Rezension: Van Dusen - 06 - Die Perlen der Kali
Verfasst: Di 24.01.2012, 09:33
Professor Dr.Dr.Dr. Augustus van Dusen - 06 - Die Perlen der Kali
Zum Inhalt:
Da Professor Dr.Dr.Dr. van Dusen unter Überarbeitung leidet, bricht er im Mai 1903 mit seinem treuen Freund Hutchinsons Hatch zu einer Reise nach England auf. Die Überfahrt wird natürlich ereignisreich, denn während eines Kostümballs an Bord verschwinden Lady Wildermeres berühmte "Perlen der Kali". Die Auflösung des Diebstahls selbst ist ein Klacks für van Dusen, doch als der Dieb plötzlich ermordet wird, muss das Genie den Fall nochmals überdenken.
Zur Produktion:
Nachdem im Oktober vergangenen Jahres bereits die erste Folge der zweiten Staffel um den größten Amateurdetektiv aller Zeiten erschienen ist, liegt nun die zweite von insgesamt vier Episoden vor. Interessanterweise steht im Inlay, daß auch bereits der siebente (Whisky in den Wolken) und achte (Wettbewerb der Detektive) Teil erschienen sein. Das lässt Fans darauf hoffen, diese Hörspiele ebenfalls bald im Handel zu finden.
Doch zunächst einmal ermitteln Van Dusen und Hatch auf einem Ozeandampfer. Michael Koser verfasste die Geschichte nämlich vollkommen eigenständig, also ohne Vorlage des ursprünglichen Autors Jaques Futrelle, und war damit in der Lage, die Protagonisten aus ihrem doch recht eingeschränkten Wirkungsbereich (bei Futrelle Boston, bei Koser New York) herauszulösen, um sie auf eine insgesamt drei Jahre dauernde Weltreise zu schicken.
Der Fall an sich ist pfiffig konzipiert, und die Ermordung des Perlen-Diebs verkompliziert das zunächst eher einfach wirkende Geschehen gekonnt, wodurch die Zeit bis zur Auflösung wie im Flug vergeht. Hierbei kommt auch der Humor nicht zu kurz, und man erfährt ganz nebenbei, daß Van Dusen eigentlich die Stoppuhr erfunden und ihr zudem eine weitaus kompliziertere Bezeichnung gegeben hat, die selbstverständlich seinen Namen beinhaltet.
Neu ist, daß ab dieser Folge Regisseur Rainer Clute gezielt Musik einsetzt, die seiner Meinung nach zum historischen Kontext passt, beziehungsweise Land und Leute beschreibt. Daß es genau diese Auswahl von Stücken sein würde, die letztendlich die Veröffentlichung der Reihe so erschwert hat, konnte damals noch niemand ahnen. Dank Sebastian Pobot, dem Initiator der CD-Reihe, ist das Problem inzwischen beseitigt, und entsprechend ertönen so unterschiedliche Melodien wie: Die vier Jahreszeiten: Frühling(Antonio Vivaldi), Stars and Stripes forever(John Philip Sousa), Kaiserwalzer op.437(Johann Strauß), Pine Apple Rag(Scott Joplin), Moto Perpetuo(Nicollo Paganini), Elite Syncopations(Scott Joplin), Le Canari(F. Poliakin), Romanza Andaluza(Pablo de Sarasate), La Ronde des Latins(Bozzini) und Ives Variations of Amerika(Charles Ives). Eine Auswahl, die sehr passend zur jeweils gewünschten Atmosphäre beiträgt. Obwohl, wie für Radioproduktionen der damaligen Zeit üblich, wenig Geräusche verwendet werden, klingen diese immer realistisch, egal ob es sich dabei um kreischende Möwen, munteres Vogelgezwitscher oder das Dröhnen eines Schiffshorns handelt. Trotz dieses minimalistischen Einsatzes ergibt sich im Zusammenspiel aller Komponenten ein harmonisches, wenngleich auch sehr überschaubares, Klangbild.
Der Bonustrack besteht wieder aus amüsanten Anmerkungen von Regisseur Rainer Clute, Autor Michael Koser und Klaus Herm, dem Sprecher von Hutchinson Hatch, zur vorliegenden Folge.
Zu den Sprechern:
Friedrich W. Bauschulte(Professor Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen) spielt den überheblichen Gelehrten, der keinen Widerspruch duldet, nicht nur, er personifiziert ihn geradezu. Gleiches gilt für Klaus Herm(Hutchinson Hatch), seinen nicht ganz so genialen, aber treuen Freund und Begleiter, der auch als Erzähler fungiert. Dadurch, daß Herm die Hörer direkt anspricht und seine Stimme der jeweiligen Situation anpasst, schafft er eine wunderbare Vertrautheit, die dem Publikum das Gefühl gibt "live" dabei zu sein. Die Nebendarsteller lesen sich wie ein "Who is Who" der deutschen Synchronsprecher. Heinz Giese(Kapitän Harris), der in späteren Folgen den Part des Detective Sergeant Caruso übernehmen wird, dürfte vielen noch als General Forbett aus der Serie Jan Tenner bekannt sein. Hier beschränkt sich sein Einsatz auf ein paar wenige Sätze, mit denen er das Schiff beschreibt. Die markante Stimme von Gerd Duwner(Schiffsdetektiv Prendergast) der leider bereits 1996 verstarb, kommt wohl praktisch jedem Hörer umgehend vertraut vor. Schließlich lieh er sie lange Jahre Ernie aus der Sesamstraße, und als Schauspieler konnte man ihn unter anderem in dem Film "Ein Käfer geht aufs Ganze" bewundern. Für mich ist Duwner auch das Sprecher-Highlight dieser Folge. Gekonnt markiert er den etwas unterbelichteten Detektiv, der mit miesen Witzen und seinem viel zu lauten Organ allen Mitreisenden auf die Nerven geht. Der schon 2000 verstorbene Klaus Miedel(Maharadscha von Krischnapur) versucht erfreulicherweise gar nicht erst, seinem Charakter einen Akzent zu geben. Stattdessen trägt er die Geschichte vom Fluch der Perlen ruhig, aber dennoch eindringlich vor. Genau wie Giese hatte auch Miedel eine dauerhafte Rolle als Professor Zweistein in der Reihe Jan Tenner. Die Auftritte der verbleibenden Nebendarsteller Manfred Schuster(Lord Wildermere), Ilse Holtmann(Lady Wildermere), Klaus Hepsen(Mr. Doberman), Helga Lehner(Mrs. Doberman) und Thomas Frey(Steward) fallen so kurz aus, daß sie keinen größeren Eindruck hinterlassen.
Fazit:
Die Loslösung vom Handlungsort New York hat der Serie nicht nur gutgetan, sondern gibt ihr geradezu den letzten Schliff.
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