Rezension: Monika Häuschen - 48 - Warum haben Prachtkäfer einen Feuermelder?
Verfasst: Fr 07.07.2017, 16:08
Monika Häuschen - 48 - Warum haben Prachtkäfer einen Feuermelder?
Zum Inhalt:
Die Sonne brennt heiß vom Himmel, und so macht der Ganter Günter seinen Freunden Monika Häuschen und Schorsch einen ungewöhnlichen Vorschlag. Er will sie zur Abkühlung in das nahegelegene Kiefernwäldchen fliegen. Nach anfänglichem Zögern willigen beide ein, und schon geht es los. Nach einem kurzen aber aufregenden Flug, befinden sich die drei Freunde im kühlen Wald. Dort treffen sie auf den Kiefernprachtkäfer Feuerwehrhauptmann Tütata, ein Insekt mit ungewöhnlichen Vorlieben und Fähigkeiten.
Zur Produktion:
An einem solch heißen Tag, wie wir in diesem Sommer schon viele erlebt haben, spielt auch das neueste Abenteuer von "Monika Häuschen". Insekten rangieren auf der Beliebtheitsskala der meisten Menschen relativ weit unten, auch wenn es sich um so faszinierende Vertreter wie den Kiefernprachtkäfer handelt. Das geht zumindest mir nicht anders, und bis zu diesem Hörspiel hatte ich noch nie von dem Krabbler gehört. Genau darin liegt aber auch eine der Stärken der Reihe begründet. Skriptautorin Kati Naumann gelingt es immer wieder, selbst die kleinsten Wesen groß herauszubringen und sie sowohl Kindern als auch Erwachsenen auf amüsante, leicht verständliche Weise zu präsentieren. Allerdings finde ich hier den Titel etwas unglücklich gewählt, da eben nur ein Vertreter dieser Insektenfamilie, nämlich der schwarze Kiefernprachtkäfer (Melanophila acuminata) einen "Feuermelder" besitzt. Apropos Ungenauigkeit: die Meldung, welche Cousine Berta bei der Feuerweher macht, ist keinesfalls als ordnungsgemäß zu bezeichnen. Ihr "Es brennt im Kiefernwäldchen" wäre da kaum ausreichend. In einem echten Notfall sollte der Anrufer zunächst seinen Namen und seine Adresse nennen, dann möglichst genau den Brandort angeben und Hinweise auf verletzte oder gefährdete Personen liefern. So können die Brandbekämpfer gezielt Rückfragen stellen und müssen nicht erst lange nach ihrem Einsatzort suchen. Hier hätte ich mir größere Genauigkeit gewünscht, denn so wurde die Gelegenheit verpasst, jungen Zuhörern nebenbei zu vermitteln, wie man einen Brand richtig meldet.
Damit erschöpft sich aber auch schon meine Kritik.
Die Geschichte wird locker und flüssig erzählt. Indem Kati Naumann unser Trio durch zündelnde Kinder in Lebensgefahr geraten lässt, macht sie einerseits deutlich, daß Feuer kein Spielzeug ist und unterstreicht andererseits nochmals die Gefährlichkeit eines durch Unachtsamkeit oder Gedankenlosigkeit verursachten Waldbrandes, ohne groß den moralischen Zeigefinger zu heben. Gleiches gilt auch für die Fehlalarme, die der Käfer Tütata ständig auslöst, nur weil er das lustig findet, während alle anderen sofort in helle Aufregung geraten. Obwohl sie dieses Verhalten nicht verbal verurteilt, macht Naumann trotzdem auf subtile Weise klar, wie unangebracht es ist. Natürlich passiert unseren Freunden so gut wie nichts, und bis es zu diesem dramatischen Höhepunkt kommt, erfährt man viel Wissenswertes über den Kiefernprachtkäfer. So ist der Käfer beispielsweise in der Lage, bis zu 50 km entfernte Feuer auszumachen, er kann mit Hilfe seiner Fühler feststellen, ob es sich um einen Holz- oder sonstigen Brand handelt, und er nutzt den verkohlten Wald als Nahrungsquelle für seinen Brut.
Ähnlich ungewöhnlich wie der Handlungsort, fällt auch die Produktion aus. Normalerweise beschränkt sich die Musik auf die Titelmelodie, aber diesmal wird, als akustisches Zeichen für Romantik, auch noch eine Harfe und für die anstehende Käferhochzeit Glockengeläut angestimmt. Die Geräuschkulisse fällt ebenfalls wesentlich üppiger aus als in der vorangegangenen Folge. Zwar wird der Garten nach wie vor nur durch Vogelgezwitscher dargestellt, dafür ist der Wald umso lebendiger. Da weht der Wind durch die Bäume, der Kuckuck ruft, der Specht hämmert fröhlich auf einen Baum ein, und verschiedene Insekten summen um die Wette. Am beeindruckensten sind aber die Geräusche der Waldtiere, die vor dem Feuer flüchten. Ich muss sagen, mir hat diese ausnahmsweise "opulente" Soundkulisse wirklich Spaß gemacht. Dezent aber wirkungsvoll ist auch der Einsatz der Effekte. So werden die Charaktere, welche sich entfernen, stetig leiser eingespielt, während man die Sirene des Feuerwehrautos bei Annäherung immer lauter hört.
Zu den Sprechern:
Monica Deininger(Erzählerin) fungiert mit ihrer unaufgeregten, eher bedächtigen Sprechweise als ruhender Pol, wenn es mal wieder zu aufregend für die angestrebte Zielgruppe ab 3 Jahren werden könnte. Das heißt aber natürlich nicht, daß sie ihren Text emotionslos vortragen würde - im Gegenteil! Doch genau wie ihr "Vorgänger", bleibt eben auch sie in ungewöhnlichen Situationen gelassen, ganz im Gegensatz zu Hauptdarstellerin Kathrin Bachmann(Monika Häuschen) als kleine Schnirkelschnecke. Bachmanns Figur ist schon beunruhigt, wenn sie nur über die theoretische Möglichkeit einer Bedrohung nachdenkt, denn es könnte ja "gefäääährlich" werden, und es ist absolut rührend, wie sie ihrem Freund Schorsch, im Angesicht des drohenden Todes, ihre Liebe gesteht. Steffen Lukas(Ganter Günter) darf diesmal weitaus mehr sein, als der übliche Besserwisser. Sein Spiel wird geradezu überragend, als er die Dramatik der Situation erkennt und sich die Schuld am vermeintlich aussichtslosen Schicksal seiner Freunde gibt. Dementsprechend kontrastreich fällt auch das forsche, vollkommen unbekümmerte Verhalten von Tobias Künzel(Regenwurm Schorsch) aus, der die Situation ungeniert für sich nutzt. Gastsprecher sind diesmal Thomas Bille(Kiefernprachtkäfer Tütata) als selbsternannter Feuerwehrhauptmann, der ganz in seiner Aufgabe aufgeht und sich sogar erdreistet, den gelehrten Ganter Günter zu rügen und Produzent Dirk Posner(Feuerwehrmann) als entschlossener Brandbekämpfer dabei. Posner bekommt man allerdings nur verfremdet zu hören: erst am Telephon, dann am Megaphon und schließlich noch im Radio.
Fazit:
Die Geschichte spielt zwar an einem heißen Sonnentag, ist aber, gerade für Hörer im Kindergartenalter, schon recht aufregend und nicht nur leichte Sommerunterhaltung.
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