Rezension: Sherlock Holmes - 53 - Der maskierte Tod
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Rezension: Sherlock Holmes - 53 - Der maskierte Tod
Sherlock Holmes - 53 - Der maskierte Tod
Zum Inhalt:
Sherlock Holmes steht vor einem seiner schwersten Fälle. Ein Mann ist unter äusserst merkwürdigen Umständen ums Leben gekommen. Dessen Verlobte Sheila Darby ist sich zwar sicher, daß es Mord war, doch der Verdächtige hat ein lückenloses Alibi. Zunächst zweifelt der Meisterdetektiv, doch schnell verdichten sich die Hinweise, daß Miss Darby recht hat. Aber wie soll man den potentiellen Täter überführen?
Zur Produktion:
"The missing Valve", so der englischsprachige Originaltitel der hier zu Grunde liegenden Kurzgeschichte, wurde erstmals im Februar 1935 im renommierten "The Strand Magazine" veröffentlicht und stammt wieder von dem britischen Schriftsteller Herman Cyril McNeile (28.09.1888 - 14.08.1937). Für Kenner und Fans der Reihe ist damit auch klar, daß es sich eigentlich um eine "Ronald Standish"-Geschichte handelt, ein privater Ermittler, dessen Freund und Chronist unter dem Namen "Bill Layton" bekannt ist. Manche dieser Geschichten liegen leider unbestreitbar unter dem Niveau eines Sir Arthur Conan Doyle, doch diese hier ist meiner Meinung nach seiner durchaus würdig. Interessanterweise liegt der Fokus nicht auf dem Entlarven des Mörders, denn der steht ziemlich schnell fest, sondern allein auf der Ermittlungsarbeit des Meisterdetektivs. Natürlich sind Fälle, in denen man beides hat, die interessantesten, aber dieser hier punktet dafür kräftig durch die ausgeklügelte Mordmethode, die Sherlock Holmes vor eine echte Herausforderung stellt. Bis zum Schluß, also Holmes' Aufklärung, habe ich mitgerätselt, wie der Täter es wohl angestellt haben könnte. Dementsprechend ist auch die recht umfangreiche Laufzeit von über 80 Minuten wie im Flug vergangen, ohne daß das Hörspiel jemals langweilig wurde oder künstlich gestreckt wirkte. Das liegt unter anderem daran, daß Skriptautor Marc Gruppe beinah vollständig auf zusätzliche Dialoge verzichtet hat und sich auf wenige ergänzende Gespräche beschränkt, wie beispielsweise die kurze Auseinandersetzung zwischen Lestrade und Mrs. Martha Hudson. Natürlich mussten wieder einige Dinge abgeändert werden. So wurde aus dem Taxi eine Kutsche, aus dem Grammophon eine Phonowalze und aus dem Ventilator ein Lüftungsschacht. Selbst auf die kleinsten Details hat man geachtet, und so zündet sich Holmes hier selbstverständlich eine Pfeife und nicht etwa eine Zigarette an, wie in der literarischen Vorlage von McNeile. Die neu hinzugekommene Hausnummer 19 am Tatort spielt für den Ablauf ebensowenig eine Rolle wie die Tatsache, daß sich Holmes, Watson und Lestrade vor der Lösung des Falles eigentlich zunächst in der Bakerstreet treffen, statt, wie hier, direkt am Tatort. Auch bei dieser Geschichte ist es Gruppe erneut gelungen, die Vorlage wesentlich zu verbessern. Zum einen stellt er heraus, daß der Fingerabdruck nur auf einer der Scherben zu finden ist und nicht auch auf die angrenzende übergeht, ein wichtiges Detail, welches bei der Lösung des Falles hilft. Zum anderen arbeitet er das Tatmotiv wesentlich deutlicher heraus, welches bei McNeile lediglich angedeutet wird. Darüber hinaus wurde auch das Ende ein klein wenig erweitert, denn nur hier bekommt man Aufklärung über das Schicksal des Mörders.
Den Erfolg ihrer Hörspiele verdankt Titania Medien unter anderem auch der sorgfältigen Inszenierung durch die Produzenten und Regisseuere Stephan Bosenius und Marc Gruppe. Allein schon die Geräuschkulisse macht jede Geschichte hörenswert! In der Bakerstreet wird die Tür geöffnet und geschlossen, der Tee eingeschenkt, die Kanne anschließend auf das Tablett zurückgestellt, der Löffel klappert dezent in der Tasse, im Hintergrund knistert ein Kaminfeuer, der Wind pfeift leise durch die Ritzen, und das Papier des Briefes raschelt beim Auseinanderfalten. Der Zugang zum Tatort wird mit einem passenden Motorgeräusch des Lifts untermalt und selbstredend auch das damals übliche Gitter, statt der heutzutage gewohnten Lifttür, nicht vergessen. In der Wohnung des Verdächtigen tickt dezent eine Standuhr, Holmes Bleistift kratzt über das Papier seines Notizblockes, und als der Meisterdetektiv das Fenster öffnet, dringt der Straßenlärm (bestehend aus fahrenden Kutschen, wiehernden Pferden und vorbeieilenden Menschen) herauf. Einzig die übereinandergelegten Schrittgeräusche von Holmes, Watson und Lestrade konnten mich nicht überzeugen, da diese Mischung einfach nicht natürlich klingt.
Die musikalische Untermalung der einzelnen Szenen ist überaus gelungen und wird teilweise mit den zur damaligen Zeit üblichen Instrumenten wie Geige und Klavier eingespielt. Dazu gehören unter anderem die Titel- und die heitere Zwischenmelodie, welche man beide aus vorangegangenen Folgen bereits kennt. Doch auch der Synthesizer kommt für bedrohliche, düstere und teilweise treibende Sounds zum Einsatz. Highlight ist für mich aber die absolut authentische Phonographenmelodie. Neben dem Hall, mit dem einige Dialoge unterlegt sind, um zu verdeutlichen, daß sie in der Vergangenheit stattfinden, kommt noch ein weiterer Effekt zum Einsatz. So werden die Dialoge, welche hinter einer geschlossenen Tür stattfinden, künstlich dumpf gestaltet, ohne daß darunter jedoch die Verständlichkeit leidet.
Zu den Sprechern:
Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) und Detlef Bierstedt(Dr. Watson) sind einfach ein wunderbares Team, das sich gegenseitig die Bälle zuspielt. Tennstedt ist der kühle Analytiker, der sich aber weder zu fein ist, einen Witz zu machen oder Watson und Inspektor Lestrade zu erschrecken, und Bierstedt, der auch das Intro spricht, ist sein mitfühlender Adlatus, den die detektivischen Schlussfolgerungen seines Freundes immer wieder überraschen. Die kleinen Seitenhiebe, die er dem Inspektor regelmäßig versetzt, sind amüsant und lockern das Geschehen immer wieder auf. Die neugierige, überaus forsche Hauswirtin Regina Lemnitz(Mrs. Martha Hudson) macht das Trio perfekt, und ihre kurze Auseinandersetzung mit Lestrade ist ein kleines Highlight der Folge.
Die raue Stimme von Lutz Reichert(Inspector Lestrade) passt ausgezeichnet zu der Figur des stets von Holmes' Fähigkeiten überraschten, gestandenen Polizeibeamten, der aber auch diesen Fall wieder einmal nicht ohne die Hilfe des Meisterdetektivs lösen kann. Kristine Walther(Sheila Darby) überzeugt mit ihrer wohlklingenden Stimme als traurige Verlobte, die fest entschlossen ist, mit Hilfe von Sherlock Holmes den Mörder ihres zukünftigen Gatten seiner gerechten Strafe zuzuführen. Sprecherisches Highlight ist für mich Claus Thull-Emden(Raymond Tranton) in der Rolle des abgebrühten Tatverdächtigen, dessen Fassade nach und nach zu bröckeln beginnt. Gegen Ende des Hörspiel neigt er zwar ein ganz klein wenig zum Overacting, aber in Anbetracht seiner Lage passt das schon wieder. In einer kleinen Nebenrolle ist noch Peter Weis(Major Vrowson) als sachlicher ehemaliger Militäroffizier zu hören, und Marc Gruppe hat gleich drei gelungene, wenn auch kurze Auftritte: als verblüffter, etwas ratloser Gerichtsmediziner, als genervter Portier Johnson und einen ultrakurzen Part als Sergeant, dem ein Ausruf der Verblüffung entfährt.
Fazit:
Für mich ganz klar ein Highlight unter den bisherigen McNeile-Adaptionen.
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