Rezension: Sherlock Holmes - 59 - Gottes Mühlen

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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Rezension: Sherlock Holmes - 59 - Gottes Mühlen

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Sherlock Holmes - 59 - Gottes Mühlen

Zum Inhalt:
Sir Peter Denne wird von seinem Butler Sinton tot in seinem Arbeitszimmer gefunden. Offensichtlich starb er durch einen Kopfschuss, und da man keine Waffe findet, geht die Polizei von einem Mord aus. Der ermittelnde Beamte, Inspektor Lestrade, hat auch schnell einen der Tat dringend Verdächtigen gefunden. Muriel Padston, die Nichte des Ermordeten, glaubt jedoch fest an die Unschuld dieses angeblichen Täters und wendet sich hilfesuchend an den Meisterdetektiv Sherlock Holmes...

Zur Produktion:
Wie schon die letzten acht Fälle, basiert auch "Gottes Mühlen" auf einer "Ronald Standish"-Kurzgeschichte des britischen Autors Herman Cyril McNeile (28.09.1888 - 14.08.1937). "The End justifies...", so der englischsprachige Originaltitel, erschien erstmals im Juni 1935 im Strand Magazine, bevor sie dann 1936 in dem Sammelband "Ask Ronald Standish" erneut veröffentlicht wurde.
Auch diesmal sah sich Skriptautor Marc Gruppe gezwungen, die in den 1930er Jahren entstandene Erzählung an das Viktorianische Zeitalter anzupassen. Dementsprechend ist hier natürlich nicht die Rede von Automobilen, sondern Droschken, es wird geschrieben statt zu telephonieren, und anstelle eines internationalen Führerscheins, gibt es lediglich einen amtlichen Ausweis. Um die Nachvollziehbarkeit bzw. das Verständnis für die deutschen Hörer zu erleichtern, wandelte Gruppe die Entfernungsangabe von "fünf oder sechs Fuß" in "ca. zwei Meter" ab, und Ronald Standishs Ausspruch "Nous verrons!" ("Wir werden sehen!") fiel verständlicherweise ganz unter den Tisch. Zum einen, weil nicht jeder Hörer des Französischen mächtig ist, zum anderen, weil Holmes bei Doyle zwar Französisch kann, es aber nie spricht oder zitiert, da es auch viele Leser seiner Fälle nicht unbedingt verstanden hätten.
Ansonsten sind etliche Monologe zu Dialogen umgeschrieben und mit kleinen Füllsätzen erweitert worden, wie beispielsweise "Zur falschen Zeit am falschen Ort." oder "Die Untertreibung des Jahres." Selbstverständlich ermittelt im Hörspiel auch nicht McNeiles Inspektor Drury, sondern Doyles Inspektor Lestrade. Apropos Lestrade, die Szene, in der er den Verdächtigen vernimmt, wurde als Spielszene inszeniert, was für zusätzliche Dynamik sorgt.
Sämtliche weiteren Änderungen, wie der Verweis, daß Sir Kenneth Paine Friedensrichter ist, George vom Butler (statt einem Clubmitglied) vom Tod seines Onkels erfährt, oder daß sich die Beteiligten in Holmes' statt Watsons Schlafzimmer begeben, sind für den Verlauf der Handlung irrelevant und dienen lediglich dem besseren Verständnis bzw. dem flüssigeren Ablauf. Neu hinzugekommen ist jedoch der Spruch "Gottes Mühlen..." welcher den deutschen Titel erklärt. Es gibt noch ein weiteres Detail, auf das ich hier der Vollständigkeit halber kurz eingehen möchte. In der literarischen Vorlage bringt Standish ein sprachliches Bild ins Spiel, bei dem es um zwei Frauen geht, die ein Zimmer betreten, und um die Frage, an welche von beiden man sich eher erinnern kann. Die eine säugt gerade ein Baby, die andere ein Ferkel. Natürlich bleibt diejenige mit dem Ferkel viel stärker im Gedächtnis! Marc Gruppe hat dieses Bild ein wenig entschärft, indem er die Frauen das Baby bzw. Ferkel lediglich tragen lässt und erzielt damit den gleichen Effekt, ohne den Hörer eventuell zu brüskieren. Ganz zum Schluss bekommt man noch einen kurzen Dialog zwischen Holmes und Watson zu hören, welcher auf den Originaltitel verweist und die rund 73minütige Geschichte zu einem befriedigenden Ende bringt.
Auch dieses Mal kann man Produktion und Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe nur als tadellos bezeichnen. Zwar gibt es in diesem Hörspiel etliche Musikstücke, doch diese wurden, im Gegensatz zu "Grimms Märchen", nicht zur Untermalung aller Szenen, sondern nur als Akzentuierung einiger Sequenzen eingesetzt. Neben der harmonischen Titelmelodie erklingt bei der Verlesung des Artikels eine düstere, treibende Weise, die sich, analog zum grausigen Inhalt, immer weiter steigert. Ebenso gekonnt ist auch der Einsatz einer lieblichen Melodie, die beim Eintritt von Muriel Padston eingespielt wird, um deren Attraktivität herauszustellen. Selbstverständlich darf auch das fröhliche Musikstück nicht fehlen, das immer dann ertönt, wenn sich das ermittelnde Duo zum Tatort begibt. Besonders gut hat mir auch das mit einem Synthesizer intonierte, unheimlich wirkende Stück gegen Ende des Hörspiels gefallen, welches mich ein wenig an die Titelmelodie eines bekannten amerikanischen Horrorfilms erinnert hat. Zum Ausklang des Hörspiels gibt es noch eine schöne Klavierweise, bevor dann die leicht abgewandelte Titelmelodie den endgültigen Schluss des Hörspiels einläutet.
Genauso großartig wie die ausgewählten Musikstücke ist auch die immer natürlich klingende Geräuschkulisse, bei der das Ohr stets ein neues Detail erlauschen kann. In der Bakerstreet wird mit der Zeitung geraschelt, das Absetzen der Teetasse und deren Neubefüllung ist ebenso vernehmbar, wie der entfernte Straßenlärm vor der Wohnung. Im Hintergrund prasselt noch ein wäremendes Kaminfeuer, und selbstverständlich gibt es ein eigenes Geräusch für das Füllen des Wasserglases. Akustisches Highlight sind für mich das Papierrascheln, als Lestrade seine Fall-Notizen durchgeht, und die schweren Schritte von Mr. Jacobsen, der die Treppe hinaufgeht. Gerade letzteres funktioniert einfach großartig, um dem Hörer zu vermitteln, daß es sich bei ihm um einen großen, massigen Mann handelt.
Da Titania-Medien es nicht nötig hat, billige Effekt-Hascherei zu betreiben, gibt es auch nur zwei davon. Zum einen wäre der "Herzschlag" zu nennen, der während Watsons Verlesung des Artikels zu hören ist und dafür sorgt, daß nicht nur sein, sondern auch der Puls des Hörers höher schlägt, je mehr von dem grausigen Verbrechen bekannt wird, und zum anderen die etwas leiser eingespielte Stimme von Mr. Jacobsen, um dessen räumliche Entfernung zum Hörer darzustellen.

Zu den Sprechern:
Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) brilliert einmal mehr mit seiner Darstellung des großen Detektivs. Er ist einerseits stets interessiert, seufzt aber auch ungeduldig, wenn es ihm nicht schnell genug geht. Um das Bild von Sherlock Holmes zu komplettieren, hat er auch regelmäßig die Pfeife im Mund, was dazu führt, daß er durch das Paffen manchmal etwas nuschelig klingt. Wirklich amüsant wirkt sein Portrait, als er am Schluß sogar zögerlich und verlegen herumdruckst. Ein Zustand, in dem man diese Figur eher selten erlebt. Detlef Bierstedt(Dr. Watson) macht wieder viel Spaß als Erzähler und bester Freund des Meisterdetektivs, der auf Holmes' Ausführungen mal verblüfft, mal verwirrt reagiert und es nicht lassen kann, Inspektor Lestrade zu ärgern, wo sich die Gelegenheit bietet. Fabienne Hesse(Muriel Padston) ist eine tolle Besetzung für die Rolle der Nichte des Ermordeten. Ihre freundliche und so harmonisch klingende Stimme passt perfekt auf die Rolle der jungen, schönen Frau, die davon überzeugt ist, daß der Inspektor den falschen Mann verhaftet hat. Dementsprechend geht dem Hörer dann auch ihr Schluchzen zu Herzen, und nicht nur der Meisterdetektiv hat umgehend das Bedürfnis, sie zu trösten. Das gilt auch für ihre gut hörbare Verlegenheit, als es um gewisse Details in ihrer Geschichte geht. Jesse Grimm(Charles Denne) hat zwar nur einen recht kurzen, aber dennoch prägnanten Auftritt, der in Erinnerung bleibt. Gleiches gilt auch für Ferdi Özten(Mr. Jacobsen) als Besitzer einer Wagenmacherei, der zuvorkommend agiert. Lutz Reichert(Inspektor Lestrade) spielt den geschäftigen, insistierenden Kriminalbeamten mit gewohnter Bravour, und dieses Mal lernt man sogar eine neue Seite an ihm kennen. Denn obwohl er "seinen Verdächtigen" hat, bedauert er diesen und findet ihn sogar sympathisch. In weiteren Nebenrollen treten noch David Berton(George Denne) als zunächst leicht nervöser, später geradezu empörter Cousin von Charles und Thomas Balou Martin(Sir Kenneth Paine) als würdevoller und von Holmes' Ermittlungsergebnissen verblüffter Strafverteidiger von Charles auf.

Fazit:
Ein spannender Fall, an dem selbst der Meisterdetektiv zu scheitern droht.

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Re: Rezension: Sherlock Holmes - 59 - Gottes Mühlen

Beitrag von DJANGOdzilla »

Schreibst du diese aufwändigen Rezensionen eigentlich ausschließlich für dieses Forum? Hier lesen es ja (mittlerweile) nur (noch) eine Handvoll Leute, das ist ja eigentlich viel Mühe für nichts. Finde es auf jeden Fall toll, wie leidenschaftlich du dein Hobby lebst.

Dennoch ein paar – wenn man so will – „tadelnde“ Worte: Deine Lobpreisungen wirken oft etwas repetitiv, da du fast jedes Mal die gleichen Dinge positiv hervorhebst. Da du zudem negative Aspekte komplett aussparst (zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass du jemals etwas negativ kritisiert hättest), wirkst du auf mich trotz der Fülle an Text insgesamt eher unkritisch. Zusätzlich Dinge aufzuzählen, die einem nicht gefallen haben, kann ein Lob an anderer Stelle sogar erhöhen.

Was die Reihe angeht: Ich habe sie schnell aufgegeben. Zwar ist sie akustisch tadellos produziert, aber wirklich viel zu verlabert. Scheinbar endlos werden da völlig belanglose Dialogszenen ausgewalzt, bis man schreien möchte: „Kommt endlich auf den Punkt!“ Zudem ging mir das affektierte Spiel fast aller Beteiligten ganz schön auf den Wecker. Weniger ist manchmal mehr (was für beide Punkte gilt).
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Re: Rezension: Sherlock Holmes - 59 - Gottes Mühlen

Beitrag von MonsterAsyl »

Schreibst du diese aufwändigen Rezensionen eigentlich ausschließlich für dieses Forum?
Nein, die landen auch im Hörgruselspiele Forum und bei Amazon.
Finde es auf jeden Fall toll, wie leidenschaftlich du dein Hobby lebst.
Danke für das Kompliment! :)
Dennoch ein paar – wenn man so will – „tadelnde“ Worte: Deine Lobpreisungen wirken oft etwas repetitiv, da du fast jedes Mal die gleichen Dinge positiv hervorhebst. Da du zudem negative Aspekte komplett aussparst (zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass du jemals etwas negativ kritisiert hättest), wirkst du auf mich trotz der Fülle an Text insgesamt eher unkritisch. Zusätzlich Dinge aufzuzählen, die einem nicht gefallen haben, kann ein Lob an anderer Stelle sogar erhöhen.
Ich gebe zu, daß es mir eher auf die positiven Aspekte ankommt. Wenn mir wirklich etwas besonders unangenehm auffällt, erwähne ich das allerdings auch.
Was die Reihe angeht: Ich habe sie schnell aufgegeben. Zwar ist sie akustisch tadellos produziert, aber wirklich viel zu verlabert. Scheinbar endlos werden da völlig belanglose Dialogszenen ausgewalzt, bis man schreien möchte: „Kommt endlich auf den Punkt!“ Zudem ging mir das affektierte Spiel fast aller Beteiligten ganz schön auf den Wecker. Weniger ist manchmal mehr (was für beide Punkte gilt).
Hmm, findest Du? Das höre ich öfters als Kritikpunkt, geht mir aber fast nie so. Vielleicht liegt es ja auch an unserer schnellebigen Zeit, das alles möglichst kurz und knackig präsentiert werden soll?
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