Nolans Batman-Trilogie
Verfasst: Di 05.07.2005, 21:00
Am Wochenende gabs im Nachtkino die englische Fassung des hochgelobten "Batman Begins", dem ich auch schon seit geraumer Zeit entgegenfieberte. Ich hatte bewußt möglichst nichts über den Film in Erfahrung gebracht, um ihn möglich unvoreingenommen und ohne bestimmte auf mich wirken lassen zu können (obwohl die ständigen "Der beste Batman aller Zeiten"-Aussagen natürlich schon meinen Gehörgang passierten und Spuren hinterließen ). Um es kurz zu machen: Meine Lieblingsbegleiterin und meinereiner wurden leider enttäuscht
Wie einige wissen werden, liebe ich die Batman-Filme von Tim Burton; insbesondere den zweiten Teil, in dem Burton es schafft eine märchenhafte Comic-Fantasy-Welt auf der Leinwand lebendig werden zu lassen, die bis heute meiner Ansicht nach in ihrer (visuellen) Faszination nahezu unerreicht geblieben ist. Dass Burton den Comics damit nicht ganz gerecht wurde und er Batman zur Randfigur deklassierte, da ihn die Bösewichter weit mehr interessierten, ist mir natürlich bekannt - dennoch schätze ich die filmischen Interpretationen der Geschichte des Dunklen Ritters sehr.
Die quitschbunten Filmchen von Joel Schumacher atmeten dann ja bekanntlich eher den Geist der genialen Adam West-TV-Serie; sie gefielen mir daher zwar ganz gut, aber ernst nehmen konnte man sie natürlich keinen Moment lang. Val Kilmer war in meinen Augen der fehlbesetzteste Batman aller Zeiten, George Clooney glänzte dagegen wenigstens als hundertprouzentige Karikatur ("Hallo, ich bin Batman!")
Mit "Batman Begins" sollte Bob Kanes Kreatur der Nacht nun also wieder zu den Wurzeln zurückkehren, es sollte wieder ernst und dramatisch werden - bar jeder ironischen Brechung, sollte der Protagonist als das gezeigt werden, was er in den Comics ursprünglich (und später dank Frank Miller) war: Ein zerrissener, (selbst)zerstörerischer Anti-Held, der denen, die er jagt, mental näher steht, als denen, die er schützt... Ein Ansatz, der definitiv sehr viel potential besaß.
Als ich erfuhr, das Ausnahme-Schauspieler Christian Bale die Hauptrolle spielen sollte, wuchsen meine Hoffnungen, hier wirklich den echten Batman präsentiert zu bekommen. Michael Caine als Butler Alfred und Gary Oldman (!!!) als (noch nicht) Comissioner Gordon hätten gleichfalls nicht besser gewählt werden können. Doch leider reichen gute Schauspieler nicht, um einen wirklich großen Film entstehen zu lassen - und Christopher Nolan ist leider kein wirklich guter Regisseur. Schon sein Memento hatte mich irgendwie vollkommen kalt gelassen, erschien mir zu konstruiert und gewollt... und bei Batman Begins sprang der Funke in ähnlicher Weise einfach nicht über. Es ist natürlich eine vollkommen subjektive Einschätzung, wenn ich schreibe, dass Nolan mich in beiden Filmen erinfach nicht packen konnte, ich blieb jedesmal nüchterner Betrachter und tauchte nicht in die Handlung ein - das Spektakel auf der Leinwand blieb für mich eine leere, oberflächliche Hülle, eine schöne Verpackung, der aber der Inhalt und Gehalt irgendwie abgingen.
Dazu kommt das eigentümliche Gefühl, vieles schon gesehen zu haben - (visuelle)Erinnerungen an Highlander, Mortal Combat und andere Filme tauchten einfach zu oft und klar auf. Der ganze Film bot sich mir als Melange aus Großartigen und unbefriedigenden Eindrücken dar. Die Hochbahn, die Bruce' Vater in Gotham gebaut hat, sieht beispielsweise großartig aus, während Gotham selbst irgendwie größtenteils einfalls- und
lieblos daherkommt, eine normale Großstadt aus der Retorte.
Die Story ist recht gut, obgleich das Drehbuch wahrhaftig keinen Oskar verdient und nicht sonderlich originell daher kommt. Bale gibt einen wirklich überzeugenden Batman und einen nicht ganz so glaubhaften Bruce Wayne. Michael Caine und Gary Oldman sind in ihren Rollen meisterhaft, aber gerade Jim Gordons Rolle bleibt im Film viel viel zu blass und unausgegoren, was eindeutig am mediocren Drehbuch liegt. Scarecrow ist ein herrliches Monster, sein Real-Life-Alter Ego kann dagegen längst nicht so sehr überzeugen und bleibt leider eine Pappfigur ohne Seele und Motivation. Morgan Freeman als Lucius Fox ist phänomenal und bereichter den Film als Batmans Q ganz gewaltig. Geradezu gräßlich nervig ist die "ich bin ja soooooooo gut"-Schnepfe Katie Holmes. Liam Neeson spielte zwar beileibe nicht schlecht, ließ es aber irgendwie am schillernden Glanz seiner Figur fehlen, irgendwie passte er nicht in die Rolle.
Was mir extrem häufig auf den Senkel ging, war der übertriebene Pathos, der einem Roland Emmerich zur Ehre gereich hätte. In vielen Momenten konnte ich den Film leider einfach nicht ernst nehmen - und da er auch an diesen Stellen nicht ironisch gebrochen wurde, erschien er mir schlicht übertrieben, gekünstelt und unbefriedigend.
Technisch gibt es wenig zu bemängeln. Allerdings ist häufig der Schnitt zu hektisch und die Musik austauschbar. Gerade im finalen Kampf in der Hochbahn schafft es Nolan einfach nicht, einen dramatischen Kampf im Innern des Wagens zu filmen - obglich die Hochbahn-Fahrt an sich hervorragend getrickst ist und mich wirklich faszinierte, leider ist das alles sehr schnell vorbei. Die CGIs sind meist von recht guter Qualität, wobei man sich allerdings einige der übertriebenen Flugsequenzen Batsis besser gespart hätte - er ist halt nicht Superman Auch bei den Fledermäusen wäre weniger mehr gewesen - es sind einfach zu viele. Die Bathöhle wirkte dann wieder sehr gut mit ihren verschachtelten Stollen, Schächten und Wasserfällen. Auch Wayne Manor wußte zu gefallen.
Ein absoluter Schuß in den Ofen ist das plumpe Batmobil, das besser in einen A-Team-Kinofilm gepaßt hätte; anders ist halt nicht immer besser.
Abschließend bleibt mir folgendes zu sagen:
Ich möchte niemanden davon abhalten, sich den Film anzusehen, denn sehr sehr vielen wird er wahrscheinlich sehr viel besser gefallen als mir (AgentZ fand ihn beispielsweise sehr gut - und der hat definitiv Geschmack! ). Ich bin bei großen Hollywood-SpecialEffects-Produktionen vielleicht in letzter Zeit etwas überkritsch... Batman Begins ist bestimmt kein schlechter Film und hat eine Menge Pluspunkte zu verbuchen, aber er traft halt einfach nicht meinen Geschmack. Außerdem bin ich überzeugt, dass ein wirklich großer Regisseur wie Jean-Pierre Jeunet aus dem Stoff einen wesentlich faszinierenderen Film gemacht hätte.
Ich persönlich freue mich nun lieber auf die nächste Fortsetzung der sehr guten Batman-Zeichentrickserie - oder lese die Comics
Hiermit eröffne ich auch gleich eine Umfrage, damit sich niemand den Kino-Gang aufgrund meiner Meinung verkneift. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Film und meiner Kritik sind natürlich sehr erwünscht!
Wie einige wissen werden, liebe ich die Batman-Filme von Tim Burton; insbesondere den zweiten Teil, in dem Burton es schafft eine märchenhafte Comic-Fantasy-Welt auf der Leinwand lebendig werden zu lassen, die bis heute meiner Ansicht nach in ihrer (visuellen) Faszination nahezu unerreicht geblieben ist. Dass Burton den Comics damit nicht ganz gerecht wurde und er Batman zur Randfigur deklassierte, da ihn die Bösewichter weit mehr interessierten, ist mir natürlich bekannt - dennoch schätze ich die filmischen Interpretationen der Geschichte des Dunklen Ritters sehr.
Die quitschbunten Filmchen von Joel Schumacher atmeten dann ja bekanntlich eher den Geist der genialen Adam West-TV-Serie; sie gefielen mir daher zwar ganz gut, aber ernst nehmen konnte man sie natürlich keinen Moment lang. Val Kilmer war in meinen Augen der fehlbesetzteste Batman aller Zeiten, George Clooney glänzte dagegen wenigstens als hundertprouzentige Karikatur ("Hallo, ich bin Batman!")
Mit "Batman Begins" sollte Bob Kanes Kreatur der Nacht nun also wieder zu den Wurzeln zurückkehren, es sollte wieder ernst und dramatisch werden - bar jeder ironischen Brechung, sollte der Protagonist als das gezeigt werden, was er in den Comics ursprünglich (und später dank Frank Miller) war: Ein zerrissener, (selbst)zerstörerischer Anti-Held, der denen, die er jagt, mental näher steht, als denen, die er schützt... Ein Ansatz, der definitiv sehr viel potential besaß.
Als ich erfuhr, das Ausnahme-Schauspieler Christian Bale die Hauptrolle spielen sollte, wuchsen meine Hoffnungen, hier wirklich den echten Batman präsentiert zu bekommen. Michael Caine als Butler Alfred und Gary Oldman (!!!) als (noch nicht) Comissioner Gordon hätten gleichfalls nicht besser gewählt werden können. Doch leider reichen gute Schauspieler nicht, um einen wirklich großen Film entstehen zu lassen - und Christopher Nolan ist leider kein wirklich guter Regisseur. Schon sein Memento hatte mich irgendwie vollkommen kalt gelassen, erschien mir zu konstruiert und gewollt... und bei Batman Begins sprang der Funke in ähnlicher Weise einfach nicht über. Es ist natürlich eine vollkommen subjektive Einschätzung, wenn ich schreibe, dass Nolan mich in beiden Filmen erinfach nicht packen konnte, ich blieb jedesmal nüchterner Betrachter und tauchte nicht in die Handlung ein - das Spektakel auf der Leinwand blieb für mich eine leere, oberflächliche Hülle, eine schöne Verpackung, der aber der Inhalt und Gehalt irgendwie abgingen.
Dazu kommt das eigentümliche Gefühl, vieles schon gesehen zu haben - (visuelle)Erinnerungen an Highlander, Mortal Combat und andere Filme tauchten einfach zu oft und klar auf. Der ganze Film bot sich mir als Melange aus Großartigen und unbefriedigenden Eindrücken dar. Die Hochbahn, die Bruce' Vater in Gotham gebaut hat, sieht beispielsweise großartig aus, während Gotham selbst irgendwie größtenteils einfalls- und
lieblos daherkommt, eine normale Großstadt aus der Retorte.
Die Story ist recht gut, obgleich das Drehbuch wahrhaftig keinen Oskar verdient und nicht sonderlich originell daher kommt. Bale gibt einen wirklich überzeugenden Batman und einen nicht ganz so glaubhaften Bruce Wayne. Michael Caine und Gary Oldman sind in ihren Rollen meisterhaft, aber gerade Jim Gordons Rolle bleibt im Film viel viel zu blass und unausgegoren, was eindeutig am mediocren Drehbuch liegt. Scarecrow ist ein herrliches Monster, sein Real-Life-Alter Ego kann dagegen längst nicht so sehr überzeugen und bleibt leider eine Pappfigur ohne Seele und Motivation. Morgan Freeman als Lucius Fox ist phänomenal und bereichter den Film als Batmans Q ganz gewaltig. Geradezu gräßlich nervig ist die "ich bin ja soooooooo gut"-Schnepfe Katie Holmes. Liam Neeson spielte zwar beileibe nicht schlecht, ließ es aber irgendwie am schillernden Glanz seiner Figur fehlen, irgendwie passte er nicht in die Rolle.
Was mir extrem häufig auf den Senkel ging, war der übertriebene Pathos, der einem Roland Emmerich zur Ehre gereich hätte. In vielen Momenten konnte ich den Film leider einfach nicht ernst nehmen - und da er auch an diesen Stellen nicht ironisch gebrochen wurde, erschien er mir schlicht übertrieben, gekünstelt und unbefriedigend.
Technisch gibt es wenig zu bemängeln. Allerdings ist häufig der Schnitt zu hektisch und die Musik austauschbar. Gerade im finalen Kampf in der Hochbahn schafft es Nolan einfach nicht, einen dramatischen Kampf im Innern des Wagens zu filmen - obglich die Hochbahn-Fahrt an sich hervorragend getrickst ist und mich wirklich faszinierte, leider ist das alles sehr schnell vorbei. Die CGIs sind meist von recht guter Qualität, wobei man sich allerdings einige der übertriebenen Flugsequenzen Batsis besser gespart hätte - er ist halt nicht Superman Auch bei den Fledermäusen wäre weniger mehr gewesen - es sind einfach zu viele. Die Bathöhle wirkte dann wieder sehr gut mit ihren verschachtelten Stollen, Schächten und Wasserfällen. Auch Wayne Manor wußte zu gefallen.
Ein absoluter Schuß in den Ofen ist das plumpe Batmobil, das besser in einen A-Team-Kinofilm gepaßt hätte; anders ist halt nicht immer besser.
Abschließend bleibt mir folgendes zu sagen:
Ich möchte niemanden davon abhalten, sich den Film anzusehen, denn sehr sehr vielen wird er wahrscheinlich sehr viel besser gefallen als mir (AgentZ fand ihn beispielsweise sehr gut - und der hat definitiv Geschmack! ). Ich bin bei großen Hollywood-SpecialEffects-Produktionen vielleicht in letzter Zeit etwas überkritsch... Batman Begins ist bestimmt kein schlechter Film und hat eine Menge Pluspunkte zu verbuchen, aber er traft halt einfach nicht meinen Geschmack. Außerdem bin ich überzeugt, dass ein wirklich großer Regisseur wie Jean-Pierre Jeunet aus dem Stoff einen wesentlich faszinierenderen Film gemacht hätte.
Ich persönlich freue mich nun lieber auf die nächste Fortsetzung der sehr guten Batman-Zeichentrickserie - oder lese die Comics
Hiermit eröffne ich auch gleich eine Umfrage, damit sich niemand den Kino-Gang aufgrund meiner Meinung verkneift. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Film und meiner Kritik sind natürlich sehr erwünscht!