Do gaz zameen ke neeche (dt.: „Zwei Yards unter der Erde“; Indien 1972; Regie: S.&T. Ramsay)
Der verwitwete Großgrundbesitzer Raj rettet die schöne Anjali vor einer Horde Vergewaltigern und gewährt ihr in seinem Haus Unterschlupf. Schon in der ersten Nacht kommt man sich jedoch so nahe, daß Raj - nach guter indischer Sitte - nichts anderes übrigbleibt als sie zu heiraten. Nach der Hochzeit, die von Anjalis Onkel, ihrem einzigen Verwandten, gutgeheißen wurde, zeigt die neue Ehefrau jedoch ihr wahres Gesicht: Geldgierig pumpt sie ihren Gatten ständig um Geld für sich und ihren Onkel an. Nachdem Raj, der zugleich auch Chemiker ist, sich während eines Experiments versehentlich vergiftet hat und nunmehr hilflos ist, stellt sich auch Anjalis Geliebter im Anwesen ein und gibt sich als Arzt aus. Da Raj ja ohnehin schon siech darniederliegt, so überlegt man, könne man ihn ja auch gleich ganz beseitigen, um danach seinen Reichtum allein genießen zu können. Gesagt, getan, Rajs Leiche - obwohl er doch Hindu ist - vergräbt man in einer alten Kleiderkiste irgendwo im Wald.
Nun könnten die drei Missetäter ihren neuen Reichtum hemmungslos genießen, wenn Anjali nicht ständig irgendwo Rajs verrotteten Leichnam herumstehen sähe und bei erneuter Überprüfung nicht der gedungene Totengräber statt des eigentlichen Toten in der Kiste läge ...
„Do gaz zameen ke neeche“ ist das Horror-Erstlingswerk der Ramsays und schon als solches interessant – indes: für wen?
Zum einen natürlich für Hindihorror-Aushilfshistoriker wie mich. (In Indien war der Film damals ziemlich erfolgreich und hat ganz wesentlich zur Entwicklung der Low-Budget-Horror-Bewegung der 70er und 80er Jahre beigetragen.) Zum anderen, so lehrt uns Pete Tombs dankenswerterweise, für Selfmade-Genrefilm-Macher wie z.B. Ralo.
Der Film ist nach Tombs’ Angaben nämlich eine No-Budget-Produktion im eigentlichem Sinne: Die Schauspieler bekamen keine Gage, sondern nur eine Option auf den eingespielten Gewinn und mußten zudem ihre Kostüme selbst kaufen. Der Film hat nur eine einzige Location: Ein einige Autostunden von Mumbai entferntes Anwesen, zu dem auch ein See und ein christlicher Friedhof gehörten. Sie mieteten sich und ihre Crew im örtlichen Hotel ein, wobei sie dort einen Preisnachlaß durch die Nennung des Etablissements in den Credits erwirkten. Die Frauen der Ramsay-Familie sorgten derweil fürs Catering. Der Film selbst wurde in wenigen Wochen heruntergekurbelt.
Gut, kann man nun sagen, so sieht er auch aus. In der Tat wirken viele Einstellungen, wie z.B. das Plantschen im See oder die Szenen am Mittagstisch wie Papas alte Super8-Aufnahmen, und das schlechte Master der VCD trägt zu diesem Eindruck noch das seinige bei. Die Tanzeinlagen sind ähnlich unbeholfen wie in Zinda Laash, das Playback jedoch u.a. von der legendären Sängerin Asha Bhosle.
Die eigentlichen Gruselszenen beschränken sich auf den zweiten Teil des ca. 2 1/2 stündigen Films und sind überraschend effektiv, die Einstellungen bei aller Trashigkeit recht atmosphärisch, der Steadycam-Einsatz bisweilen fast schon Blair-Witch-artig. Der wandelnde Leichnam sieht zwar weniger aus, als wäre er verwest, sondern eher, als hätte Raj die Krätze, aber wer will schon von Hindus, die ihre Toten ja stets verbrennen, in dieser Beziehung Realitätsnähe verlangen?
Die Auflösung am Ende des Films birgt dann schließlich noch eine große Überraschung, mit der man tatsächlich so ohne Weiteres nicht gerechnet hätte – Respekt!
Da der Film nur auf VCD und damit ohne UT veröffentlich ist, gerät der erste Teil recht zäh, da in ihm lediglich die Intrige gegen den Großgrundbesitzer gesponnen wird. "Belohnt" wird der geduldige Zuschauer denn leider auch nur mit einigen wenigen gruselig-trashigen Szenen. Daher ist die obige Frage, für wen der Film interessant ist, nicht rein rhetorisch.
Ich jedenfalls fand es sehr spannend, zu sehen, wie man mit Ideen und Idealismus aus praktisch nichts einen ganz passablen und durchaus unterhaltsamen Film machen kann, der beim Publikum zudem noch so gut ankam, das er für das Genre wegweisend war.
Na, Jungs, das nächste Mal wieder per Säurebad, was?
(Ist nicht nur bequemer, sondern auch nachhaltiger ...)
Hier ist der Beweis: Inder verwesen anders ...
Schon im ersten Ramsay vorhanden: Die unentrinnbaren Klauenhände.
Man beachte ferner die interessanten Requisiten.
Jetzt erwartet Ihr wahrscheinlich noch eine Wertung von mir. Hm, das fällt schwer ... zu viel Sympathie meinerseits, fürchte ich ... ich würde sagen:
(+++)