Rezension: Prof. Sigmund Freud - 07 - Hassliebe

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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MonsterAsyl
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Rezension: Prof. Sigmund Freud - 07 - Hassliebe

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Prof. Sigmund Freud - 07 - Hassliebe

Zum Inhalt:
Die dreifache Mutter Klara Rittenau gerät unter Mordverdacht, als zwei ihrer Kinder mit Barbituraten vergiftet aufgefunden werden. Da Klara Zugang zu einer Apotheke hatte, wird sie von Karl Gruber verhaftet, doch Prof. Sigmund Freud ist davon überzeugt, daß sie unschuldig ist. Wer aber ist dann der Täter?


Zur Produktion:
Es ist immer schwierig, Tabuthemen, wie zum Beispiel Kindstötung, anzusprechen. Viele fühlen sich unangenehm berührt, und die meisten bevorzugen es, solche Phänomene einfach zu ignorieren. Entsprechend gespannt war ich auf dieses Hörspiel.
Nach der Tat, von der man pietätvollerweise nur in Kenntnis gesetzt wird, begeben sich Freud, seine Tochter und Gendarmeriebezirksleiter Gruber auf Spurensuche. Parallel zu ihren Ermittlungen nimmt der Hörer an Sitzungen Freuds mit einer gewissen Luise Kohlhaus teil. Frau Kohlhaus ist hin und her gerissen zwischen Liebe und an Hass grenzender Abneigung zu ihrem Ehemann, letztere vor allem deshalb, weil er zwölf Finger besitzt und die unschöne genetische Anomalie auch noch den gemeinsamen Kindern vererbt hat.
Diese Gegenpole „Liebe“ und „Hass“ stehen während des gesamten Hörspiels immer wieder im Zentrum.
Für mich sind es gerade die "Nebenstränge", die scheinbar unabhängig vom eigentlichen Hauptgeschehen ablaufen, in denen sich die ganze Tiefe der Handlung offenbart. Heiko Martens, der Skriptautor, schafft es, den Hörer die gesamte Geschichte hindurch zu fesseln. Obwohl ich schon sehr früh ahnte, wer tatsächlich der Täter ist, blieb die Spannungskurve trotzdem erhalten, und das Drama am Ende hat mich dann doch überrascht. Regie, Ton und Musikkomposition von Simon Bertling und Christian Hagitte sind, wie gewohnt und mittlerweile eigentlich auch erwartet, einwandfrei. Besonders die Musik, die in Teilen jedem Horrorfilm zur Ehre gereichen könnte, wurde professionell ausgewählt und pointiert sicher das Spiel der Sprecher.
Die authentisch klingende Geräuschkulisse ist zwar überwiegend dezent gehalten, erfüllt jedoch ganz ihren Zweck. Nur einmal, als Kaffee getrunken wird, ertönt für meinen Geschmack ein bisschen zuviel Geschirrgeklappere. Bis auf diese Kleinigkeit, gibt es an Schnitt und Klanggestaltung von Sonja Harth jedoch nichts zu beanstanden.
Erwähnenswert wäre noch das Booklet, in dem sich, neben den Stabangaben, noch sehr lesenswerte Kurzabhandlungen zu den Themen Familie, Kindstötung und Medea finden. Ich würde mir sehr wünschen, daß diese sorgfältig gemachten, anspruchsvollen Produktionen noch viele weitere Hörspielfans begeistern, damit es vielleicht doch zu mehr als nur den angekündigten acht Folgen kommt.


Zu den Sprechern:
Hans Peter Hallwachs(Sigmund Freud) zeigt mit seinem intensiven Spiel einmal mehr, wie es im Inneren von Freud ausgesehen haben könnte. Seine Dialoge mit dem Über-Ich und dem Es sind dermaßen emotional aufgeladen, das man es förmlich knistern hört und zeigen dabei ganz hervorragend, mit welcher Ausdrucksfülle er agiert. Felicitas Woll(Anna Freud) kommt hier mehr zum Einsatz, als in der vorangegangen Folge. Die Tochter des berühmten Psychologen wird als völlig humorloser Mensch geschildert, was ihren Vater immer wieder dazu veranlasst, sie darauf hinzuweisen, wie komisch das von ihr gerade Gesagte doch war. Woll bleibt in ihrer Darbietung rollengerecht kühl und beherrscht, und zeigt eher selten emotionale Regungen. Kerstin Sanders-Dornseif(Martha Freud) hat, wie üblich, nur einen eher kleinen Auftritt, in dem sie erneut vor allem Sorge um die Gesundheit ihres Mannes äußert. Andreas Fröhlich(Karl Gruber) ist souverän als leicht zu verwirrender Polizeibeamter, und für die sagenhaften Leistungen von Nicolas Artajo(Über-Ich) und Cathlen Gawlich(Es) fehlen mir eh die Worte.
Das muss man einfach selbst mal gehört haben.
Ich fand es diesmal extrem schwer zu entscheiden, wessen Leistung denn nun am besten waren. Ganz vorne ist auf jeden Fall Ulrike Stürzbecher(Luise Kohlhaus), die sich einfach immer glaubhaft anhört, egal ob sie einen Trancezustand simuliert, leicht hysterisch die Stimme erhebt oder von der eigenen Zerrissenheit beinahe wahnsinnig zu werden droht. Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir Sabine Arnold(Klara Rittenau). Was sie an Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in selbst leise gesprochene Sätze legen kann, ist ganz große Schauspielkunst. Detlef Bierstedt(Hadrian Rittenau) verkörpert passend das Bild des einfachen, grobschlächtigen Mannes mit ausgeprägtem Ehrgefühl, und Marie-Luise Schramm(Laura Rittenau) spricht mit einer dermaßenen Gefühlskälte, daß man glaubt, die Zimmertemperatur sei gerade gesunken. Allerdings war das mir persönlich ein wenig zu dick aufgetragen, sie hätte sich ruhig etwas emotionaler und damit menschlicher anhören dürfen. Daniela Hoffmann(Adelheid Burgstaller) betont mit ein wenig Schnippischkeit, was ausgezeichnet zu ihrer Rolle passt.
Zu meinem Bedauern sind die Sprecherangaben leider nicht komplett. Zwar werden noch Heinz Kloss, Andi Krösing und Klaus Wiesinger, die sich mit Freud unterhalten, genannt, aber wer Grubers Frau und seiner Tochter Martina ihre Stimme geliehen haben, bleibt unerwähnt. Dabei ist gerade Martina, mit ihrer Natürlichkeit, ein echter Lichtblick unter den jüngeren Sprechern.

Fazit:
Intelligente und ambitionierte Umsetzung eines sensiblen Falls, der auch Liebhabern der klassischen Variante des Krimis gefallen wird.

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