Rezension: Der Kleine Wassermann-Frühling im Mühlenweiher
Verfasst: Mi 13.03.2013, 17:34
Der Kleine Wassermann-Frühling im Mühlenweiher
Zum Inhalt:
Der Frühling hält Einzug, und auch der Mühlenweiher, in dem der kleine Wassermann mit seinen Eltern wohnt, erwacht zu neuem Leben. Die Wassermanns haben ihren Winterschlaf beendet, und der Junior will nun sehen, was sich inzwischen verändert hat. Gemeinsam mit seinem Freund, dem Karpfen Cyprinus, macht er sich auf den Weg, alles zu erkunden.
Zur Produktion:
Beim Hören dieser sympathischen Geschichte wird einem erneut der große Verlust deutlich, den Ottfried Preußlers Tod hinterläßt. Preussler(20.10.1923-18.02.2013) war Verfasser einer Vielzahl inzwischen weltberühmter Kinderbücher. Zu seinen bekanntesten Figuren zählen Der Räuber Hotzenplotz, Die kleine Hexe, Das kleine Gespenst, Krabat und natürlich der kleine Wassermann, der 1956 erstmalig veröffentlicht wurde. Die literarische Vorlage zu diesem Hörspiel entstand allerdings erst 2011, in Zusammenarbeit mit seiner Tochter Regine Stigloher und dem Grafiker und Künstler Daniel Napp, der die Illustrationen (auch zu dieser CD) beisteuerte. Gemeinsam haben die drei auch noch den dritten Band der Wassermanreihe "Sommerfest im Mühlenweiher" geschaffen, der hoffentlich ebenfalls vertont wird.
Tania Freitags Manuskript, von Regina Stigloher selbst überarbeitet, setzt das Kinderbuch wunderschön um, und es dürfte auch Erwachsenen viel Vergnügen bereiten, die lustigen, insgesamt doch sehr harmlosen Abenteuer des kleinen Wassermanns mitzuverfolgen. Kinder haben wohl vor allem Spaß an der liebevollen Schilderung der Lebensumstände bei den Wassermännern, wie z.B. "Der Wassermannvater hatte ein kräftiges Rotauge vor den Pflug gespannt" oder "Bringt mir keinen Schlamm mit rein". Obwohl das Hörspiel eine Alterskennzeichnung ab 3 Jahre aufweist, seien Eltern darauf hingewiesen, daß es bei Track 7 ziemlich aufregend wird. Der Müllershund verfolgt die vier frechen Frösche und erwischt sogar einen, aber die ganze Sache geht natürlich gut aus. Abgesehen von dieser Szene, herrscht die ganze Zeit über eine sehr ruhige, gelöste Atmosphäre.
Auch Konzept und Regie von Martin Freitag atmen förmlich den Geist Preußlers. Die musikalische Untermalung ist, obwohl quasi ständig präsent, eher dezent und der Zielgruppe entsprechend ruhig gehalten. Es kommen eigentlich nur helle und damit freundliche Instrumente, wie Flöte, Geige, Harfe oder Xylophon zum Einsatz.
Das Titelied wird zum Ende nochmal wiederholt, eignet sich allerdings nicht zum Mitsingen. Neben der Musik, für die Gideon Sperling verantwortlich ist, gibt es noch zahlreiche Geräusche, wie den pfeifenden Wasserkessel, das Klappern von Töpfen, Vogelgezwitscher und viele andere. Diverse Soundeffekte, wie das Echo, wenn jemand ruft, runden den harmonischen Klangteppich ab.
Zu den Sprechern:
Auch die Sprecherauswahl kann ich nur als gelungen bezeichnen. Gustav Stolze(Wassermann) spricht und verhält sich wie ein Junge im entsprechenden Alter, und einige seiner Kommentare erinnern mich doch sehr an meinen achtjährigen Neffen. Stolze bleibt jederzeit natürlich, und sein lebendiges Spiel erfreut das Ohr.
Andreas Wrosch(Wassermannvater) ist wunderbar als freundlicher, gemütlicher Vater mit Seebärstimme. Tania Freitag(Wassermannmutter) bietet eine solide Darstellung der liebevollen Mutter, auch wenn man ihr gelegentlich anmerkt, daß sie keine Profisprecherin ist. Da Friedhelm Ptok(Cyprinus) auch als Erzähler fungiert, hat er entsprechend viel Text und gehört mit seiner ruhigen, alten Stimme zu den sprecherischen Highlights des Hörspiels. Er ist einfach großartig als zufriedener, in die Jahre gekommener Karpfen, der sich wohlwollend über die Jugend amüsiert und für jeden Spaß zu haben ist. Kurz aber heftig kommt auch der unterhaltsame Auftritt von Susanne Häusler(Muschel) als entrüstete alte Dame, die sich in einer wahren Meckerorgie ergeht. Der Star ist allerdings eindeutig Stefan Kaminski(Die vier Frösche), der mit seinem Stimmenmorphing wieder alle Register zieht. Jeder der vier Frösche hat eine völlig unterschiedliche Stimme, die so prägnant klingt, daß sie gleichzeitig als Charakterbeschreibung fungiert. So überascht es auch nicht, daß Kaminski in diesen Stimmen auch einen Singsang, optional mit Quaken, anstimmen kann. Der Müller hat zwar ebenfalls einen Kurzauftritt, bleibt aber ungenannt. Es würde mich nicht wundern, wenn Stefan Kaminski für ihn mal eben eine sechste Stimme parat hatte.
Fazit:
Absolut liebevoll gemachte Adaption des gleichnamigen Kinderbuchs. Unbedingte Kaufempfehlung.
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