Rezension: Sherlock Holmes - 05 - Die Affenfrau

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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MonsterAsyl
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Rezension: Sherlock Holmes - 05 - Die Affenfrau

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Sherlock Holmes - 05 - Die Affenfrau

Zum Inhalt:
In der Bakerstreet 221B herrscht Langeweile, denn der Meisterdetektiv hatte schon lange keinen Fall mehr. Das ändert sich, als einer in London gastierenden Abnormitätenshow die Hauptattraktion gestohlen wird. Hilfesuchend wenden sich die Schausteller an den einzigen Mann, der dieses Verbrechen aufklären kann: Sherlock Holmes.


Zur Produktion:
Mit dem fünften Fall des britischen Detektivgenies hat sich Skriptautor Marc Gruppe einem Phänomen zugewandt, das heute gänzlich unbekannt ist: die Freakshow. Dazu muss man wissen, daß der Begriff "Freak" eigentlich "Laune" bedeutet, und auch der englische Begriff "Freak of Nature" leitet sich daraus ab. Diese Shows waren vor allem im 19. Jahrhundert sehr beliebt und für die missgebildeten Darsteller oft die einzige Möglichkeit zu überleben. Als sich die öffentliche Moral wandelte und derartige Zurschaustellungen untersagt wurden, ging es vielen der sogenannten "Freaks" noch wesentlich schlechter als vorher. Einige verhungerten schlichtweg, anderen wiederfuhr ein noch grausameres Schicksal.
Doch zurück zum Fall. Marc Gruppe lässt sich viel Zeit, die verschiedenen Figuren zu entwickeln, und es gelingt ihm dabei mit wenigen Sätzen, jeder eine eigene Persönlichkeit zu verleihen. Daß ein Charakter im Gespräch den Begriff "Mutation" verwendet, der erst 1901 geprägt wurde, ist ein winziger Fehler und dürfte wohl kaum jemandem auffallen. Durch diesen ausführlichen Anfang, dauert es allerdings eine geraume Weile, bis der Meisterdetektiv seine Untersuchungen überhaupt beginnt. Nur ist zu diesem Zeitpunkt leider bereits ziemlich klar, wer hinter dem Diebstahl steckt, und Holmes einzige Aktion neben den Befragungen erschöpft sich mehr oder weniger in der Zuhilfenahme von Toby, dem Spürhund, Conan Doyle-Lesern bereits aus mehreren Erzählungen bekannt. Aufbau und Handlung sind durchaus schlüssig, aber mir fehlt einfach die "Vorarbeit", die zur Ermittlung des Täters führt und viel zur Spannung in den Originalgeschichten beiträgt. Das ist natürlich nur meine subjektive Sicht, denn die Serie wurde bereits mit dem "Blauen Karfunkel" der Sherlock Holmes Gesellschaft ausgezeichnet und somit von Holmeskennern quasi geadelt.
Auch wenn für mich bei den Inhalten noch Verbesserungsbedarf besteht, gibt es an der Produktion selbst nichts auszusetzen. Wie üblich beweisen Marc Gruppe und Stephan Bosenius ihr sicheres Gespür für die Gestaltung jeder Szene, und einmal mehr ist es die Eröffnung, die den Hörer sofort in ihren Bann zieht. Ein Schausteller preist die verschiedenen Abnormitäten an, und im Hintergrund ertönen Zirkusmusik, sowie das Gemurmel der Besucher und andere zum Veranstaltungsort passende Geräusche. Neben den "üblichen" Sounds zur Schaffung der viktorianischen Atmosphäre, wie Kutschen, eine knarrende Tür und das prasselnde Kaminfeuer, gibt es auch einige ungewöhnliche Laute. Besonders hervorzuheben sind hier die Schrittgeräusche der siamesischen Zwillinge, die aufgrund ihrer körperlichen Verbundenheit nur sehr gestelzt gehen können. Die überwiegend ruhige Musik mit den klassischen Instrumenten Klavier, Geige, Flöte und Harfe komplettiert das Klangbild der einzelnen Sequenzen.


Zu den Sprechern:
Interessanterweise agieren die beiden Hauptdarsteller diesmal beinahe konträr zu ihrer bisherigen spielweise. Während Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) ungewohnt höflich ist und geradzu menschlich wirkt, ist Detlef Bierstedt(Dr. Watson) borniert, leidet mehr unter der Auftragslosigkeit als sein Freund und benimmt sich gegenüber den Abnormitäten extrem geringschätzig. Regina Lemnitz(Mrs. Hudson) hingegen schimpft und protestiert wie gewohnt gegen alles, was sie beunruhigt. Dirk Petrick(Nicodemus) und Daniela Reidies(Prinzessin Marietta) wirken perfekt als die beiden Kleinwüchsigen, da es ihnen gelingt, mit beinahe kindlichen Stimmen zu sprechen. Für Reidies ist ihre Rolle, wie Fans der Serie wissen dürften, bereits die zweite dieser Art, da sie ja auch die kleine Tripetta in "Die Maske des roten Todes" (Folge 46) verkörpert hat.
Susanne Tremper(Zenora Pastrana) macht ihre Sache ebenfalls sehr gut als Schwester der Affenfrau, die krächzend von ihrem Leben erzählt. Das gilt auch für Matthias Keller(Leonard), den Löwenmenschen mit der ausdrucksstarken Stimme und Ingrid van Bergen als Elvira, die dickste Frau der Welt. Ich kann nicht sagen, wie sie es angestellt hat, aber es gelingt ihr tatsächlich, wie eine Fettleibige zu klingen. Susanne Uhlen(Valerie Hudson) und Hildegard Meier(Violet Hudson) sind klasse in der Rolle der siamesischen Zwillinge. Obwohl sie körperlich miteinander verbunden sind, haben sie grundverschiedene Persönlichkeiten, wobei Susanne Uhlen lieblich und Hildegard Meier eher derb wirkt. Beiden gemein ist, daß sie sich der sexuellen Implikationen, die ihr Zustand mit sich bringt, durchaus bewusst sind.
Auch der Rest der Sprecherriege kann vollends überzeugen. Lothar Didjurgis(Mr. Sherman) intoniert den betagten, freundlichen Leiter des Tierasyls mit knarriger Stimme, und Rolf Berg(J.Marx) ist überzeugend in seiner Rolle des brummigen Beerdigungsunternehmers mit harter, abgehackter Aussprache. Sprecherisches Highlight waren für mich Horst Naumann(Frederick Treves) als distinguierter Doktor und Patrick Wolff(Joseph Merrick) mit seinem eindrucksvollen Portrait des zutiefst humanen Elephantmenschen, der seinen Text keuchend und schnaufend hervorstößt. Der Assistent des Bestattungsunternehmers, Alec, wird nicht aufgeführt, da sein einziger Beitrag aus dem Wort "ja" besteht und vermutlich von einem der zuvor genannten Sprecher stammt.


Fazit:
Ungewöhlicher Kriminalfall, mit alles andere als "normalen" Protagonisten.

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