Rezension: Sherlock Holmes - 40 - Die dritte Botschaft

Sherlock Holmes, Jerry Cotton - Kommissare und Detektive ermitteln Psychopaten im Ohr.
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MonsterAsyl
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Rezension: Sherlock Holmes - 40 - Die dritte Botschaft

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Sherlock Holmes - 40 - Die dritte Botschaft

Zum Inhalt:
Zunächst scheint es sich lediglich um einen Unglücksfall zu handeln, als Sir James Brackenbury in seinem Garten in "Stalbridge Hall" nach dem Erhalt einer mysteriösen Botschaft so unglücklich fällt, daß er dabei zu Tode kommt. Doch als der älteste Sohn Harry Brackenbury eine identische Mitteilung erhält, ist sich sein Cousin Herbert Stavert sicher, daß dieser in Lebensgefahr schwebt. Unverzüglich macht er sich auf den Weg, um den einzigen Mann aufzusuchen, der das Rätsel lösen kann: Meisterdetektiv Sherlock Holmes.

Zur Produktion:
Wie schon bei der vorangegangenen Folge 39 - "Eine Frage des Teers", stammt auch "The third Message", so der englische Originaltitel, aus dem 1933 erschienenen und von dem Briten Herman Cyril McNeile (28.09.1888 - 14.08.1937) verfassten Sammelband "Ronald Standish".
Normalerweise bleibt Skriptautor Marc Gruppe immer sehr dicht an der literarischen Vorlage und nimmt nur wenige Veränderungen vor. Das ist hier durchaus ein bisschen anders und beginnt schon mit dem auf dem Cover prominent abgebildeten "Unglücksort", einer Sonnenuhr, auf der ein bluttriefender Totenschädel liegt.
Ein zwar wirklich beeindruckendes Motiv, welches die Phantasie anregt und zu allerlei Spekulationen einlädt, bei dem es sich jedoch um eine reine Erfindung Gruppes handelt. Im Oeiginal heisst es nämlich, Sir James sei am Rande eines Steinbruchs abgerutscht und in die Tiefe gestürzt. Das wäre ja alles nicht weiter schlimm, aber die Tatsache, daß weder die Sonnenuhr noch der Totenschädel im weiteren Verlauf eine Rolle spielen und es keine Erklärung für ihr Erscheinen auf dem Titel gibt, hat mich doch etwas enttäuscht zurückgelassen.
Da auch ein Großteil der von McNeile angeführten "roten Heringe", z.B. in Form einer möglichen Geheimbundmitgliedschaft Sir James' oder eines Täters von außerhalb, der dem Adligen aufgelauert haben könnte, von vorneherein wegfallen, ist der Kreis der Verdächtigen entsprechend kleiner. Im Gegenzug reichert Gruppe dafür seine Beschreibung einer der Leichen mit grausigen Details an, welche der Geschichte einen gewissen Grusel verleihen.
Sämtliche weiteren Änderungen sind hingegen weitgehend vernachlässigenswert. So musste der Skriptautor aus den ursprünglich im Text vorkommenden Autos wieder Kutschen machen, und Holmes erhält auch keinen Anruf, sondern sein Klient sucht ihn persönlich auf. Außerdem verstecken sich Holmes und Watson bei McNeile in einem Wandschrank, während sie sich bei Gruppe hinter einem Paravant verbergen.
Zu meiner Überraschung fehlen hier auch die ursprünglich vorhandenen weiteren Erläuterungen zu dem Fall und dem "linkshändischen Australier". Letzterer ist zwar für den Verlauf der Handlung unwichtig, aber ich hätte mir doch wenigstens eine kleine Anmerkung dazu gewünscht. Durchaus amüsant finde ich hingegen den Hinweis auf die Nachbarschaft der Bakerstreet zu "Madame Tussauds" Wachsfigurenkabinett und dem damit verbundenen Abenteuer "Sherlock Holmes - 3 - Das entwendete Fallbeil". Diese Unterschiede fallen allerdings nur denjenigen auf, welche die Geschichte zuvor gelesen haben, für alle anderen spielen sie keine Rolle, da Gruppes Variante in sich schlüssig ist und so interessant erzählt wird, daß die ca. 66 minütige Laufzeit schneller vergeht, als es dem Hörer lieb sein dürfte.
Da die Kurzgeschichte aus dem selben Buch stammt, wie alle vorherigen Ronald Standish-Hörspieladaptionen, findet man auch sie auf Englisch im Internet unter http://gutenberg.net.au/ebooks06/0607761h.html#story6.
Daß Stephan Bosenius und Marc Gruppe ihr Handwerk verstehen und Regie und Produktion beherrschen, ist zwar hinlänglich bekannt, aber es schadet nicht, erneut darauf hinzuweisen. Die Geräuschkulisse fällt einmal mehr überaus üppig aus, und jeder Handlungsort ist mit einem eigenen Klangteppich versehen.
In der Bakerstreet wird mit der Zeitung geraschelt und dem Geschirr geklappert, im Kamin sorgt ein Feuer für wohlige Wärme, und im Hintergrund ist verhalten der Straßenlärm wahrzunehmen. Im Gegensatz dazu wird die Umgebung von "Stalbridge Hall" mit Hilfe von Vogelgezwitscher, einer leichten Brise und klappernden Pferdehufen zum Leben erweckt. Besonders gut gefallen haben mir die zu den unterschiedlichen Waffen passenden, sorgfältig ausgewählten Schußgeräusche.
Ich persönlich finde es nämlich immer furchtbar unrealistisch, wenn sich Pistolen, Gewehre und Revolver alle gleich anhören.
Musikalisch bleibt man überwiegend im Viktorianischen Zeitalter, und Geige sowie Klavier sind die vorherrschenden Instrumente.
Neben der bewährten Eröffungsmelodie, bei der man sich sofort zu Hause fühlt, erklingt natürlich auch die ebenfalls bereits bekannte fröhliche Weise, die man immer dann hört, wenn Holmes und Watson unterwegs sind. Neben den "hellen" bzw. harmonischen Stücken gibt es aber auch düstere Melodien, welche mit Synthesizersounds angreichert sind und die in der jeweiligen Szene vorhandene Dramatik noch unterstreichen. Wenn ich mich nicht täusche, ist hier auch erstmals eine Klangschale zum Einsatz gekommen, ein ungewohnter Ton, der aber ausgezeichnet zum Geschehen passt.

Zu den Sprechern:
Auch nach 40 Folgen klingen Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) und Detlef Bierstedt(Dr. Watson) noch so frisch und voller Spielfreude, wie bei ihrem allerersten Abenteuer. Tennstedt ist erneut der interessierte Meisterdetektiv, der nur schwer seine Ungeduld bezähmen kann und dem es große Freude bereitet, seine beamteten Kollgen vorzuführen. Allein seine Spitzfindigkeiten gegenüber dem Inspektor machen das Hörspiel schon hörenswert.
Gleiches gilt für Bierstedt, der den etwas naiven Freund und Chronisten immer mit einer großen Portion Mitgefühl intoniert.
Die prägnante Stimme von Peter Weis(Sir James Brackenbury) passt gut zu seiner Figur des alten Adligen, der nicht nur amüsiert und freundlich, sondern auch wütend und abweisend agiert. Ebenso beeindruckend ist Helmut Zierls(Herbert Stavert) Portrait des aufgeregten, von den Ereignissen geradezu verstörten Neffen. Valentin Stroh(Harry Brackenbury) spielt den älteren, etwas undurchsichtigen Sohn ebenso gekonnt, wie Dirk Petrick(Richard Brackenbury) den jüngsten Familiensproß, dessen Erschütterung schnell der Verblüffung weicht. Trotz seines kurzen Auftritts, gelingt es Christian Stark(Diener), in der Rolle des aufgeregten, beinahe panischen Bediensteten, eine bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch Rainer Gerlach(Inspektor) als überheblicher Polizeibeamter, der gar nicht so schnell reagieren kann, wie er von Holmes aufgezogen wird, bleibt dem Hörer mit seinem ratlosen Gestammel in Erinnerung.

Fazit:
Interessante Auftaktsituation, die aber im weiteren Verlauf in einen doch eher durchschnittlichen, wenn auch insgesamt soliden Kriminalfall mündet.

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