Rezension: Titania Special - 07 - Nils Holgersson
Verfasst: Fr 22.04.2011, 11:06
Titania Special - 07 - Nils Holgersson
Zum Inhalt:
Nils Holgersson wird, zur Strafe für sein schlechtes Benehmen und seine boshaften Streiche, von einem Wichtelmännchen auf dessen Größe geschrumpft. Nun kann der Junge auch die Sprache der Tiere verstehen und merkt schon bald, wie gemein er sich verhalten hat. Als Nils versucht, Hofganter Martin davon abzuhalten, eine Schar Wildgänse bei ihrer Reise in den Norden zu begleiten, wird er auf dessen Rücken mit in die Luft gerissen, und sein großes Abenteuer beginnt.
Zur Produktion:
Wenn in der Reihe Titania Special, in der das Label berühmte Klassiker der Kinderliteratur adaptiert, eine neue Folge erscheint, kann man sich immer darauf verlassen, daß es auch etwas Besonderes ist. Diesmal handelt es sich um die Geschichte vom kleinen Däumling, die 1907 in Schweden erstmals erschien. Autorin ist die spätere Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf(20.11.1858-16.03.1940). Die Herausforderung, die gesamte Handlung, immerhin hat das Buch etwa 450 Seiten, für das Hörspiel umzusetzen, hat Marc Gruppe mit einem geschickten Kniff gemeistert. Statt die einzelnen Abenteuer, wie zum Beispiel die Rettung der Eichhörnchenfamilie oder den Kampf der grauen Ratten gegen die schwarzen, detailliert zu schildern, werden diese nur vom Erzähler erwähnt, aber nicht weiter spieltechnisch umgesetzt. Auf diese Weise bleibt nur die Rahmenhandlung, ohne die vielen Einzelheiten der Romanvorlage, und es wird auch für die jüngsten Hörer nicht zu aufregend. Überhaupt ist die ganze Produktion sehr kindgerecht gemacht. Die Geräusche klingen natürlich und sind nicht so zahlreich, als daß sie das kindliche Gehör überfordern könnten. Darüberhinaus ist beinahe jede Szene leise mit klassischer Musik unterlegt. Das hat mir persönlich zwar nicht so gut gefallen, einfach weil ich Klassik nicht so mag, ergibt aber zusammen mit den anderen Tonelementen in der Abmischung ein durchaus harmonisches Klangbild. Bedauerlicherweise enthält das Booklet keinerlei Angaben zur Musik, ich meine allerdings zumindest ein Stück von Tschaikowsky erkannt zu haben. Der jeweilige Schnitt zwischen den Szenen ist vorhersehbar und wird mit Bedacht ausgeführt. Damit liegt, zum wiederholten Mal, eine stimmige Produktion aus dem Hause Titania vor.
Zu den Sprechern:
Aufgrund der Drehbuchbearbeitung kommt Roland Hemmo(Erzähler) ziemlich oft zum Einsatz. Er führt ruhig und entspannt in die Szenen und erzählt mit sympathischer Stimme Teile der Handlung. Das sorgt natürlich dafür, daß die ganze Sache nicht zu aufregend wird, aber ich hätte mir doch eine etwas emotionalere Darbietung gewünscht. Henri Färber(Nils Holgersson) gehört schon fast zum Stammensemble. Dies ist nach Gruselkabinett 42 und 47 bereits seine dritte Arbeit für Titania. Ausserdem war er noch in Marc Gruppes Theaterfassung von Peter Pan zu sehen. Färber hat wirklich Talent, und es ist eine Freude, seine Entwicklung zu begleiten. Dank seines guten Spiels gelingt es ihm, den Wandel vom Saulus zum Paulus überzeugend und doch unaufdringlich rüberzubringen. Reinhilt Schneider(Alma Nilsson) und Frank Gustavus(Holger Nilsson) ergänzen sich hervorragend als bekümmerte Eltern. Gustavus legt soviel Schmerz in seine Stimme und Reinhilt Schneider seufzt so tief, daß man sofort Mitleid mit den beiden haben muss. Sven Plate(Wichtelmännchen) hat leider einen viel zu kurzen, wenn auch prägnanten Auftritt. Die Art und Weise, wie er den erbosten Kobold gibt, zeigt eindrucksvoll, daß Zorn nicht unbedingt etwas mit Lautstärke zu tun haben muss. Absolut großartig ist Dagmar von Kurmin(Akka) als elitäre Leitgans. Ihre Stimme transportiert die ganze Bandbreite von kühler Würde bis hin zu liebevoller Strenge. Auch Jan Panczak(Martin), ist wunderbar als die einfacher Hausganter, der doch so gerne mit den edlen Wildgänsen fliegen würde. Erfolgreich kann Panczak, nur mit Hilfe seiner Stimme, den Reifungsprozess des Charakters zum selbstbewussten Gänserich hörbar machen. Die große Spielfreude aller Beteiligten setzt sich auch bis in die kleinste der zahlreichen menschlichen und tierischen Nebenrollen fort. Stellvertretend seien hier Stefan Kaminski(Smirre), der als verschlagener Fuchs brilliert, Friedrich Georg Beckhaus(Storch) der seinen Text förmlich "klappert" und der "bellende" Sascha Rotermund(Hund), genannt. Selbst die Macher, Stephan Bosenius und Marc Gruppe, melden sich in Form von Tieren zu Wort. Mein persönliches Highlight aber war der Auftritt von Antje von der Ahe(Katze). Selten sind Drohungen so erotisch vorgetragen worden.
Fazit:
Überaus gelungene Adaption der der weltbekannten Kinderbuchvorlage, die für alle Hörer ab 3 Jahren geeignet ist.
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