Super 8: Technik, Filme, und alles was dazu gehört
Verfasst: Sa 25.06.2016, 21:32
Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis... oder so ähnlich.
Zumindest ist es schon lange her.
Mitte der 80'er hatte ich von meinem Vater eine recht große Sammlung an Super 8-Filmen geerbt, etwa 300 Filme und 2 Projektoren.
Einen Bauer T502 für bis zu 240m Spulen, und einen Bauer TR200 für bis zu 180m Spulen mit eingebautem Bildschirm, den man daher neben der Projektion auch wie einen Fernseher nutzen konnte.
Dummerweise kam dann bald die Zeit, in der VHS langsam interessant, und vor allem bezahlbar wurde-
so dass ich die komplette Sammlung verkaufte, um an Geld für einen guten VHS-Recorder und Filme zu kommen... was ich aus heutiger Sicht natürlich bereue.
Zum einen ist der Wert vieler Filme heute wieder deutlich höher, zum anderen stehe ich nun mal generell stark auf Retro-Kram.
Was liegt da näher, als einen Teil der Jugend wieder zurückzuholen?
Ich wollte zumindest das gleiche Equipment wie damals haben, besser durfte es aber natürlich auch sein- was allerdings beides alles andere als einfach und günstig war.
Leider kommt man heute ja kaum noch an Projektoren heran, ausser über das Internet- aber ohne einen vorherigen Testlauf wollte ich keinen größeren Geldbetrag ausgeben.
Inzwischen, nach vielen Telefonaten, Mails und einigen hundert Kilometern fahrt (alle Projektoren habe ich abgeholt und vor Ort getestet) stehen jetzt meine Wunsch-Projektoren im Keller-Kino.
Nach und nach will ich mir auch wieder diverse Filme besorgen, vor allem natürlich auch diejenigen, welche ich damals schon hatte- und die mir gefallen haben.
Das Problem daran: Viele davon sind heute recht teuer, einige kommen an den damaligen Neupreis heran- ein paar wenige liegen sogar deutlich darüber.
Und dann muss man aufgrund des Alters auch noch mit diversen Macken rechnen:
Unprofessionell reparierte Filmrisse, oder Essiggeruch und damit einhergehend sich langsam auflösendes Zelluloid durch zu feuchte Lagerung z.B. in alten Kellern kamen bei meinen käufen bisher selten vor,
eine auftretende Verfärbung des Bildes in einen mehr oder weniger starken Rotstich durch zu warme Lagerung ist aber leider sehr oft zu beklagen.
Normale Wohnzimmer-Temperaturen sind auf Dauer schon ausreichend, um die Verfärbung auszulösen.
Dazu kommt die Lichtempfindlichkeit des Materials, man sollte seine Filme also niemals über längere Zeit ohne, oder in durchsichtigen Hüllen aufbewahren.
Die Ideale Lagerung der Filme wäre in Weissblechdosen und in kühlen, aber natürlich trockenen Kellerräumen.
Zumindest den zweiten Punkt erfülle ich bei meiner Sammlung, da mein Retro-Kino in einem unserer beiden großen Keller-Räume aufgebaut wurde.
MEIN KELLER-KINO
Meine Super-8-Filme Sammlung (Stand 11/2016):
Die Archivboxen in der untersten Reihe beinhalten zusammengeklebte Mehrteiler, bei denen mir meist die Cover fehlen. Vorhandene Cover sind in einem anderen Schrank im Raum.
Weitere Bilder des Raumes gibt es demnächst- erstmal muss rundum Farbe an die Wände, und ein wenig Einrichtung angeschafft werden.
DIE TECHNIK
Der Großteil der Super-8-Projektoren war damals für Spulen von 120m, 180m, oder, besonders empfehlenswert, 240m Film ausgelegt.
Was darüber hinausgeht war und ist ein ziemlich teures Vergnügen, sowohl bei den Projektoren selbst, aber auch bei den Leerspulen, welche alles andere als günstig sind.
Bleiben wir zunächst beim Standard, also Projektoren für bis zu 240m Film.
Der damalige Marktführer Bauer (Später von Bosch übernommen, der Name wurde wegen des guten Rufes aber beibehalten)
hatte diverse robuste Projektoren für jeden Geschmack und Geldbeutel im Angebot- aber eben auch nur bis maximal 240m.
Projektoren anderer Hersteller wie Bolex, Porst, Eumig, oder auch die günstigeren, und daher weit verbreiteten (aber nicht sehr robusten) Revue-Projektoren von Foto Quelle liegen ebenfalls in diesem Bereich.
Will man heute einsteigen, sollte man trotz relativ günstig, und vor allem häufig zu findenden 180m Projektoren (meist deutlich unter 100€) ein paar Euro mehr einplanen-
und sich lieber gleich einen für 240m zulegen, auch wenn man da im Normalfall einen Dreistelligen Betrag hinlegt.
Viele Filme gab es als Zweiteiler, welche eben zusammengeklebt problemlos auf eine 240m Rolle passen. Spätere Marketing-Dreiteiler passen, dank dünnerem Material (Polyester statt Acetat), ebenfalls auf eine 240m Spule.
Sonstige Dreiteiler verteilt man dann eben auf zwei 180m Spulen, was einem immerhin einen Spulenwechsel erspart, und keinen Nachteil gegenüber den 180m Projektoren hat.
Will und kann man mehr Geld ausgeben, empfehle ich die aus Japan stammenden 360m Projektoren von ELMO (Electricity Light Machine Organization), welche bei etwa 200€ losgehen, und ebenfalls als sehr robust gelten.
Man kann aber natürlich auch zum französischen Hersteller Beaulieu greifen, welcher mit einer Kapazität von bis zu 700m Platz für Komplettfassungen auf nur einer Spule bietet.
Hier sind dann aber schon deutlich über 1000€ für einen Projektor fällig...
Ich bin mit meinen 240m Bauer-Pojektoren der 500er (oder auch 600er) Serie momentan absolut zufrieden, und kann diese auch uneingeschränkt empfehlen.
Sollte mir allerdings mal ein günstiger ELMO über den weg laufen, werde ich vermutlich schwach...
Mehr als die 360m von ELMO halte ich persönlich für den Heimgebrauch dann aber auch für unnötig,
da es nur wenige Komplettfassungen gibt welche mehr Platz beanspruchen- und diese auch dementsprechend selten und teuer sind.
Einige Dreiteiler, welche ich dann auf nur einer Spule durchlaufen lassen könnte, stehen aber durchaus schon in der Sammlung...
In meinem Keller-Kino steht ein Bauer T 510 Stereo aufgebaut.
Aufgrund der Spulenkapazität von 240m ist dieser dafür geeignet, die meisten meiner längeren Filme am Stück auf einer größeren Spule laufen zu lassen.
Als "Reserveprojektor" steht ein Bauer T500 Super Sound im Keller bereit.
Auch dieser hat eine Spulenkapazität von 240m, bietet aber trotz dem Beinamen "Super Sound" wie die meisten Projektoren nur Mono-Wiedergabe.
In meinem "Arbeitszimmer" steht ein Bauer TR300, das damalige Top-Modell unter den Projektoren mit Bildschirm.
Dieser wird genutzt, wenn ich neue Filme für Eintragungen in die OFDB laufen lasse, um die Qualität zu prüfen und nebenbei per Stoppuhr die Laufzeit zu ermitteln.
Wenn man die Abdeckung vorne links neben dem Bildschirm herausklappt, sitzt darunter das Objektiv- und der TR300 kann als "normaler" Projektor genutzt werden.
Spulenkapazität: 180m
Sonstige vorhandene Projektoren:
Bauer T 190 ML
Die meisten Super 8-Filme wurden mit "Magnetton" ausgeliefert, "Lichtton" hatten in der Regel nur 16mm Filme oder generell Kinofilme.
Es gibt allerdings ein paar wenige Super 8-Kopien mit Lichtton, auch wenn ich bisher noch keinen habe, bin ich nun dafür ausgerüstet.
Spulenkapazität: 180m. Das Kürzel "ML" steht für M = Magnetton-Wiedergabe, L = Lichtton-Wiedergabe.
Bauer T 22
Ein Stummfilm-Projektor, welcher auch das seltenere "Normal 8" Format abspielen kann.
Der T 22 ist rein auf Privat gedrehte Filme ausgelegt, und zeigt maximal 18 Bilder pro Sekunde, was bei selbst gedrehten Filmen Standard ist. Spielfilme laufen mit 24 Bildern pro Sekunde.
Privataufnahmen interessieren mich zwar nicht weiter, und waren in der Regel allerdings eh alle ohne Ton, daher reichte hier ein Stummfilm-Projektor.
Spulenkapazität: 120m. Super 8 und Normal 8 Wiedergabe.
Eumig S 926 GL Stereo Sound
Dieser Projektor nutzt ein eher "unübliches" Spulensystem (beide Spulen hinten, nebeneinander), und hat mich auch anderweitig überrascht- und zwar ausschließlich positiv.
Wie der Name schon sagt ist es ein Stereo Projektor, er spielt Normal 8 und Super 8 ab, ist sehr laufruhig, einfach zu bedienen, hat ein beleuchtetes Bedienfeld-
und bringt bei gleicher Entfernung ein größeres Bild auf die Wand als meine Bauer-Projektoren.
Spulenkapazität: 180m (Eumig = Elektrizitäts und Metallwaren Industrie Gesellschaft)
Da man Filme auch mal reparieren, schneiden oder mehrteilige Fassungen zusammenkleben muss, habe ich auch das gesamte Equipment für diese Fälle wieder besorgt.
Ein Bauer F20 Filmbetrachter und eine Bauer K20 Klebepresse mit Zubehör wie Filmkleber und Reinigungsmittel.
Spulenkapazität: 240m
Die Klebepresse mit Flüssigklebstoff funktioniert allerdings nur mit Filmen auf Acetat, welche auch am weitesten verbreitet sind.
Für Filme auf Polyester, die nur in den letzten Produktionsjahren, und hauptsächlich von Marketing Film hergestellt wurden, benötigt man eine Trockenklebepresse.
Hier waren Agfa und Würker die bekanntesten Hersteller, die billigeren Varianten aus reinem Plastik (was vollkommen ausreicht) von Rowi tun es aber auch.
Und da es seltsam wirkt, Filme vorne auf der Wand anzusehen, aber den Ton hinten aus dem Projektor zu hören, habe ich wieder ein paar alte Original Bauer Lautsprecher gekauft.
Leider im alten Design, passend zu den deutlich älteren Projektoren- und nicht im schönen Schwarz, mit besseren verbauten Lautsprechern, optisch passend zu meinen Bauer Projektoren.
Aber zumindest kann ich mir sagen, dass wir damals die gleichen hatten, und die späteren schwarzen sehr teuer und deutlich seltener zu kriegen sind.
Es gab damals auch billige Plastik-Stummfilm-Projektoren mit hinten aussen liegenden Gummibändern als Antriebsriemen, kleinen Standard-Glühbirnen und Batteriebetrieb.
Diese fand man in den Spielwaren-Abteilungen von großen Kaufhäusern, der hier gezeigte "Hanipet S" Normal 8 Projektor stammt z.B. von "Neckermann".
Spulenkapazität: 30m
Extrem laut, extrem schwaches Projektionslicht, extrem billig- aber funktionsfähig. Generell aber wirklich nur ein Spielzeug oder eine Kuriosität. Schön für's Regal als Deko.
An dieser Stelle vielen Dank an den Spender und Leser meiner Berichte, "Fish", aus dem Circuit Board-Forum!
DIE FILMFASSUNGEN
Verschiedene Längen der Schnittfassungen:
Filme für's Heimkino waren damals purer Luxus, zumindest wenn man möglichst lange Fassungen wollte, die natürlich auch in Farbe und mit Ton sein mussten.
Heute klingt das seltsam, wenn man es nicht selbst miterlebt hat- aber damals war es üblich, die Filme nicht nur extrem in der Handlung zu kürzen,
sondern auch billigere Schwarz/Weiss-Fassungen von Farbfilmen, und teils sogar Stummfilm-Versionen damals aktueller Titel auf den Markt zu werfen.
Die Standard-Filmrolle belief sich auf ca. 120m Film, was etwa 17 Minuten Laufzeit entsprach.
17 Minuten Film in Farbe und mit Ton kamen auf etwa 150,-DM Kaufpreis. Rechnet euch aus, was man dann für einen 90 bis 120 Minuten Film hinlegen musste...
Es gibt natürlich auch Komplettfassungen, aber nur von relativ wenigen Filmen, und damals wie heute werden diese, weil selten, sehr teuer gehandelt.
S/W Versionen kosteten generell einiges weniger, kamen für uns aber schon damals nur in Ausnahmefällen in Frage.
Die meisten Veröffentlichungen kamen als 120, 240, oder 360m Fassung an den Markt, also 1-3 Standard-Rollen. Ein paar wenige Fassungen auf 4 Rollen waren auch erhältlich.
Es gab aber sogar noch kürzere Versionen mit ca. 66, 45, 33 und sogar 17m- welche für uns meist indiskutabel waren- ausser sie waren nicht anders erhältlich.
Fähige Cutter schafften es bei einigen Filmen wirklich, sehr gute Schnittfassungen zu basteln, die man sich auch heute noch gut ansehen kann.
Selbst manche 17 Minuten-Version ist absolut sehenswert. Meistens gilt aber natürlich: Je länger die Schnittfassung, desto besser.
Generell kann man sagen, dass verschiedene Hersteller neben den üblichen 120m Fassungen auch verschiedene "Vorlieben" für bestimmte Längen der jeweiligen Schnittfassungen hatten.
"Piccolo Film" hatten oft 240m Fassungen, "UFA" viele 330m Fassungen, und "Marketing" hatten neben 120m und 240m auch 180m Fassungen im Angebot.
Natürlich gab es aber auch Ausnahmen wie die 440m UFA-Version von "55 Tage in Peking" oder "Das Boot" als 330m Fassung von Piccolo.
Es gab auch noch andere Hersteller, die drei genannten waren aber in Deutschland die größten.
Erwähnenswert wäre noch "Revue", die damalige Hausmarke von Foto Quelle, welche meist Billigversionen von Piccolo-Filmen herausbrachte.
Oftmals nur in Schwarz/Weiss, als 66m Fassung eines Einteilers, oder als 120m Fassung eines Zweiteilers.
Manche Fassungen sind sogar 1:1 identisch, in der Regel sollte man von Revue-Filmen aber die Finger lassen.
Natürlich gibt es auch absolute Negativ-Beispiele, wie die 120m-Fassung von "Jäger des verlorenen Schatzes".
Diese ist heute nicht gesucht und teuer, weil sie so toll ist- eher das Gegenteil ist der Fall.
Wenn man den Film nicht komplett kennt, kann man die Handlung kaum noch nachvollziehen, man hat hier nur eine Actionszene an die andere geschnitten.
Selten und teuer ist das Ding nur, weil es der letzte Super 8 Film war, der in Deutschland mit Synchro erschien.
Veröffentlichungs-Chaos in den Anfangsjahren des Heinkinos:
Ein großes Problem sind / waren viele frühe Fassungen diverser Hersteller, bei denen man jeder Rolle einen eigenen Titel verpasst hat.
Oft sogar ohne jeglichen Hinweis darauf auf dem Cover, dass es sich um einen Mehrteiler handelt.
So war es teils nicht gerade einfach herauszufinden, welche Rollen denn nun zusammengehören, oder gar einzelne Filme sind.
Zum Beispiel "Das Geheimnis der grünen Hornisse".
Als Zweiteiler veröffentlicht, Rolle 1 hat den Originaltitel- Rolle 2 dann aber "Bruce Lee - König des Kung Fu".
Lediglich anhand der fortlaufenden Seriennummern und dem Text auf dem Backcover kann man vermuten, dass die beiden Rollen zusammen einen Film ergeben.
Nur, wer erwartet das, wenn man schon eine Rolle mit dem Originaltitel erworben hat- und nichts von weiteren erwähnt wird?
Was das ganze noch schlimmer machte, sind Schnittfassungen, welche aus einem Film genommen wurden- aber als jeweils eigenständige Filme verkauft wurden.
Beispielsweise "Die Schlangengrube und das Pendel", aus welchem man zwei voneinander unabhängige Filme gemacht hat:
"Die Schlangengrube des Grafen Dracula", und "Burg des Grauens- Das Pendel des Todes".
Wer sich aus diesen beiden 120m-Fassungen wieder einen zusammengehörigen Film basteln will, hat sehr viel Schneide-und Klebearbeit vor sich.
Und danach vermutlich noch mehr unverständliche Zusammenhänge als bei den Einzelfassungen...
Tonformate und Filmmaterial:
Der absolute Großteil der Super 8-Filme bietet den Ton lediglich in Mono, ein paar wenige Versionen in Stereo wurden zwar veröffentlicht,
setzten sich aber wegen dem noch einmal höheren Preis der Filme selbst, und natürlich auch der Projektoren nicht durch.
Die letzten Jahre der Super 8-Zeit brachte vor allem Marketing seine Filme nicht mehr in herkömmlichen Acetat-Versionen heraus, sondern setzte auf Polyester.
Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Bei gleicher Bildqualität war das Material reissfester- und gleichzeitig auch noch dünner als Acetat.
Viele spätere 330m Fassungen von Marketing passten so zusammengeklebt auf eine Standard 240m Spule, 240m Fassungen auf eine 180m Spule.
Zumindest ist es schon lange her.
Mitte der 80'er hatte ich von meinem Vater eine recht große Sammlung an Super 8-Filmen geerbt, etwa 300 Filme und 2 Projektoren.
Einen Bauer T502 für bis zu 240m Spulen, und einen Bauer TR200 für bis zu 180m Spulen mit eingebautem Bildschirm, den man daher neben der Projektion auch wie einen Fernseher nutzen konnte.
Dummerweise kam dann bald die Zeit, in der VHS langsam interessant, und vor allem bezahlbar wurde-
so dass ich die komplette Sammlung verkaufte, um an Geld für einen guten VHS-Recorder und Filme zu kommen... was ich aus heutiger Sicht natürlich bereue.
Zum einen ist der Wert vieler Filme heute wieder deutlich höher, zum anderen stehe ich nun mal generell stark auf Retro-Kram.
Was liegt da näher, als einen Teil der Jugend wieder zurückzuholen?
Ich wollte zumindest das gleiche Equipment wie damals haben, besser durfte es aber natürlich auch sein- was allerdings beides alles andere als einfach und günstig war.
Leider kommt man heute ja kaum noch an Projektoren heran, ausser über das Internet- aber ohne einen vorherigen Testlauf wollte ich keinen größeren Geldbetrag ausgeben.
Inzwischen, nach vielen Telefonaten, Mails und einigen hundert Kilometern fahrt (alle Projektoren habe ich abgeholt und vor Ort getestet) stehen jetzt meine Wunsch-Projektoren im Keller-Kino.
Nach und nach will ich mir auch wieder diverse Filme besorgen, vor allem natürlich auch diejenigen, welche ich damals schon hatte- und die mir gefallen haben.
Das Problem daran: Viele davon sind heute recht teuer, einige kommen an den damaligen Neupreis heran- ein paar wenige liegen sogar deutlich darüber.
Und dann muss man aufgrund des Alters auch noch mit diversen Macken rechnen:
Unprofessionell reparierte Filmrisse, oder Essiggeruch und damit einhergehend sich langsam auflösendes Zelluloid durch zu feuchte Lagerung z.B. in alten Kellern kamen bei meinen käufen bisher selten vor,
eine auftretende Verfärbung des Bildes in einen mehr oder weniger starken Rotstich durch zu warme Lagerung ist aber leider sehr oft zu beklagen.
Normale Wohnzimmer-Temperaturen sind auf Dauer schon ausreichend, um die Verfärbung auszulösen.
Dazu kommt die Lichtempfindlichkeit des Materials, man sollte seine Filme also niemals über längere Zeit ohne, oder in durchsichtigen Hüllen aufbewahren.
Die Ideale Lagerung der Filme wäre in Weissblechdosen und in kühlen, aber natürlich trockenen Kellerräumen.
Zumindest den zweiten Punkt erfülle ich bei meiner Sammlung, da mein Retro-Kino in einem unserer beiden großen Keller-Räume aufgebaut wurde.
MEIN KELLER-KINO
Meine Super-8-Filme Sammlung (Stand 11/2016):
Die Archivboxen in der untersten Reihe beinhalten zusammengeklebte Mehrteiler, bei denen mir meist die Cover fehlen. Vorhandene Cover sind in einem anderen Schrank im Raum.
Weitere Bilder des Raumes gibt es demnächst- erstmal muss rundum Farbe an die Wände, und ein wenig Einrichtung angeschafft werden.
DIE TECHNIK
Der Großteil der Super-8-Projektoren war damals für Spulen von 120m, 180m, oder, besonders empfehlenswert, 240m Film ausgelegt.
Was darüber hinausgeht war und ist ein ziemlich teures Vergnügen, sowohl bei den Projektoren selbst, aber auch bei den Leerspulen, welche alles andere als günstig sind.
Bleiben wir zunächst beim Standard, also Projektoren für bis zu 240m Film.
Der damalige Marktführer Bauer (Später von Bosch übernommen, der Name wurde wegen des guten Rufes aber beibehalten)
hatte diverse robuste Projektoren für jeden Geschmack und Geldbeutel im Angebot- aber eben auch nur bis maximal 240m.
Projektoren anderer Hersteller wie Bolex, Porst, Eumig, oder auch die günstigeren, und daher weit verbreiteten (aber nicht sehr robusten) Revue-Projektoren von Foto Quelle liegen ebenfalls in diesem Bereich.
Will man heute einsteigen, sollte man trotz relativ günstig, und vor allem häufig zu findenden 180m Projektoren (meist deutlich unter 100€) ein paar Euro mehr einplanen-
und sich lieber gleich einen für 240m zulegen, auch wenn man da im Normalfall einen Dreistelligen Betrag hinlegt.
Viele Filme gab es als Zweiteiler, welche eben zusammengeklebt problemlos auf eine 240m Rolle passen. Spätere Marketing-Dreiteiler passen, dank dünnerem Material (Polyester statt Acetat), ebenfalls auf eine 240m Spule.
Sonstige Dreiteiler verteilt man dann eben auf zwei 180m Spulen, was einem immerhin einen Spulenwechsel erspart, und keinen Nachteil gegenüber den 180m Projektoren hat.
Will und kann man mehr Geld ausgeben, empfehle ich die aus Japan stammenden 360m Projektoren von ELMO (Electricity Light Machine Organization), welche bei etwa 200€ losgehen, und ebenfalls als sehr robust gelten.
Man kann aber natürlich auch zum französischen Hersteller Beaulieu greifen, welcher mit einer Kapazität von bis zu 700m Platz für Komplettfassungen auf nur einer Spule bietet.
Hier sind dann aber schon deutlich über 1000€ für einen Projektor fällig...
Ich bin mit meinen 240m Bauer-Pojektoren der 500er (oder auch 600er) Serie momentan absolut zufrieden, und kann diese auch uneingeschränkt empfehlen.
Sollte mir allerdings mal ein günstiger ELMO über den weg laufen, werde ich vermutlich schwach...
Mehr als die 360m von ELMO halte ich persönlich für den Heimgebrauch dann aber auch für unnötig,
da es nur wenige Komplettfassungen gibt welche mehr Platz beanspruchen- und diese auch dementsprechend selten und teuer sind.
Einige Dreiteiler, welche ich dann auf nur einer Spule durchlaufen lassen könnte, stehen aber durchaus schon in der Sammlung...
In meinem Keller-Kino steht ein Bauer T 510 Stereo aufgebaut.
Aufgrund der Spulenkapazität von 240m ist dieser dafür geeignet, die meisten meiner längeren Filme am Stück auf einer größeren Spule laufen zu lassen.
Als "Reserveprojektor" steht ein Bauer T500 Super Sound im Keller bereit.
Auch dieser hat eine Spulenkapazität von 240m, bietet aber trotz dem Beinamen "Super Sound" wie die meisten Projektoren nur Mono-Wiedergabe.
In meinem "Arbeitszimmer" steht ein Bauer TR300, das damalige Top-Modell unter den Projektoren mit Bildschirm.
Dieser wird genutzt, wenn ich neue Filme für Eintragungen in die OFDB laufen lasse, um die Qualität zu prüfen und nebenbei per Stoppuhr die Laufzeit zu ermitteln.
Wenn man die Abdeckung vorne links neben dem Bildschirm herausklappt, sitzt darunter das Objektiv- und der TR300 kann als "normaler" Projektor genutzt werden.
Spulenkapazität: 180m
Sonstige vorhandene Projektoren:
Bauer T 190 ML
Die meisten Super 8-Filme wurden mit "Magnetton" ausgeliefert, "Lichtton" hatten in der Regel nur 16mm Filme oder generell Kinofilme.
Es gibt allerdings ein paar wenige Super 8-Kopien mit Lichtton, auch wenn ich bisher noch keinen habe, bin ich nun dafür ausgerüstet.
Spulenkapazität: 180m. Das Kürzel "ML" steht für M = Magnetton-Wiedergabe, L = Lichtton-Wiedergabe.
Bauer T 22
Ein Stummfilm-Projektor, welcher auch das seltenere "Normal 8" Format abspielen kann.
Der T 22 ist rein auf Privat gedrehte Filme ausgelegt, und zeigt maximal 18 Bilder pro Sekunde, was bei selbst gedrehten Filmen Standard ist. Spielfilme laufen mit 24 Bildern pro Sekunde.
Privataufnahmen interessieren mich zwar nicht weiter, und waren in der Regel allerdings eh alle ohne Ton, daher reichte hier ein Stummfilm-Projektor.
Spulenkapazität: 120m. Super 8 und Normal 8 Wiedergabe.
Eumig S 926 GL Stereo Sound
Dieser Projektor nutzt ein eher "unübliches" Spulensystem (beide Spulen hinten, nebeneinander), und hat mich auch anderweitig überrascht- und zwar ausschließlich positiv.
Wie der Name schon sagt ist es ein Stereo Projektor, er spielt Normal 8 und Super 8 ab, ist sehr laufruhig, einfach zu bedienen, hat ein beleuchtetes Bedienfeld-
und bringt bei gleicher Entfernung ein größeres Bild auf die Wand als meine Bauer-Projektoren.
Spulenkapazität: 180m (Eumig = Elektrizitäts und Metallwaren Industrie Gesellschaft)
Da man Filme auch mal reparieren, schneiden oder mehrteilige Fassungen zusammenkleben muss, habe ich auch das gesamte Equipment für diese Fälle wieder besorgt.
Ein Bauer F20 Filmbetrachter und eine Bauer K20 Klebepresse mit Zubehör wie Filmkleber und Reinigungsmittel.
Spulenkapazität: 240m
Die Klebepresse mit Flüssigklebstoff funktioniert allerdings nur mit Filmen auf Acetat, welche auch am weitesten verbreitet sind.
Für Filme auf Polyester, die nur in den letzten Produktionsjahren, und hauptsächlich von Marketing Film hergestellt wurden, benötigt man eine Trockenklebepresse.
Hier waren Agfa und Würker die bekanntesten Hersteller, die billigeren Varianten aus reinem Plastik (was vollkommen ausreicht) von Rowi tun es aber auch.
Und da es seltsam wirkt, Filme vorne auf der Wand anzusehen, aber den Ton hinten aus dem Projektor zu hören, habe ich wieder ein paar alte Original Bauer Lautsprecher gekauft.
Leider im alten Design, passend zu den deutlich älteren Projektoren- und nicht im schönen Schwarz, mit besseren verbauten Lautsprechern, optisch passend zu meinen Bauer Projektoren.
Aber zumindest kann ich mir sagen, dass wir damals die gleichen hatten, und die späteren schwarzen sehr teuer und deutlich seltener zu kriegen sind.
Es gab damals auch billige Plastik-Stummfilm-Projektoren mit hinten aussen liegenden Gummibändern als Antriebsriemen, kleinen Standard-Glühbirnen und Batteriebetrieb.
Diese fand man in den Spielwaren-Abteilungen von großen Kaufhäusern, der hier gezeigte "Hanipet S" Normal 8 Projektor stammt z.B. von "Neckermann".
Spulenkapazität: 30m
Extrem laut, extrem schwaches Projektionslicht, extrem billig- aber funktionsfähig. Generell aber wirklich nur ein Spielzeug oder eine Kuriosität. Schön für's Regal als Deko.
An dieser Stelle vielen Dank an den Spender und Leser meiner Berichte, "Fish", aus dem Circuit Board-Forum!
DIE FILMFASSUNGEN
Verschiedene Längen der Schnittfassungen:
Filme für's Heimkino waren damals purer Luxus, zumindest wenn man möglichst lange Fassungen wollte, die natürlich auch in Farbe und mit Ton sein mussten.
Heute klingt das seltsam, wenn man es nicht selbst miterlebt hat- aber damals war es üblich, die Filme nicht nur extrem in der Handlung zu kürzen,
sondern auch billigere Schwarz/Weiss-Fassungen von Farbfilmen, und teils sogar Stummfilm-Versionen damals aktueller Titel auf den Markt zu werfen.
Die Standard-Filmrolle belief sich auf ca. 120m Film, was etwa 17 Minuten Laufzeit entsprach.
17 Minuten Film in Farbe und mit Ton kamen auf etwa 150,-DM Kaufpreis. Rechnet euch aus, was man dann für einen 90 bis 120 Minuten Film hinlegen musste...
Es gibt natürlich auch Komplettfassungen, aber nur von relativ wenigen Filmen, und damals wie heute werden diese, weil selten, sehr teuer gehandelt.
S/W Versionen kosteten generell einiges weniger, kamen für uns aber schon damals nur in Ausnahmefällen in Frage.
Die meisten Veröffentlichungen kamen als 120, 240, oder 360m Fassung an den Markt, also 1-3 Standard-Rollen. Ein paar wenige Fassungen auf 4 Rollen waren auch erhältlich.
Es gab aber sogar noch kürzere Versionen mit ca. 66, 45, 33 und sogar 17m- welche für uns meist indiskutabel waren- ausser sie waren nicht anders erhältlich.
Fähige Cutter schafften es bei einigen Filmen wirklich, sehr gute Schnittfassungen zu basteln, die man sich auch heute noch gut ansehen kann.
Selbst manche 17 Minuten-Version ist absolut sehenswert. Meistens gilt aber natürlich: Je länger die Schnittfassung, desto besser.
Generell kann man sagen, dass verschiedene Hersteller neben den üblichen 120m Fassungen auch verschiedene "Vorlieben" für bestimmte Längen der jeweiligen Schnittfassungen hatten.
"Piccolo Film" hatten oft 240m Fassungen, "UFA" viele 330m Fassungen, und "Marketing" hatten neben 120m und 240m auch 180m Fassungen im Angebot.
Natürlich gab es aber auch Ausnahmen wie die 440m UFA-Version von "55 Tage in Peking" oder "Das Boot" als 330m Fassung von Piccolo.
Es gab auch noch andere Hersteller, die drei genannten waren aber in Deutschland die größten.
Erwähnenswert wäre noch "Revue", die damalige Hausmarke von Foto Quelle, welche meist Billigversionen von Piccolo-Filmen herausbrachte.
Oftmals nur in Schwarz/Weiss, als 66m Fassung eines Einteilers, oder als 120m Fassung eines Zweiteilers.
Manche Fassungen sind sogar 1:1 identisch, in der Regel sollte man von Revue-Filmen aber die Finger lassen.
Natürlich gibt es auch absolute Negativ-Beispiele, wie die 120m-Fassung von "Jäger des verlorenen Schatzes".
Diese ist heute nicht gesucht und teuer, weil sie so toll ist- eher das Gegenteil ist der Fall.
Wenn man den Film nicht komplett kennt, kann man die Handlung kaum noch nachvollziehen, man hat hier nur eine Actionszene an die andere geschnitten.
Selten und teuer ist das Ding nur, weil es der letzte Super 8 Film war, der in Deutschland mit Synchro erschien.
Veröffentlichungs-Chaos in den Anfangsjahren des Heinkinos:
Ein großes Problem sind / waren viele frühe Fassungen diverser Hersteller, bei denen man jeder Rolle einen eigenen Titel verpasst hat.
Oft sogar ohne jeglichen Hinweis darauf auf dem Cover, dass es sich um einen Mehrteiler handelt.
So war es teils nicht gerade einfach herauszufinden, welche Rollen denn nun zusammengehören, oder gar einzelne Filme sind.
Zum Beispiel "Das Geheimnis der grünen Hornisse".
Als Zweiteiler veröffentlicht, Rolle 1 hat den Originaltitel- Rolle 2 dann aber "Bruce Lee - König des Kung Fu".
Lediglich anhand der fortlaufenden Seriennummern und dem Text auf dem Backcover kann man vermuten, dass die beiden Rollen zusammen einen Film ergeben.
Nur, wer erwartet das, wenn man schon eine Rolle mit dem Originaltitel erworben hat- und nichts von weiteren erwähnt wird?
Was das ganze noch schlimmer machte, sind Schnittfassungen, welche aus einem Film genommen wurden- aber als jeweils eigenständige Filme verkauft wurden.
Beispielsweise "Die Schlangengrube und das Pendel", aus welchem man zwei voneinander unabhängige Filme gemacht hat:
"Die Schlangengrube des Grafen Dracula", und "Burg des Grauens- Das Pendel des Todes".
Wer sich aus diesen beiden 120m-Fassungen wieder einen zusammengehörigen Film basteln will, hat sehr viel Schneide-und Klebearbeit vor sich.
Und danach vermutlich noch mehr unverständliche Zusammenhänge als bei den Einzelfassungen...
Tonformate und Filmmaterial:
Der absolute Großteil der Super 8-Filme bietet den Ton lediglich in Mono, ein paar wenige Versionen in Stereo wurden zwar veröffentlicht,
setzten sich aber wegen dem noch einmal höheren Preis der Filme selbst, und natürlich auch der Projektoren nicht durch.
Die letzten Jahre der Super 8-Zeit brachte vor allem Marketing seine Filme nicht mehr in herkömmlichen Acetat-Versionen heraus, sondern setzte auf Polyester.
Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Bei gleicher Bildqualität war das Material reissfester- und gleichzeitig auch noch dünner als Acetat.
Viele spätere 330m Fassungen von Marketing passten so zusammengeklebt auf eine Standard 240m Spule, 240m Fassungen auf eine 180m Spule.