Rezension: Pinocchio
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Rezension: Pinocchio
Titania-Special - 10 - Pinocchio
Zum Inhalt:
Als der alte Tischlermeister Geppetto an einem Stück Holz schnitzt, um daraus eine Puppe zu basteln, staunt er nicht schlecht, denn die wird plötzlich lebendig. Zunächst freut er sich über die Gesellschaft des kleinen Kerls, muss aber bald feststellen, dass er mit 'Pinocchio' einen Tunichtgut geschaffen hat, der frech und faul ist und nicht auf wohlmeinende Ratschläge hören will. Seine zahlreichen Abenteuer auf dem Weg zum "richtigen" Jungen, werden in dieser Geschichte erzählt.
Zur Produktion:
Ende der 1990er Jahre stellte man fest, daß Pinocchio tatsächlich das weitverbreitetste Buch der Welt ist, von der Bibel und dem Koran mal abgesehen. Autor Carlo Collodi(24.11.1826 - 26.10.1890) schrieb 1852 eine Kurzgeschichte über die zum Leben erwachte Holzpuppe, die so gut ankam, daß daraus eine ganze Serie erwuchs. In dieser ließ er Pinocchio mit Kapitel 15 sterben, schob aber, auf Wunsch seines Herausgebers, noch die Kapitel 16-36 nach, in denen sein kleiner Titelheld schließlich von der Fee mit dem blauen Haar gerettet wird. 1883 wurden dann die gesammelten Geschichten unter dem Titel "Die Abenteuer von Pinocchio" als Buch veröffentlicht. Heutzutage gibt es kein Medium mehr, das die freche Puppe nicht schon erobert hätte. Darunter sind etliche Realfilm-Versionen, eine bekannte Walt Disney-Zeichentrick-Fassung von 1940, die in Deutschland immer noch sehr populäre japanische Animeserie aus dem Jahr 1976, Comics und natürlich auch diverse Hörspieladaptionen. Wer mich kennt, der weiß, daß ich die Pinocchio-Geschichte sehr mag, und so war ich gespannt, wie die Version von Titania wohl ausfallen würde. Um es direkt vorwegzunehmen: Ich bin begeistert!
Drehbuchautor Marc Gruppe ist es nicht nur gelungen, alle wesentlichen Elemente der literarischen Vorlage harmonisch in seinem Skript unterzubringen, sondern auch noch andere Einflüsse, wie beispielsweise die vorgenannte Fernsehserie, mit einzuarbeiten. Lediglich die Bezeichnung "Hampelmann" für Pinocchio hat mich anfangs ein wenig irritiert. Das ist zwar der treffende Ausdruck, nur klingt er heute ziemlich ungewohnt. Richtig gut fand ich, daß Gruppe nicht der etwas zu niedlichen Disney-Version gefolgt ist, sondern aus dem Wal wieder einen riesigen Hai gemacht hat, so wie er auch in der Erzählung von Collodi vorkommt.
Natürlich wird das Geschehen von Stephan Bosenius und Marc Gruppe trotzdem kindgerecht präsentiert, und die Szene in der der Hai Pinocchio verschluckt, ist auch die einzige, in der die musikalische Untermalung in Richtung Dramatik geht. Die restlichen Melodien klingen immer freundlich und beschwingt, und wie es sich für ein Märchen gehört, kommen hauptsächlich "helle" Instrumente, wie Geigen, Gitarren oder Flöten zum Einsatz. Geräusche, welche die Handlung unterstreichen, gibt es natürlich auch, wobei diese meist ein klein wenig versetzt eingespielt werden, damit sich jüngere Hörer zunächst ganz auf die Dialoge konzentrieren können. Davon abgesehen handelt es sich überwiegend um sogenannte "Alltagsgeräusche", wie Vogelzwitschern, Grillenzirpen oder einen kräftigen Regensturm. Lediglich das Gebrüll des Riesenhais fällt dabei aus dem Rahmen und könnte die Jüngsten schon etwas erschrecken.
Zu den Sprechern:
Max Schautzer(Erzähler), der den meisten noch als Rundfunk- oder Fernsehmoderator ein Begriff sein dürfte, ist eine gute Wahl für diesen Part. Er hat nach wie vor eine äußerst sympathische Stimme, und seine Betonung sowie das Sprechtempo sind perfekt. Ich bin ja eigentlich nicht so der große Freund von Erzählern, aber in diesem Fall habe ich fast bedauert, daß Schautzer eher wenig Text hat. Das ganze Hörspiel steht und fällt natürlich mit der Besetzung des Pinocchio. Dirk Petrick verkörpert diese Rolle ganz ausgezeichnet, und es macht viel Spaß, seine Wandlung vom Saulus zum Paulus zu verfolgen. Besonders gelungen fand ich das leichte Näseln, als dem Hampelmann beim Lügen eine lange Nase wächst. Hasso Zorn(Meister Antonio) begeistert als Tischler, der sich über den sprechenden Holzscheit erschrickt, und Gudo Hoegel(Meister Geppetto) mit seiner tiefen Stimme, ist genau richtig als älterer Mann, der seine liebe Not mit der unartigen Puppe hat. Kathrin Ackermann(Grille) sprach mir ihren Part zunächst ein wenig zu alt, aber andererseits soll das Insekt ja schon über 100 Jahre sein. Tim Schwarzmaier(Junge) staunt darüber, wie ungebildet Pinocchio doch ist, während Wolfgang Welter(Krämer) die Naivität des Hampelmanns gnadenlos ausnutzt. Erich Ludwig wirkt sehr gut als Theaterdirektor, der gern noch mehr Geld mit der Puppe verdienen würde, und Jannik Endemann(Harlekin) und Marc Gruppe(Hanswurst) spielen mit viel Enthusiasmus zwei Marionetten. Meine Lieblingscharaktere sind aber Dirk Voßberg-Vanmarcke(Fuchs) und Knut Vanmarcke(Kater). Beide agieren nicht nur so ähnlich wie in der oben erwähnten Fernsehserie, sie klingen auch so. Ich finde es einfach toll, den beiden zuzuhören, wie sie Pinocchio immer wieder über den Tisch ziehen wollen. Besonders der dumme Kater ist ein echtes komödiantisches Highlight. Johannes Steck gibt den netten, seinen Kunden gegenüber unterwürfigen Gastwirt, und Johannes Raspe(Falke) den treu ergebenen Diener der Fee. Für die Rolle der guten Fee hätte man wirklich niemand Besseren einsetzen können, als die unvergleichliche Reinhilt Schneider, die immer noch fast so jugendlich klingt, wie zu Anfang ihrer Karriere. Manfred Lehmann(Bauer) ist mit seiner seiner harten Stimme eine ideale Verkörperung für den unerbittlichen Landwirt, und Pascal Breuer(Marder) besetzt perfekt den verschlagenen Anführer der Hühnerdiebe. Gabrielle Pietermann(Taube) spricht den freundlichen, hilfsbereiten Vogel, Tobias Lelle den gutherzigen Delphin. In weiteren Nebenrollen sind noch Max Felder(Docht) als fauler Tunichgut, die brummige Stimme von Harald Dietl als hinterlistiger Kutscher und Bene Gutjan als seinem Schicksal ergebener, trauriger Esel zu hören.
Fazit:
Top Umsetzung des berühmtesten Kinderbuchs aller Zeiten, an der Kinder und Erwachsene gleichermaßen ihren Spaß haben werden.
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