Rezension: Die Elfen - 01 - Der Untergang von Vahan Calyd
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Rezension: Die Elfen - 01 - Der Untergang von Vahan Calyd
Die Elfen - 01 - Der Untergang von Vahan Calyd
Zum Inhalt:
In Vahan Calyd haben sich die Völker von Albenmark versammelt, um das Ritual der Bestätigung von Elfenkönigin Emerelle abzuhalten. Mitten in den Feierlichkeiten überfallen Trolle die Stadt und verwüsten sie. Emerelle wird bei dem Angriff schwer verletzt, und ihr treuer Schwertmeister Ollowain, sowie eine handvoll Getreue, fliehen mit der Verwundeten in eine ungewisse Zukunft.
Zur Produktion:
Jeder, der sich schon einmal mit dem Genre beschäftigt hat, weiß, daß Fantasy nicht gleich Fantasy ist. Zu den vielen verschiedenen Gattungen zählen unter anderem Sword & Sorcery, wie beispielsweise die Geschichten um Conan, Dark Fantasy, in der Horrorelemente genauso eine Rolle spielen wie Leidenschaft und Erotik und die sogenannte High Fantasy, zu der die Elfensaga gehört. High Fantasy zeichnet sich vor allem durch detaillierte Darstellungen eigener Welten mit den dazugehörigen Lebewesen aus. Meist ist der Aufbau schematisch und beginnt mit der Bedrohung eben dieser Welten durch dunkle Mächte, denen sich kleine Gruppen von Rechtschaffenen entgegenstellen. So ist es auch bei der Elfensaga.
2004 schrieb Autor Bernhard Hennen zusammen mit dem amerikanischen Schriftsteller James Sullivan das Buch "Die Elfen". Zwei Jahre später erschien dann der Nachfolgeroman "Elfenwinter", diesmal nur von Hennen verfasst, auf dem die ersten fünf Hörspiele aus der neuen Folgenreich-Serie basieren. Insofern ist der Titel etwas unglücklich gewählt, denn er könnte dem Käufer leicht suggerieren, es handele sich um die Vertonung des ersten Buchs. Dieses wurde vermutlich weggelassen, damit man nur mit dem deutschen Autor bzw. Verlag bezüglich der Rechte verhandeln musste.
Erfreulicherweise bleibt der Hörgenuss davon ungetrübt. Dank des sparsam eingesetzten Erzählers(Alvias), der gleichzeitig einer der Protagonisten ist, findet man sich schnell in der zunächst noch unbekannten Welt zurecht, und die binnen kurzem einsetzende Dramatik, durch den Überfall der Trolle, tut ein übriges, um das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes Schlag auf Schlag, Action wird großgeschrieben. Die Charakterisierung der Personen erfolgt hauptsächlich durch ihre Taten, und man entwickelt schnell Sympathien für die einzelnen Akteure. Trotzdem gab es einige Element, die mich gestört haben. Da wäre zunächst die Sache mit den Trollen, die übers Meer kommen. In allen mir bekannten Fantasyromanen werden diese Wesen als extrem wasserscheu bezeichnet, und es fiel mir entsprechend schwer, ihr Verhalten hier als glaubwürdig anzusehen. Daß die Pferdemenschen Kentauren und nicht wie sonst üblich mit "C" oder "Z" geschrieben werden, kann ich verschmerzen, empfand ich dennoch als überflüssige, etwas erzwungene Abgrenzung zu ähnlichen Werken. Wirklich ungewöhnlich ist hingegen die Rolle der Kobolde. Diese treten bei Hennen als Untergebene der Elfen auf, und ein Volk wird gar als "Die Holden" bezeichnet. Das will nicht so recht zu meinen bisherigen Erfahrungen mit Kobolden in Fantasygeschichten passen, wo sie eigentlich immer negativ dargestellt werden und eher wenig „Holdes“ besitzen. Zugegebenermaßen sind das alles rein subjektive Wahrnehmungen. Da ich die Buchvorlage nicht kenne, kann ich mir natürlich kein Urteil über die Detailtreue erlauben, aber zumindest darf ich sagen, daß das Skript, für mich als Neueinsteiger, keine Wünsche offenließ. Davon abgesehen nimmt man sich immerhin fünf Hörspiele (mit jeweils 75 bis 80 Minuten) lang Zeit, um den 890 Seiten dicken Roman umzusetzen.
Dennis Erhardt ist nicht nur für das Skript, sondern auch für die straffe Regie und die gelungene Produktion verantwortlich. Darüberhinaus hat er, zusammen mit Marco Göllner und den bereits durch die Hörspielreihen um John Sinclair und Don Harris bekannten ear2brain productions, den rasanten Sprachschnitt entworfen. Das opulente Sounddesign stammt von Marco Göllner, Dennis Schuster und besagten ear2brain productions. Hier stimmt einfach alles. Die Geräuschkulisse ist außerordentlich üppig und passt zum Geschehen. Die von Andreas Meyer stammende wuchtige Musik tut ein Übriges, um die epische Dimension der Handlung angemessen zu unterstreichen.
Zu den Sprechern:
Genauso umfangreich wie der Sound ist die Sprecherriege. Wenn man alle Akteure zusammenzählt, kommt man auf unglaubliche 46 Personen, die hier am Werk sind, einschließlich eines 15köpfigen Trollchores unter der Regie von Sebastian Breidbach. Der Übersichtlichkeit halber werde ich deswegen anhand der verschiedenen Rassen auf die einzelnen Sprecher eingehen.
Elfen:
Bernd Rumpf(Ollowain) umgibt von Anfang an eine Aura des Starken. Seine meist kurzen Sätze spricht er kraftvoll und mit punktgenauer Betonung. Helmut Zierl (Alvias) ist in dieser Folge eigentlich komplett auf den Erzählerpart beschränkt, den er mit viel Gefühl vorträgt. Daniela Hoffmann (Emerelle) hat eine beinahe alterslose Stimme, die wunderbar zu der Elfenkönigin passt. Celine Fontanges(Lyndwyn) spielt ihre Rolle als undurchsichtige Magierin ebenso gekonnt, wie Cathlen Gawlich(Silvyna) die rechtschaffende Elfin. Andreas von der Meden(Shahondin) ist großartig als verschlagener und selbstsüchtiger Herzog, und Tim Kreuer, als sein Sohn Vahelmin, gelingt es mit den wenigen Sätzen, die er hat, seinem Charakter Leben zu verleihen. Abgerundet wird die Elfencrew von Hasso Zorn(Hallandan) und Dina Kürten(Sansella), als seine Tochter. Beide verkörpern ihre Figuren so intensiv, daß man bei ihrem tragischen Schicksal förmlich mitleidet.
Trolle:
Mit Tilo Schmitz(Orgrim) ist die Rolle des ehrgeizigen jungen Trolls, der nach dem Amt seines Anführers Branbart strebt, gut besetzt. Den gibt Douglas Welbat zwar souverän und mit der richtigen Prise boshafter Überheblichkeit, aber am intensivsten ist mir in dieser Reihe eindeutig Luise Lunow (Skanga, die Schamanin) im Gedächtnis geblieben. So viel Gemeinheit und Niedertracht mit unterschiedlichsten Stimmlagen zum Ausdruck zu bringen, kann man nur als beachtliche Leistung bezeichnen. Über weite Strecken ihres Auftritts hatte ich fast den Eindruck, gar keine Frau, sondern stattdessen einen Mann zu hören.
Ebenfalls treffend ist Simona Pahls Darstellung der Schmanenschülerin Birga. Trotz der relativ kurzen Parts versteht sie es gekonnt, ihrer Stimme eine Brutalität zu geben, die so manchen männlichen Sprecher in den Schatten stellt.
Frank Felicetti(Boltan), Jan-David Rönfeldt(Dumgar) und Thomas Petruo(Gran) agieren solide, ich empfand sie jedoch nicht als so beeindruckend wie die Vorgenannten.
Kentauren:
Ich muss ja zugeben, daß die Kentauren mir mit ihrem trockenen Humor am besten gefallen haben. Martin Keßler(Orimedes) und Martin Sabel(Antafes) hört man die Spielfreude jederzeit an, und die teilweise derben Dialoge bringen einen immer wieder zum Schmunzeln.
Kobolde:
Wie schon weiter oben erwähnt, konnte ich mit den beiden Kobolden nicht richtig warm werden, ohne wirklich sagen zu können, warum. Unter anderem wohl deshalb, weil Stefan Fredrich(Maruk) und Oliver Kalkofe(Gondoran) so extrem weich sprechen. Trotzdem machen die zwei ihre Sache beachtlich, und Fredrichs Maruk kommt mit seiner kriecherischen Untergebenheit gegenüber den Trollen genauso realistisch rüber, wie Kalkofe als loyaler und immer um Hilfe bemühter Gondoran.
weitere Bewohner von Albenmark:
Benjamin Dittrich, Dennis Erhardt, Marion Elskies, Janis Grossmann, Frank Gustavus, Christopher Hamann, Günter Lach, Christian Langmann, Regina Lemnitz, Alexander Rieß, Thomas Schmuckert und der 15 köpfige Troll"chor" vervollkommnen die brilliante Besetzung.
Fazit:
Fulminanter Auftakt zu einer neuen Fantasyserie, die so manche Konkurrenzproduktion in den Schatten stellt und nicht nur eingefleischten Genrefans Vergnügen bereiten dürfte.
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