Rezension: Sherlock Holmes - 01 - Im Schatten des Rippers
Verfasst: Di 18.10.2011, 18:38
Sherlock Holmes - 01 - Im Schatten des Rippers
Zum Inhalt:
Im September des Jahres 1888 zittert ganz London vor dem unheimlichen Mörder Jack the Ripper. Es erscheint nur natürlich, daß Scottland Yards Chefermittler, Inspector Abberline, Sherlock Holmes um Unterstützung bittet. Doch es ist ein anderer, ganz privater Grund, der den Meisterdetektiv aktiv werden lässt.
Zur Produktion:
Die Betreiber von Titania haben schon länger eine Schwäche für Sir Arthur Conan Doyles bekanntesten Charakter. Bereits vor einigen Jahren hatte man in der Reihe Krimi Klassiker mit Das Zeichen der Vier, Der Vampir von Sussex und Der Fall Milverton einige Originalfälle des Meisterdetektivs vertont. Und schon damals gab es viele Hörer, die enttäuscht waren über die Einstellung der Serie. Umso erfreulicher klang dann im Februar 2011 die Nachricht, daß man beschlossen habe, dem berühmtesten aller Detektive eine eigene Serie zu spendieren, und die auch noch mit ganz neuen Abenteuern.
Für die erste Folge hat sich Autor Marc Gruppe ein Thema ausgesucht, welches nicht nur in den zeitlichen Rahmen der Holmes-Geschichten fällt, sondern auch heute noch zahlreiche Fragen aufwirft. Über die Identität von Jack the Ripper wird nach wie vor gerätselt, und einige Quellen behaupten sogar, der Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle hätte dahinter gesteckt. Gruppe vermeidet es geschickterweise, in seiner Geschichte konkrete Verdächtigungen auszusprechen. Sein Ripper besteht einfach nur aus einer Stimme ohne Gesicht.
Die Charaktere stimmen ganz mit dem klassischen Vorbild überein, und die Handlung wird flüssig und spannend erzählt. Dabei ist Holmes eigentlich gar nicht an dem Fall interessiert und nur der oben erwähnte private Aspekt läßt ihn überhaupt ermitteln. Es sind diese und andere Verschrobenheiten des Detektivs, die ihm die nötige Authentizität verleihen und dafür sorgen, daß der Hörer den Meisterdetektiv bekommt, den man von den Originalgeschichten her kennt. Die Produktion und Regie von Stephan Bosenius und Marc Gruppe entspricht im Großen und Ganzen dem hohen Niveau des Labels. Allerdings hat Holmes an einer Stelle einen Satz, der abgschnitten wirkt. Es hört sich so an, als sage er:"..zeihen Sie“, statt:"Verzeihen Sie". Von diesem minimalen Patzer mal abgesehen, gibt es jedoch nichts auszusetzen. Die musikalische Untermalung fällt sehr abwechslungsreich aus. Mal vernimmt man leise eingespielte, aber dennoch bedrohliche Synthesizerklänge, dann wieder ertönen eher klassisch angehauchte Stücke. Die eingesetzten Geräusche, wie vorbeifahrenden Kutschen oder Hintergrundgespräche im Pub, klingen immer echt und helfen dabei, das viktorianische Großbritannien lebendig werden zu lassen. Für meinen Geschmack hätte der Klangteppich aber durchaus noch ein wenig dichter gewebt werden können.
Noch eine Notiz am Rande. Der für die wundervollen Cover verantwortliche Firuz Askin ist leider vor ca. 2 Wochen verstorben. Denn nicht zuletzt waren es seine stimmungsvollen und für Titania mittlerweile schon charakteristischen Titelbilder, die so manchen Käufer auf die Hörspiele aufmerksam gemacht haben dürften.
Zu den Sprechern:
Wie schon in den angesprochenen Krimi Klassikern, verkörpern Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) und Detlef Bierstedt(Dr. John Watson) nun erneut das berühmteste Detektivduo der Welt. Tennstedt gibt den Meisterdetektiv mit der richtigen Note an abweisender Überheblichkeit, und Bierstedt, der auch als Erzähler fungiert, wirkt sympathisch und entspricht stimmlich gut der Vorstellung eines Mannes im mittleren Alter.
Ich bin gespannt, ob man im Laufe der Zeit ebenfalls einen unterschwelligen Ton der Freundschaft in ihren Dialogen hören wird, so wie das bei einigen Sprechern anderer Holmes-Vertonungen der Fall war. Eine weitere "alte" Bekannte aus der Krimi Klassiker Reihe ist Regina Lemnitz als Mrs. Hudson. Sie passt genau auf die Rolle der resoluten Vermieterin, die unter ihrer rauen Schale beinahe mütterliche Gefühle für Holmes und Watson hegt. Christian Stark(Inspector Abberline) spielt den sympathischen , entschlossenen Polizeibeamten überzeugend, ebenso wie Marianne Gross die verlebte und zu allem bereite Hure Annie Chapman. Erotisches Highlight ist aber Eva Michaelis (Elizabeth Stride). Obwohl sie einen unterschwellig abgeklärten Tonfall hat, gelingt es ihr, trotzdem eine sexy Note in das Gesagte zu legen. Polonca Olszak(Mary Jane Kelly) überraschte mich mit ihren dem Zeitkolorit entsprechenden Gesangseinlagen, konnte mich allerdings als Sprecherin nicht vollends überzeugen. Einerseits fehlte es ihr an Emotion und andererseits wirkt ihr Text manchmal etwas abgelesen. Von Axel Lutter(Ripper) hört man zwar nur sehr wenige Sätze, doch diese genügen ihm, um treffend das Bild eines wahnsinnigen, hasserfüllten Mörders zu vermitteln, der sich kaum unter Kontrolle hat. Hannes Maurer(Constable) ist in meinen Augen eine glatte Fehlbesetzung. Er klingt einfach viel zu jugendlich für den Part eines Constables, und ich kann mir nicht vorstellen, daß die Bewohner des East-End seinen Anweisungen Folge geleistet hätten. Tobias Nath passt dagegen als freundlicher Wirt, während Michael Pan sich gut als Passant macht, von dem sich Annie Chapman ein paar miese Sprüche gefallen lassen muss. Schaukje Könnings Auftritt als Hure ist kurz, aber glaubhaft. Marina Noga wird zwar ebenfalls in der Riege der Sprecher als „Piano“ genannt, aber da es keinen Part mit derartigem Namen gibt, vermute ich mal, daß die begleitende Klaviermusik von ihr stammt.
Fazit:
Schöner Einstieg in eine Reihe mit neuen Abenteuern von Sherlock Holmes und seinem treuen Freund Dr. John Watson.
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