Rezension: Titania Spezial - 09 - Der Zauberer von Oz
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Rezension: Titania Spezial - 09 - Der Zauberer von Oz
Titania Spezial - 09 - Der Zauberer von Oz
Zum Inhalt:
Während eines Orkans wird die kleine Dorothy mit ihrem Hund Toto in das wundervolle Land Oz geweht. Natürlich möchte sie gern wieder nach Hause, doch wie soll sie das anstellen? Von der guten Hexe des Nordens erfährt sie, daß ihr nur der mächtige Zauberer Oz helfen kann. Auf ihrem Weg dorthin trifft sie erst die Vogelscheuche, die so gerne Verstand hätte, dann den Blechmann, der sich ein Herz wünscht und schließlich den Löwen, dem der Mut fehlt. Alle zusammen hoffen nun auf die Hilfe des Zauberers. Der stellt jedoch eine Bedingung: die drei sollen zuerst die böse Hexe aus dem Westen töten.
Zur Produktion:
Es ist zwar erst Herbst, aber das Titania-Team hat sich entschlossen, sein Special, das sonst immer im Winter erscheint, schon jetzt zu veröffentlichen. Bei den Specials handelt es sich jeweils um Adaptionen berühmter Kinderbücher. Diesmal wurde die weltbekannte Erzählung "The Wonderful Wizard of Oz", des Autors Lyman Frank Baum(15.05.1856 – 06.05. 1919) ausgewählt, welche erstmals am 17.05.1900 veröffentlicht wurde. Bereits als Roman war sie ein Bestseller, aber erst durch die Verfilmung im Jahr 1939 erreichte sie internationale Berühmtheit. Jedoch wissen die wenigsten, daß Baum bis zu seinem Tod noch insgesamt dreizehn weitere Oz-Bücher verfasste.
Für das Hörspiel hat sich Skriptautor Marc Gruppe eher an der Filmversion orientiert als am Roman. Das lässt sich gleich mehrfach belegen. In seinem Drehbuch fehlen die gleichen Stellen wie in der Filmadaption, so zum Beispiel der Großteil der Ereignisse auf dem Weg zum Zauberer Oz oder auch der Kampf gegen die Wölfe gegen Ende des Buches. Dorothys Schuhe, die in der literarischen Vorlage silbern sind, haben hier, genau wie im Film, eine rubinrote Farbe, und der schon fast sprichwörtlich gewordene Satz:" Beachten sie nicht den Mann hinter dem Vorhang!" fällt auch nur in der Kinoversion.
Da sich das Buch seit 1956 im amerikanischen Public Domain befindet und im Internet unter http://www.gutenberg.org/files/55/55-h/55-h.htm nachzulesen ist, kann jeder selbst einen genaueren Vergleich zwischen Baums Werk und der Titania-Adaption anstellen. Wie schon bei anderen Gelegenheiten, hat Marc Gruppe diesmal ebenfalls Dialoge weggelassen und dafür neue hinzugefügt. Trotz oder vielleicht gerade wegen all dieser Änderungen, ist es ihm gelungen, ein für Kinder überaus spannendes, teilweise witziges Hörspiel zu kreieren, dessen Laufzeit von immerhin fast achtzig Minuten wie im Flug vergeht.
Auch die Produktion durch Marc Gruppe und Stephan Bosenius orientiert sich stark am anvisierten Publikum. Obwohl die orchestrale Musik teilweise sehr dramatisch gestaltet ist, kommen hauptsächlich "helle" Instrumente, wie Geige, Triangel oder Harfe zum Einsatz, welche die Aufregung immer ein wenig abmildern. Kinder mögen es vielleicht bedauern, daß im Hörspiel nicht, wie im Film, gesungen wird, aber da ich kein ausgesprochener Fan von Musicals bin, habe ich das begrüßt.
Die Sounduntermalung fällt ebenfalls etwas anders aus als gewohnt. Zwar gibt es wieder eine Vielzahl unterschiedlicher und immer treffender Geräusche, so z.B. das Klappern von Geschirr, Vogelgezwitscher oder das Quietschen der Gelenke des Blechmanns, aber im Gegensatz zu der Reihe "Gruselkabinett", werden hier nicht so viele davon gleichzeitig eingesetzt.
Zu den Sprechern:
Christian Wolff(Erzähler) hat genau die richtige Stimme für die Aufgabe und erinnert durch seinen sonoren Sprechstil an all die guten Märchenerzähler vergangener Tage. Mit der Besetzung von Julia Stoepel(Dorothy) hatte ich so meine Schwierigkeiten. Zwar macht sie ihre Sache ausgezeichnet und klingt auch jederzeit glaubhaft, aber schlussendlich hätte ich mir doch eine sehr viel jüngere Sprecherin gewünscht, da sich Frau Stoepel, trotz ihrer jugendlichen Stimme, nicht wie ein kleines Mädchen anhört. Im Gegensatz dazu passen Doris Gallart(Tante Em) und Reinhard Glemnitz(Onkel Henry) mit ihren bereits gereiften Stimmen perfekt zu ihren leider viel zu kurzen Rollen. Monika John(Nordhexe) ist klasse als aufgeregte, redselige Hexe, und Jens Wawrczeck macht sein Part als freundliche, aber extrem unglückliche Vogelscheuche hörbar Spaß. Mindestens genauso gut sind Wilfried Herbst(Blechmann) als rostiger Blechmann, der seinen Text anfangs mit beinahe geschlossenem Mund spricht, um die Einrostung zu verdeutlichen und Uli Krohm(Löwe), der mit tiefer Stimme und gelegentlichem Grollen den ängstlichen König der Tiere intoniert. Sprecherisches Highlight ist für mich Kai Taschner(Zauberer), dem es scheinbar mühelos gelingt, die verschiedenen Inkarnationen seiner Figur(Torwächter, großer Kopf, wunderschöne Frau und zischende Flammenkugel) nur anhand seiner veränderten Stimme glaubhaft zu machen. An zweiter Stelle steht für mich ganz klar die großartige Ingrid van Bergen(Westhexe), deren Portrait der diabolischen Zauberin in seiner Intensität durchaus an die Filmfigur heranreicht. Patrick Wolff(Affe) verkörpert den ergebenen Anführer der fliegenden Affen mit kräftiger Stimme, und als Kontrast dazu agiert Anja Kruse(Glinda) sanft als gute Hexe des Südens. In Nebenrollen bekommt man noch Matthias Keller(Diener) als hilfreichen Bediensteten und Daniela Reidies, Dirk Petrick und Marc Gruppe (alle als Munchkins) zu hören, obwohl die drei Letztgenannten keinen Text sprechen, sondern nur "quietschende" Laute von sich geben. Dorothys Hund wird von Torriani Malente(Toto) gebellt und gejault, der wohl zum mir bisher unbekannten Comedy-Team "Familie Malente" gehört.
Fazit:
Ausgezeichnete Hörspieldaption, die der berühmten Verfilmung ebenbürtig ist.
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