Japan-Tag in Düsseldorf
Ich will berichten vom Japan-Tag, der in Düsseldorf am 14. Juni 2008 stattfand.
Recht kurzfristig erfuhr ich im Pranke Forum, dass es einen solchen Tag gibt, wo man die japanische Kultur näher kennen lernen kann. Schnell informierte ich mich im Internet weiter dazu und suchte mir die nötigen Unterlagen, wie Wegbeschreibung, Veranstaltungsflyer und Zugverbindungen zusammen. Zudem wurde der Event gleich in der Nachbarstadt veranstaltet, was es für mich noch greifbarer werden ließ. Jedoch zögerte ich bis zum Schluss, da mir die geeignete Begleitung fehlte und ich somit allein war.
Letztendlich entschloss ich mich dennoch hin zu fahren und setzte mich in den Zug.
Auf dem Düsseldorfer Bahnhof angekommen schwante mir schon nichts Gutes, denn meine Augen erblickten viele Cosplayer, also Jugendliche die sich wie ihre Manga und Anime Helden kleideten. Das war ja nun nicht wirklich meine Welt, denn so verrückt bin ich nicht, obschon ich in der Anime Szene bin.
Naja, Augen zu und durch hieß die Devise, und so machte ich mich auf den Weg zum Burgplatz, wo das Ganze stattfinden sollte. Die vielen Cospler sah ich während des gesamten Weges. Und sie wurden im letzten Abschnitt von denen ausgelacht, die zuhauf in den Gaststätten und Straßencafés saßen, denn zu allem Übel war auch noch ein EM Spiel.
Nun, die Mädels waren sehr selbstbewusst und ließen sich davon nicht beirren. Mir persönlich was das aber immer noch recht unangenehm, war ich hier der einzige Normalo?
Das änderte sich aber schlagartig, als der Burgplatz erreicht war. Hier fanden sich viele Menschen, die normal gekleidet dem Geschehen auf der Bühne folgten, wo Bürgermeister Dirk Elbers, der Präsident des Japanischen Clubs Hirohi Miyake, der japanische Generalkonsul Shin Maruo und ein Dr. Michael Stuckradt gerade mit einem kräftigen „kanpai“ anstießen und den Japan-Tag damit eröffneten.
Es folgte die Gruppe
HINOKIYA, die mit traditionellen und etwas neueren Instrumenten musizierten und zwar auf sehr ansprechende Weise. Das klang wirklich herrlich und ich war schon drauf und dran eine CD zu kaufen. Ich entschied mich dann aber doch dagegen und begab mich auf die Suche nach den sportlichen Demonstrationen. Irgendwie konnte ich die aber nicht finden (dabei hätte ich mit nur um 180° von der Festbühne wegzudrehen brauchen). Somit schlenderte ich etwas in der Gegend herum.
Ich begab mich also auf den Weg in Richtung Samurai Lager. Dabei kam ich an mehreren Buden vorbei an denen kräftig verkauft wurde. Kulinarisches, wie auch diese Glücksbringersachen und noch vieles mehr.
Das war mir im ersten Moment zuviel Trubel, weswegen ich einfach Hals reckend langsam daran vorbei weiter ging. Als ich dann die Wiese erreichte erblickten meine Augen sogleich die Bogen Schützen, die mit ihren Mannshohen Bogen auf eine viel zu klein erscheinende Zielscheibe schossen.
Kyudo nennt sich diese Sportart, die von den Sportlern mit viel Konzentration und Sinn für japanische Tradition ausgeführt wird. Man verbeugt sich vor jedem Schuss und es gibt auch bestimmte Rituale den Bogen in Bereitschaft zu bringen und dergleichen. Ein sehr interessanter Sport, der auch viel Ruhe verlangt.
Weiter ging’s zu den Samurai Sachen und hier wurden einige schmucke Rüstungen gezeigt. Interessant anzusehen. Mich störte jedoch etwas, dass in den Rüstungen fast ausschließlich Deutsche steckten. Lediglich einen Asiaten konnte ich hier ausmachen, bei dem das Ganze doch wesentlich besser passte, als bei den anderen. Schlecht machen möchte ich sie deswegen nicht, nur gefällt es mir rein asiatisch eben besser.
Weiter gab’s hier nicht zu sehen, weswegen ich mich wieder auf den Rückweg zur Bühne machte um auch in die andere Richtung mal zu schauen.
Ständig begleiteten einen Cosplayer, die mit ihren Kostümen durch die Gegend sprangen und auf Anime Held machten. Es war so gesehen schon amüsant.
Ich erreichte wieder die Futterbuden und erhaschte eine freie Stelle. Frittiertes Hühnerfleisch und eine
"Ramune" Limonade war meine Ausbeute. Mann war das lecker und meine erste Mahlzeit an diesem Tag. Die Flasche der „Ramune“ Limonade ist etwas besonderes, denn hier gibt es keinen Kronkorken und dergleichen, sondern diese ist mit einer Glaskugel verschlossen, die man hinein drücken muss. Der Inhalt ist ein köstliches Limonadengetränk, das ich im Geschmack nicht wirklich mit einheimischen Getränken vergleichen könnte. Das frittierte Huhn war unheimlich zart und schmeckte vergleichbar wie meine Gyoza Teigtaschen, die ich einmal selbst zubereitet hatte. Das lag wohl sicherlich am Sake.
Nachdem ich weiter gegangen war erblickte ich eine große Treppe, die hinunter zum Rhein führte.
Diese war bevölkert von Massen von Cosplayern, die sich im unteren Bereich sogar Duelle lieferten. Die gingen voll auf in ihren Rollen.
Ich erspähte dann auch endlich die Sporttribüne, auf der für 15:00 Uhr die Judovorführung angekündigt wurde.
Da war noch etwas Zeit, weswegen ich etwas weiter schlenderte.
An verschiedenen Ständen kam ich vorbei. An welchen Manga gezeichnet wurde, wo man
Origami falten,
Go spielen lernen konnte, oder dem
Ikebana, der japanischen Steckkunst, frönen durfte. Es durfte sich aber auch geschicklich betätigt werden, denn hier fanden sich auch traditionelle Spielchen, wie das Fischen von Figuren aus einem Wasserbassin mit Hilfe eines Käschers der nur mit schnell reißendem Papier bespannt ist. Wird das Papier feucht, reißt es noch schneller. Es ist somit gar nicht so einfach.
Zudem gab es einen Stand, wo man sich in einen Kimono einkleiden lassen durfte und danach fotografiert wurde.
Ich kam auch an einem Stand vorbei, bei dem über japanisches Theater informiert wurde. Hier befanden sich auch ein eine junge und etwas ältere Frau im Kimono sowie ein Mann, der eine Reisbauerkluft trug. Schnell den Fotoapparat gezückt und Bild geschossen, bevor ich weiter ging, vorbei an Ständen in denen Klamotten der japanischen Poppkultur verkauft wurden.
Es gab auch noch einiges mehr, bis am Ende sich eine Firma vorstellte, die die traditionellen Trommeln (Teiko) herstellt.
Ich wendete also wieder und begab mich abermals zurück zur Festbühne, jedoch war dies auch der Zeitpunkt, wo ein heftiger Regenschauer hernieder ging und mit unschönen Windböen die Besucher in die Flucht trieb.
Ich suchte mir ein relativ Wind geschütztes Fleckchen und streifte meine Regenbekleidung über. Alle warteten darauf, dass es besser wurde. Nach dem Wind folgte noch ein etwas stärkerer Regenguss, der meine Kleidung immer mehr aufweichen ließ.
Ich war drauf und dran wieder Heim zu gehen, lief aber auf dem Burgplatz noch etwas auf und ab.
Dann meldete sich die Moderatorin mit ihrer Kollegen zu Wort und offerierte, dass es wegen des Regens, der mittlerweile aber erst einmal aufgehört hatte, zu Programmänderungen kommen musste.
So folgte ein Mann, der Weltmeister im Origami ist. Er erzähle den Zuschauern etwas über diese beeindruckende Faltkunst und führte dabei sein mitgebrachtes Fluggerät vor. Der erste Flugversuch schlug fehl, doch beim Zweiten flog das Teil schnurgerade bis zum anderen Ende der Bühne. Wirklich beeindruckend.
Die Moderatorin, die hier aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzte machte normal die Moderation für die japanischen Gäste, die in der Stunde immer zahlreicher wurden, denn es folgten Darbietungen bei denen ihre Kinder mit wirkten.
So kam nun der Kinderchor der japanischen internationalen Schule, der einige Lieder zum Besten gab. „Horcht was kommt von Draußen rein“
![Ick gloob ick spinne! :hammer:](./images/smilies/icon_hammer.gif)
von Japanern gesungen zu hören war dabei recht amüsant. Und sie sangen auch noch einige japanische Lieder. Zum Abschluss musste das Publikum dann bei „Horcht was kommt von Draußen rein“ mit singen.
Direkt darauf folgte das Bläserensemble der Schule und als ich die vielen Mädchen in Kimonos erblickte sagte ich mir, dass ich nun doch noch etwas bleiben werde.
Es folgte die Truppe „Ensemble sans frontières Hilden“, die mit ihren empfindlichen Streichinstrumenten wegen des Regens eigentlich vorerst nicht auftreten wollten. Sie haben’s dann aber doch getan und eine ganz interessante Darbietung gebracht, wobei eine Frau im Kimono sang. Einige Elemente dieses Singsangs kannte ich schon etwas. Interessant das auch mal live zu erleben.
Die Moderatorin kündigte nun einen über 80 Jährigen an und holte einen Mann auf die Bühne, der mal Spieler bei Fortuna Düsseldorf gewesen ist. Das war eingeschoben, um die Zuschauer während der Vorbereitungsarbeiten auf der Bühne, bei der Stange zu halten.
Die darauf folgende Preisverleihung des Street Soccer Wettbewerbs war wenig interessant, aber auch recht schnell vorbei.
Es folgte nun aber ein hochkarätiges Ereignis auf das andere.
Begonnen wurde mit traditionellem Theatertanz. Die ältere Frau und die junge Frau, die ich an einem Stand gesehen hatte, traten hier auf und führten beeindruckende Darbietungen aus. Begleitet von einer unbeschreiblichen Musikuntermalung vollführten sie herrliche Tänze die mit hiesigen Vorstellungen von Tanz nichts gemein haben.
Für mich der absolute Hochgenuss.
Doch es ging weiter.
Nun wurden mannshohe Seiteninstrumente aufgestellt und wieder betraten mehrere Frauen im Kimono die Bühne. Fragt mich wie die Instrumente heißen, ich weiß es nicht mehr.
Die Frauen hatten ein sehr edles Auftreten, was wohl sicher auch ihrer Kleidung, dem Kimono zu verdanken war. Jedenfalls erspähte ich dabei auch eine besonders hübsche junge Frau. Wie sich herausstellte die Tochter der Dame, die die Ansage übernahm. Eine sehr amüsante Person, die zwischenzeitlich ihre Notizen fallen ließ und dabei so etwas den Faden verlor.
Jedenfalls folgte eine Darbietung die mir ebenso die Schauer über den Rücken trieb. Das war es weswegen ich hier her kam. So etwas live zu erleben.
Herrliche Klänge entlockten sie den Instrumenten.
Darauf folgte ein Frauenchor, dessen Lieder von einer sehr ausdrucksstarken Tänzerin begleitet wurden. Mit verschiedenen Requisiten agierte sie und verdeutlichte unterschiedlichste Gefühlsregungen in Form von Tanz. Einmal sogar mit einer Maske, die sie mit dem Mund fest hielt. Absolut interessant.
Der direkt daran auftretende Männerchor sang das „Heideröslein“, mehrere japanische Lieder und ein deutsches Trinklied, bei dem auch das Publikum wieder gefordert war.
Im Anschluss daran kam die "
Watanabe Tanzgruppe" bei der Mädchen in verschiedenen Altersgruppen mit traditionellen Tänzen ihr Können den Zuschauern vorführten.
Besonders aufgefallen sind mir dabei zwei vollkommen schwarz gekleidete Frauen, die sogar mit einem schwarzen Schleier bekleidet waren.
Diese schnürten den Kindern während des Tanzes hinter aufgebauten Wänden verschiedene Requisiten bzw. Bänder an und ab.
Besonders in der Vorführung mit den kleinsten Tänzern war eine von ihnen zugegen, denn sie leitete das jüngste Mitglied an, das noch nicht alles so konnte wie die Größeren. Sie tat mir so leid, weil sie sich auf der Bühne so klein machen musste um nicht zu sehr aufzufallen.
Europäer würden sich an so etwas doch eher stören, doch ich weiß, dass Japaner keinerlei Probleme mit so etwas haben. Dort kann man dies weit leichter ignorieren und sie voll auf das eigentliche konzentrieren.
Der Abschluss der Vorführung war ein Tanz zweier älterer Frauen, die ebenso eine wunderhübsche Darbietung brachten.
Was nun folgte war für viele das Highlight des Tages, denn die Truppe
TENTEKKO nahm Aufstellung und postierte ihr Trommeln auf der Bühne. Danach ging’s los und der Burgplatz bebte.
Einfach klasse, was die Frauen und der eine Mann da zum Besten gaben.
Trommelrhytmen, die den Brustkorb vibrieren ließen und das Publikum zu Beifallsstürmen trieben.
Für mich war es der krönende Abschluss, denn nach so vielen Stunden ununterbrochenen Stehens musste ich gehen. Dabei bemerkte ich wie voll der Platz mittlerweile geworden wahr. Ich kam mir vor wie in einer U-Bahn, in der Rush Hour, von Tokio.
Beim Gehen sah ich dann noch einige Japaner, die sich gerade für den Tag gekleidet hatten und dort in Kimono und dergleichen standen. Wie bei einem der vielen Festlichkeiten wie ich sie aus den japanischen Filmen kenne.
Der Weg nach Hause war dann geprägt von Schmerzen im Rücken und einem unsicheren Gang, da ich den ganzen Tag so wenig zu mir genommen hatte. Auch war ich etwas wehmütig, da es jetzt vorbei war. Zu Hause viel ich dann Todmüde ins Bett.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir der Tag trotz einiger frustrierender Momente doch sehr gut gefallen hat. Besonders die Zweite Hälfte war ungemein bereichernd.
Letztendlich hätte mir das Ganze in Begleitung aber wesentlich mehr Spaß gemacht.
Ich ärgere mich zudem auch, nicht mehr von den übrigen Sachen erlebt zu haben, aber wie gesagt, mit Begleitung wäre das sicher anders geworden.
Und letztendlich waren auch eine ganze Masse Menschen anwesend.
Das Feuerwerk und den Bon Tanz hab ich nicht erlebt. Das wäre mir zu spät geworden.
Der Japan-Tag hat mich für Japan noch weiter begeistert. Ich werde sicherlich auch im nächsten Jahr dort hin gehen. Diesmal jedoch nicht allein. Aber werde auch schon vorher nach anderen Dingen Ausschau halten um noch etwas mehr zu erfahren und zu erleben.