Rezension: Die Wupis - 01 - Mit großem Knall aus dem All
Verfasst: Mi 07.06.2017, 19:02
Die Wupis - 01 - Mit großem Knall aus dem All
Zum Inhalt:
"Ben von und zu auf und davon Hohenzwitscherberg" hat einen komplizierten, reichlich ungewöhnlichen Namen, der ihn in der Schule nicht gerade beliebt macht. Noch viel bemerkenswerter ist aber sein bester und im Prinzip einziger Freund, das schielende Opossum "Otto". Es kann nämlich nicht nur sprechen, sondern auch noch die tollsten Erfindungen basteln. Eines Tages stürzt vor Bens Haustür ein UFO ab. Während der zufällig anwesende Reporter Stefan Stöber lediglich an einer Sensationsmeldung interessiert ist, sorgen sich die beiden Freunde um dessen Passagiere. In einem unbeobachteten Moment gelingt es Ben und Otto, die Außerirdischen Cameo und Triximixi vom Planeten Wups zu retten und im Haus zu verstecken. Damit beginnt für Ben eine aufregende Zeit, denn nicht nur er ist neugierig, was es mit den Fremden aus dem Weltall auf sich hat.
Zur Produktion:
Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell es einigen Jugendbuchserien gelingt, vertont zu werden. Die Buchreihe "Die Wupis" ist erst am 16.02.2017 mit zwei Bänden ("Die Wupis - 01 - Mit großem Knall aus dem All" und "Die Wupis - 02 - Angriff der Gemeinagenten") vom Thienemann-Esslinger Verlag auf den Markt gebracht worden, und gerade mal drei Monate später gibt es bereits die entsprechenden Hörbücher.
Auch wenn ich die Bücher selbst nicht gelesen habe, gehe ich doch davon aus, daß es sich um ungekürzte Lesungen handelt, da die Laufzeit von ca. 78 Minuten vollkommen ausreichen müsste, eine 128 Seiten umfassende literarische Vorlage vollständig wiederzugeben.
Die Handlung, geschrieben von Fabian Lenk (geboren 1963), verläuft gradlinig und bleibt auch bis zum Schluß recht interessant, aber auf so richtig spannende Momente wartet man leider vergeblich. Erst gegen Ende, während Bens Konfrontation mit dem möglichen Verlust seiner Freunde, fließt etwas Dramatik ins Geschehen ein. Um Kinder und Jugendliche zu erreichen, ist es natürlich unumgänglich, daß man sich auch deren Sprache und Ausdrucksweise bedient. Daher wimmelt es hier nur so von Anglizismen, und es wird keine Gelegenheit ausgelassen, möglichst "coole" englische Begriffe in den Text einzuflechten. Beispielsweise ist von "Aliens" statt Außerirdischen die Rede, und die Mädchen werden als "Girls" bezeichnet. Wie in vielen anderen Jugendbüchern auch, sind die Namen der Protagonisten so gewählt, daß sie quasi die Figur "versinnbildlichen". "Cameo" kann seine Gestalt verändern, "Triximixi" mischt wundersame Mixturen und "Stefan Stöber" sucht nach einer geeigneten Geschichte für seine Zeitung. Den Kommander der Wupis "Was geht ab, Mann" zu nennen und ihn "abklatschen" zu lassen, war mir persönlich ein wenig zuviel des Guten, aber die eigentliche Zielgruppe wird das vermutlich witzig finden.
Autor Lenk bemüht sich, einen möglichst großen Kreis von Käufern anzusprechen, indem er so gut wie alles einfließen lässt, was jungen Lesern gefallen könnte. Ein lustiges, zugleich niedliches Tier, hier eben das sprechende, schielende Opossum (Wer erinnert sich nicht an die Bilder von "Heidi", die 2011 um die Welt gingen?), vor allem für die Mädchen, Außerirdische mit eindrucksvollen Fähigkeiten für die Jungs und für alle einen Speicher ohne störende Erwachsene, der sich problemlos zum "Geheimversteck" umfunktionieren lässt. Die "ernsteren" Themen, wie Freundschaft oder Verlustangst, spielen hier eher eine untergeordnete Rolle. Diese Geschichte soll vor allem unterhalten, ein Eindruck, den auch das von Anton Riedel gezeichnete, humorvolle Titelbild unterstreicht.
Da es sich nicht um eine inszenierte Lesung handelt, gibt es, abgesehen von der Eingangsmusik, keinerlei akustische Untermalung. Kompniert und getextet wurde das Lied von Gideon Sperling und Martin Freitag, den Gesang übernahmen Gustav Stolze und Lilly Schlenker. Die Melodie kommt ein wenig schräg daher, passt aber gut zu den teilweise "comicartig" verfremdeten Stimmen der Interpreten und der nicht ganz ernst gemeinten Handlung. Ich finde es bedauerlich, daß sich Produzent Jan Krüger nicht dafür entschieden hat, den Song zum Abschluss des Hörbuchs noch einmal zu bringen oder eine "Instrumentalversion" einzuspielen, denn damit hätte man das ziemlich abrupt wirkende Ende sehr viel harmonischer ausklingen lassen können.
Zu dem Sprecher:
Santiago Ziesmer (* 25. Juli 1953 in Madrid), Schauspieler, Synchronsprecher und Hörspielstimme, darf man mit Fug und Recht als sprecherisches Urgestein bezeichnen. Seine Stimme begleitet mich bereits seit meiner Kindheit, und ich finde es sehr bedauerlich, daß er heutzutage meist auf seinen Part des "Sponge Bob - Schwammkopf" reduziert wird. Daß ihm dies keinesfalls gerecht wird, beweisen die vielen unterschiedlichen Rollen, die er bereits übernommen und hervorragend umgesetzt hat.
Auch als Vorleser macht er seine Sache gewohnt gut. Seine Betonung ist punktgenau, und die gefühlvolle Art und Weise, mit der er seinen Text spricht, lässt die einzelnen Charaktere lebendig werden, ohne daß er dazu seine Stimme übertrieben verstellen muss. Wenn er die Mädchen spricht, legt er einen weichen Unterton in seinen Vortrag, während er bei den Geheimagenten eher hart und drohend klingt. Kurzum, es macht viel Spaß, ihm hier zuzuhören.
Fazit:
Sehr gekonnt vorgelesene akustische Alternative zum Buch.
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