Spannendes aus Bollywood
Verfasst: Sa 17.06.2006, 14:42
100 Days (1991)
Ich vermute mal, dass dieser Thriller von Part(h)o Ghosh hier schon bekannt ist, oder?
Egal, ich schreibe trotzdem ein paar Worte dazu, einfach, weil mich 100 DAYS vollauf begeistert hat!
Denn wer dachte, dass es die Inder nicht schaffen, atemlose Spannung zu erzeugen, der wird mit diesem Film eines Besseren belehrt.
100 DAYS ist praktisch ein Remake des (tollen) Lucio Fulci Thrillers SETTE NOTE IN NERO (aka MURDER TO THE TUNE OF THE SEVEN BLACK NOTES aka THE PSYCHIC) von 1977. Die hübsche Madhuri Dixit überzeugt als Devi (die Rolle von Jennifer O'Neill im italienischen Original), welche mit der Gabe der Vorahnung ausgestattet ist. Diese kann sie aber nicht steuern, sie bricht einfach über sie herein wie ein Gewittersturm aus heiterem Himmel. So auch während eines Tennisspieles, als sie vor ihrem geistigen Auge sieht, wie eine unbekannte Gestalt in schwarzem Regenmantel und Hut ihre Schwester ermordet. Und tatsächlich tritt dieses schreckliche Ereignis haargenau so ein, wie es Devi vorausgesehen hatte. Der mysteriöse Killer mauert die Leiche in einem großen, unbewohnten Anwesen ein und beseitigt damit sämtliche Spuren. Fünf Fahre später. Devi und Ram Kumar (Jackie Shroff) verlieben sich Hals über Kopf ineinander, und bald schon wird Hochzeit gefeiert. Sunil, der mit Devi aufgewachsen und ebenfalls in sie verliebt ist, ist darüber wenig erfreut. Die Frischvermählten verbringen die Hochzeitsnacht im besagten Anwesen, in dem auch die Leiche eingemauert ist, da dieses sich nun im Besitz von Ram befindet. Beim Dekorieren findet die entsetzte Devi die sekelttierte Leiche ihrer Schwester, für sie somit der Beweis, dass ihre Vorahnung tatsächlich eingetroffen ist. Kurz darauf "sieht" sie weitere alarmierende Dinge: eine Frau wird brutal erstochen, und verschiedene, scheinbar zusammenhanglose Gegenstände, wie z. B. ein zerbrochener Spiegel, eine Zigarette in einem Aschenbecher, ein Magazin mit einem Pferd auf dem Cover, deuten auf Unheil hin, und zwar mit ihr im Mittelpunkt (sie sieht sich selbt in einem Swimming Pool gegen das Ertrinken ankämpfen). Devi bleibt nichts anderes übrig, als der Sache auf den Grund zu gehen, was sich als umso schwieriger erweist, da weder Ram noch Sunil ihr großen Glauben zu schenken scheinen. Sunil macht jedoch gute Miene zum seltsamen Spiel, und tatsächlich stoßen die beiden auf eine verzwickte, undurchsichtige Geschichte, die sie bald in tödliche Gefahr bringt...
Kurz & knapp: Für mich ist 100 DAYS einer der besten indischen Filme, den ich bis dato das Vergnügen hatte zu sehen. Großartig inszeniert und gespielt, mit symphatischen Charakteren, mit denen es sich lohnt mitzufiebern (bzw. einem bedrohlichen, brutalen Schurken), wunderbar photographiert (und ausgeleuchtet), und darüber hinaus mit einem hervorragenden Musicscore ausgestattet, dessen Titelthema auch in einem italienischen Giallo nicht Fehl am Platze wäre. Das Comic Relief wird auf ein absolutes Minimum reduziert (das nur in der ersten Hälfte des Filmes auftritt), und die Gesangs- und Tanzeinlagen sind perfekt in die Handlung integriert und tragen sogar etwas zur Storyentwicklung bei. Das einzige, das ich dem Film ankreiden muss, ist seine überlange Laufzeit (160 Minuten) und seine zum Teil schleppende Dramaturgie. Würde man die ersten 90 Minuten auf 30 bis 40 Minuten komprimieren, hätte man einen perfekten, sauspannenden Thriller. Aber auch das stört nicht weiter, denn bei einem indischen Film muss man sich eben Zeit nehmen und typische Sehgewohnheiten aus dem Fenster werfen. Ab ca. Mitte des Streifens, nach der Hochzeit und - damit verbunden - der wunderschönen, psychedelischen "Muschelnummer", konzentriert sich Regisseur Partho Ghosh voll auf die mitreißende Geschichte. Ohne ablenkendes Comic Relief oder störende Musicalnummern (zwar gibt es noch eine, aber diese ist sehr gut eingefügt und zudem recht ungewöhnlich und gruselig) wird die Geschichte bis zum hochdramatischen, gewalttätigen und twistreichen Showdown vorangepeitscht, dass einem fast hören und sehen vergeht. Hatte der unterschätzte Fulci-Film schon so einiges zu bieten, so setzt 100 DAYS in allen Belangen (mit Ausnahme der Gewaltdarstellungen natürlich) einen drauf, und das Ergebnis ist schlichtweg ein Hammer. Da wird die Couch zum elektrischen Stuhl, um einen (seriösen) Werbespruch zu einem anderen Fulci-Klassiker zu bemühen. Selbst wenn einem SETTE NOTE IN NERO geläufig ist, schafft es 100 DAYS (der bisweilen doch ein wenig von der Vorlage abweicht), Unmengen an Spannung herauszumelken. Und die Sequenz, als Devi realisiert, wer ihre Schwester getötet hat, erzeugt dank geschickter Kameraarbeit nicht nur bei ihr ein Gefühl der Orientierungslosigkeit und des Schocks. Ich kann 100 DAYS nur mit dem Wort GRANDIOS beschreiben. Ich habe jedenfalls schon lange keinen Hollywood-Film mehr gesehen, der es in Sachen Spannung mit diesem Bollywood-Thriller aufnehmen kann. Übrigens spielt auch Neelam Mehra mit, die in Tulsi und Shyam Ramsays PURANI HAVELI ein schreckliches Ende in den mörderischen Pranken des bisswütigen Monsters findet und in Vinod Talwars FRIGHT NIGHT-Remake WOHI BHAYAANAK RAAT mit einem kurzen Auftritt als sexy Vampiropfer beeindruckt. Ob sie 100 DAYS überlebt, wird natürlich nicht verraten.
Und nun die Frage an die Expertin: gibt es noch mehr solcher spannender Bollywood-Thriller, oder ist 100 DAYS die große Ausnahme (was ich fast fürchte)?
Der geheimnisvolle Killer versucht sich als Hobbymaurer
Die hübsche Devi (Madhuri Dixit) hat böse Vorahnungen
Devis steinreicher Ehemann Ram Kumar (Jackie Shroff) beobachtet ihre Gabe skeptisch
Was hat es mit der auffälligen Halskette auf sich?
Psychedelischer Tanzrausch in der Hochzeitsnacht: die "Muschelnummer"
Devi macht eine gauenvolle Entdeckung
Wird ein kleines Messer reichen, um sich gegen den rücksichtslosen, brutalen Killer zu verteidigen?
Ich vermute mal, dass dieser Thriller von Part(h)o Ghosh hier schon bekannt ist, oder?
Egal, ich schreibe trotzdem ein paar Worte dazu, einfach, weil mich 100 DAYS vollauf begeistert hat!
Denn wer dachte, dass es die Inder nicht schaffen, atemlose Spannung zu erzeugen, der wird mit diesem Film eines Besseren belehrt.
100 DAYS ist praktisch ein Remake des (tollen) Lucio Fulci Thrillers SETTE NOTE IN NERO (aka MURDER TO THE TUNE OF THE SEVEN BLACK NOTES aka THE PSYCHIC) von 1977. Die hübsche Madhuri Dixit überzeugt als Devi (die Rolle von Jennifer O'Neill im italienischen Original), welche mit der Gabe der Vorahnung ausgestattet ist. Diese kann sie aber nicht steuern, sie bricht einfach über sie herein wie ein Gewittersturm aus heiterem Himmel. So auch während eines Tennisspieles, als sie vor ihrem geistigen Auge sieht, wie eine unbekannte Gestalt in schwarzem Regenmantel und Hut ihre Schwester ermordet. Und tatsächlich tritt dieses schreckliche Ereignis haargenau so ein, wie es Devi vorausgesehen hatte. Der mysteriöse Killer mauert die Leiche in einem großen, unbewohnten Anwesen ein und beseitigt damit sämtliche Spuren. Fünf Fahre später. Devi und Ram Kumar (Jackie Shroff) verlieben sich Hals über Kopf ineinander, und bald schon wird Hochzeit gefeiert. Sunil, der mit Devi aufgewachsen und ebenfalls in sie verliebt ist, ist darüber wenig erfreut. Die Frischvermählten verbringen die Hochzeitsnacht im besagten Anwesen, in dem auch die Leiche eingemauert ist, da dieses sich nun im Besitz von Ram befindet. Beim Dekorieren findet die entsetzte Devi die sekelttierte Leiche ihrer Schwester, für sie somit der Beweis, dass ihre Vorahnung tatsächlich eingetroffen ist. Kurz darauf "sieht" sie weitere alarmierende Dinge: eine Frau wird brutal erstochen, und verschiedene, scheinbar zusammenhanglose Gegenstände, wie z. B. ein zerbrochener Spiegel, eine Zigarette in einem Aschenbecher, ein Magazin mit einem Pferd auf dem Cover, deuten auf Unheil hin, und zwar mit ihr im Mittelpunkt (sie sieht sich selbt in einem Swimming Pool gegen das Ertrinken ankämpfen). Devi bleibt nichts anderes übrig, als der Sache auf den Grund zu gehen, was sich als umso schwieriger erweist, da weder Ram noch Sunil ihr großen Glauben zu schenken scheinen. Sunil macht jedoch gute Miene zum seltsamen Spiel, und tatsächlich stoßen die beiden auf eine verzwickte, undurchsichtige Geschichte, die sie bald in tödliche Gefahr bringt...
Kurz & knapp: Für mich ist 100 DAYS einer der besten indischen Filme, den ich bis dato das Vergnügen hatte zu sehen. Großartig inszeniert und gespielt, mit symphatischen Charakteren, mit denen es sich lohnt mitzufiebern (bzw. einem bedrohlichen, brutalen Schurken), wunderbar photographiert (und ausgeleuchtet), und darüber hinaus mit einem hervorragenden Musicscore ausgestattet, dessen Titelthema auch in einem italienischen Giallo nicht Fehl am Platze wäre. Das Comic Relief wird auf ein absolutes Minimum reduziert (das nur in der ersten Hälfte des Filmes auftritt), und die Gesangs- und Tanzeinlagen sind perfekt in die Handlung integriert und tragen sogar etwas zur Storyentwicklung bei. Das einzige, das ich dem Film ankreiden muss, ist seine überlange Laufzeit (160 Minuten) und seine zum Teil schleppende Dramaturgie. Würde man die ersten 90 Minuten auf 30 bis 40 Minuten komprimieren, hätte man einen perfekten, sauspannenden Thriller. Aber auch das stört nicht weiter, denn bei einem indischen Film muss man sich eben Zeit nehmen und typische Sehgewohnheiten aus dem Fenster werfen. Ab ca. Mitte des Streifens, nach der Hochzeit und - damit verbunden - der wunderschönen, psychedelischen "Muschelnummer", konzentriert sich Regisseur Partho Ghosh voll auf die mitreißende Geschichte. Ohne ablenkendes Comic Relief oder störende Musicalnummern (zwar gibt es noch eine, aber diese ist sehr gut eingefügt und zudem recht ungewöhnlich und gruselig) wird die Geschichte bis zum hochdramatischen, gewalttätigen und twistreichen Showdown vorangepeitscht, dass einem fast hören und sehen vergeht. Hatte der unterschätzte Fulci-Film schon so einiges zu bieten, so setzt 100 DAYS in allen Belangen (mit Ausnahme der Gewaltdarstellungen natürlich) einen drauf, und das Ergebnis ist schlichtweg ein Hammer. Da wird die Couch zum elektrischen Stuhl, um einen (seriösen) Werbespruch zu einem anderen Fulci-Klassiker zu bemühen. Selbst wenn einem SETTE NOTE IN NERO geläufig ist, schafft es 100 DAYS (der bisweilen doch ein wenig von der Vorlage abweicht), Unmengen an Spannung herauszumelken. Und die Sequenz, als Devi realisiert, wer ihre Schwester getötet hat, erzeugt dank geschickter Kameraarbeit nicht nur bei ihr ein Gefühl der Orientierungslosigkeit und des Schocks. Ich kann 100 DAYS nur mit dem Wort GRANDIOS beschreiben. Ich habe jedenfalls schon lange keinen Hollywood-Film mehr gesehen, der es in Sachen Spannung mit diesem Bollywood-Thriller aufnehmen kann. Übrigens spielt auch Neelam Mehra mit, die in Tulsi und Shyam Ramsays PURANI HAVELI ein schreckliches Ende in den mörderischen Pranken des bisswütigen Monsters findet und in Vinod Talwars FRIGHT NIGHT-Remake WOHI BHAYAANAK RAAT mit einem kurzen Auftritt als sexy Vampiropfer beeindruckt. Ob sie 100 DAYS überlebt, wird natürlich nicht verraten.
Und nun die Frage an die Expertin: gibt es noch mehr solcher spannender Bollywood-Thriller, oder ist 100 DAYS die große Ausnahme (was ich fast fürchte)?
Der geheimnisvolle Killer versucht sich als Hobbymaurer
Die hübsche Devi (Madhuri Dixit) hat böse Vorahnungen
Devis steinreicher Ehemann Ram Kumar (Jackie Shroff) beobachtet ihre Gabe skeptisch
Was hat es mit der auffälligen Halskette auf sich?
Psychedelischer Tanzrausch in der Hochzeitsnacht: die "Muschelnummer"
Devi macht eine gauenvolle Entdeckung
Wird ein kleines Messer reichen, um sich gegen den rücksichtslosen, brutalen Killer zu verteidigen?