Rezension: Titania Special - 15 - Die Schöne und das Biest

Von Pettersson und Findus bis hin zu den Drei Fragezeichen - Hier wird das kindliche Ohr gefüttert
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MonsterAsyl
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Rezension: Titania Special - 15 - Die Schöne und das Biest

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Titania Special - 15 - Die Schöne und das Biest

Zum Inhalt:
Bei seiner Heimreise kommt ein Kaufmann in ein schönes Schloß, welches jedoch von einem scheußlich anzusehenden Ungetüm bewohnt wird. Dort bricht er eine Rose für seine jüngste Tochter ab und begeht damit einen unverzeihlichen Frevel. Die Bestie stellt den Kaufmann daraufhin vor die Wahl: entweder das Mädchen ist bereit, in Zukunft freiwillig mit ihr im Schloß zu wohnen, oder der Kaufmann verliert sein Leben...

Zur Produktion:
Die Reihe "Titania Special" besteht ja aus den berühmtesten Märchen-Klassikern, und wenn eine Geschichte das Prädikat verdient hat, ist es diese.
Motive daraus lassen sich bereits bei Apuleius (123 - 170) finden, portugiesische und britische Forscher datierten die Tierdichtung 2016 sogar auf ein Alter zwischen 2500 und 6000 Jahre zurück.
"La Belle et la Bête", so der Originaltitel des französischen Volksmärchens, wurde erstmals 1740 von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve (28.11.1685 - 29.12.1755) in ihrem Werk "La jeune américaine, et les contes marins" veröffentlicht. Interessanterweise ist es aber nicht diese Version, die heutzutage hauptsächlich bekannt ist, sondern die gekürzte Fassung der französischen Schriftstellerin Jeanne-Marie Leprince de Beaumont (26.04.1711 - 08.09.1780), welche nur 16 Jahre später im "Magasin des enfants, ou dialogues entre une sage gouvernante et plusieurs de ses élèves" sowie zeitgleich in dem deutschen Buch "Lehrreiches Magazin für Kinder zu richtiger Bildung ihres Verstandes und Herzens für die deutsche Jugend" unter dem Titel "Die Schöne, und das Thier. Ein Mährchen." erschien. Wesentlich zu ihrer Popularität beigetragen haben vor allem die diversen Verfilmungen, allen voran Jean Cocteaus Meisterwerk aus dem Jahr 1946. Bis heute sind insgesamt 19 Adaptionen erschienen, wobei es wohl die von den Walt Disney-Studios animierte Version aus dem Jahr 1991 ist, die die Erzählung ins kollektive Märchen-Bewusstein der letzten dreißig Jahre gerückt hat.
Wie auf dem Cover ersichtlich, basiert das Hörspielskript von Titanias Autor Marc Gruppe auf der früheren Vorlage, freilich nicht ohne auch Anleihen aus der gekürzten bzw. veränderten späteren Fassung zu nehmen. Da es sich hier um ein Hörspiel für die ganze Familie handelt, wurde zu meinem Bedauern der ursprüngliche und mehr als provokante allabendliche "Kernsatz" des Biestes: "Seid Ihr willens, daß ich mit Euch schlafe?“ in die weitaus harmlosere spätere Variante: "Wollt Ihr mich heiraten?" abgewandelt. Dessen Wunsch, nicht "gnädiger Herr" genannt zu werden, die Bibliothek oder der appetitlose Kaufmann, sind nur einige Beispiele für Elemente, die aus der neueren, wesentlich ausgeschmückteren Version stammen. Apropos "ausgeschmückter", auch Marc Gruppe hat einige Erweiterungen vorgenommen. So gibt es nur bei ihm das Medaillon oder das Gemälde des Prinzen, und auch das "Zauberpferd" ist seine Idee. Des Weiteren zählen Belles Frage nach den Schloßbewohnern, der ausformulierte Zauberspruch für den Ring und die zusätzlichen Gespräche des Mädchens mit der guten Fee zu den von ihm vorgenommenen Ergänzungen. Daß es hier nur die drei Töchter, aber nicht auch die drei Söhne des Kaufmanns gibt und es die Schwestern, nicht der Vater, sind, die Belle dazu verführen, länger zu Hause zu verweilen, als sie es dem Biest versprochen hatte, spielt für den Verlauf der Handlung genausowenig eine Rolle, wie die Tatsache, daß Belle sich hier lediglich 2 Tage statt 2 Monate bei ihrer Familie aufhalten darf. Aufgrund meiner Unkenntnis der Originalgeschichte war ich überrascht, daß es nach der Rückverwandlung des Biests noch weitergeht und erst jetzt die Vorgeschichte des Prinzen erzählt wird. Ich hätte es besser gefunden, wenn dieser Teil zu Anfang als Prolog eingefügt worden wäre. So wirkt der Schluss ein wenig angehängt und erscheint wie eine künstliche Verlängerung des "Happy Ends". Allerdings entspricht das genau so der schriftlichen Vorlage, dort wird das Ende sogar noch wesentlich weiter gestreckt. Die Königin will nämlich der Vermählung nicht zustimmen, da Belle eine "Bürgerliche" ist, und es folgen etliche Ausflüge in die Vita des Königs sowie der bösen Fee. Hätte Skriptautor Marc Gruppe diese Abschnitte auch noch in sein Drehbuch eingearbeitet, würde das Hörspiel, statt rund 66 Minuten, vermutlich eine doppelt so lange Spielzeit aufweisen. Wer die gekürzte Version nachlesen, oder noch besser seinen Kindern vorlesen möchte, findet diese im Internet unter https://de.wikisource.org/wiki/Die_Sch% ... _das_Thier.
Wie schon weiter oben erwähnt, handelt es sich hier um ein Hörspiel für die ganze Familie und einer der "Wohlfühlfaktoren" ist mit Sicherheit die von Stephan Bosenius und Marc Gruppe zur Untermalung eingesetzte Musik. Passend zum zeitlichen Rahmen der Handlung, werden die Melodien mit klassischen Instrumenten, wie diversen Blasinstrumenten (Flöte, Oboe etc.) sowie der Geige und dem Klavier intoniert. Die einzelnen Stücke, eines davon ist ganz bekannt, geben in ihrer Gesamtheit ein sehr gefälliges Klangbild ab, welches die unterschiedlichen Szenen, je nach Bedarf, mal dramatisch und mal beruhigend akzentuiert. Besonders gut gefallen hat mir die Fanfare, welche die beiden Produzenten gegen Ende des Hörspiels eingespielt haben. Ich weiß gar nicht, ob man in diesem Zusammenhang überhaupt von einem "Stück" oder einer "Melodie" sprechen kann? So oder so ist es für mich jedenfalls das "I-Tüpfelchen" auf dem Soundtrack, denn ein Märchenhörspiel ohne Fanfare im Schloß ist keins. Geradezu "märchenhaft" fällt einmal mehr die Geräuschkulisse aus. Zur Illustration sei in diesem Zusammenhang auf die unterschiedlichen Tür-Modelle verwiesen. Während Belles Haustür wie eine normale, solide Holztür klingt, hat man am Schloss den akustischen Eindruck, hier würden übergroße, schwere Torflügel bewegt. Innerhalb des Palastes wurden die Stimmen mit einem leichten Halleffekt versehen, um die Größe der einzelnen Räume akustisch zu verdeutlichen. Wie es sich für ein so großes Gemäuer geziemt, pfeift der Wind durch alle Ritzen, und damit die Temperatur nicht weiter fällt, prasselt ein wärmendes Kaminfeuer vor sich hin. Am beeindruckensten aber fällt der Garten in Belles Traum aus. Vögel zwitschern fröhlich vor sich hin, ein murmelnder Bach fließt vorbei, und der Wind streicht leise über die Gräser und Blätter. Die wunderbaren Klangbilder funktionieren vor allem deshalb so gut, weil Bosenius und Gruppe großen Wert auf natürliche Geräusche legen. Exemplarisch seien hier die schnatternden Kapuzineräffchen oder die blökende Kuh genannt. Daß zum Schluss auch noch ein großes Feuerwerk gezündet wird, mag manch einer vielleicht ein wenig kitschig finden, aber Kinder werden das sicher lieben, und irgendwie passt es auch zu dem Märchen.

Zu den Sprechern:
Max Schautzer(Erzähler) war bereits bei den "Titania-Specials 10 - Pinocchio", "11 - Die kleine Meerjungfrau" und "14 - Däumelinchen" als Erzähler im Einsatz. Auch dieses Mal ist es ein Vergnügen, seiner angenehmen Stimme zu lauschen. Sein unaufgeregter Vortrag, gepaart mit der pointierten Aussprache, kann jederzeit überzeugen. Die leichte rau klingende Stimme von Gerhard Fehn(Kaufmann) passt hervorragend zur Rolle des sich sorgenden Vaters, dessen Naivität von zweien seiner Töchter gnadenlos ausgenutzt wird. Fehns Portrait des einfachen Mannes, der beim Anblick des Biests nur noch vor sich hin stammeln kann, ist punktgenau. Fabienne Hesse(Schwester) und Julia DeLuise(Schwester) sind beide großartig als kiebige, angeberische Lügnerinnen, welche sich entweder abfällig über ihre Schwester Belle äußern oder sich über diese lustigmachen. Die Hauptrolle konnte natürlich nur an eine Sprecherin vergeben werden, deren Stimme geradezu ein Inbegriff von Lieblichkeit ist! Ich freue mich, daß Stepahn Bosenius und Marc Gruppe das wohl ebenso sehen und diesen Part konsequenterweise mit der unvergleichlichen Reinhilt Schneider(Belle, die Schöne) besetzt haben. Nach wie vor lässt mich ihre Stimme geradezu dahinschmelzen, und ihre Darbietung als sanftmütige, mitfühlende junge Frau ist einfach makellos. Damit die Geschichte funktioniert, muss man so viel Charme und Gutmütigkeit natürlich einen entsprechend kontraststarken Part gegenüberstellen. Auch dafür hat Titania mit Jean Paul Baeck(Biest) eine überzeugende Besetzung gefunden. Bereits sein erster Auftritt, als er schnaubend, schnüffelnd und grummelnd ins Zimmer kommt und dann mit heiserer Stimme seinen Text vorträgt, kann sofort überzeugen. Es ist schon beeindruckend, wie es ihm im Laufe der Geschichte gelingt, einerseits stets wie ein grausames Tier zu wirken, aber andererseits auch tiefe Emotionen wie Enttäuschung oder Trauer akustisch zu transportieren. Ebenfalls stimmig finde ich die Besetzung von Louis Friedemann Thiele(Prinz), als freundlicher Jüngling, der in Belle verliebt ist. Seine burschikos wirkender Redestil ist perfekt dazu geignet, dem Hörer die ausgelassene Überheblichkeit eines Heranwachsenden gegenüber der reiferen Bösen Fee zu vermitteln. Selbige wird kongenial von Claudia Urbschat-Mingues(Böse Fee) gespielt. Dank des eiskalten Untertons und der harten Betonung, erkennt jeder sofort, daß man bei dieser Dame besser vorsichtig sein sollte. Wenn es eine Böse Fee gibt, darf eine Gute Fee natürlich nicht fehlen, und diese wird von der Sprecher-Ikone und Grand Dame des Hörspiels, Dagmar von Kurmin(Gute Fee), intoniert. Von Kurmin spricht die positive Rolle mit gebotenem weichem Tonfall, und ihr Portrait des aufmunternden Naturgeistes, der immer einen tröstenden Rat für die jungen Leute hat, kann ich nur ausgezeichnet nennen.

Fazit:
Vorzügliche Adaption des Märchenklassikers, die Hörern aller Altersklassen Vergnügen bereiten wird.

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