Rezension: Die Elfen - 05 - Elfenwinter
Verfasst: Do 26.04.2012, 15:47
Die Elfen - 05 - Elfenwinter
Zum Inhalt:
Alfadas Mandredson kann sich nicht lange an seinem Sieg über die Trolle erfreuen. Sein Heimatdorf ist verwüstet worden und seine Frau Asla mit den beiden Kindern Ulric und Kadlin vor der Übermacht geflohen. Unterdessen haben die Trolle auch die immer noch schlafende Elfenkönigin Emerelle aufgespürt und belagern nun deren Zufluchtsort. Verzweifelt versucht eine Handvoll Menschen den Bestien zu trotzen.
Zur Produktion:
Mit Elfenwinter, der fünften Folge aus der Reihe "Die Elfen", ist die Vertonung des gleichnamigen Romans abgeschlossen, und es tut schon ein bisschen weh, von den teils liebgewonnen Charakteren Abschied zu nehmen. Fantasyfans und Freunde dieser Serie können nur hoffen, daß auch die weiteren Bände in Zukunft eine Verhörspielung durch das Label Zaubermond erfahren.
Für die (hoffentlich nicht für immer) letzte Folge gibt es von Drehbuchautor Dennis Ehrhardt, der gleichzeitig auch als Produzent und Regisseur agiert, jedenfalls einen spannenden Abschluß, der es wirklich in sich hat. Selbst Einsteiger oder Teile-Auslasser dürften keine Probleme haben, da zu Beginn noch einmal eine kurze Zusammenfassung der vorangegangenen Geschehnisse erfolgt. Um auf keinen Fall zuviel zu verraten, will ich nicht allzu sehr auf den Inhalt eingehen, nur so viel sei gesagt: es wird richtig dramatisch. Die Ereignisse überschlagen sich, und Erhardt beweist viel Geschick, wenn es darum geht, verschiedene Aktionen an unterschiedlichen Orten in ein Zusammenspiel zu bringen. So fiebert man bis zum Ende mit, denn vor allem das Schicksal von Asla und Kalf dürfte wohl keinen Hörer ungerührt lassen. Besonders gefallen hat mir zum einen, daß der Autor nach dem eigentlichen Schluß noch einen Epilog folgen lässt, anstatt die Handlung einfach abzubrechen und zum anderen, daß der Fokus der einzelnen Folgen auf unterschiedlichen Protagonisten lag. Auf diese Weise ergaben sich immer neue Blickwinkel, und der harmonische Ausklang sorgt nun quasi zur Komplettierung dafür, daß der Hörer nicht ganz so abrupt in die Welt außerhalb des Hörspiels entlassen wird.
Neben einer mitreißenden Geschichte trägt natürlich auch die sorgfältige Produktion zum Hörvergnügen bei. Den Sound kann man nicht anders als bombastisch nennen. Die episch angelegten Musikstücke geben dem Ganzen eine besondere Dynamik, da sie oft das Tempo wechseln. Mal sind sie treibend und sehr im Vordergrund, um dann wieder ruhiger zu werden und schmeichelnd hinter der Szenerie zu erklingen. Ebenso beeindruckend wie die Musik, ist auch die enorme Vielfalt der eingesetzten Geräusche. Exemplarisch genannt sei hier vor allem die Eröffnungsszene am Meer, in der die Leichen der Gefallenen verbrannt werden. Man hört Brandungsrauschen, lodernde Flammen und vor allem all die kleinen Laute, die während einer solchen Tätigkeit entstehen, wie Kleiderrascheln oder das Rasseln eines Kettenhemdes. Aber auch bei den Actionszenen gibt es akustisch ordentlich was aufs Ohr. Dabei gelingt ear2brain productions, die unter anderem für das Sounddesign verantwortlich sind, das Kunststück, den Kampflärm mit lebensnaher Lautstärke einzuspielen, ohne daß die Verständlichkeit der Sprecher darunter leidet. Letztlich sind es aber die sorgfältigen "Tonverfremdungen" entsprechend dem jeweiligen Handlungsort, die die perfekte Atmosphäre nochmals besonders abrunden. Egal ob ein leichter Hall in den Bergsequenzen oder der gedämpfte Ton beim Tauchgang der beiden Kinder, der Hörer hat den Eindruck, er sei live dabei.
Zu den Sprechern:
Wie schon gewohnt, orientiere ich mich auch diesmal wieder an der Einteilung im Booklet nach Rassen, um die Leistungen der Sprecher zu würdigen.
Menschen:
Bedingt durch die Anzahl der Sprecher, kann natürlich nicht jeder einen gleich großen Anteil am Text haben. Dementsprechend möge man mir verzeihen, wenn der eine oder andere ein wenig zu kurz kommt. Sprecherisches Highlight und gleichzeitig eine der Hauptpersonen ist für mich diesmal Dagmar Dreke(Asla). Einfach phantastisch, wie scheinbar mühelos sie ihr Spiel zwischen der tapferen, starken Kämpferin und der liebevollen, weichherzigen Frau und Mutter wechseln kann. Ebensogut ist ihr (Sprech)partner Martin May(Kalf), dessen emotionale Ausdrucksweise die gleiche Spannbreite abdeckt wie die von Dreke. Phillip Draeger(Ulric) und Carla Sachse(Halgard) beeindrucken mit ihrer natürlichen Darstellung der beiden Kinder auf der Flucht. Ich wünsche mir sehr, daß diese beiden noch sehr jungen Sprecher ihre Natürlichkeit behalten und vor allem uns Hörern auch in Zukunft erhalten bleiben. Sascha Rotermund(Alfadas) ist perfekt als Verkörperung des Anführers der menschlichen Truppen, dessen Antrieb zwischen beinahe unmenschlicher Sachlichkeit und planloser Rachsucht schwankt. Dirk Hardegen(Lambi) lockert das Geschehen mehr als einmal durch seine Sprüche auf, und Helmut Winkelmann(Sigvald) bildet mit seiner brummigen, aber in jeder Lautstärke klar verständlichen Stimme einen ruhenden Pol. Christian Schult(Gundar)hat zwar nur einen recht kurzen Part, hinterlässt aber dank seiner bewegenden Art einen bleibenden Eindruck. Erik Schäffler(Kodran) und Jürgen Holdorf(Olav) erwecken zwar ihre Figuren durchaus zum Leben, bleiben allerdings aufgrund der Begrenztheit ihres Textes ein wenig farblos. Nicht ungenannt bleiben soll auch die fünfjährige Lilli Martha König(Kadlin), die mit ihrem kindlichen Charme bezaubert.
Trolle:
Bei den Trollen laufen auch die Rollen in ihren gewohnten Bahnen ab. Lediglich Tilo Schmitz(Orgrim) ist es vergönnt, seinen Charakter mit einer größeren Tiefe zu versehen. Sein Portrait des Rudelführers mit Ambitionen ist trotz des zunächst banal wirkenden Textes durchaus vielschichtig angelegt. Leider gilt das nicht für den Rest der Trollbande, die in ihren klischeehaften Texten gefangen bleiben. Jan-David Rönfeldt(Dumgar) ist der beinah überzogen wirkende, brutale Herzoge, der am besten Befehle geben kann, während Frank Felicetti(Boltan) den einfältigen, aber ergebenen Unterling gibt. Simona Pahl(Birga) kann mich auch diesmal nicht als verschlagene Schamanin überzeugen. Irgendwie hört sie sich einfach nicht boshaft genug an. Die Stimme von Frank Gustavus(Brud) ist dermaßen tief, daß ich manchmal Schwierigkeiten hatte, ihn zu verstehen.
Elfen:
Obwohl es sich ja eigentlich um eine Auseinandersetzung zwischen Elfen und Trollen handelt, kommen Erstere erstaunlich wenig zu Wort, selbst Helmut Zierl(Meister Alvias/Erzähler) ist diesmal kaum zu hören. Das trifft auch auf Bernd Rumpf(Ollowain) und Cathlen Gawlich(Silvyna) zu, deren Auftritte so klein sind, daß sie beinahe drohen, komplett unterzugehen. Lediglich Daniela Hoffmann(Emerelle) hat mehr Text und erstrahlt als ehrwürdige, endlich wiedererwachte Elfenkönigin.
Weiter Bewohner von Albenmark:
In wahren Minirollen bekommt man außerdem noch Mia Diekow, Celine Fontanges und natürlich den ehrenamtlichen 15-köpfigen Trollchor unter der Regie von Sebastian Breidbach zu hören.
Fazit:
Glänzender Abschluß der kleinen Reihe, bei der eine Fortführung leider noch unsicher ist.
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