus dem Automobil eine Kutsche und aus der Taschenlampe die gute, alte Blendlampe. Außerdem fehlt der Verweis auf die bei Doyle ja nicht vorhandene Leidenschaft der Hauptcharaktere fürs Golfen, und der Hinweis auf den 1. Weltkrieg, sowie die Zeitangabe "September 192- (sic)", wurden folgerichtig ebenfalls weggelassen.
Im Gegenzug gibt es dafür ein paar kurzgehaltene Zwischendialoge, unter anderem über die Schädlichkeit des Rauchens oder die Gemeinsamkeiten von Lestrade und Dr. Watson, welche die Handlung angenehm auflockern. Alle weiteren Änderungen, wie beispielsweise, daß aus den ursprünglichen Yards hier Meter werden, der Skriptautor die involvierten Parteien (Frankreich, USA und das zaristische Russland) im Gegensatz zu McNeile klar benennt oder dem Vertrauten von Sir James Lillybrook den Vornamen "Charles" gegeben hat, und daß die Beschreibungen, statt von einem Erzähler, von den agierenden Personen vorgenommen werden, spielen keine Rolle für den Ablauf und werden nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Was jedoch die Auflösung des Falles angeht, musste sich Marc Gruppe etwas Neues einfallen lassen, denn das ursprünglich vorhandene Flugzeug ließ sich ja nicht verwenden.
Da ich nicht zuviel verraten möchte, begnüge ich mich mit der Feststellung, daß er diese Herausforderung elegant gelöst hat, ohne sich zu weit von der literarischen Vorlage zu entfernen.
Wer sich selbst einen Überblick über die Unterschiede verschaffen möchte, findet die Geschichte auf Englisch im Internet.
Produktion und Regie liegen erneut in den bewährten Händen von Stephan Bosenius und Marc Gruppe. Für die musikalische Untermalung greifen die beiden hauptsächlich auf klassische Instrumente wie Geige, Klavier und Blasinstrumente zurück, aber auch eine Orgel und der Synthesizer werden genutzt. Letzterer dient dazu, zwischendurch einige wabernde Sounds erklingen zu lassen, während die restlichen Instrumente eingesetzt werden, um vornehmlich harmonische Melodien innerhalb einer Szene oder als "Übergangsmusik" zwischen einzelnen Sequenzen einzuspielen. Neben der bekannten Titelmelodie und der ebenfalls bereits vertrauten fröhlichen Weise, die erklingt, wenn Holmes und Watson an den Ort des Geschehens reisen, gibt es noch eine weitere Melodie, welche mich unwillkürlich an einen Western denken ließ. Darüber hinaus bekommt der Hörer noch einen wunderbaren Choral präsentiert.
Ebenso sorgfältig wie bei der Musikauswahl, sind Bosenius und Gruppe auch hinsichtlich der Geräusche vorgegangen. In der Bakerstreet wird mit der Zeitung geraschelt, der Tee eingegossen, mit dem Geschirr geklappert und der Aufbruch durch rückende Stühle symbolisiert. Die Umgebung von Styles Court wird dann mittels Vogelgezwitscher, raschelnden Gräsern und fernem Hundegebell in Szene gesetzt. Überaus gelungen finde ich vor allem die Hintergrundgeräusche im Pub, die den Hörer ganz in die Wirtshausatmosphäre eintauchen lassen. Auf Effekte wird beinahe komplett verzichtet, lediglich bei der Beschreibung von Styles Court wird ein wenig Hall verwendet.
Zu den Sprechern:
Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) und Detlef Bierstedt(Dr. Watson) agieren ganz so, wie man es als Hörer erwartet. Der Meisterdetektiv ist mal nachdenklich, mal über die Unwissenheit seiner Mitmenschen amüsiert, und in dieser Geschichte steht er derart unter Spannung, daß er sogar seinen Freund Dr. Watson barsch anfährt. Besonder eindrucksvoll ist Tennstedts Spiel aber gegen Ende des Hörspiels, als er sein Handeln missmutig und bedrückt reflektiert. Bierstedt, der auch das Intro zu den Folgen spricht, macht wieder viel Spaß als sein etwas begriffsstutziger Freund, der keine Gelegenheit auslässt, entweder über Lestrade herzuziehen oder selbigen zu verulken. Auch Lutz Reicherts(Inspektor Lestrade) Portrait des leicht angeberischen Polizeibeamten, der nur so vor Selbstbewusstsein strotzt, entspricht voll und ganz den Beschreibungen Doyles. Ebenso überzeugend wie die drei Hauptfiguren, sind auch die Gastsprecher. Matthias Lühn(Sir James Lillybrook) ist großartig als leicht blasierter, ob der Ereignisse besorgter Politiker. Gleiches gilt auch für den kurzen aber prägnanten Auftritt seines Vorgesetzten Horst Naumann(Schatzkanzler Mr. Bignor), dessen raue Stimme perfekt zu seiner Rolle des altehrwürdigen hohen Staatsbeamten, der sich bei Holmes und Watson für die Unannehmlichkeiten entschuldigt, passt. Ebenfalls gut gefallen hat mir Peter Weis(Bauer Buzzle) in seinem Part des fröhlichen, freundlichen älteren Landwirts. In zwei weiteren Nebenrollen ist noch Marc Gruppe zu hören. Er spielt nicht nur den peinlich berührten Besitzer von Styles Court, sondern auch den verlegenen Polizeibeamten Officer Miller, der von seinem Vorgesetzten Inspektor Lestrade beim Rauchen erwischt wird.
Fazit:
Einmal mehr ist es Titania Medien gelungen, die literarische Vorlage erheblich zu verbessern und daraus eine waschechte Sherlock Holmes-Geschichte zu machen.
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