Rezension: Point Whitmark - 34 - Die einäugigen Puppen

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MonsterAsyl
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Rezension: Point Whitmark - 34 - Die einäugigen Puppen

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Point Whitmark - 34 - Die einäugigen Puppen

Zum Inhalt:

Eigentlich wollen Jay, Tom und Derek nur einen unterhaltsamen Tag auf dem jährlich stattfindenden "Jahrmarkt des großen Feuerballs" verbringen,doch dann verschwindet der 7jährige Sohn ihrer Französischlehrerin in der Werkstatt des unheimlichen Puppenmachers Stanislav Lodz. Als wäre das nicht schon genug, beschließt Derek auch noch, auf Baby Becky, die Nichte seines Schwarms Victoria Thornton aufzupassen. Da dauert es natürlich nicht lange, bis die Jungs von einem bizarren Problem ins nächste stolpern und es am Ende nochmal richtig brenzlig wird.


Zur Produktion:

Nach der ungewöhnlich starken Folge 33 dürften viele Hörer auf Nummer 34 ganz besonders gespannt sein und auch mit entsprechend hohen Erwartungen an das Ganze herangehen. Schließlich verspricht die Inhaltsangabe eigentlich Grusel und mysteriöse Geschehnisse, zwei Faktoren, die einen guten Point Whitmark-Fall ausmachen. Nun, beides fehlt auch nicht komplett, soviel sei schonmal vorweg gesagt, nur wird die recht reißerische Ankündigung dem Inhalt nicht in zu erwartender Weise gerecht.
Zwar gestaltet sich das Verschwinden des 7jährige Martin Dupré ziemlich dramatisch, zumal die Jungen scheinbar selbst in Gefahr schweben, von dem Puppenmacher gefangen zu werden, aber die Auflösung der ganzen Geschichte ist dann leider eher mager. Während Jay und Tom tapfer die diversen Geheimnisse um Puppen nach dem Vorbild lebender Kinder und deren verschwundene Augen zu lösen versuchen, ist der arme Derek größtenteils mit Victorias kleiner Nichte beschäftigt, die ihm wirklich fast das Letzte abverlangt.
So witzig diese Szenen zwischen Teenager und quirligem Baby zweifellos sind, für meinen Geschmack war das einfach bißchen zuviel des Guten bzw. nahm einen zu großen Handlungsraum ein. Der eigentliche Fall plätschert eher dahin, um dann in einen beinahe ohrenbetäubenden Showdown zu münden, bei dem Becky streckenweise ziemlich ausdauernd brüllte, was, zusammen mit dem Geschrei der drei Jungs, schon etwas nervte. Dass ein Kleinkind nach solchen Erlebnissen nicht schwer verstört wäre, wage ich außerdem sehr zu bezweifeln. Doch auch an anderer Stelle entspinnen sich Ungereimtheiten, die für mein Empfinden etwas weit hergeholt sind, wie etwa die Erklärung für das Fehlen der Glasaugen oder das Abhandenkommen einer ganz speziellen Puppe.
Aber gut, wir befinden uns hier im Bereich der Fiktion, und insgesamt gesehen war ich mit dem von Andreas Gloge und Volker Sassenberg gestalteten Geschehen auch zufrieden, mehr diesmal allerdings nicht.
Die Produktion selbst dagegen kann vollends überzeugen. Die eingesetzten Geräusche, wie knarrende Türen, Schritte auf Dielen oder das Rappeln von Geld in einer Blechbüchse, klingen jederzeit natürlich und sorgen zusammen mit den Jahrmarktgeräuschen für eine adäquate Atmosphäre. Am gelungensten fand ich Victorias Rufe nach Derek in der Menschenmenge, die der Szene eine ungeheure räumliche Tiefe verleihen. Auch die musikalische Untermalung ist unbedingt erwähnenswert. Matthias Günthert, Volker Sassenberg, Markus Segschneider und Manuel Rösler, die Lieferanten der abwechslungsreichen, melodiösen Klänge, haben ganze Arbeit geleistet. Während einige Sequenzen nur mit leise eingespielter Musik unaufdringlich unterlegt werden, gibt es in anderen dramatische Steigerungen, die anschließend eher heiter anmutenden Weisen weichen. Das wirkt auflockernd und ergänzt gleichzeitig die gewünschten Stimmungsbilder.

Zu den Sprechern:

Neben den drei Hauptsprechern Sven Plate (Jay Lawrence), Kim Hasper (Tom Cole), Gerrit Schmidt-Foss (Derek Ashby), sowie Erzähler Jürg Löw, die wie üblich ihre Parts souverän ausfüllen, kommen noch eine Reihe anderer Sprecher zu Wort. Liane Rudolph(Comtesse de Malivert) hört sich ein wenig zu ruhig an und wirkt beinahe wie betäubt. Olaf Baden(Gavinot) spricht den französischen Puppenmacher mit überzeugendem Akzent und Carlotta(Julie de Malivert), deren Nachname nicht genannt ist, klingt vollkommen natürlich als nettes kleines Mädchen. Oliver Beerhenke(Monsieur Clement) hat mir diesmal am Besten gefallen. Seine weiche Fistelstimme, mit der er den Text nahezu singsangartig vorträgt, erinnerte mich auf eine gewisse Weise an den großartigen Peter Lorre. Kevin Semrau(Martin Duprè) empfand ich in mehrfacher Hinsicht als Fehlbesetzung. Zum einen hört er sich beim besten Willen nicht mehr an wie ein 7jähriger Junge, zum anderen ist sein Spiel zu emotionslos, um mehr als nur abgelesen zu wirken. Thomas Petruo(Stanislav Lodz) passt prima auf die Rolle des mürrischen, mysteriösen Puppendoktors, genau wie Sonja Spuhl, die mit ihrer etwas schnippischen Art als Victoria Thornton zu überzeugen weiß. Christian Zeiger(Alan Williams) ist gut als arroganter Musiker, genau wie Frau Rentsch(Madame Bonifah) als ältere Wahrsagerin, die mit verschwörerischerem Ton agiert. Ulrich Voß(Mr. Jacobi) hinterlässt mit seinem knarrigen Organ und eindrucksvollen Spiel, trotz seines bedauerlicherweise kurzen Auftritts als Optiker, einen bleibenden Eindruck. Kathrin Janke(Peachy-Lynn) und Ghada al-Akel(Mrs Dupré) konnten mich leider beide nicht überzeugen. Kathrin Janke, die junge Jahrmarktsbuden-Frau, verweilt fast ausschliesslich in der selben Tonlage und lässt auch sonst Gefühl eher vermissen. Ghada al-Akel wirkt mir hingegen ein wenig zu schrill in ihrer, an Overacting grenzenden, Darstellung der überbesorgten Mutter. Special Guest ist Frida Bänsch(Becky Thornton) als häufig schreiendes Baby.


Fazit:
Eher humorvoll als gruselig angelegte Episode, die inhaltlich ein wenig schwächelt.


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