Rezension: Sherlock Holmes - 12 - Ein Skandal in Böhmen
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Rezension: Sherlock Holmes - 12 - Ein Skandal in Böhmen
Sherlock Holmes - 12 - Ein Skandal in Böhmen
Zum Inhalt:
Seit dem Fall "Das Zeichen der Vier" und seiner darauf folgenden Heirat hat Dr. Watson seinen Freund Sherlock Holmes etwas aus den Augen verloren. Als er eines Abends nach einem Patientenbesuch zufällig an der Bakerstreet vorbekommt, beschließt er spontan, diesen zu besuchen. Der Meisterdetektiv erwartet gerade einen neuen Klienten, und schon dessen schriftliche Ankündigung lässt erahnen, daß sein Fall Holmes' ganzes Fingerspitzengefühl erfordern wird.
Zur Produktion:
Nachdem es sich bei den letzten beiden Folgen der Titania-Serie "Sherlock Holmes" um überarbeitete Wiederveröffentlichungen handelte, liegt nun die erste komplett neue Weiterführung des Conan Doyle-Kanons vor. Passenderweise setzt das Label die Reihe mit genau der Kurzgeschichte ("Ein Skandal in Böhmen") fort, mit der auch der Schriftsteller im Juli 1891 die einjährige Pause seit Erscheinen seines zweiten Romans "Das Zeichen der Vier"(1890) beendete.
Das Drehbuch stammt wie immer aus der Feder von Marc Gruppe, der stets bemüht ist, der literarischen Vorlage möglichst gerecht zu werden. Entsprechend wurden die meisten Änderungen wohl vor allem aus dramaturgischen Gründen vorgenommen. So hat der Skriptautor z.B. Monologe in Dialoge umgewandelt oder auch mal einen Gesprächspartner ausgetauscht, damit nicht immer dieselben Stimmen zu hören sind. Darüber hinaus gibt es noch mehrere kleine Dialoge, die im Original zwar fehlen, hier aber für fließende Übergänge sorgen. Prinzipiell bestehen nur drei relevante Abweichungen, die "Holmesianern" möglicherweise nicht so ganz gefallen dürften. Die Eröffnungsszene, wie Gruppe sie schildert, beinhaltet zwar eigentlich alles, was auch Conan Doyle seinen Watson an dieser Stelle erzählen lässt, ufert aber in eine zusätzliche, minutenlange Diskussion zwischen Watson und Mrs. Hudson aus, bei der es vor allem um Holmes' Kokaingenuss geht. Apropos Mrs. Hudson: In der Kurzgeschichte ist von ihr überhaupt nicht die Rede, stattdessen wird eine Mrs. Turner genannt, was aber für die Handlung eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Da irritiert schon eher die Szene, in der Holmes seinen Plan zur Wiedererlangung des Photos schildert. Bei Gruppe ist Watson über ihn verwundert und regelrecht empört, während er in der Geschichte nicht zögert, Holmes nach Kräften zu unterstützen. Zuletzt sei noch erwähnt, daß die Wohnung von Irene Adler im Original den Eindruck macht, als habe ihre Mieterin sie völlig überhastet verlassen. Davon wird im Hörspiel kein Wort erwähnt, und so entsteht der Eindruck, Adler sei in aller Ruhe aus dem Haus gegangen.
Ich persönlich kann gut mit diesen doch eher dezenten Umarbeitungen leben und denke, so wird es wohl außer mir auch den meisten anderen Fans der Conan Doyle-Stories gehen.
Produktion und Regie liegen wie immer bei Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Dem relativ ruhigen Inhalt entsprechend, haben beide auch den Einsatz der Musik eher zurückhaltend gestaltet. Die Eröffnungsmelodie wirkt langsam, beinahe schon getragen, während die Musikstücke zwischen und in den Szenen eher leicht und fröhlich daherkommen. Da die Anzahl der Handlungsorte in dieser Geschichte stark begrenzt ist, wurde die Geräuschkulisse entsprechend angepasst. Für die Darstellung der Wohnung reichen das Prasseln des Kaminfeuers, die Standuhr und das Stühlerücken vollkommen aus, und die Straße wird authentisch durch fahrende Kutschen, wiehernde Pferde und Stimmengewirr repräsentiert.
Zu den Sprechern:
Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes)zeigt hier schon zu Beginn die ansonsten eher selten sichtbare emotionale Seite des Meisterdetektivs, als er von Irene Adler schwärmt und sie fast ehrfurchtsvoll "die Frau" nennt. Auch ansonsten ist dieser hauptsächtlich entweder über den Fall oder seinen Freund Dr Watson amüsiert. Tennstedt darf seine Professionalität außerdem gleich mehrfach unter Beweis stellen. Um Holmes' Verkleidungen auch akustisch darzustellen, verändert er seine Stime dermaßen, daß man meinen könnte, es handele sich um jeweils andere Sprecher.
Detlef Bierstedt(Dr. Watson) verkörpert einmal mehr den treuen Chronisten, der seinen Freund auch dann noch bewundert, wenn dieser ihn verspottet, und Regina Lemnitz(Mrs. Hudson) ist natürlich wieder die gute Seele, die sich große Sorgen um ihren Mieter macht. Pascal Breuer(König von Böhmen) überzeugt als kompromittierter zukünftiger Thronfolger mit dem für Adlige oft typischen, leicht arroganten Ton, während Traudel Haas(Irene Adler), mit der charmanten Stimme einer in sich ruhenden Frau, leider viel zu kurz kommt. Ähnliches gilt für Johannes Raspe(Godfrey Norton), dem es aber auch mit nur wenigen Sätzen gelingt, einen sympathischen, verliebten Mann zu portraitieren. Liane Rudolph ist klasse als höfliche, etwas herablassende ältere Hausdame, genau wie Tim Schwarzmaier in seiner Rolle als der freundliche, aber etwas gelangweilte Kutscher John. Manfred Lehmann(Priester) hat als würdevoller Geistlicher mit durchdringender Stimme einen beinahe ebenso kurzen Auftritt wie die restlichen Nebendarsteller. Marc Gruppe(Taschendieb) und Jannik Endemann(Taschendieb) sind die beiden verschlagenen, etwas schmierigen Grobiane. Dirk Petrick(Kutscher), Hans Bayer(Kutscher), Hasso Zorn(Kutscher) und Tobias Lelle(Kutscher) hört man lediglich mit Wortfetzen oder sehr kurzen Sätzen, genau wie Jennifer Rohde(Pöbel), Dana und Thomas Fischer(Pöbel) und Stephan Bosenius(Pöbel) als Straßenmob.
Fazit:
Schöne Umsetzung eines klassischen Falls.
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