Rezension: Sherlock Holmes - 26 - Die Gloria Scott

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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MonsterAsyl
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Rezension: Sherlock Holmes - 26 - Die Gloria Scott

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Sherlock Holmes - 26 - Die Gloria Scott

Zum Inhalt:
Ein kalter, überaus ungemütlicher Winterabend zwingt Dr. Watson, länger bei seinem Freund Sherlock Holmes zu bleiben, als eigentlich geplant. Um ihnen die Zeit zu vertreiben, erzählt der Meisterdetektiv seinem Chronisten und der Haushälterin Mrs. Hudson von seinem allerersten Fall. Während des Studiums hatte Holmes einen Kommilitonen namens Victor Trevor kennengelernt und diesen mit seinen deduktiven Fähigkeiten beeindruckt. Da sich die beiden gut verstanden, lud Trevor den neuen Freund in sein Elternhaus ein. Eines Abends bat er ihn, sein Talent spaßeshalber am Familienoberhaupt zu erproben. Doch in dessen Vergangenheit gab es ein düsteres Geheimnis, das eigentlich gar nicht ans Tageslicht kommen sollte...

Zur Produktion:
Dies ist bereits die fünfte Geschichte aus dem Buch "Die Memoiren des Sherlock Holmes", welche das Label Titania in chronologischer Reihenfolge veröffentlicht. "The Adventure of the Gloria Scott", so der englische Originaltitel, erschien erstmals im April 1893 im britischen Strand-Magazine, bevor sie ein Jahr später in dem bereits genannten Sammelband wieder veröffentlicht wurde.
Inhaltlich ist es der allererste "Fall" für Sherlock Holmes, und da er zu diesem Zeitpunkt Dr. Watson noch nicht kannte, übernimmt logischerweise der Meisterdetektiv hier selbst den Erzählerpart. Damit der eigentliche Chronist aber nicht in totale Schweigsamkeit verfallen muss, hat Skriptautor Marc Gruppe unter anderem ein neues Intro verfasst. Dieses beinhaltet nicht nur eine ausführliche Diskussion über das nasskalte Wetter, sondern dient auch dazu, Mrs. Hudson (die in Doyles Kurzgeschichte gar nicht vorkommt) in die Handlung zu integrieren. Auf diese Weise erhält Gruppe einen zusätzlichen Charakter, den er mit in die Dialoge einbeziehen kann. Ich empfand das als geschickten Kniff, denn die literarische Vorlage ist mehr oder weniger ein reiner Monolog von Holmes, der ansonsten eher für ein Hörbuch getaugt hätte. Neben der Umwandlung des Monologs in Dialoge und der in Form von Spielszenen präsentierten Rückblicke, hat Gruppe aber noch weitere Veränderungen vorgenommen. So wird beispielsweise die Szene mit dem Hund hier weit ausführlicher geschildert als bei Doyle, dem die Angelegenheit gerade mal einen halben Satz wert war. Ebenfalls neu hinzugefügt ist Holmes' allererste Deduktion, die Gruppe ganz im Stil von Conan Doyle hält.
Neben den sorgfältigen, nur leicht modernisierten Formulierungen, gibt es noch ein paar kleine Änderungen (statt in Australien war Trevor Senior bei Gruppe in Neuseeland, und er bekommt hier auch Brandy statt Wasser, um sich zu erholen), die jedoch für den Verlauf der Handlung keine Rolle spielen. Allerdings sind, zu meinem persönlichen Bedauern, auch einige Passagen des ursprünglichen Textes gestrichen worden. Das betrifft vor allem die Übernahme des Schiffes, den damit verbundenen brutalen Mord am Kapitän durch den Priester und das weitere Leben von Trevors Vater. Wie zum Ausgleich für diese Kürzungen, hört man allerdings ein neues, eher beschauliches "Abschlussgespräch". Puristen wird das wohl weniger gefallen, aber ich denke, alle anderen werden gut damit leben können. Auf eine Sache muss ich noch zu sprechen kommen. Sie betrifft die Botschaft, welche bei Trevors Vater den Herzanfall auslöst. Im Original heißt es: "The supply of game for London is going steadily up". Dazu muss man wissen, daß "Game" im deutschen entweder für "Spiel" oder "Wild(bret)" stehen kann. Hier ist das Wild gemeint, aber Gruppes Transskription "Erwähnte ich, daß das bestellte Spiel eingetroffen ist?" mutet etwas befremdlich an und "unterschlägt" auch den eigentlich vorhandenen Doppelsinn. Auch wenn die deutsche Übersetzung in den Büchern ebenfalls eher zu wünschen übrig lässt und die Mehrdeutigkeit genauso vernachlässigt, klingt es dort etwas eleganter. Man hat sich mehr oder weniger vollkommen von dem ursprünglichen Satz losgelöst und stattdessen einen halbwegs adäquaten deutschen Satz (z.B. "Die Zeit der Jagd auf Hasen geht bald los") eingefügt. Da sich auch diese Geschichte im englischsprachigen Public Domain befindet (https://en.wikisource.org/wiki/The_%27Gloria_Scott%27), kann der interessierte Hörer problemlos selbst eine Vergleich zwischen Hörspiel und Geschichte ziehen.
Daß Marc Gruppe und Stephan Bosenius ihr Handwerk verstehen, hört man der Produktion und Regie jederzeit an. Zur Eröffnung erklingt zunächst die bekannte Titelmelodie der Serie, deren einnehmende Komposition für einen hohen Wiedererkennungswert sorgt. Danach folgen zumeist harmonische Melodien, bei welchen mal das Klavier, mal die Flöte im Vordergrund steht. Besonders nett finde ich ein Stück, das umgehend die Assoziation "Detektiv" auslöst. Wer das Hörspiel hört, wird wissen, welche ich meine. Darüber hinaus werden auch wieder düstere Synthesizertöne eingespielt, manche davon "hochgezogen", um das Geschehen noch dramatischer zu gestalten. Ich bin ja jedesmal begeistert, wie natürlich die verwendeten Geräusche klingen, und dieses Hörspiel bildet da keine Ausnahme. Der eisig pfeifende Wind sorgt beim Hörer für Frösteln, und wenn Holmes und Watson mit dem Geschirr klappern, hat man das Gefühl, man säße mit am Tisch. Ebenfalls sehr gelungen sind die "Außenaufnahmen", bei denen die Szenen mit Vogelzwitschern, im Wind rauschenden Blättern und einer schlagenden Kirchturmglocke angemessen unterlegt worden sind. Unbedingt erwähnen möchte ich noch die Szene, welche allein mit Hilfe von Überblendung für zeitlich unterschiedliche Rückblicke sorgt. Holmes beginnt den Text, der dann mit der Stimme des alten Trevor fortgeführt wird und schließlich in den Worten von dessen jüngerem Ich endet.

Zu den Sprechern:
Es ist eine nette Abwechslung, daß man Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) diesmal nicht nur in Form der Hauptfigur, sondern auch noch als (Haupt)Erzähler hört. Tennstedts Holmes ist gut aufgelegt, in hörbarer Plauderlaune und lässt sich sogar dazu herab, Mrs Hudson zu loben. Gleiches gilt auch für Detlef Bierstedt(Dr. Watson), der hier wieder einmal sehr diplomatisch agiert und es vor Ungeduld kaum abwarten kann, bis Holmes endlich mit seiner Geschichte beginnt. Regina Lemnitz(Mrs. Hudson) überzeugt als freundliche, zuvorkommende Hauhälterin, die sich über Holmes' unerwartetes Angebot, in ihrem Beisein von seinem ersten Fall zu erzählen, freut. Stephan Bosenius und Marc Gruppe lassen ja immer besondere Sorgfalt walten, was die Sprecherauswahl angeht, aber hier haben sie sich mit der Besetzung von Julian Tennstedt(Junger Sherlock) selbst übertroffen. Seine Stimme klingt exakt wie die jüngere Version seines Vaters, und das bis hin zum Sprachstil.
Dirk Petrick(Victor Trevor) ist toll als Holmes' zerknirschter Mitstudent, der mit dem Meisterdetektiv Freundschaft schließt. Er wirkt jederzeit vollkommen natürlich, egal ob sein Chatrakter nun gerade interessiert, gut aufgelegt oder verärgert zu sein hat. Ebenfalls ausgezeichnet fand ich Jochen Schröder(Mr. Trevor) in der Rolle seines Vaters. Seine leicht brüchige, raue Stimme passt hervroragend zu dem von ihm dargestellten älteren Mann, und in der Szene, als er unter Atemnot leidet, könnte es einem geradezu angst und bange um den Sprecher werden. Maximiliane Häcke(Emma) gefällt als Dienstmädchen, welches dem ungebetenen Gast gegenüber angewidert und leicht herablassend agiert. Bernd Rumpf(Hudson) spricht den verschlagen wirkenden Fiesling mit heiserer Stimme, was dessen Bedrohlichkeit noch steigert. In weiteren Nebenrollen sind noch Jannik Endemann(Junger Mr. Trevor) als zunächst verzweifelter, später erleichterter Sträfling und Christian Stark(Jack Prendergast) als gewissenloser Verbrecher zu hören.

Fazit:
Interessante Hörspieladaption, die aufgrund ihrer leichten inhaltlichen Änderung auch für jüngere Hörer geeignet ist.

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