Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
Nach dem wir schon seit geraumer Zeit einen Tread für Kung Fu Filme und Ähnliches Haben dachte ich mir das Auch ein Tread für Asiatische Actionfilme nicht Schlecht wäre. Darunter fallen Yakuzastreifen, Die Moderneren Jackie Chan Filme usw.
Für eine eventuelle Bewertung der Filme nehmen wir am Besten das Bekannte System was auch in den anderen Bereicchen genutzt wird.
Im Anderen Tread gehts ja eher um Mittelalterlich angehauchte Kung Fu Filme.
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Im Anderen Tread gehts ja eher um Mittelalterlich angehauchte Kung Fu Filme.
Damals im Jahr 2004 mit diesem unglaublich trägem Rechner und dem alten 56K-Modem...
- mario-pana
- Gold Kongulaner
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- Registriert: Di 27.06.2006, 17:58
Find ich persönlich sehr gut, doch was Jackie Chan betrifft hätte ich den Vorschlag Reviews im Thread zu ihm zu posten, so würde ein ausgiebiges Informationsbild entstehen.
Laughter is contagious. (Lachen ist ansteckend)
http://mario-panas-welt.blogspot.com/
http://dirtypictures.phpbb8.de/portal.php
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Hatte mir die Tage mal wieder die US-LD von OPERATION CONDOR
a.k.a. MISSION ADLER reingezogen. Man wie geil das ist, wenn man keine Stunts aus dem Computer bekommt. War mal wieder richtig schön.
Und vorgestern INVISIBLE TARGET, der zwar eine nicht so komplexe Handlung, wie z.B. THE MISSION aus Hongkong hat, aber es war Adrenalin und Explosionen pur.
Eben keine Stunts und Action aus dem PC. Da wird noch richtig gebrannt und explodiert. Yehhh..
a.k.a. MISSION ADLER reingezogen. Man wie geil das ist, wenn man keine Stunts aus dem Computer bekommt. War mal wieder richtig schön.
Und vorgestern INVISIBLE TARGET, der zwar eine nicht so komplexe Handlung, wie z.B. THE MISSION aus Hongkong hat, aber es war Adrenalin und Explosionen pur.
Eben keine Stunts und Action aus dem PC. Da wird noch richtig gebrannt und explodiert. Yehhh..
- mario-pana
- Gold Kongulaner
- Beiträge: 6416
- Registriert: Di 27.06.2006, 17:58
Oh ja, Mission Adler, was für ein geiler Jackie Chan Film. Noch mit einer meiner meist gesehenen von ihm. Die deutsche Synchro find ich zudem wirklich gut gelungen, die bringt die Comedy des Filmes noch etwas mehr zum Tragen.
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- Megaguirus 01
- Monster-God
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Yakuza Deka 2: The Assassin
Äusserst debiler Yakuza Film mit Sonny Chiba in der Hauptrolle. War teil eins noch durchweg ernst, solide und spannend, so kommt Teil zwei mit einem ungesunden mix zwischen Komik und ernsthaftigkeit daher. Es hapert an der gesamten Inszenierung des Films, die Action-Szenen sind verdammt arm und man merkt mehr als deutlich dass die Schläge gar nicht treffen. Ausserdem explodiert jedes Fahrzeug beim geringsten Kontakt mit anderen Gegenstände. Dadurch dass alles aber so schlecht ist, bleibt der Film wenigstens unterhaltsam. Schade, nicht mal Sonny Chiba konnte den Film retten.
Äusserst debiler Yakuza Film mit Sonny Chiba in der Hauptrolle. War teil eins noch durchweg ernst, solide und spannend, so kommt Teil zwei mit einem ungesunden mix zwischen Komik und ernsthaftigkeit daher. Es hapert an der gesamten Inszenierung des Films, die Action-Szenen sind verdammt arm und man merkt mehr als deutlich dass die Schläge gar nicht treffen. Ausserdem explodiert jedes Fahrzeug beim geringsten Kontakt mit anderen Gegenstände. Dadurch dass alles aber so schlecht ist, bleibt der Film wenigstens unterhaltsam. Schade, nicht mal Sonny Chiba konnte den Film retten.
- DJANGOdzilla
- Monster-God
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- Registriert: Fr 24.08.2007, 12:33
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
MAN OF TAI CHI
[USA/CHI/HK][2013]
Regie: Keanu Reeves
Darsteller: Tiger Chen Hu, Keanu Reeves, Karen Mok, Simon Yam, Yue Hoi, Michael Chan, Ye Qing, Sam Lee, Iko Uwais, Brahim Achabbakhe, Steven Dasz, Ocean Hou
„Warum gewinnst du?“ - „Weil ich besser bin.“
Chen Lin-Hu [Tiger Hu Chen] lebt in Peking in einfachen Verhältnissen und schlägt sich als Kurierfahrer durch. Seine Leidenschaft gilt der Kampfkunst Tai Chi, welche er regelmäßig im Tempel seines Meisters Yang [Yue Hoi] trainiert. Als er gegen den Willen Yangs an Fernseh-Wettkämpfen teilnimmt, erregt er damit die Aufmerksamkeit des eiskalten Geschäftsmannes Donaka Mark [Keanu Reeves]. Dieser veranstaltet vor wohlsituiertem Publikum brutale Martial-Arts-Kämpfe auf Leben und Tod. Von Unschuld und Bescheidenheit Chens gleichermaßen beeindruckt wie von seiner Kampfkraft, unterbreitet er diesem ein großzügiges finanzielles Angebot - freilich, ohne seine wahren Absichten zu verraten. Chen lehnt zunächst ab. Erst, als der Tempel seines Meisters aufgrund von Sicherheitsmängeln geschlossen werden soll, entschließt er sich, doch für Mark zu kämpfen. Nun beginnt für ihn eine Reise ans Ende der Unschuld und wieder zurück.
Hollywood-Star Keanu Reeves frönte in späteren Jahren, fraglos immer noch von seinem MATRIX-Ruhm und dem guten Klang seines Namens profitierend, seiner Liebe für das fernöstliche Kino und brachte mit 47 RONIN und MAN OF TAI CHI innerhalb kürzester Zeit zwei tief in der asiatischen Kultur verwurzelte Heldenreisen auf die Leinwand, die vom breiten Publikum aufgrund ihrer speziellen Thematik zwar eher ignoriert, von Genrefreunden jedoch überwiegend wohlwollend zur Kenntnis genommen wurden. Und obwohl er auch bei letzterem zunächst nur als Darsteller und Drehbuchberater eingeplant war, übernahm er schließlich, neben der Rolle des Antagonisten, auch noch den Regieposten, was innerhalb seiner Karriere eine Premiere bedeutete.
Bereits die Tatsache, dass (zumindest im Original) überwiegend Kantonesisch und Mandarin und nur selten Englisch gesprochen wird (was gut und gern als zuschauerunfreundlich gewertet werden darf), macht dabei deutlich, dass es Reeves wenig daran gelegen war, die asiatischen Motive den Gewohnheiten des westlichen Mainstream-Publikums anzupassen, und auch Look und Location blieben lobenswert unangetastet: Der Schauplatz MAN OF TAI CHIs ist China und seine malerischen Bilder sind ein relativ unverblümter Offenbarungseid einer geradezu schwelgerischen Liebe zum Handlungsort Peking. So erlebt man, während einer wunderbaren Kamerafahrt durch Häuserschluchten und Fensterscheiben, einen ganzen Tag flirrenden Großstadtlebens im Zeitraffer, und selbst der Abspann scheint nur zu existieren, damit ihm eine fast zärtliche verabschiedende Luftaufnahme der Metropole als Hintergrund dienen kann.
Das Drehbuch beschreitet derweil nicht mal im Ansatz neue Wege und betet die in der Vergangenheit bereits unzählige Male durchexerzierte Selbstfindungsgeschichte eines Mannes vom Erliegen der Versuchung über den Verlust der Unschuld bis hin zur gereinigten Wiederauferstehung ohne nennenswerte Varitation treuherzig herunter. MAN OF TAI CHI funktioniert daher weniger als klassische Spannungskost, sondern viel mehr als einzige große Metapher, in welcher sich die Kampfkunst über ihre simple Funktion als Instrument körperlicher Auseinandersetzung erhebt und zum Gradmesser für Tugend und Standhaftigkeit wird: Hauptfigur Tiger Chen, hier und dort mal ein wenig aufmüpfig, doch moralisch einwandfrei, kommt vom rechten Wege ab, lässt sich, zunächst aus lauteren Motiven, später aufgrund schnöden Mammons und gekränkter Eitelkeit, von der dunklen Seite einspannen, bevor er seine Verfehlung schließlich erkennen und sich seinen Dämonen stellen darf. Das mag vom Kern her nicht neu sein und in seiner süßlichen Moral auch reichlich abgestanden, doch gibt sich die inhaltlich weitestgehend überraschungsfreie Moralparabel im selben Moment dermaßen aufrichtig, so voller Elan und Engagement, dass ihre Formelhaftigkeit so gut wie gar nicht ins Gewicht fällt.
Dass kaum eine Bindung des Publikums an die eher unterkühlt gezeichnete Hauptfigur erfolgt, ist freilich ein eher unschöner Nebeneffekt der Sache, nicht zuletzt deshalb, weil genau dieses Thema im Finale noch eine wichtige Rolle spielen soll. In seiner wohl wichtigsten Funktion macht MAN OF TAI CHI hingegen alles richtig: Die Kampfszenen sind durch die Bank schlicht großartig inszeniert - roh, grob und zeitweilen von geradezu schmerzhafter Brutalität, im selben Moment jedoch auch von purer Schönheit. Yuen Woo-Ping, mit Reeves noch aus seiner MATRIX-Zeit bekannt, sorgte für eine zuverlässig makellose Choreographie und Kameramann Elliot Davis [→ OUT OF SIGHT] lieferte die effektiven Bilder dazu. Wenn Tiger Chen sich, vor sich kultiviert gebendem Publikum in schickem Ambiete, einen ungleichen Überraschungskampf gegen gleich zwei rücksichtslose Gegner liefern muss, dabei, zwischen unstet flackerndem Licht, gerade mal noch die Silhouetten der Kämpfenden zu erkennen sind, dann werden die Möglichkeiten der Sehnervreizung größtmöglich ausgelotet.
Dabei experimentierte man ursprünglich sogar mit ganz neuen Kameramodellen, welche die Kämpfer während ihrer Einsätze umgeschnallt haben sollten, um eine bis dahin noch nie dagewesene Form der Publikumsinvolvierung zu erreichen. Doch selbst der Name Reeves öffnet bei solch einem riskanten Projekt nicht automatisch jeden Geldbeutel, so dass die progressiven Pläne schließlich ad acta gelegt werden mussten. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob dieses zum Vor- oder Nachteil MAN OF TAI CHIs geschah, doch ist es bemerkenswert, dass man stattdessen schließlich den umgekehrten Weg ging und die Fights auf das Elementarste reduzierte. Was hier zählt, ist nicht die technische Innovation, sondern die klassische Kontroverse: Zwei Männer, ein Raum, ein Befehl: „Fight!“
Diese Bescheidenheit, dieses Herunterbrechen auf das Notwendigste, dieser Verzicht auf effektheischende Übertreibungen für das Höher-Weiter-Schneller-Publikum zugunsten der respektvollen Huldigung der altmodischen Genreklassiker (bereits der Titel erinnert frappierend an Yuen Woo-Pings TAI CHI MASTER), das alles erweist sich als eine der größen Trumpfkarten MAN OF TAI CHIs und ist der Hauptgrund dafür, dass Reeves Regiedebüt so wunderbar rund läuft. Doch auch optisch hat der Regisseur sein Werk voll und ganz im Griff, präsentiert wunderbar ineinanderfließende Bilder, irgendwo zwischen antiquiert und modern, und gefällt sich in der genussvollen Auskostung markanter Gegensätze: Dem beschaulichen, ländlich gezeichneten Leben Pekings, mit seinen hart schuftenden, anständigen Bürgern, wird die gefühlskalte Hochfinanzfassade Hongkongs gegenübergestellt, klinisch rein, blitzeblank geschrubbt und frei von menschlicher Wärme. Chens meditative Übungen stehen in heftigem Kontrast zu den grausamen Tötungsveranstaltungen Marks, welcher bereits nach ein paar Minuten das erste Genick gebrochen und einem seiner Zöglinge brutalst die Kehle aufgeschlitzt hat.
Reeves spielt die Rolle des Antagonisten dann auch mit diebischem Vergnügen, gibt den großen Verführer mit leicht dämonischer Aura und kühler Attitüde, wobei ihm sein in der Vergangenheit oft verspottetes distanziertes Spiel hier nunmehr zur Ehre gereicht. Ironischerweise wirkt es dabei fast, als eifere er hier Al Pacino nach, welcher ihn im 1997er IM AUFTRAG DES TEUFELS noch selbst auf die Seite des Bösen ziehen durfte. So tront er wie der Leibhaftige persönlich auf sündhaft teurem, in seelenloser Symmetrie ausgerichtetem Mobilar, um den moralischen Zerfall seines Schützlings live auf dem übergroßen Monitor mitzuerleben und mutiert in einem Moment teuflischen Gelächters tatsächlich zur unmenschlichen Schreckgestalt. Lediglich, dass Reeves sich am Ende als fast unbesiegbares Kampfass behauptet, strapaziert doch sehr die Glaubwürdigkeit. Zwar wirkt er in seiner einzigen Kampfszene mit seinen fast 50 Jahren noch respektabel agil, den Superfighter kann man ihm – nicht zuletzt aus dem Grund, da man um die überragenden artistischen Fähigkeiten seiner Mitstreiter weiß - dennoch nur schwerlich abnehmen.
Chen Hu, alias Tiger Chen, meistert seine Hauptrolle ebenfalls mit Bravour, obwohl seine Ausdrucksmöglichkeiten noch eingeschränkter sind als die eines Keanu Reeves. Das ist keine Überraschung, denn Chen ist eigentlich kein Schauspieler, sondern Stuntman und Kampfkunstlehrer, der sich am Set von MATRIX mit Reeves anfreundete. Dass er in dessen Premiere als Regisseur nun gleich im Mittelpunkt stehen darf, ist nicht nur ein sehr sympathischer Freundschaftsdienst, sondern zudem auch noch eine gute Entscheidung: Chen wirkt als Darsteller wunderbar unverbraucht und im gleichen Maße unschuldig wie athletisch, so dass man ihm sowohl seine Arglosigkeit als auch seine Kampfkraft spielend abnimmt.
Auch bei der Besetzung der Nebenrollen bewies man ein sicheres Händchen, dem Genrefan werden bekannte Gesichter aus mehreren Generationen Martial-Arts-Action präsentiert, was für eine weitere Portion Authentizität sorgt. Yue Hoi, der bereits mit Jet Li in DIE MACHT DER SHAOLIN vor der Kamera stand, passt in die Rolle des alten Meisters Yang wie die berühmte Faust auf's Auge und als einer der Gegner Tiger Chens erkennt man Iko Uwais, der kurz zuvor mit der Gewaltoper THE RAID auf sich aufmerksam machte. Karen Mok [→ IN 80 TAGEN UM DIE WELT], ebenfalls ein bekanntes Gesicht des Hongkong-Kinos, ist als ermittelnde Polizistin Sun Jingshi zu sehen, während die Rolle von Ikone Simon Yam [→ BULLET IN THE HEAD] als Inspektor Wong fast schon sträflich verschenkt wirkt.
MAN OF TAI CHI ist insgesamt ein sehr beachtliches Debüt geworden, das seine moralinsaure Botschaft mit sanftem Märchenflair vernebelt: Protagonist Tiger Chen erscheint weniger als reeller Charakter, viel mehr als ein Ideal, als ein Sinnbild der Unschuld, als letzter Fackelträger einer eigentlich schon längst ausgestorbenen Disziplin – als letzter Schüler des Tai Chi. Donaka Mark ist seine Achillesferse, der heuchelnde Verführer, der an seine Eitelkeit appeliert, an sein Temperament, ihn manipuliert, seine Aggressionen Stück für Stück steigert. „Hast du Angst vor dem, was du ihnen antun könntest?“ fragt er, als Tiger dabei ist, im Kampf gegen seine Kontrahenten zu unterliegen. „Das musst du nicht.“ Dagegen agiert Meister Yang als Mentor Chens, als moralische Instanz, der ihm empfiehlt, den Geist zu reinigen und sein Chi zu sortieren. „Wenn du diesen Weg ohne Meditation gehst, dann wird es deinen Untergang bedeuten“, so lauten seine Worte.
Chen geht diesen Weg, und bevor es zum finalen, in klassischer Wildwestmanier gefilmten und inszenierten Schlagabtausch kommt, muss er seine Lektionen lernen und seine spirituelle Mitte finden. Und obwohl die Pfade absehbar sind, nicht jeder Dialog perfekt sitzt und die Message fast schon rührend naiv daherkommt, bleibt MAN OF TAI CHI ein wunderbar ehrlich gemeintes Stück Kino von zielorientierter Geradlinigkeit und vibrierender Bildsprache.
„Du hast Blut gekostet“, tadelt Meister Yang seinen Schüler an einer Stelle. MAN OF TAI CHI ist die Versuchung durchaus wert.
s. auch: MAN OF TAI CHI
[USA/CHI/HK][2013]
Regie: Keanu Reeves
Darsteller: Tiger Chen Hu, Keanu Reeves, Karen Mok, Simon Yam, Yue Hoi, Michael Chan, Ye Qing, Sam Lee, Iko Uwais, Brahim Achabbakhe, Steven Dasz, Ocean Hou
„Warum gewinnst du?“ - „Weil ich besser bin.“
Chen Lin-Hu [Tiger Hu Chen] lebt in Peking in einfachen Verhältnissen und schlägt sich als Kurierfahrer durch. Seine Leidenschaft gilt der Kampfkunst Tai Chi, welche er regelmäßig im Tempel seines Meisters Yang [Yue Hoi] trainiert. Als er gegen den Willen Yangs an Fernseh-Wettkämpfen teilnimmt, erregt er damit die Aufmerksamkeit des eiskalten Geschäftsmannes Donaka Mark [Keanu Reeves]. Dieser veranstaltet vor wohlsituiertem Publikum brutale Martial-Arts-Kämpfe auf Leben und Tod. Von Unschuld und Bescheidenheit Chens gleichermaßen beeindruckt wie von seiner Kampfkraft, unterbreitet er diesem ein großzügiges finanzielles Angebot - freilich, ohne seine wahren Absichten zu verraten. Chen lehnt zunächst ab. Erst, als der Tempel seines Meisters aufgrund von Sicherheitsmängeln geschlossen werden soll, entschließt er sich, doch für Mark zu kämpfen. Nun beginnt für ihn eine Reise ans Ende der Unschuld und wieder zurück.
Hollywood-Star Keanu Reeves frönte in späteren Jahren, fraglos immer noch von seinem MATRIX-Ruhm und dem guten Klang seines Namens profitierend, seiner Liebe für das fernöstliche Kino und brachte mit 47 RONIN und MAN OF TAI CHI innerhalb kürzester Zeit zwei tief in der asiatischen Kultur verwurzelte Heldenreisen auf die Leinwand, die vom breiten Publikum aufgrund ihrer speziellen Thematik zwar eher ignoriert, von Genrefreunden jedoch überwiegend wohlwollend zur Kenntnis genommen wurden. Und obwohl er auch bei letzterem zunächst nur als Darsteller und Drehbuchberater eingeplant war, übernahm er schließlich, neben der Rolle des Antagonisten, auch noch den Regieposten, was innerhalb seiner Karriere eine Premiere bedeutete.
Bereits die Tatsache, dass (zumindest im Original) überwiegend Kantonesisch und Mandarin und nur selten Englisch gesprochen wird (was gut und gern als zuschauerunfreundlich gewertet werden darf), macht dabei deutlich, dass es Reeves wenig daran gelegen war, die asiatischen Motive den Gewohnheiten des westlichen Mainstream-Publikums anzupassen, und auch Look und Location blieben lobenswert unangetastet: Der Schauplatz MAN OF TAI CHIs ist China und seine malerischen Bilder sind ein relativ unverblümter Offenbarungseid einer geradezu schwelgerischen Liebe zum Handlungsort Peking. So erlebt man, während einer wunderbaren Kamerafahrt durch Häuserschluchten und Fensterscheiben, einen ganzen Tag flirrenden Großstadtlebens im Zeitraffer, und selbst der Abspann scheint nur zu existieren, damit ihm eine fast zärtliche verabschiedende Luftaufnahme der Metropole als Hintergrund dienen kann.
Das Drehbuch beschreitet derweil nicht mal im Ansatz neue Wege und betet die in der Vergangenheit bereits unzählige Male durchexerzierte Selbstfindungsgeschichte eines Mannes vom Erliegen der Versuchung über den Verlust der Unschuld bis hin zur gereinigten Wiederauferstehung ohne nennenswerte Varitation treuherzig herunter. MAN OF TAI CHI funktioniert daher weniger als klassische Spannungskost, sondern viel mehr als einzige große Metapher, in welcher sich die Kampfkunst über ihre simple Funktion als Instrument körperlicher Auseinandersetzung erhebt und zum Gradmesser für Tugend und Standhaftigkeit wird: Hauptfigur Tiger Chen, hier und dort mal ein wenig aufmüpfig, doch moralisch einwandfrei, kommt vom rechten Wege ab, lässt sich, zunächst aus lauteren Motiven, später aufgrund schnöden Mammons und gekränkter Eitelkeit, von der dunklen Seite einspannen, bevor er seine Verfehlung schließlich erkennen und sich seinen Dämonen stellen darf. Das mag vom Kern her nicht neu sein und in seiner süßlichen Moral auch reichlich abgestanden, doch gibt sich die inhaltlich weitestgehend überraschungsfreie Moralparabel im selben Moment dermaßen aufrichtig, so voller Elan und Engagement, dass ihre Formelhaftigkeit so gut wie gar nicht ins Gewicht fällt.
Dass kaum eine Bindung des Publikums an die eher unterkühlt gezeichnete Hauptfigur erfolgt, ist freilich ein eher unschöner Nebeneffekt der Sache, nicht zuletzt deshalb, weil genau dieses Thema im Finale noch eine wichtige Rolle spielen soll. In seiner wohl wichtigsten Funktion macht MAN OF TAI CHI hingegen alles richtig: Die Kampfszenen sind durch die Bank schlicht großartig inszeniert - roh, grob und zeitweilen von geradezu schmerzhafter Brutalität, im selben Moment jedoch auch von purer Schönheit. Yuen Woo-Ping, mit Reeves noch aus seiner MATRIX-Zeit bekannt, sorgte für eine zuverlässig makellose Choreographie und Kameramann Elliot Davis [→ OUT OF SIGHT] lieferte die effektiven Bilder dazu. Wenn Tiger Chen sich, vor sich kultiviert gebendem Publikum in schickem Ambiete, einen ungleichen Überraschungskampf gegen gleich zwei rücksichtslose Gegner liefern muss, dabei, zwischen unstet flackerndem Licht, gerade mal noch die Silhouetten der Kämpfenden zu erkennen sind, dann werden die Möglichkeiten der Sehnervreizung größtmöglich ausgelotet.
Dabei experimentierte man ursprünglich sogar mit ganz neuen Kameramodellen, welche die Kämpfer während ihrer Einsätze umgeschnallt haben sollten, um eine bis dahin noch nie dagewesene Form der Publikumsinvolvierung zu erreichen. Doch selbst der Name Reeves öffnet bei solch einem riskanten Projekt nicht automatisch jeden Geldbeutel, so dass die progressiven Pläne schließlich ad acta gelegt werden mussten. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob dieses zum Vor- oder Nachteil MAN OF TAI CHIs geschah, doch ist es bemerkenswert, dass man stattdessen schließlich den umgekehrten Weg ging und die Fights auf das Elementarste reduzierte. Was hier zählt, ist nicht die technische Innovation, sondern die klassische Kontroverse: Zwei Männer, ein Raum, ein Befehl: „Fight!“
Diese Bescheidenheit, dieses Herunterbrechen auf das Notwendigste, dieser Verzicht auf effektheischende Übertreibungen für das Höher-Weiter-Schneller-Publikum zugunsten der respektvollen Huldigung der altmodischen Genreklassiker (bereits der Titel erinnert frappierend an Yuen Woo-Pings TAI CHI MASTER), das alles erweist sich als eine der größen Trumpfkarten MAN OF TAI CHIs und ist der Hauptgrund dafür, dass Reeves Regiedebüt so wunderbar rund läuft. Doch auch optisch hat der Regisseur sein Werk voll und ganz im Griff, präsentiert wunderbar ineinanderfließende Bilder, irgendwo zwischen antiquiert und modern, und gefällt sich in der genussvollen Auskostung markanter Gegensätze: Dem beschaulichen, ländlich gezeichneten Leben Pekings, mit seinen hart schuftenden, anständigen Bürgern, wird die gefühlskalte Hochfinanzfassade Hongkongs gegenübergestellt, klinisch rein, blitzeblank geschrubbt und frei von menschlicher Wärme. Chens meditative Übungen stehen in heftigem Kontrast zu den grausamen Tötungsveranstaltungen Marks, welcher bereits nach ein paar Minuten das erste Genick gebrochen und einem seiner Zöglinge brutalst die Kehle aufgeschlitzt hat.
Reeves spielt die Rolle des Antagonisten dann auch mit diebischem Vergnügen, gibt den großen Verführer mit leicht dämonischer Aura und kühler Attitüde, wobei ihm sein in der Vergangenheit oft verspottetes distanziertes Spiel hier nunmehr zur Ehre gereicht. Ironischerweise wirkt es dabei fast, als eifere er hier Al Pacino nach, welcher ihn im 1997er IM AUFTRAG DES TEUFELS noch selbst auf die Seite des Bösen ziehen durfte. So tront er wie der Leibhaftige persönlich auf sündhaft teurem, in seelenloser Symmetrie ausgerichtetem Mobilar, um den moralischen Zerfall seines Schützlings live auf dem übergroßen Monitor mitzuerleben und mutiert in einem Moment teuflischen Gelächters tatsächlich zur unmenschlichen Schreckgestalt. Lediglich, dass Reeves sich am Ende als fast unbesiegbares Kampfass behauptet, strapaziert doch sehr die Glaubwürdigkeit. Zwar wirkt er in seiner einzigen Kampfszene mit seinen fast 50 Jahren noch respektabel agil, den Superfighter kann man ihm – nicht zuletzt aus dem Grund, da man um die überragenden artistischen Fähigkeiten seiner Mitstreiter weiß - dennoch nur schwerlich abnehmen.
Chen Hu, alias Tiger Chen, meistert seine Hauptrolle ebenfalls mit Bravour, obwohl seine Ausdrucksmöglichkeiten noch eingeschränkter sind als die eines Keanu Reeves. Das ist keine Überraschung, denn Chen ist eigentlich kein Schauspieler, sondern Stuntman und Kampfkunstlehrer, der sich am Set von MATRIX mit Reeves anfreundete. Dass er in dessen Premiere als Regisseur nun gleich im Mittelpunkt stehen darf, ist nicht nur ein sehr sympathischer Freundschaftsdienst, sondern zudem auch noch eine gute Entscheidung: Chen wirkt als Darsteller wunderbar unverbraucht und im gleichen Maße unschuldig wie athletisch, so dass man ihm sowohl seine Arglosigkeit als auch seine Kampfkraft spielend abnimmt.
Auch bei der Besetzung der Nebenrollen bewies man ein sicheres Händchen, dem Genrefan werden bekannte Gesichter aus mehreren Generationen Martial-Arts-Action präsentiert, was für eine weitere Portion Authentizität sorgt. Yue Hoi, der bereits mit Jet Li in DIE MACHT DER SHAOLIN vor der Kamera stand, passt in die Rolle des alten Meisters Yang wie die berühmte Faust auf's Auge und als einer der Gegner Tiger Chens erkennt man Iko Uwais, der kurz zuvor mit der Gewaltoper THE RAID auf sich aufmerksam machte. Karen Mok [→ IN 80 TAGEN UM DIE WELT], ebenfalls ein bekanntes Gesicht des Hongkong-Kinos, ist als ermittelnde Polizistin Sun Jingshi zu sehen, während die Rolle von Ikone Simon Yam [→ BULLET IN THE HEAD] als Inspektor Wong fast schon sträflich verschenkt wirkt.
MAN OF TAI CHI ist insgesamt ein sehr beachtliches Debüt geworden, das seine moralinsaure Botschaft mit sanftem Märchenflair vernebelt: Protagonist Tiger Chen erscheint weniger als reeller Charakter, viel mehr als ein Ideal, als ein Sinnbild der Unschuld, als letzter Fackelträger einer eigentlich schon längst ausgestorbenen Disziplin – als letzter Schüler des Tai Chi. Donaka Mark ist seine Achillesferse, der heuchelnde Verführer, der an seine Eitelkeit appeliert, an sein Temperament, ihn manipuliert, seine Aggressionen Stück für Stück steigert. „Hast du Angst vor dem, was du ihnen antun könntest?“ fragt er, als Tiger dabei ist, im Kampf gegen seine Kontrahenten zu unterliegen. „Das musst du nicht.“ Dagegen agiert Meister Yang als Mentor Chens, als moralische Instanz, der ihm empfiehlt, den Geist zu reinigen und sein Chi zu sortieren. „Wenn du diesen Weg ohne Meditation gehst, dann wird es deinen Untergang bedeuten“, so lauten seine Worte.
Chen geht diesen Weg, und bevor es zum finalen, in klassischer Wildwestmanier gefilmten und inszenierten Schlagabtausch kommt, muss er seine Lektionen lernen und seine spirituelle Mitte finden. Und obwohl die Pfade absehbar sind, nicht jeder Dialog perfekt sitzt und die Message fast schon rührend naiv daherkommt, bleibt MAN OF TAI CHI ein wunderbar ehrlich gemeintes Stück Kino von zielorientierter Geradlinigkeit und vibrierender Bildsprache.
„Du hast Blut gekostet“, tadelt Meister Yang seinen Schüler an einer Stelle. MAN OF TAI CHI ist die Versuchung durchaus wert.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
ARMOUR OF GOD - CHINESE ZODIAC
[SHI ER SHENG XIAO][CHI][2012]
Regie: Jackie Chan
Darsteller: Jackie Chan, Zhang Lanxin, Kwon Sang-Woo, Liao Fan, Yao Xingtong, Laura Weissbecker, Oliver Platt, Vincent Sze, Aaa Safi, Ken Lo, Shu Qi, Daniel Wu
Jackie Chan, genannt 'Der asiatische Falke', befindet sich stets auf der Suche nach verloren geglaubten oder gestohlenen Artefakten. Als er den Auftrag des schwerreichen Kunstsammelers Lawrence Morgan [Oliver Platt] annimmt, zwölf im Krieg geraubte Statuen wiederzubeschaffen, ist das Beginn einer gefährlichen Reise rund um den Globus. Neben seinem Team, bestehend aus Bonnie [Zhang Lanxin], Simon [Kwon Sang-Woo] und David [Liao Fan], begleiten ihn auf seiner Suche schließlich auch die engagierte Archäologin Coco [Yao Xingtong] sowie die französische Großerbin Catherine [Laura Weissbecker], deren Vorfahren einst in den Raub involviert waren. Nach turbulenten Ereignissen zu Lande, zu Wasser und in der Luft trifft man schließlich zum Showdown in der unterirdischen Festung von Morgans Sohn Michael [Vincent Sze], wo sich Jackie zunächst dem gegnerischen Schatzsucher Vulture [Alaa Safi] stellen muss.
Jackie Chan ist wohl einer der bekanntesten chinesischen Darsteller der Welt – ein Ruf, den sich der eifrige Kämpfer seit Beginn seiner Leinwandkarriere hart erarbeiten musste. Zunächst hauptsächlich als Statist unterwegs, wurden seine überragenden Kampfkünste schon bald erkannt, weshalb man nach dem plötzlichen Tode von Martial-Arts-Ikone Bruce Lee versuchte, ihn zu dessen Nachfolger heranzuzüchten. Seine ersten großen Erfolge allerdings hatte Chan erst, nachdem er etwas damals völlig Neues entwickelte und in den folgenden Jahren immer weiter perfektionierte: Seine originelle Kombination aus klassischem Kung Fu á la Bruce Lee und turbulentem Slapstick á la Buster Keaton machte ihn international zum Star, erst in historischen Kostümkloppern wie DRUNKEN MASTER, später dann in modernen Großstadtreißern wie POLICE STORY. Im Laufe der Zeit zementierte Chan immer weiter seinen Status als der Mann, der all seine halsbrecherischen Stunts selbst ausführt und für jeden neuen Film dem Tod ins Auge blickt.
Als eine der beliebtesten von Jackie Chan verkörperten Figuren gilt der 'Asiatische Falke', eine Art chinesischer 'Indiana Bond' mit Gaunerattitüde, der sich seine Brötchen durch aufwändig geplante und ausgeführte Raubzüge verdient und sich regelmäßig auf weltumspannende Artefakt-Suche begibt. Nach DER RECHTE ARM DER GÖTTER (1986) und MISSION ADLER (1990) ist CHINESE ZODIAC der dritte Teil der ARMOUR OF GOD-Saga, für welchen Chan den populären Charakter nach fast 20 Jahren Pause noch einmal reanimierte. Dieses hatte gewiss mehrere Gründe. Ein nicht unwesentlicher dürfte gewesen sein, dass Chan in gehobenerem Alter viele (vor allem westliche) Fans vergraulte, indem er sich nach der Rückgabe Hongkongs an China wiederholt als Befürworter der kommunistischen Regierung aussprach und seine Filme immer wieder auch als Bühne für entsprechende Propaganda nutzte. Das kostete ihm weltweit viele Sympathien, so dass eine Flucht in vergangene Erfolge als durchaus sinnvoller Schritt erschien.
Freilich war das nicht ohne Risiko, gilt doch gerade MISSION ADLER, der zweite Teil der Reihe und somit unmittelbarer Vorläufer CHINESE ZODIACs, völlig zurecht als einer der besten Jackie-Chan-Filme überhaupt, der wie kaum ein anderer artistische Akrobatik und infantile Albernheiten mit dem Flair des großen Abenteuers kreuzte und es blendend verstand, durch perfekt getimte Situationskomik das Publikumszwerchfell im Minutentakt zur Erschütterung zu bringen. Ein schwieriges Erbe also, das es anzutreten galt, und Chan besaß inzwischen so viel Einfluss, dass er das ambitionierte Projekt quasi im Alleingang stemmen und alle wichtigen und viele weniger wichtigen Positionen innehaben durfte: Hauptrolle sowieso, dazu Drehbuch, Regie, Produktion, Titelsong, Beleuchtung, Art Direction, Unit Production Manager, Catering Coordinator und vermutlich auch Klorollenverteiler.
CHINESE ZODIAC erweist sich letztendlich als durchaus stimmige Fortsetzung, die in Sachen Storytelling und Dramaturgie ganz den bewährten Erfolgsformeln gehorcht. Beginnend mit einer halsbrecherischen Verfolgung im Roller-Blade-Ganzkörperkondom, welche nahtlos an die ähnlich übertriebenen Eröffnungssequenzen der Vorgänger anschließt, erhält Jackie (hier durchgehend pseudocool 'JC' gerufen) von seinem Mentor Jonathan noch während seiner Flucht bereits den nächsten Auftrag. Es folgt eine Jagd zunächst nach diversen Kunstgegenständen, später auch nach einem verschwundenen Schiff durch verschiedene Länder und Kontinente, die in ihrer Mischung aus entfesselter Action und arglosem Geblödel gut 105 Minuten erfrischenden Eskapismus bieten kann. Wo MISSION ADLER allerdings bei gleichem Konzept zu wahren Lachstürmen hinriss, langt es bei CHINESE ZODIAC gerade Mal noch zu dem einen oder anderen Schmunzler, zumal die leichtfüßige Fröhlichkeit der Originale hier einen etwas zwanghaft bemühten Eindruck macht.
Dennoch ist es ein Vergnügen, Jackie Chan ein weiteres Mal in seiner klassischen Rolle zu erleben, der hier mit seinen fast 60 Jahren auch immer noch respektabel agil rüberkommt. Und wenn 'JC' und sein Team auf einer exotischen Insel schließlich von einer Handvoll depperter Piraten mit Raketenwerfer und Maschinenpistole überfallen werden, kommen beim Fan gar wohlige Erinnerungen an seelige SUPERFIGHTER-Zeiten auf. Dass die Inselszenen zudem offenbar komplett im Studio entstanden sind, unterstreicht noch zusätzlich den kindlich-unbedarften Charakter CHINESE ZODIACs, dem selbst die lausigen CGI-Effekte nichts Gravierendes anhaben können. Ohnehin gab man sich sichtliche Mühe, der Produktion zu einem realitätsfernen Look zu verhelfen, indem man bestimmte Farben massiv übersättigte. Das Ergebnis ist eine der Wirklichkeit entrückte bonbonbunte Comic-Welt, die an das begeisterungsfähige Kind im Manne appelliert.
Fraglos: Die Unschuld vergangener Tage ist ein wenig verloren gegangen, nicht nur, weil all die altmodischen Elemente auf teilweise allzu penetrant ins Bild gerückten High-Tech-Schnickschnack treffen. Jackie Chan wirkt hier ein wenig wie ein chinesischer Otto Waalkes, der es auch im Rentenalter nicht lassen kann, den Pausenclown zu geben und so tut, als wären in der Zwischenzeit lediglich 3 und nicht 30 Jahre vergangen. Was einst frisch und munter wirkte, erscheint mittlerweile wie ein trotziges Aufbäumen gegen den schwelenden Zahn der Zeit. Und trotzdem sieht man ihm gern dabei zu, zumal sich Chan auch deutlich besser gehalten hat als Waalkes und die Kampfchoreographien, wenn auch nicht mehr so zahlreich vorhanden, so doch zumindest einmal mehr exzellent in Szene gesetzt wurden.
Ein wenig überladen wirkt CHINESE ZODIAC aufgrund der zahlreichen Nebenfiguren, die das Szenario bevölkern, zumal ihnen kaum irgendwelche Konturen zugestanden werden. So hat Jackie Chan hier ein Team an seiner Seite, das einem weder vorgestellt wird, noch im weiteren Verlauf Eindruck hinterlassen kann. Für Amüsement hingegen sorgt die weibliche Begleitung, drückt man Chan hier getreu der Serie abermals zwei reizende junge Damen auf's Auge, die sich die gesamte Reise über kabbeln und Faxen machen dürfen. Zwar funktioniert das nicht halb so gut wie noch in MISSION ADLER, für eine Extraportion gute Laune sorgt es allerdings trotzdem. Als Bonus gibt es noch zwei minimale Gastauftritte von Shu Qi [→ UNDER CONTROL] und Daniel Wu [→ IN 80 TAGEN UM DIE WELT], während der amerikanische Schauspieler Oliver Platt [→ FLATLINERS] in der Rolle des zwielichtigen Kunstsammlers Morgan für die internationale Note sorgen darf.
Muss sie sich dem übergroßen direkten Vorgänger auch eindeutig geschlagen geben, so befindet sich die späte Wiederbelebung immerhin mit dem noch etwas ungelenken ersten ARMOUR OF GOD-Teil so ziemlich auf Augenhöhe. Zwar geriet das luftige Finale im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig zu abgehoben und warum nebenbei auch immer mal wieder die Eheprobleme des Teams eine Rolle spielen müssen (inklusive Jackies) wird wohl auch ein Geheimnis bleiben. Doch Jackie Chan erscheint trotz fortgeschrittenen Alters immer noch unermüdlich hyperaktiv und sorgt mit CHINESE ZODIAC für sympathischen Fan-Service vor und hinter der Kamera. Ein starker Arm der Götter ist das nicht mehr. Aber immer noch ein freundliches Händeschütteln.
s. auch: ARMOUR OF GOD - CHINESE ZODIAC
[SHI ER SHENG XIAO][CHI][2012]
Regie: Jackie Chan
Darsteller: Jackie Chan, Zhang Lanxin, Kwon Sang-Woo, Liao Fan, Yao Xingtong, Laura Weissbecker, Oliver Platt, Vincent Sze, Aaa Safi, Ken Lo, Shu Qi, Daniel Wu
Jackie Chan, genannt 'Der asiatische Falke', befindet sich stets auf der Suche nach verloren geglaubten oder gestohlenen Artefakten. Als er den Auftrag des schwerreichen Kunstsammelers Lawrence Morgan [Oliver Platt] annimmt, zwölf im Krieg geraubte Statuen wiederzubeschaffen, ist das Beginn einer gefährlichen Reise rund um den Globus. Neben seinem Team, bestehend aus Bonnie [Zhang Lanxin], Simon [Kwon Sang-Woo] und David [Liao Fan], begleiten ihn auf seiner Suche schließlich auch die engagierte Archäologin Coco [Yao Xingtong] sowie die französische Großerbin Catherine [Laura Weissbecker], deren Vorfahren einst in den Raub involviert waren. Nach turbulenten Ereignissen zu Lande, zu Wasser und in der Luft trifft man schließlich zum Showdown in der unterirdischen Festung von Morgans Sohn Michael [Vincent Sze], wo sich Jackie zunächst dem gegnerischen Schatzsucher Vulture [Alaa Safi] stellen muss.
Jackie Chan ist wohl einer der bekanntesten chinesischen Darsteller der Welt – ein Ruf, den sich der eifrige Kämpfer seit Beginn seiner Leinwandkarriere hart erarbeiten musste. Zunächst hauptsächlich als Statist unterwegs, wurden seine überragenden Kampfkünste schon bald erkannt, weshalb man nach dem plötzlichen Tode von Martial-Arts-Ikone Bruce Lee versuchte, ihn zu dessen Nachfolger heranzuzüchten. Seine ersten großen Erfolge allerdings hatte Chan erst, nachdem er etwas damals völlig Neues entwickelte und in den folgenden Jahren immer weiter perfektionierte: Seine originelle Kombination aus klassischem Kung Fu á la Bruce Lee und turbulentem Slapstick á la Buster Keaton machte ihn international zum Star, erst in historischen Kostümkloppern wie DRUNKEN MASTER, später dann in modernen Großstadtreißern wie POLICE STORY. Im Laufe der Zeit zementierte Chan immer weiter seinen Status als der Mann, der all seine halsbrecherischen Stunts selbst ausführt und für jeden neuen Film dem Tod ins Auge blickt.
Als eine der beliebtesten von Jackie Chan verkörperten Figuren gilt der 'Asiatische Falke', eine Art chinesischer 'Indiana Bond' mit Gaunerattitüde, der sich seine Brötchen durch aufwändig geplante und ausgeführte Raubzüge verdient und sich regelmäßig auf weltumspannende Artefakt-Suche begibt. Nach DER RECHTE ARM DER GÖTTER (1986) und MISSION ADLER (1990) ist CHINESE ZODIAC der dritte Teil der ARMOUR OF GOD-Saga, für welchen Chan den populären Charakter nach fast 20 Jahren Pause noch einmal reanimierte. Dieses hatte gewiss mehrere Gründe. Ein nicht unwesentlicher dürfte gewesen sein, dass Chan in gehobenerem Alter viele (vor allem westliche) Fans vergraulte, indem er sich nach der Rückgabe Hongkongs an China wiederholt als Befürworter der kommunistischen Regierung aussprach und seine Filme immer wieder auch als Bühne für entsprechende Propaganda nutzte. Das kostete ihm weltweit viele Sympathien, so dass eine Flucht in vergangene Erfolge als durchaus sinnvoller Schritt erschien.
Freilich war das nicht ohne Risiko, gilt doch gerade MISSION ADLER, der zweite Teil der Reihe und somit unmittelbarer Vorläufer CHINESE ZODIACs, völlig zurecht als einer der besten Jackie-Chan-Filme überhaupt, der wie kaum ein anderer artistische Akrobatik und infantile Albernheiten mit dem Flair des großen Abenteuers kreuzte und es blendend verstand, durch perfekt getimte Situationskomik das Publikumszwerchfell im Minutentakt zur Erschütterung zu bringen. Ein schwieriges Erbe also, das es anzutreten galt, und Chan besaß inzwischen so viel Einfluss, dass er das ambitionierte Projekt quasi im Alleingang stemmen und alle wichtigen und viele weniger wichtigen Positionen innehaben durfte: Hauptrolle sowieso, dazu Drehbuch, Regie, Produktion, Titelsong, Beleuchtung, Art Direction, Unit Production Manager, Catering Coordinator und vermutlich auch Klorollenverteiler.
CHINESE ZODIAC erweist sich letztendlich als durchaus stimmige Fortsetzung, die in Sachen Storytelling und Dramaturgie ganz den bewährten Erfolgsformeln gehorcht. Beginnend mit einer halsbrecherischen Verfolgung im Roller-Blade-Ganzkörperkondom, welche nahtlos an die ähnlich übertriebenen Eröffnungssequenzen der Vorgänger anschließt, erhält Jackie (hier durchgehend pseudocool 'JC' gerufen) von seinem Mentor Jonathan noch während seiner Flucht bereits den nächsten Auftrag. Es folgt eine Jagd zunächst nach diversen Kunstgegenständen, später auch nach einem verschwundenen Schiff durch verschiedene Länder und Kontinente, die in ihrer Mischung aus entfesselter Action und arglosem Geblödel gut 105 Minuten erfrischenden Eskapismus bieten kann. Wo MISSION ADLER allerdings bei gleichem Konzept zu wahren Lachstürmen hinriss, langt es bei CHINESE ZODIAC gerade Mal noch zu dem einen oder anderen Schmunzler, zumal die leichtfüßige Fröhlichkeit der Originale hier einen etwas zwanghaft bemühten Eindruck macht.
Dennoch ist es ein Vergnügen, Jackie Chan ein weiteres Mal in seiner klassischen Rolle zu erleben, der hier mit seinen fast 60 Jahren auch immer noch respektabel agil rüberkommt. Und wenn 'JC' und sein Team auf einer exotischen Insel schließlich von einer Handvoll depperter Piraten mit Raketenwerfer und Maschinenpistole überfallen werden, kommen beim Fan gar wohlige Erinnerungen an seelige SUPERFIGHTER-Zeiten auf. Dass die Inselszenen zudem offenbar komplett im Studio entstanden sind, unterstreicht noch zusätzlich den kindlich-unbedarften Charakter CHINESE ZODIACs, dem selbst die lausigen CGI-Effekte nichts Gravierendes anhaben können. Ohnehin gab man sich sichtliche Mühe, der Produktion zu einem realitätsfernen Look zu verhelfen, indem man bestimmte Farben massiv übersättigte. Das Ergebnis ist eine der Wirklichkeit entrückte bonbonbunte Comic-Welt, die an das begeisterungsfähige Kind im Manne appelliert.
Fraglos: Die Unschuld vergangener Tage ist ein wenig verloren gegangen, nicht nur, weil all die altmodischen Elemente auf teilweise allzu penetrant ins Bild gerückten High-Tech-Schnickschnack treffen. Jackie Chan wirkt hier ein wenig wie ein chinesischer Otto Waalkes, der es auch im Rentenalter nicht lassen kann, den Pausenclown zu geben und so tut, als wären in der Zwischenzeit lediglich 3 und nicht 30 Jahre vergangen. Was einst frisch und munter wirkte, erscheint mittlerweile wie ein trotziges Aufbäumen gegen den schwelenden Zahn der Zeit. Und trotzdem sieht man ihm gern dabei zu, zumal sich Chan auch deutlich besser gehalten hat als Waalkes und die Kampfchoreographien, wenn auch nicht mehr so zahlreich vorhanden, so doch zumindest einmal mehr exzellent in Szene gesetzt wurden.
Ein wenig überladen wirkt CHINESE ZODIAC aufgrund der zahlreichen Nebenfiguren, die das Szenario bevölkern, zumal ihnen kaum irgendwelche Konturen zugestanden werden. So hat Jackie Chan hier ein Team an seiner Seite, das einem weder vorgestellt wird, noch im weiteren Verlauf Eindruck hinterlassen kann. Für Amüsement hingegen sorgt die weibliche Begleitung, drückt man Chan hier getreu der Serie abermals zwei reizende junge Damen auf's Auge, die sich die gesamte Reise über kabbeln und Faxen machen dürfen. Zwar funktioniert das nicht halb so gut wie noch in MISSION ADLER, für eine Extraportion gute Laune sorgt es allerdings trotzdem. Als Bonus gibt es noch zwei minimale Gastauftritte von Shu Qi [→ UNDER CONTROL] und Daniel Wu [→ IN 80 TAGEN UM DIE WELT], während der amerikanische Schauspieler Oliver Platt [→ FLATLINERS] in der Rolle des zwielichtigen Kunstsammlers Morgan für die internationale Note sorgen darf.
Muss sie sich dem übergroßen direkten Vorgänger auch eindeutig geschlagen geben, so befindet sich die späte Wiederbelebung immerhin mit dem noch etwas ungelenken ersten ARMOUR OF GOD-Teil so ziemlich auf Augenhöhe. Zwar geriet das luftige Finale im wahrsten Sinne des Wortes ein wenig zu abgehoben und warum nebenbei auch immer mal wieder die Eheprobleme des Teams eine Rolle spielen müssen (inklusive Jackies) wird wohl auch ein Geheimnis bleiben. Doch Jackie Chan erscheint trotz fortgeschrittenen Alters immer noch unermüdlich hyperaktiv und sorgt mit CHINESE ZODIAC für sympathischen Fan-Service vor und hinter der Kamera. Ein starker Arm der Götter ist das nicht mehr. Aber immer noch ein freundliches Händeschütteln.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
Die Todesfaust des Cheng Li (HK 1971)
Eine Story, dünner als jede Reisnudel und auf unterhaltsamste Weise konstruiert, verbindet extrem blutige Prügeleien miteinander. Spaßkonzentrat!
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
BADGES OF FURY
[BU ER SHEN TAN][CHI][2013]
Regie: Wong Tsz-Ming
Darsteller: Wen Zhang, Jet Li, Michelle Chen, Liu Shishi, Liu Yan, Jacky Wu, Tong Dawei, Collin Chou, Huang Xiaoming, Stephen Fung, Raymond Lam, Leung Kar-Yan
Hongkong: Innerhalb kürzester Zeit sterben ein Schauspieler, ein Turmspringer, ein Ballettänzer und ein Immobilienberater auf hochmysteriöse Weise – ohne ersichtlichen Grund, aus heiterem Himmel und mit einem ins Gesicht gemeißelten Lächeln. Die beiden etwas chaotischen Polizisten Wang Bu Er [Wen Zhang] und Huang Feihong [Jet Li] sollen, unter der Leitung ihrer Chefin Angela [Michelle Chen], Licht ins Dunkel bringen. Schon bald finden sie heraus, dass alle Opfer mit der Schauspielerin Liu Jingshui [Liu Schishi] liiert waren. Als Hauptverdächtige gilt jedoch bald ihre attraktive Halbschwester Dai Yiyi [Liu Yan], welche ihr nicht nur jeden einzelnen Mann ausgespannt, sondern diesen kurz vor ihrem Ableben auch noch Lebensversicherungen zu ihren Gunsten aufgeschwatzt hat. Um den Mörder zu entlarven, spielt Wang Bu Er schließlich den Lockvogel und gibt sich als neuer Verlobter Lius aus. Schon nach kurzer Zeit muss auch er um sein Leben fürchten.
BADGES OF FURY – vom deutschen Verleih in fast schon unverschämter Schamlosigkeit als 'spannungsgeladener Actionthriller' ins Rennen geschickt – ist eine mit jeder Menge rasanter Bewegung gespickte, dabei komplett durch's Dach steigende Nonsenskomödie, die ihre im Kern durchaus interessante Kriminalprämisse lediglich dazu nutzt, einen wüsten Orkan comichaft überzogener Krawall- und Klamaukszenen abzufackeln, die nur mühsam und allzu offensichtlich alibihaft durch notdürftig verbindene Storyelemente zusammengehalten werden. So atmet Wong Tsz-Mings Regiedebüt auf eine gewisse Art und Weise den Geist des albern-überdrehten – manch einer möchte hier womöglich ausrufen: peinlichen - Hongkong-Kinos der 80er und 90er Jahre, wenn auch durch den damals noch nicht möglichen CGI-Einsatz inbrünstig ins neue Jahrtausend katapultiert. Im poppigen Manga-Stil werden hier pausenlos Possen gerissen, Grimassen geschnitten und nicht zuletzt die Gesetze der Schwerkraft in hyperkinetischen Martial-Arts-Geplänkeln außer Kraft gesetzt, wenn die Kämpfer ohne jede Not kilometerweit durch die Lüfte fliegen.
Doch im beispielhaften Gegensatz zu Stephen Chows zumindest stilistisch ähnlichem KUNG FU HUSTLE (2004) verfehlt BADGES OF FURY sein Ziel des Lacherfolges durch ein überraschend schlechtes Timing der ohnehin nur selten – eigentlich nie! – wirklich komischen Gags, die sich zu allem Überfluss auch nicht für eine bestimmte Richtung entscheiden können. Durchaus gelungene visuelle Spielereien mit attraktivem Cartoon-Charakter (der Schatten der männermordenden Femme Fatale erscheint als Schlangensilhouette an der Wand, Wolken verdichten sich bei drohender Gefahr zu einem Totenschädel) treffen auf banale Typenkomik inklusive schwulen Schotten und stotternden Versicherungsagenten, dazu gesellen sich abgestandene Slapsticknummern der Marke 'Sich den Kopf stoßen', 'Durch die Wand brechen' und 'Mit dem Gesicht gegen eine Scheibe klatschen'.
Der Krimiplot geht in dieser Ansammlung von Albernheiten mehr als einmal verloren, was immer dann zur Irritation führt, wenn die Fülle an Zoten mal wieder unvermittelt für dramatische, bisweilen sogar melancholische Momente unterbrochen wird, die im krassen Gegensatz stehen zu der generell vorherrschenden Geistlosigkeit. Doch interessiert man sich für die Schicksale der Protagonisten zwischen dem ungenierten Gehampel und Geblödel ebensowenig wie für die Frage nach dem Täter, auch wenn die finale Auflösung, wenn auch nicht unbedingt bis ins Mark logisch, so doch zumindest ausreichend überraschend daherkommt. In solchen Momenten wird erst klar, wie viel Potential hier eigentlich verschwendet wurde, fällt die Konzentration auf die zugrundeliegende Handlung doch von Minute zu Minute schwerer, da man den im Klamauk versinkenden Dialogen und Ereignisketten schließlich nicht mehr die Bedeutung beimisst, die sie zumindest teilweise verdient hätten. Dramaturgisch äußerst ungeschickt setzt zudem der Subplot, dass Wang sich als Verlobter Lius ausgibt (und sich damit dem Mörder als Köder anbietet), viel zu spät ein, um bereits nach kurzer Zeit sang- und klanglos wieder fallengelassen zu werden, obwohl doch gerade diese Idee, so unoriginell sie eigentlich auch ist, für den dringend benötigten frischen Wind und die bis dato vermisste klare Linie hätte sorgen können.
Für anspruchslose Seelen mit Affinität zum überkandidelten Mainstream-Kino Asiens ist das Gebotene dennoch von durchaus brauchbarer Essenz, zumal der wilde Trip in seiner entfesselten Anarchie nicht vollkommen reizlos geriet. Schrille Kostüme und knallige Farben beherrschen das absurde Szenario, das zudem gespickt ist mit Anspielungen auf das Hongkong-Kino moderner und klassischer Tage. So lautet der Rollenname Jet Lis hier nicht zufälligerweise 'Huang Fei Hong', und die dazugehörige Fanfare nebst finaler Kampfszene im altertümlichen Theater verweisen fast schon ein wenig zu penetrant auf Lis größten Leinwanderfolg ONCE UPON A TIME IN CHINA. Neben einer seltsam uninsprierten und gut 15 Jahre zu späten MEN IN BLACK-Referenz, fallen augenzwinkernde Bemerkungen über Jackie Chans POLICE STORY-Reihe und Hongkongs Filmgeschäft an sich, während die zahlreichen Gastauftritte (unter anderen vom Lam Suet [→ TRIANGLE], Stephen Fung [→ HOUSE OF FURY] und Jacky Wu [→ KILLZONE]) für Eingeweihte zwar ein paar „Ach, schau an, der/die/das spielt da auch mit!?“-Effekte birgt, an einem Großteil des westlichen Publikums jedoch eher unbemerkt vorbeirauschen dürfte.
Jet Li, als prominentester Mitwirkender vom Marketing natürlich publikumswirksam ins Bild gerückt, hat zwar ein paar gelungene Kampfszenen, fidelt hier jedoch nur auf zweiter Geige. Die eigentliche Show gehört Wen Zhang (welcher mit seinem Co-Star bereits in dem Fantasymärchen DIE LEGENDE DER WEISSEN SCHLANGE vor der Kamera stand) als trotteligem Polizisten, der seine Fälle mehr durch Glück als durch Verstand löst. Besonders in den humorbetonten Szenen wirkt Wen dabei ein wenig überfordert, da es ihm nicht gelingt, deren Möglichkeiten ausreichend auszuschöpfen, was besonders im direkten Zusammenspiel mit seiner Partnerin Michelle Chen auffällt (welche ihr Ziel ebenfalls verfehlt). Die Sequenz, in welcher beide erfolglos das Verhörspiel „Guter Bulle, böser Bulle“ ausprobieren, offenbart in ihrer Witzlosigkeit exemplarisch das Scheitern der Komik BADGES OF FURYs: Die Darsteller spielen brutal aneinander vorbei, die Reaktionen und Dialoge scheinen isoliert voneinander abzulaufen und die ganze Situation verpufft am Ende quasi pointenlos.
So oder so ähnlich fehlt es BADGES OF FURY über die gesamte Laufzeit hin erheblich an Rhythmus und Balance. Stattdessen feuert man hier rücksichtslos aus allen Rohren, garniert die Kampfszenen mit zeichentrickartigen Klangeffekten und serviert lieber einen Jux zu viel als zu wenig. Dass mit Corey Yuen [→ TRANSPORTER] ein geachteter Profi für die Martial-Arts-Action zuständig war, sollte man erwähnen, doch verschwindet dessen Talent größtenteils unter massivem Drahtseil- und Rechnereinsatz. Wer weiß, worauf er sich einlässt und nicht jedes Mal nach Perfektion strebt, kann bei dieser hyperaktiven Cop-Comedy im Staccado-Tempo durchaus gute 90 Minuten grellbunten Spaß erleben, ohne dabei ein großartig schlechtes Gewissen haben zu müssen, und Jet-Li-Fans schauen sowieso rein. Den 'spannungsgeladenen Actionthriller' gibt es dann halt das nächste Mal.
s. auch: BADGES OF FURY
[BU ER SHEN TAN][CHI][2013]
Regie: Wong Tsz-Ming
Darsteller: Wen Zhang, Jet Li, Michelle Chen, Liu Shishi, Liu Yan, Jacky Wu, Tong Dawei, Collin Chou, Huang Xiaoming, Stephen Fung, Raymond Lam, Leung Kar-Yan
Hongkong: Innerhalb kürzester Zeit sterben ein Schauspieler, ein Turmspringer, ein Ballettänzer und ein Immobilienberater auf hochmysteriöse Weise – ohne ersichtlichen Grund, aus heiterem Himmel und mit einem ins Gesicht gemeißelten Lächeln. Die beiden etwas chaotischen Polizisten Wang Bu Er [Wen Zhang] und Huang Feihong [Jet Li] sollen, unter der Leitung ihrer Chefin Angela [Michelle Chen], Licht ins Dunkel bringen. Schon bald finden sie heraus, dass alle Opfer mit der Schauspielerin Liu Jingshui [Liu Schishi] liiert waren. Als Hauptverdächtige gilt jedoch bald ihre attraktive Halbschwester Dai Yiyi [Liu Yan], welche ihr nicht nur jeden einzelnen Mann ausgespannt, sondern diesen kurz vor ihrem Ableben auch noch Lebensversicherungen zu ihren Gunsten aufgeschwatzt hat. Um den Mörder zu entlarven, spielt Wang Bu Er schließlich den Lockvogel und gibt sich als neuer Verlobter Lius aus. Schon nach kurzer Zeit muss auch er um sein Leben fürchten.
BADGES OF FURY – vom deutschen Verleih in fast schon unverschämter Schamlosigkeit als 'spannungsgeladener Actionthriller' ins Rennen geschickt – ist eine mit jeder Menge rasanter Bewegung gespickte, dabei komplett durch's Dach steigende Nonsenskomödie, die ihre im Kern durchaus interessante Kriminalprämisse lediglich dazu nutzt, einen wüsten Orkan comichaft überzogener Krawall- und Klamaukszenen abzufackeln, die nur mühsam und allzu offensichtlich alibihaft durch notdürftig verbindene Storyelemente zusammengehalten werden. So atmet Wong Tsz-Mings Regiedebüt auf eine gewisse Art und Weise den Geist des albern-überdrehten – manch einer möchte hier womöglich ausrufen: peinlichen - Hongkong-Kinos der 80er und 90er Jahre, wenn auch durch den damals noch nicht möglichen CGI-Einsatz inbrünstig ins neue Jahrtausend katapultiert. Im poppigen Manga-Stil werden hier pausenlos Possen gerissen, Grimassen geschnitten und nicht zuletzt die Gesetze der Schwerkraft in hyperkinetischen Martial-Arts-Geplänkeln außer Kraft gesetzt, wenn die Kämpfer ohne jede Not kilometerweit durch die Lüfte fliegen.
Doch im beispielhaften Gegensatz zu Stephen Chows zumindest stilistisch ähnlichem KUNG FU HUSTLE (2004) verfehlt BADGES OF FURY sein Ziel des Lacherfolges durch ein überraschend schlechtes Timing der ohnehin nur selten – eigentlich nie! – wirklich komischen Gags, die sich zu allem Überfluss auch nicht für eine bestimmte Richtung entscheiden können. Durchaus gelungene visuelle Spielereien mit attraktivem Cartoon-Charakter (der Schatten der männermordenden Femme Fatale erscheint als Schlangensilhouette an der Wand, Wolken verdichten sich bei drohender Gefahr zu einem Totenschädel) treffen auf banale Typenkomik inklusive schwulen Schotten und stotternden Versicherungsagenten, dazu gesellen sich abgestandene Slapsticknummern der Marke 'Sich den Kopf stoßen', 'Durch die Wand brechen' und 'Mit dem Gesicht gegen eine Scheibe klatschen'.
Der Krimiplot geht in dieser Ansammlung von Albernheiten mehr als einmal verloren, was immer dann zur Irritation führt, wenn die Fülle an Zoten mal wieder unvermittelt für dramatische, bisweilen sogar melancholische Momente unterbrochen wird, die im krassen Gegensatz stehen zu der generell vorherrschenden Geistlosigkeit. Doch interessiert man sich für die Schicksale der Protagonisten zwischen dem ungenierten Gehampel und Geblödel ebensowenig wie für die Frage nach dem Täter, auch wenn die finale Auflösung, wenn auch nicht unbedingt bis ins Mark logisch, so doch zumindest ausreichend überraschend daherkommt. In solchen Momenten wird erst klar, wie viel Potential hier eigentlich verschwendet wurde, fällt die Konzentration auf die zugrundeliegende Handlung doch von Minute zu Minute schwerer, da man den im Klamauk versinkenden Dialogen und Ereignisketten schließlich nicht mehr die Bedeutung beimisst, die sie zumindest teilweise verdient hätten. Dramaturgisch äußerst ungeschickt setzt zudem der Subplot, dass Wang sich als Verlobter Lius ausgibt (und sich damit dem Mörder als Köder anbietet), viel zu spät ein, um bereits nach kurzer Zeit sang- und klanglos wieder fallengelassen zu werden, obwohl doch gerade diese Idee, so unoriginell sie eigentlich auch ist, für den dringend benötigten frischen Wind und die bis dato vermisste klare Linie hätte sorgen können.
Für anspruchslose Seelen mit Affinität zum überkandidelten Mainstream-Kino Asiens ist das Gebotene dennoch von durchaus brauchbarer Essenz, zumal der wilde Trip in seiner entfesselten Anarchie nicht vollkommen reizlos geriet. Schrille Kostüme und knallige Farben beherrschen das absurde Szenario, das zudem gespickt ist mit Anspielungen auf das Hongkong-Kino moderner und klassischer Tage. So lautet der Rollenname Jet Lis hier nicht zufälligerweise 'Huang Fei Hong', und die dazugehörige Fanfare nebst finaler Kampfszene im altertümlichen Theater verweisen fast schon ein wenig zu penetrant auf Lis größten Leinwanderfolg ONCE UPON A TIME IN CHINA. Neben einer seltsam uninsprierten und gut 15 Jahre zu späten MEN IN BLACK-Referenz, fallen augenzwinkernde Bemerkungen über Jackie Chans POLICE STORY-Reihe und Hongkongs Filmgeschäft an sich, während die zahlreichen Gastauftritte (unter anderen vom Lam Suet [→ TRIANGLE], Stephen Fung [→ HOUSE OF FURY] und Jacky Wu [→ KILLZONE]) für Eingeweihte zwar ein paar „Ach, schau an, der/die/das spielt da auch mit!?“-Effekte birgt, an einem Großteil des westlichen Publikums jedoch eher unbemerkt vorbeirauschen dürfte.
Jet Li, als prominentester Mitwirkender vom Marketing natürlich publikumswirksam ins Bild gerückt, hat zwar ein paar gelungene Kampfszenen, fidelt hier jedoch nur auf zweiter Geige. Die eigentliche Show gehört Wen Zhang (welcher mit seinem Co-Star bereits in dem Fantasymärchen DIE LEGENDE DER WEISSEN SCHLANGE vor der Kamera stand) als trotteligem Polizisten, der seine Fälle mehr durch Glück als durch Verstand löst. Besonders in den humorbetonten Szenen wirkt Wen dabei ein wenig überfordert, da es ihm nicht gelingt, deren Möglichkeiten ausreichend auszuschöpfen, was besonders im direkten Zusammenspiel mit seiner Partnerin Michelle Chen auffällt (welche ihr Ziel ebenfalls verfehlt). Die Sequenz, in welcher beide erfolglos das Verhörspiel „Guter Bulle, böser Bulle“ ausprobieren, offenbart in ihrer Witzlosigkeit exemplarisch das Scheitern der Komik BADGES OF FURYs: Die Darsteller spielen brutal aneinander vorbei, die Reaktionen und Dialoge scheinen isoliert voneinander abzulaufen und die ganze Situation verpufft am Ende quasi pointenlos.
So oder so ähnlich fehlt es BADGES OF FURY über die gesamte Laufzeit hin erheblich an Rhythmus und Balance. Stattdessen feuert man hier rücksichtslos aus allen Rohren, garniert die Kampfszenen mit zeichentrickartigen Klangeffekten und serviert lieber einen Jux zu viel als zu wenig. Dass mit Corey Yuen [→ TRANSPORTER] ein geachteter Profi für die Martial-Arts-Action zuständig war, sollte man erwähnen, doch verschwindet dessen Talent größtenteils unter massivem Drahtseil- und Rechnereinsatz. Wer weiß, worauf er sich einlässt und nicht jedes Mal nach Perfektion strebt, kann bei dieser hyperaktiven Cop-Comedy im Staccado-Tempo durchaus gute 90 Minuten grellbunten Spaß erleben, ohne dabei ein großartig schlechtes Gewissen haben zu müssen, und Jet-Li-Fans schauen sowieso rein. Den 'spannungsgeladenen Actionthriller' gibt es dann halt das nächste Mal.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
The Raid 2: Berandal (2014) 1/2
Bereits der erste Teil hat Maßstäbe im Action und Kampfsportfilm gesetzt. Beim zweiten Teil ist das Budget deutlich höher und man merkt es. Die Actionszenen sind noch dramatischer und spektakulärer ausgefallen. Diesmal gibt es auch deutlich mehr Handlung. Tony Jaa war gestern, Iko Uwais ist heute. John Woo war gestern, Gareth Evans ist heute.
Teil 3 ist mittlerweile angekündigt.
Bereits der erste Teil hat Maßstäbe im Action und Kampfsportfilm gesetzt. Beim zweiten Teil ist das Budget deutlich höher und man merkt es. Die Actionszenen sind noch dramatischer und spektakulärer ausgefallen. Diesmal gibt es auch deutlich mehr Handlung. Tony Jaa war gestern, Iko Uwais ist heute. John Woo war gestern, Gareth Evans ist heute.
Teil 3 ist mittlerweile angekündigt.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
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Zuletzt geändert von DJANGOdzilla am Fr 26.09.2014, 01:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
PANIK IM TOKIO-EXPRESS
[SHINKANSEN DAIBAKUHA][JAP][1975]
Regie: Jun'ya Satô
Darsteller: Sonny Chiba, Eiji Gô, Etsuko Shihomi, Takashi Shimura, Yoshifumi Tajima, Ken Takakura, Tetsurô Tanba, Ken Utsui, Fumio Watanabe, Kei Yamamoto
Der "Hikeri 109" verkehrt zwischen Tokio und Hakata und ist einer der schnellsten Züge der Welt. Eines Vormittags geht bei der Bahngesellschaft ein Anruf ein. Der bankrotte Geschäftsmann Tetsuo Okita [Ken Takakura] verkündet, dass, sollte die Geschwindigkeit des sich bereits in voller Fahrt befindlichen Zuges unter 80 Stundenkilometer fallen, eine an Bord platzierte Bombe in die Luft gehen werde. 500 Millionen Dollar verlangt er, dann werde er verraten, wo sich der Sprengsatz befindet und wie er entschärft werden kann. Um die Ernsthaftigkeit seines Anliegens zu demonstrieren, lässt der Erpresser zunächst einen Güterzug explodieren. Es bleiben nur wenige Stunden. Für Bahnpersonal, Rettungskräfte und die 1500 Passagiere beginnt ein hochstrapaziöser Nervenkrieg, aber auch für die Erpresser läuft nicht alles so, wie sie es geplant hatten.
Im Ausland gelten die Deutschen als ausgesprochen akkurat und überpünktlich. Dieser Eindruck jedoch dürfte in der Regel revidiert sein, sobald man als Tourist einmal gezwungen war, mit der Deutschen Bahn zu reisen. In Japan hingegen sieht die Sache schon ein wenig anders aus: Eine einzige Minute Abweichung vom Fahrplan gilt dort bereits als Unpünktlichkeit und Verspätungen passieren dermaßen selten, dass sie es bei Vorkommen sogar in die Hauptnachrichten schaffen. In ganz besonderem Maße gilt das für die sogenannten Shinkansen, die Hochgeschwindigkeitszüge. Seitdem sie 1964 erstmals vom Stapel gelassen wurden, erarbeiteten sich die stählernen Geschosse einen legendären Ruf und gelten als eines der pünktlichsten und sichersten Verkehrsmittel der ganzen Welt. Selbst, als es im Jahre 2004 zu einem Erdbeben kam und erstmalig einer der Züge entgleiste, kam es zu keinem einzigen Personenschaden. Auf diese Weise wurde der Shinkansen zu einem Symbol für die technische Überlegenheit der Nation.
Grund genug für Japans Filmproduktionfirma Toei, der Bevölkerung doch mal ein bisschen Angst einzujagen. Eindeutig im Fahrwasser der amerikanischen Katastrophenfilmwelle á la AIRPORT entstand somit im Jahre 1975 das ausladende Action-Vehikel PANIK IM TOKIO-EXPRESS (im Original: 'Die große Shinkansen-Explosion'), in welcher ein vollbesetzter Hochgeschwindigkeitszug zum Instrument einer großangelegten Erpressung wird. Mit aus dem Off erschallender Erklärbär-Stimme über den Alltag und die technischen Gegebenheiten des Bahnbetriebs beginnen die Ereignisse fast schon dokumentarisch, bevor das Pedal bis zum Anschlag durchgetreten wird. Bereits die Grundidee einer sich an Bord des Zuges befindlichen Bombe, die detoniert, sobald ein gewisses Tempo unterschritten wird, spielt mit einem der Kernelemente des Actionfilms: der ungebremsten Geschwindigkeit - ein Einfall, der 1994 für den Hollywood-Erfolg SPEED wieder aufgegriffen wurde.
Während man sich gut 20 Jahre später der Prämisse von PANIK IM TOKIO-EXPRESS bediente, fällt bei diesem ebenfalls die hohe Ähnlichkeit zu einem anderen Werk auf: STOPPT DIE TODESFAHRT DER U-BAHN 123 heißt der nur kurz zuvor entstandene amerikanische Thriller, in dem es Walter Matthau als Sicherheitschef mit einer Bande von U-Bahn-Entführern aufnimmt. Aufgrund der zeitlichen Nähe könnte die Ähnlichkeit zugegebenermaßen auch ohne Weiteres dem Zufall geschuldet sein; dennoch folgt Regisseur Jun'ya Satô (der auch am Drehbuch mitschrieb) in dramaturgischer Hinsicht überwiegend westlichen Vorbildern, versäumt es dabei allerdings nicht, dem Geschehen auch einen asiatischen Stempel aufzudrücken. So beleuchtet der Reißer abseits seines Katastrophenszenarios auch die wirtschaftliche Situation des Landes, wenn in Rückblenden die zum Teil fatalen gesellschaftlichen Verhältnisse geschildert werden, welche die Bombenleger erst in ihre verzweifelte Lage gebracht haben.
Die Zeichnung des Anführers, des insolventen Unternehmers Tetsuo Okita, geriet dann auch überraschend vielschichtig: Von der Rezession aus der Bahn geworfen, von der Ehefrau verlassen, sieht er in seinem Erpressungsplan schließlich den einzigen Ausweg aus seiner finanziellen Misere. Seine Mitstreiter, den politischen Aktivisten Koga und den jugendlichen Kleinkriminellen Fujio, hat er ebenfalls aus der Unterschicht rekrutiert. Gemeinsam bilden sie eine verschworene Gemeinschaft, geeint vom Traum, ihrem verhassten Leben am sozialen Minimum zu entkommen. Vor allem Ken Takakura [→ BLACK RAIN] überzeugt dabei als ambivalenter Kopf der Bande, der zugleich abwägend skrupellos wie nachsichtig agieren muss, denn tatsächlich hat er trotz seiner gefährlichen Aktion nicht wirklich vor, nachhaltigen Schaden anzurichten.
Den leisen Anklängen des Sozialdramas stehen die verzweifelten Maßnahmen im Führerhaus des Schnellzugs und im Kommandozentrum der Bahnzentrale gegenüber, wo in ständiger Atemlosigkeit versucht wird, der schwierigen Situation Herr zu werden. Vor allem Ken Utsui [→ DER GROSSE WALL] als Streckenleiter Kuramochi schält sich dabei schnell als Sympathiefigur heraus, wenn er versucht, mittels klugen Kopfes und trotz aller Panik besonnener Taktiken Schlimmeres, wie den drohenden Aufprall mit einem auf gleicher Strecke nahendem Zug, zu verhindern. Auch die Polizeiarbeit kommt bei alledem nicht zu kurz, wenn die Beamten sich redlich mühen, die Lösegeldübergabe abzuwickeln, um sich dadurch auf die Spur der Verbrecher setzen zu können. Und als besonderes Bonbon sitzt Karate-Ass Sonny Chiba [→ DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER], der normalerweise ganzen Heerscharen von Bösbuben den Hintern malträtiert, schwitzend und bebend im Führerhaus und zittert herzzerreißend um sein Leben.
Darauf, dem Publikum, wie im amerikanischen Kino üblich, vor Eintreten des Desasters ein paar Identifikationsfiguren zu präsentieren, mit denen man nachfolgend mitleiden und -zittern kann, wurde hingegen verzichtet. Die Passagiere des Unglückszuges bleiben im Großen und Ganzen eine anonyme Masse. Stattdessen setzt man überwiegend auf Temporausch, Panikzustände und verzweifelte Krisengespräche. Zur Ruhe kommen die Protagonisten dabei selten, wobei man zugeben muss, dass die Erregung dabei nicht unbedingt auf das Publikum überspringt. Zum einen liegt das an der Gewissheit, dass ein ungebremster Schnellzug auf den Gleisen im Prinzip nur wenig Schaden anrichten kann, zum anderen daran, dass die Actionszenen sehr auffällig mit Miniaturen getrickst wurden. Nun sind Modelleffekte im Prinzip immer ein sehr willkommene Angelegenheit, aber in solch einem auf Realismus angelegten Sensationsstück kann das der Illusion, Zeuge einer ernsthaften Bedrohung zu werden, doch schon relativ abträglich sein.
Zudem hält das Drehbuch auch noch ein paar Merkwürdigkeiten bereit, wenn beispielsweise mitten in der Lösegeldübergabe aus heiterem Himmel eine dauerlaufende Karatetruppe auftaucht und sich nach lauten Zurufen seitens der Polizei in das Geschehen einmischt (das ergibt schon allein deswegen keinen Sinn, weil es der Polizei eigentlich daran gelegen war, die Aktion reibungslos über die Bühne gehen zu lassen). Und die einfach mal fesch ins Blaue geratene Maßnahme zur Entschärfung der Bombe darf auch gut und gern mit einem sanften Kopfschütteln quittiert werden. Ein paar arg überkonstruierte Un- und Zufälle sägen zusätzlich an der angestrebten Glaubwürdigkeit, während das Verhalten mancher Protagonisten auch so manches Rätsel aufgibt. Aber diese kleineren Unpässlichkeiten verschmerzt das engagierte Desaster-Epos locker, um am Ende doch sehr souverän in den Zielbahnhof zu fahren (nicht zuletzt, da der tragisch-symbolträchtige Schluss noch mal eine echte Trumpfkarte darstellt).
Dem deutschen Verleih war das alles viel zu ausufernd. Die zugegebenerweise nicht gerade kurz und bündig gehaltene Terror-Reise wurde um gut eine Stunde (!) Material erleichtert. Trotz des deutschen Titels blieb von der Panik der Besatzung so gut wie gar nichts mehr übrig, und auch die Hintergründe für die Tat fielen quasi komplett der Schere zum Opfer. Um der Aktion zumindest so etwas ähnliches wie einen Grund zu geben, legte die deutsche Synchronisation den Erpressern daher auch immer mal wieder einen Plan vom „perfekten Verbrechen“ auf die Lippen – was als Begründung für solch einen Coup doch etwas sehr düftig daherkommt. Lediglich dem engagierten Label 'Subkultur Entertainment' ist es zu verdanken, dass PANIK IM TOKIO-EXPRESS das Schicksal, als unattraktiver Torso im Billigregal zu verschimmeln, schließlich doch noch verwehrt wurde und seit 2013 auch in Deutschland in voller Pracht und Länge begutachtet werden darf.
Ein bisschen Patina hat der Tokio-Express fraglos angesetzt. Manche Dinge, die man dem technikunerfahrenen Publikum in den 70er Jahren noch vorsetzen konnte, wirken aus zeitlicher Distanz doch etwas hanebüchen, und die Tricks sind auf zwar liebenswürdige, doch illusionsverlustigende Art und Weise durchschaubar. Freunde des zünftigen Katastrophenkrachers und unverhohlene Zeitgeistsympathisanten dürften sich bei dieser Fahrt dennoch (oder gerade auch deswegen) pudelwohl fühlen. Alle Mann an Bord!
s. auch: PANIK IM TOKIO-EXPRESS
[SHINKANSEN DAIBAKUHA][JAP][1975]
Regie: Jun'ya Satô
Darsteller: Sonny Chiba, Eiji Gô, Etsuko Shihomi, Takashi Shimura, Yoshifumi Tajima, Ken Takakura, Tetsurô Tanba, Ken Utsui, Fumio Watanabe, Kei Yamamoto
Der "Hikeri 109" verkehrt zwischen Tokio und Hakata und ist einer der schnellsten Züge der Welt. Eines Vormittags geht bei der Bahngesellschaft ein Anruf ein. Der bankrotte Geschäftsmann Tetsuo Okita [Ken Takakura] verkündet, dass, sollte die Geschwindigkeit des sich bereits in voller Fahrt befindlichen Zuges unter 80 Stundenkilometer fallen, eine an Bord platzierte Bombe in die Luft gehen werde. 500 Millionen Dollar verlangt er, dann werde er verraten, wo sich der Sprengsatz befindet und wie er entschärft werden kann. Um die Ernsthaftigkeit seines Anliegens zu demonstrieren, lässt der Erpresser zunächst einen Güterzug explodieren. Es bleiben nur wenige Stunden. Für Bahnpersonal, Rettungskräfte und die 1500 Passagiere beginnt ein hochstrapaziöser Nervenkrieg, aber auch für die Erpresser läuft nicht alles so, wie sie es geplant hatten.
Im Ausland gelten die Deutschen als ausgesprochen akkurat und überpünktlich. Dieser Eindruck jedoch dürfte in der Regel revidiert sein, sobald man als Tourist einmal gezwungen war, mit der Deutschen Bahn zu reisen. In Japan hingegen sieht die Sache schon ein wenig anders aus: Eine einzige Minute Abweichung vom Fahrplan gilt dort bereits als Unpünktlichkeit und Verspätungen passieren dermaßen selten, dass sie es bei Vorkommen sogar in die Hauptnachrichten schaffen. In ganz besonderem Maße gilt das für die sogenannten Shinkansen, die Hochgeschwindigkeitszüge. Seitdem sie 1964 erstmals vom Stapel gelassen wurden, erarbeiteten sich die stählernen Geschosse einen legendären Ruf und gelten als eines der pünktlichsten und sichersten Verkehrsmittel der ganzen Welt. Selbst, als es im Jahre 2004 zu einem Erdbeben kam und erstmalig einer der Züge entgleiste, kam es zu keinem einzigen Personenschaden. Auf diese Weise wurde der Shinkansen zu einem Symbol für die technische Überlegenheit der Nation.
Grund genug für Japans Filmproduktionfirma Toei, der Bevölkerung doch mal ein bisschen Angst einzujagen. Eindeutig im Fahrwasser der amerikanischen Katastrophenfilmwelle á la AIRPORT entstand somit im Jahre 1975 das ausladende Action-Vehikel PANIK IM TOKIO-EXPRESS (im Original: 'Die große Shinkansen-Explosion'), in welcher ein vollbesetzter Hochgeschwindigkeitszug zum Instrument einer großangelegten Erpressung wird. Mit aus dem Off erschallender Erklärbär-Stimme über den Alltag und die technischen Gegebenheiten des Bahnbetriebs beginnen die Ereignisse fast schon dokumentarisch, bevor das Pedal bis zum Anschlag durchgetreten wird. Bereits die Grundidee einer sich an Bord des Zuges befindlichen Bombe, die detoniert, sobald ein gewisses Tempo unterschritten wird, spielt mit einem der Kernelemente des Actionfilms: der ungebremsten Geschwindigkeit - ein Einfall, der 1994 für den Hollywood-Erfolg SPEED wieder aufgegriffen wurde.
Während man sich gut 20 Jahre später der Prämisse von PANIK IM TOKIO-EXPRESS bediente, fällt bei diesem ebenfalls die hohe Ähnlichkeit zu einem anderen Werk auf: STOPPT DIE TODESFAHRT DER U-BAHN 123 heißt der nur kurz zuvor entstandene amerikanische Thriller, in dem es Walter Matthau als Sicherheitschef mit einer Bande von U-Bahn-Entführern aufnimmt. Aufgrund der zeitlichen Nähe könnte die Ähnlichkeit zugegebenermaßen auch ohne Weiteres dem Zufall geschuldet sein; dennoch folgt Regisseur Jun'ya Satô (der auch am Drehbuch mitschrieb) in dramaturgischer Hinsicht überwiegend westlichen Vorbildern, versäumt es dabei allerdings nicht, dem Geschehen auch einen asiatischen Stempel aufzudrücken. So beleuchtet der Reißer abseits seines Katastrophenszenarios auch die wirtschaftliche Situation des Landes, wenn in Rückblenden die zum Teil fatalen gesellschaftlichen Verhältnisse geschildert werden, welche die Bombenleger erst in ihre verzweifelte Lage gebracht haben.
Die Zeichnung des Anführers, des insolventen Unternehmers Tetsuo Okita, geriet dann auch überraschend vielschichtig: Von der Rezession aus der Bahn geworfen, von der Ehefrau verlassen, sieht er in seinem Erpressungsplan schließlich den einzigen Ausweg aus seiner finanziellen Misere. Seine Mitstreiter, den politischen Aktivisten Koga und den jugendlichen Kleinkriminellen Fujio, hat er ebenfalls aus der Unterschicht rekrutiert. Gemeinsam bilden sie eine verschworene Gemeinschaft, geeint vom Traum, ihrem verhassten Leben am sozialen Minimum zu entkommen. Vor allem Ken Takakura [→ BLACK RAIN] überzeugt dabei als ambivalenter Kopf der Bande, der zugleich abwägend skrupellos wie nachsichtig agieren muss, denn tatsächlich hat er trotz seiner gefährlichen Aktion nicht wirklich vor, nachhaltigen Schaden anzurichten.
Den leisen Anklängen des Sozialdramas stehen die verzweifelten Maßnahmen im Führerhaus des Schnellzugs und im Kommandozentrum der Bahnzentrale gegenüber, wo in ständiger Atemlosigkeit versucht wird, der schwierigen Situation Herr zu werden. Vor allem Ken Utsui [→ DER GROSSE WALL] als Streckenleiter Kuramochi schält sich dabei schnell als Sympathiefigur heraus, wenn er versucht, mittels klugen Kopfes und trotz aller Panik besonnener Taktiken Schlimmeres, wie den drohenden Aufprall mit einem auf gleicher Strecke nahendem Zug, zu verhindern. Auch die Polizeiarbeit kommt bei alledem nicht zu kurz, wenn die Beamten sich redlich mühen, die Lösegeldübergabe abzuwickeln, um sich dadurch auf die Spur der Verbrecher setzen zu können. Und als besonderes Bonbon sitzt Karate-Ass Sonny Chiba [→ DER UNERBITTLICHE VOLLSTRECKER], der normalerweise ganzen Heerscharen von Bösbuben den Hintern malträtiert, schwitzend und bebend im Führerhaus und zittert herzzerreißend um sein Leben.
Darauf, dem Publikum, wie im amerikanischen Kino üblich, vor Eintreten des Desasters ein paar Identifikationsfiguren zu präsentieren, mit denen man nachfolgend mitleiden und -zittern kann, wurde hingegen verzichtet. Die Passagiere des Unglückszuges bleiben im Großen und Ganzen eine anonyme Masse. Stattdessen setzt man überwiegend auf Temporausch, Panikzustände und verzweifelte Krisengespräche. Zur Ruhe kommen die Protagonisten dabei selten, wobei man zugeben muss, dass die Erregung dabei nicht unbedingt auf das Publikum überspringt. Zum einen liegt das an der Gewissheit, dass ein ungebremster Schnellzug auf den Gleisen im Prinzip nur wenig Schaden anrichten kann, zum anderen daran, dass die Actionszenen sehr auffällig mit Miniaturen getrickst wurden. Nun sind Modelleffekte im Prinzip immer ein sehr willkommene Angelegenheit, aber in solch einem auf Realismus angelegten Sensationsstück kann das der Illusion, Zeuge einer ernsthaften Bedrohung zu werden, doch schon relativ abträglich sein.
Zudem hält das Drehbuch auch noch ein paar Merkwürdigkeiten bereit, wenn beispielsweise mitten in der Lösegeldübergabe aus heiterem Himmel eine dauerlaufende Karatetruppe auftaucht und sich nach lauten Zurufen seitens der Polizei in das Geschehen einmischt (das ergibt schon allein deswegen keinen Sinn, weil es der Polizei eigentlich daran gelegen war, die Aktion reibungslos über die Bühne gehen zu lassen). Und die einfach mal fesch ins Blaue geratene Maßnahme zur Entschärfung der Bombe darf auch gut und gern mit einem sanften Kopfschütteln quittiert werden. Ein paar arg überkonstruierte Un- und Zufälle sägen zusätzlich an der angestrebten Glaubwürdigkeit, während das Verhalten mancher Protagonisten auch so manches Rätsel aufgibt. Aber diese kleineren Unpässlichkeiten verschmerzt das engagierte Desaster-Epos locker, um am Ende doch sehr souverän in den Zielbahnhof zu fahren (nicht zuletzt, da der tragisch-symbolträchtige Schluss noch mal eine echte Trumpfkarte darstellt).
Dem deutschen Verleih war das alles viel zu ausufernd. Die zugegebenerweise nicht gerade kurz und bündig gehaltene Terror-Reise wurde um gut eine Stunde (!) Material erleichtert. Trotz des deutschen Titels blieb von der Panik der Besatzung so gut wie gar nichts mehr übrig, und auch die Hintergründe für die Tat fielen quasi komplett der Schere zum Opfer. Um der Aktion zumindest so etwas ähnliches wie einen Grund zu geben, legte die deutsche Synchronisation den Erpressern daher auch immer mal wieder einen Plan vom „perfekten Verbrechen“ auf die Lippen – was als Begründung für solch einen Coup doch etwas sehr düftig daherkommt. Lediglich dem engagierten Label 'Subkultur Entertainment' ist es zu verdanken, dass PANIK IM TOKIO-EXPRESS das Schicksal, als unattraktiver Torso im Billigregal zu verschimmeln, schließlich doch noch verwehrt wurde und seit 2013 auch in Deutschland in voller Pracht und Länge begutachtet werden darf.
Ein bisschen Patina hat der Tokio-Express fraglos angesetzt. Manche Dinge, die man dem technikunerfahrenen Publikum in den 70er Jahren noch vorsetzen konnte, wirken aus zeitlicher Distanz doch etwas hanebüchen, und die Tricks sind auf zwar liebenswürdige, doch illusionsverlustigende Art und Weise durchschaubar. Freunde des zünftigen Katastrophenkrachers und unverhohlene Zeitgeistsympathisanten dürften sich bei dieser Fahrt dennoch (oder gerade auch deswegen) pudelwohl fühlen. Alle Mann an Bord!
s. auch: PANIK IM TOKIO-EXPRESS
Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
ACCIDENTS - MÖRDERISCHE UNFÄLLE (HK 2009)
Meldungen über tragische Unfälle häufen sich in den Nachrichten. So mancher Fußgänger wird von einem Ast erschlagen, ein herabfallender Blumentopf kann schon mal tödlich sein. Niemand denkt sich dabei etwas Böses, und genau das ist der Trick von Ho Kwok-fai, genannt "Das Gehirn". Der raffinierte Auftragskiller hilft dem Zufall auf die Sprünge und verrichtet seine Arbeit völlig unbemerkt.
Die Action beschränkt sich eigentlich nur auf die Todesarten, die in bester FINAL DESTINATION-Manier ablaufen. Dazwischen ist nur Leerlauf, man sieht hauptsächlich wie der nächste Unfall geplant wird, das ist leider nicht besonders spannend.
Belanglos!
Meldungen über tragische Unfälle häufen sich in den Nachrichten. So mancher Fußgänger wird von einem Ast erschlagen, ein herabfallender Blumentopf kann schon mal tödlich sein. Niemand denkt sich dabei etwas Böses, und genau das ist der Trick von Ho Kwok-fai, genannt "Das Gehirn". Der raffinierte Auftragskiller hilft dem Zufall auf die Sprünge und verrichtet seine Arbeit völlig unbemerkt.
Die Action beschränkt sich eigentlich nur auf die Todesarten, die in bester FINAL DESTINATION-Manier ablaufen. Dazwischen ist nur Leerlauf, man sieht hauptsächlich wie der nächste Unfall geplant wird, das ist leider nicht besonders spannend.
Belanglos!
Filmemacher sollten bedenken, dass man ihnen am Tag des Jüngsten Gerichts all ihre Filme wieder vorspielen wird.
Barakidons Inhaltsverzeichnis zum Marathon 31 Nächte des Grauens 5
Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
LADY VENGEANCE - LEBEN FÜR DIE RACHE (KOR 2005)
Wegen Kindesmordes zu einer hohen Haftstrafe verurteilt, wird die hübsche Geum-ja Lee aufgrund guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. In Wahrheit kennt die vermeintlich geläuterte Frau nur ein Ziel: Rache zu nehmen an jenem Mann, der in Wahrheit für den Tod des Kindes verantwortlich ist. Sie selbst hatte die Tat nur gestanden, weil der wahre Mörder drohte, andernfalls ihre kleine Tocter zu töten. Mit Hilfe alter Freunde aus dem Gefängnis nimmt Geum-ja Lee die Fährte des Kindermörders auf...
Mit diesem Rache-Thriller liegt der letzte Teil von Chan-wook Parks Rachetrilogie vor. Eine meditative Reflexion von düsterer, teils surreal bebilderter Schönheit über die Sühne einer äußerlich sanften und kontrollierten, innerlich aber zerissenen und nicht minder gefährlichen Frau und Mutter.
Die Grenze zwischen Gut und Böse ist fließend und nicht mehr auszumachen. Eine Spirale der Gewalt und Schuld ist im Gange, die keinen Anfang und kein Ende kennt. Das hinterläßt eine einschneidende und nachhallende Wirkung.
Flashbacks machen es einem anfangs schwer, der Handlung zu folgen und die vielen Figuren einzuordnen. Später verlangsamt sich das Erzähltempo, steuert aber mit psychologischer Intensität auf ein schockierendes Finale zu.
LADY VENGEANCE bleibt einem noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis hängen.
Wegen Kindesmordes zu einer hohen Haftstrafe verurteilt, wird die hübsche Geum-ja Lee aufgrund guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. In Wahrheit kennt die vermeintlich geläuterte Frau nur ein Ziel: Rache zu nehmen an jenem Mann, der in Wahrheit für den Tod des Kindes verantwortlich ist. Sie selbst hatte die Tat nur gestanden, weil der wahre Mörder drohte, andernfalls ihre kleine Tocter zu töten. Mit Hilfe alter Freunde aus dem Gefängnis nimmt Geum-ja Lee die Fährte des Kindermörders auf...
Mit diesem Rache-Thriller liegt der letzte Teil von Chan-wook Parks Rachetrilogie vor. Eine meditative Reflexion von düsterer, teils surreal bebilderter Schönheit über die Sühne einer äußerlich sanften und kontrollierten, innerlich aber zerissenen und nicht minder gefährlichen Frau und Mutter.
Die Grenze zwischen Gut und Böse ist fließend und nicht mehr auszumachen. Eine Spirale der Gewalt und Schuld ist im Gange, die keinen Anfang und kein Ende kennt. Das hinterläßt eine einschneidende und nachhallende Wirkung.
Flashbacks machen es einem anfangs schwer, der Handlung zu folgen und die vielen Figuren einzuordnen. Später verlangsamt sich das Erzähltempo, steuert aber mit psychologischer Intensität auf ein schockierendes Finale zu.
LADY VENGEANCE bleibt einem noch lange nach dem Abspann im Gedächtnis hängen.
Filmemacher sollten bedenken, dass man ihnen am Tag des Jüngsten Gerichts all ihre Filme wieder vorspielen wird.
Barakidons Inhaltsverzeichnis zum Marathon 31 Nächte des Grauens 5
- Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
The Raid II (2014)
Nicht mehr ganz so vulgär und direkt wie der Erstling, was der Handlung und der Zeit für "schöne" Bilder zugute kommt, aber auch ein bisschen schade ist, weil er dadurch eine Prise gewöhnlicher wird. Nach wie vor aber Actionkino der Oberklasse.
Nicht mehr ganz so vulgär und direkt wie der Erstling, was der Handlung und der Zeit für "schöne" Bilder zugute kommt, aber auch ein bisschen schade ist, weil er dadurch eine Prise gewöhnlicher wird. Nach wie vor aber Actionkino der Oberklasse.
Kult Kino | 2015 – 2019 | Das war das 35 mm FilmFest in Dillingen | https://kultkino.de
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- Registriert: Fr 24.08.2007, 12:33
- Wohnort: Berlin
Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
TOKYO TRIBE
[JAP][2014]
Regie: Shion Sono
Darsteller: Ryôhei Suzuki, Young Dais, Shôta Sometani, Shunsuke Daitô, Denden, Riki Takeuchi, Shôko Nakagawa, Yôsuke Kubozuka, Yui Ichikawa, Takuya Ishida, Mika Kanô, Ryûta Satô
„Tokyo Tribe. Never ever die.“
Inhalt:
Tokio, nahe Zukunft: Die Stadt wird von verschiedenen Clans beherrscht. Manche davon sind eher friedlicher Natur, andere hingegen gewalttätig und kriegerisch. Zu den schlimmsten der letzten Sorte zählen die brutalen 'Bukuro Wu-Ronz', deren dekadenter Boss Buppa [Riki Takeuchi] die verschiedenen Stämme immer wieder gegeneinander aufhetzt, um sich seine Macht zu sichern. Eines Tages gerät dessen Schützling Mera [Ryohei Suzuki] in eine Auseinandersetzung mit Tera [Ryûta Satô], der bei allen Stämmen sehr beliebt ist, und tötet ihn versehentlich. Die Tat löst ein erdbebenartiges Echo aus: Die restlichen Gangs der Stadt vergessen ihre Streitigkeiten und rotten sich zusammen, um Bubbas Imperium zu vernichten. Dieser wiederum schickt die 'Waru', eine Armee von Freiwilligen, in den Kampf. Und mittendrin in dem Tumult befindet sich die junge Sunmi [Nana Seino], die gern ihre Unschuld verlieren würde, da ihr jungfräuliches Blut von einem Hohepriester zugunster der Götter vergossen werden soll.
Kritik:
Der japanische Regisseur Shion Sono machte die breite Masse das erste Mal im Jahre 2001 auf sich aufmerksam, als er seinem SUICIDE CIRCLE eine der wohl schockierendsten Eröffnungsszenen überhaupt verpasste und so beim Publikum für einen nachhallenden Knalleffekt sorgten konnte. Dem hintergründigen Schulmädchen-Massaker folgten dann unter anderem der rauschartige Alptraum-Trip STRANGE CIRCUS [2005] und das ausladende, vierstündige Liebes-Epos LOVE EXPOSURE [2008], welche seinen Ruf als bizarren Ausnahme-Künstler erfolgreich zementieren konnten. Mit diesen Erfolgen im Rücken inszenierte er 2014 schließlich TOKYO TRIBE, die Verfilmung einer besonders in ihrem Heimatland sehr beliebten Manga-Vorlage, und entfesselte dabei einen exorbitanten Bildersturm, der vor ausgeflippter Extravaganz und schriller Attitüde fast überkocht und einen zwei Stunden lang in eine wilde Welt des Wahnsinns entführt. Denn die feindlichen Stämme, die hier gegeneinander in den Krieg ziehen, führen ihren Konflikt in erster Linie nicht mit Waffen aus, sondern mit Worten. Sie rappen.
TOKYO TRIBE treibt seine Idee eines parallelen Hip-Hop-Kosmos' dabei auf die Spitze: Fast der gesamte Text wurde ins Versmaß übertragen, die Darbietung desselben mit wummerndem Dauer-Bass unterlegt. Das Ergebnis präsentiert sich als apokalptisch angehauchte Abart der WEST SIDE STORY, als gigantische Rap-Oper, bei der ständig alles in Bewegung und im Rhythmus ist und keine Kugel und kein Schwert jemals auf die Idee käme, außerhalb des Takts ins Ziel zu treffen. Und auch der Zuschauer ist bereits nach wenigen Minuten voll und ganz im Flow und wippt den Fuß zum Beat des Bandenkriegs. Bereits die Eröffnungsszene, eine ausschweifende Plansequenz durch das Ghetto Shibuyas (inklusive rappender Oma am Plattenteller), welche die ersten Clans und Charaktere vorstellt (ein Job, der später von einem Bandenchef per Messer auf nacktem Frauenleib fortgesetzt wird), saugt einen hinein in dieses fremde Universum aus Gesang und Gewalt, das nie zur Ruhe kommt und stets im Schwung bleibt. Und mittendrin zelebriert Sono ausgiebig die eigene Skurrilität und erschafft einen ins Rotlicht getauchten Orkan aus Kunst und Kampf.
Der Überschuss an Eindrücken und Ereignissen ist zu Beginn enorm, und es dauert ein wenig, bis man sich zurechtfindet und alles korrekt einordnen kann. Dann aber kann man sich kaum sattsehen und -hören an der Fülle verrückter Figuren und fideler Flausen: Menschen als Möbelstücke, Muskelmänner im Stringtanga, Jungfrauen auf der Suche nach Sex, um nicht den Göttern geopfert zu werden, und altehrwürdige Hohepriester mit langem Zauselbart, die sich per Videokonferenz zuschalten und lauthals „Muthafuckaz“ rufen. Dazu kommen riesige Ventilatoren mit rotierenden Rasierklingen und computeranimierte Panzer, die Tokios Straßen zu Klump ballern. Und über allem thront Riki Takeuchi als wie besessen grimassierender Kannibale, der sich einen ganzen Hühnerstall an Haremsdamen hält und sich wie ein kleines Kind darüber freut, wenn er mit der Gatling Gun ein infernales Gemetzel anrichten darf.
Die Comic-Vorlage ist bei all dem unübersehbar und gilt zudem als ausreichende Legitimation für die eigene Exzentrik. Denn natürlich bestünde eigentlich gar kein Grund, für eine im Prinzip sehr simple Geschichte so ausufernd auf die Kacke zu hauen. TOKYO TRIBE ist fraglos ein Poser, eine um Aufmerksamkeit heischende Hure, die sich auf den Marktplatz stellt und laut und deutlich ruft: 'Seht her! Hier bin ich, und das kann ich!' Aber es ist eine, der man gern dabei zusieht. Und es ist eine, die sich auf Witz und Ironie versteht: Alberne, in der Szene dennoch weitverbreitete Vorstellungen von maximal möglichem Männlichkeitsbeweis (auf die Länge kommt es an!) werden hier ebenso aufs Korn genommen, wie vorgebliche Kultur-Experten, die populäre Zitate für die Originale halten: Als eine der Protagonistinnen die Szenerie kurz verlässt, um kurz danach im gelben Trainingsanzug wiederzukommen, meint ihr Gegner selbstsicher: „'Kill Bill', richtig?“ „Nein“, antwortet die Dame abschätzig, „ich bin Bruce.“
Aufgrund des Umstands, dass auf eine klare Identifikationsfigur verzichtet wurde, muss sich TOKYO TRIBE freilich den Vorwurf deiner gewissen Spannungslosigkeit gefallen lassen. Es gibt quasi keinen herausstechenden Charakter, dem man seine Sympathien entgegenbringen könnte, keine Person, mit der man in irgendeiner Weise mitfiebern möchte. Auch die Frage, worin eigentlich der große entscheidende Unterschied zwischen den rivalisierenden Gangs besteht und warum die sich so inbrünstig bekriegen, muss unbeantwortet bleiben. Hier geht es nicht um Individualitäten, nicht um ein umfassendes Verständnis, hier geht es um die reine Attraktion. Die Darsteller dafür suchte sich Shion Sono unter anderem auch in der japanischen Rapper-Szene und über ein YouTube-Casting, was für ein authentisches 'Straßen-Gefühl' sorgt. Lediglich Riki Takeuchi war zu dem Zeitpunkt bereits ein etablierter Name, stand er doch beispielsweise auch auf der Besetzungsliste von BATTLE ROYALE 2 oder der DEAD OR ALIVE-Trilogie.
Shion Sonos von grellbunter Endzeitstimmung (die teilweise auch Assoziationen zu Klassikern wie DIE KLAPPERSCHLANGE oder fast mehr noch zu dessen Epigonen wie THE RIFFS zulässt) durchzogenes 'Yakusical' gebärdet sich wie eine pubertierende Mischung aus Baz Luhrmanns ROMEO UND JULIA, Anne Fletchers STEP UP und Takashi Miikes CROWS ZERO. Die dazu abgefeuerte Action ist zwar blutig, aufgrund der vorherrschenden Ausgeflipptheit aber nicht im Mindesten ernstzunehmen. Kung Fu, Schwertkampf und Schusswechsel ergänzen die auf den Straßen ausgetragenen Schlägereien per Faust und Fuß und machen TOKYO TRIBE zu einer wahrlich orgiastischen Unterhaltungs-Bombe, die auch für Leute zu empfehlen ist, die ansonsten nichts mit Hip Hop am Hood... ääh... Hut haben.
s. auch: TOKYO TRIBE
[JAP][2014]
Regie: Shion Sono
Darsteller: Ryôhei Suzuki, Young Dais, Shôta Sometani, Shunsuke Daitô, Denden, Riki Takeuchi, Shôko Nakagawa, Yôsuke Kubozuka, Yui Ichikawa, Takuya Ishida, Mika Kanô, Ryûta Satô
„Tokyo Tribe. Never ever die.“
Inhalt:
Tokio, nahe Zukunft: Die Stadt wird von verschiedenen Clans beherrscht. Manche davon sind eher friedlicher Natur, andere hingegen gewalttätig und kriegerisch. Zu den schlimmsten der letzten Sorte zählen die brutalen 'Bukuro Wu-Ronz', deren dekadenter Boss Buppa [Riki Takeuchi] die verschiedenen Stämme immer wieder gegeneinander aufhetzt, um sich seine Macht zu sichern. Eines Tages gerät dessen Schützling Mera [Ryohei Suzuki] in eine Auseinandersetzung mit Tera [Ryûta Satô], der bei allen Stämmen sehr beliebt ist, und tötet ihn versehentlich. Die Tat löst ein erdbebenartiges Echo aus: Die restlichen Gangs der Stadt vergessen ihre Streitigkeiten und rotten sich zusammen, um Bubbas Imperium zu vernichten. Dieser wiederum schickt die 'Waru', eine Armee von Freiwilligen, in den Kampf. Und mittendrin in dem Tumult befindet sich die junge Sunmi [Nana Seino], die gern ihre Unschuld verlieren würde, da ihr jungfräuliches Blut von einem Hohepriester zugunster der Götter vergossen werden soll.
Kritik:
Der japanische Regisseur Shion Sono machte die breite Masse das erste Mal im Jahre 2001 auf sich aufmerksam, als er seinem SUICIDE CIRCLE eine der wohl schockierendsten Eröffnungsszenen überhaupt verpasste und so beim Publikum für einen nachhallenden Knalleffekt sorgten konnte. Dem hintergründigen Schulmädchen-Massaker folgten dann unter anderem der rauschartige Alptraum-Trip STRANGE CIRCUS [2005] und das ausladende, vierstündige Liebes-Epos LOVE EXPOSURE [2008], welche seinen Ruf als bizarren Ausnahme-Künstler erfolgreich zementieren konnten. Mit diesen Erfolgen im Rücken inszenierte er 2014 schließlich TOKYO TRIBE, die Verfilmung einer besonders in ihrem Heimatland sehr beliebten Manga-Vorlage, und entfesselte dabei einen exorbitanten Bildersturm, der vor ausgeflippter Extravaganz und schriller Attitüde fast überkocht und einen zwei Stunden lang in eine wilde Welt des Wahnsinns entführt. Denn die feindlichen Stämme, die hier gegeneinander in den Krieg ziehen, führen ihren Konflikt in erster Linie nicht mit Waffen aus, sondern mit Worten. Sie rappen.
TOKYO TRIBE treibt seine Idee eines parallelen Hip-Hop-Kosmos' dabei auf die Spitze: Fast der gesamte Text wurde ins Versmaß übertragen, die Darbietung desselben mit wummerndem Dauer-Bass unterlegt. Das Ergebnis präsentiert sich als apokalptisch angehauchte Abart der WEST SIDE STORY, als gigantische Rap-Oper, bei der ständig alles in Bewegung und im Rhythmus ist und keine Kugel und kein Schwert jemals auf die Idee käme, außerhalb des Takts ins Ziel zu treffen. Und auch der Zuschauer ist bereits nach wenigen Minuten voll und ganz im Flow und wippt den Fuß zum Beat des Bandenkriegs. Bereits die Eröffnungsszene, eine ausschweifende Plansequenz durch das Ghetto Shibuyas (inklusive rappender Oma am Plattenteller), welche die ersten Clans und Charaktere vorstellt (ein Job, der später von einem Bandenchef per Messer auf nacktem Frauenleib fortgesetzt wird), saugt einen hinein in dieses fremde Universum aus Gesang und Gewalt, das nie zur Ruhe kommt und stets im Schwung bleibt. Und mittendrin zelebriert Sono ausgiebig die eigene Skurrilität und erschafft einen ins Rotlicht getauchten Orkan aus Kunst und Kampf.
Der Überschuss an Eindrücken und Ereignissen ist zu Beginn enorm, und es dauert ein wenig, bis man sich zurechtfindet und alles korrekt einordnen kann. Dann aber kann man sich kaum sattsehen und -hören an der Fülle verrückter Figuren und fideler Flausen: Menschen als Möbelstücke, Muskelmänner im Stringtanga, Jungfrauen auf der Suche nach Sex, um nicht den Göttern geopfert zu werden, und altehrwürdige Hohepriester mit langem Zauselbart, die sich per Videokonferenz zuschalten und lauthals „Muthafuckaz“ rufen. Dazu kommen riesige Ventilatoren mit rotierenden Rasierklingen und computeranimierte Panzer, die Tokios Straßen zu Klump ballern. Und über allem thront Riki Takeuchi als wie besessen grimassierender Kannibale, der sich einen ganzen Hühnerstall an Haremsdamen hält und sich wie ein kleines Kind darüber freut, wenn er mit der Gatling Gun ein infernales Gemetzel anrichten darf.
Die Comic-Vorlage ist bei all dem unübersehbar und gilt zudem als ausreichende Legitimation für die eigene Exzentrik. Denn natürlich bestünde eigentlich gar kein Grund, für eine im Prinzip sehr simple Geschichte so ausufernd auf die Kacke zu hauen. TOKYO TRIBE ist fraglos ein Poser, eine um Aufmerksamkeit heischende Hure, die sich auf den Marktplatz stellt und laut und deutlich ruft: 'Seht her! Hier bin ich, und das kann ich!' Aber es ist eine, der man gern dabei zusieht. Und es ist eine, die sich auf Witz und Ironie versteht: Alberne, in der Szene dennoch weitverbreitete Vorstellungen von maximal möglichem Männlichkeitsbeweis (auf die Länge kommt es an!) werden hier ebenso aufs Korn genommen, wie vorgebliche Kultur-Experten, die populäre Zitate für die Originale halten: Als eine der Protagonistinnen die Szenerie kurz verlässt, um kurz danach im gelben Trainingsanzug wiederzukommen, meint ihr Gegner selbstsicher: „'Kill Bill', richtig?“ „Nein“, antwortet die Dame abschätzig, „ich bin Bruce.“
Aufgrund des Umstands, dass auf eine klare Identifikationsfigur verzichtet wurde, muss sich TOKYO TRIBE freilich den Vorwurf deiner gewissen Spannungslosigkeit gefallen lassen. Es gibt quasi keinen herausstechenden Charakter, dem man seine Sympathien entgegenbringen könnte, keine Person, mit der man in irgendeiner Weise mitfiebern möchte. Auch die Frage, worin eigentlich der große entscheidende Unterschied zwischen den rivalisierenden Gangs besteht und warum die sich so inbrünstig bekriegen, muss unbeantwortet bleiben. Hier geht es nicht um Individualitäten, nicht um ein umfassendes Verständnis, hier geht es um die reine Attraktion. Die Darsteller dafür suchte sich Shion Sono unter anderem auch in der japanischen Rapper-Szene und über ein YouTube-Casting, was für ein authentisches 'Straßen-Gefühl' sorgt. Lediglich Riki Takeuchi war zu dem Zeitpunkt bereits ein etablierter Name, stand er doch beispielsweise auch auf der Besetzungsliste von BATTLE ROYALE 2 oder der DEAD OR ALIVE-Trilogie.
Shion Sonos von grellbunter Endzeitstimmung (die teilweise auch Assoziationen zu Klassikern wie DIE KLAPPERSCHLANGE oder fast mehr noch zu dessen Epigonen wie THE RIFFS zulässt) durchzogenes 'Yakusical' gebärdet sich wie eine pubertierende Mischung aus Baz Luhrmanns ROMEO UND JULIA, Anne Fletchers STEP UP und Takashi Miikes CROWS ZERO. Die dazu abgefeuerte Action ist zwar blutig, aufgrund der vorherrschenden Ausgeflipptheit aber nicht im Mindesten ernstzunehmen. Kung Fu, Schwertkampf und Schusswechsel ergänzen die auf den Straßen ausgetragenen Schlägereien per Faust und Fuß und machen TOKYO TRIBE zu einer wahrlich orgiastischen Unterhaltungs-Bombe, die auch für Leute zu empfehlen ist, die ansonsten nichts mit Hip Hop am Hood... ääh... Hut haben.
s. auch: TOKYO TRIBE
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN
[ZHI QU WEI HU SHAN][CHI][2014]
Regie: Tsui Hark
Darsteller: Tony Leung Ka-Fai, Zhang Hanyu, Lin Gengxin, Yu Nan, Tong Liya, Han Geng, Chen Xiao, Tse Miu, Du Yiheng, Hai Yitian, Xing Yu, Yuen Mo
Inhalt:
In den Wäldern Chinas, 1946: Die Volksbefreiungsarmee hat den Krieg gegen die Japaner gewonnen, doch an eine verdiente Ruhe ist nicht zu denken: Eine Räuberbande terrorisiert das Land und verbreitet Angst und Schrecken. Angeführt wird sie von einem berüchtigten Schurken mit dem simplen Namen 'Falke', der sich mit seinen blutrünstigen Mannen auf den als uneinnehmbar geltenden Tigerberg zurückgezogen hat. Hauptmann Shao Jianbo (alias Nummer 203)[Lin Gen-Xin] entwickelt einen riskanten Plan, um den Bösewichtern Einhalt zu gebieten: Er schleust sich als Bandit getarnt in die Truppe ein, um sich im Laufe der Zeit das Vertrauen des Anführers zu erschleichen, sie tatsächlich jedoch so weit zu schwächen, dass sie angreifbar wird. Um seine Glaubwürdigkeit zu unterstreichen, bringt er ein Gastgeschenk mit: eine Karte, die strategisch wertvolle Ratschläge zur Kriegsführung liefert. Zunächst scheint sein Plan aufzugehen. Doch Shao muss feststellen, dass es oft nicht einfach ist, eine Tarnung aufrecht zu erhalten.
Kritik:
PEKING OPERA BLUES heißt das Werk, das den chinesischen Regisseur Tsui Hark im Jahre 1986 schlagartig auch im Westen bekannt machte. Die rasant geschnittene und üppig ausgestattete Kung-Fu-Komödie erntete in ihrer grellen Mischung aus Anspruch und Action viel Kritikerlob und holte das Hongkong-Kino endgültig aus der vermeintlichen Schundecke hinaus ans Licht der Öffentlichkeit. Von daher ist es nicht unamüsant, dass Harks THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN gut 30 Jahre später mit dem sarkastisch kommentierten Bild einer Peking-Oper beginnt. Allerdings basiert das pralle Historien-Epos auch auf einer eben solchen. Ab 1966, während der Kulturrevolution, entstanden - natürlich auf Druck Máo Zédōngs (und dessen Ehefrau Jiāng Qīng) – zahlreiche politisch motivierte Tanz- und Musikstücke, Modellopern genannt, von denen Mit taktischem Geschick den Tigerberg erobert zu einer der bekanntesten wurde. Als Grundlage diente der Roman mit dem englischen Titel TRACKS IN THE SNOWY FOREST des Autors Qu Bo, der in seiner Heimat immens populär wurde. Dass die Heldensaga, in der die chinesische Volksbefreiungsarmee während des Bürgerkrieges neben Hunger und Tod auch gegen eine berüchtigte Räuberbande kämpfen muss, tatsächlich, wie behauptet, auf einem wahren Ereignis beruht, kann man dabei entweder glauben, oder man lässt es eben bleiben.
Völlig unerwartet beginnt THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN zunächst im neuzeitlichen New York, das gerade vom wilden Trubel der Feierlichkeiten für den Wechsel ins Jahr 2015 bestimmt wird. Ein junger Chinese erhascht auf einer Party, kurz bevor er die Reise zu seiner in der Heimat wartenden Großmutter antritt, im Fernsehen eine Szene aus besagter Oper, worauf ihm - im Gegensatz zu seinen zechenden Freunden – ganz wehmütig ums Herz wird. Auf der Fahrt nach Hause holt er sein Tablet hervor und beginnt, die Darbietung komplett zu sichten. Erst dann springt die Handlung zurück ins Jahr 1946 und zeichnet das Bild einer tapferen Truppe verwegener Teufelskerle und -frauen, die sich, kurz nachdem sie die Japaner geschlagen hat, einem neuen Feind gegenübersieht: dem vom dämonischen Oberschurken 'Falke' befehligten Gaunerkollektiv, welches sich auf dem als uneinnehmbar geltenden Tigerberg verschanzt und das Land mit Tod und Terror überzieht. Dass das kein Dauerzustand bleiben wird, ist angesichts des Titels keine sonderlich große Überraschung, den Weg zum Ziel jedoch gestaltete Tsui Hark als ereignis- und attraktionsreichen Hindernisparcours mit wilder Radau-Attitüde und einer ganzen Wagenladung großartiger Schauwerte.
Mit dem mit dieser Thematik einhergehenden Hohelied auf Heldentum und Opferbereitschaft befindet man sich selbstverständlich voll und ganz auf Regierungskurs, nutzt die Staatsmacht das Kino Hongkongs doch seit Rückgabe der Metropole an China in erster Linie dazu, die Bürger nach eigenem Gusto zu erziehen und durch das Präsentieren proletarischer Pioniere Vaterlandsliebe zu erzeugen (was nicht selten einen bitteren Beigeschmack erzeugt). Doch die Drehbuchautoren (zu denen unter anderem auch Tsui Hark selbst gehörte) gaben sich in diesem Falle alle Mühe, THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN nicht zur platten Propaganda verkommen zu lassen - schon allein aufgrund dessen, dass eindeutige Realitätsbezüge überwiegend vermieden wurden. Stattdessen kreierten sie ein abgehobenes Abenteuer-Spektakel, das mehr mit einer ausgeflippten Achterbahnfahrt gemein hat als mit bodenständigem Geschichtsunterricht – was durch eine grandiose, an INDIANA JONES angelehnte Anschluss-Sequenz auf die Spitze getrieben wird (die freilich all jene verpassen werden, die bereits bei der ersten Stab-Einblendung aufspringen und das Weite suchen).
Somit gibt sich THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN bereits von Haus aus wie ein knalliger Comic-Strip, in dem Schwarz und Weiß klipp und klar voneinander getrennt und entsprechend überzeichnet sind. Die Guten sind von Grund auf edel, mutig und ehrenhaft, die Männer wie die Frauen, und niemand käme auch nur im Ansatz auf die Idee, dass hier der selbe Verein skizziert wird, der 1989 ein Massaker unter protestierenden Studenten angerichtet hat. Die Bösen hingegen sehen bereits aus wie grotesk verwachsene Missgestalten und glänzen in erster Linie durch grobschlächtige Aktionen und grunzende Artikulation. Gekrönt wird das durch einen unter seiner Maskerade kaum noch zu erkennenden Leung Ka-Fai [→ BODYGUARDS AND ASSASSINS] als Banditenkönig 'Falke', der eine frappierende Ähnlichkeit zu Danny DeVitos Pinguin aus BATMANS RÜCKKEHR aufweist und als schillernde Karikatur eines allmächtigen Super-Schurken den extravaganten Charakter des Werkes noch mal zusätzlich unterstreicht. Dazu gesellen sich heillos überzogene, Physik und Logik trotzende Action-Zelebrierungen (wie eine Schießerei auf Schiern oder eine waghalsige Abseilungsaktion zwischen zwei Bergmassiven), und ausgefallene, bisweilen bizarre Bilder wie der verbissene Kampf erst Mensch gegen Tiger, dann Tiger gegen Pferd – aus dem Rechner gezaubert, versteht sich, doch nicht nur für asiatische Verhältnisse verblüffend naturalistisch umgesetzt und von leicht surrealer Note umwabert.
Da Tsui Hark sein ausladendes Schlachtengemälde zudem für eine dreidimensionale Präsentation konzipierte, lies er es sich auch nicht nehmen, das Geschehen durch zahlreiche visuelle Taschenspielertricks tüchtig aufzumotzen. Dabei verfällt er zwar bisweilen – besonders zu Beginn – ein wenig in prahlerische Effekthascherei, lässt Messer, Granaten und sonstige Geschosse majestätisch durchs Bild gleiten (idealerweise dabei explodierend, damit man sie genüsslich und von allen Seiten im Funkenregen ablichten kann), aber Laune macht das dennoch – oder gerade deswegen. Bereits bei seinem Kostümschinken FLYING SWORDS OF DRAGON GATE experimentierte Hark mit 3D-Effekten und gab sich schon dort erstaunlich versiert. Hier legte er noch mal einen Zacken drauf und schöpfte die sich bietenden Möglichkeiten der seit AVATAR populären Technik optimal aus: Ungewöhnliche Kamerawinkel und ein geschicktes Spiel mit Raum und Perspektive erschaffen einen im wahrsten Sinne des Wortes ungemein vielschichtigen Kosmos, der zu leben und zu atmen scheint. Manchmal wirkt es, als habe Hark, einem großem Kinde gleich, einfach wild alles Mögliche ausprobiert, um dann nur die Ergebnisse behalten, die am meisten Eindruck geschunden hatten. Dazu passt auch, dass THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN, volle 15 Jahre nach MATRIX, wie selbstverständlich wieder die 'Bullet-Time' verwendet (also Kamerafahrten um in der Zeit eingefrorene Objekte herum) – nicht, weil es zufälligerweise gerade mal wieder im Trend läge, sondern einfach nur, weil es Spaß macht und gut aussieht.
Die Exposition scheint, wenn auch nicht langweilig, zunächst ein wenig ziellos und in erster Linie der Präsentationen optischer Sperenzchen zu dienen. Sobald jedoch Shaos Mission beginnt, entwickelt sich ein schnurstracks geradeaus marschierendes, mitreißendes Stück Kino, das eine im Grunde klassische Undercover-Story erzählt – nur, dass der Cop hier gegen einen Soldaten und die Drogenhändler gegen eine Horde Plünderer ausgetauscht wurden. Trotz einer Länge von auffallend über zwei Stunden herrscht dabei zu keinem Zeitpunkt Leerlauf oder Lethargie; im Gegenteil entpuppt sich THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN als wahres Füllhorn ergreifender Ereignisse und imposanter Impressionen und gipfelt in einem perfekt inszenierten orgiastischen Orkan atemberaubender Action, bei dem die Klang- und Pyrotechniker Überstunden schoben und es zeitlupenzerdehnte Kopfschüsse im Minutentakt hagelt. Der finale Sprung zurück in die Moderne schließt die erzählerische Klammer und veranschaulicht mit leiser Melancholie und nostalgischem Schwelgen, wie vergangene Taten Einfluss nehmen können auf das Leben und Wirken nachfolgender Generationen, bevor ein ebenso augenzwinkernder wie bombastischer Abschluss das Publikum wieder in die Wirklichkeit entlässt.
An Chinas Kinokasse war man damit geradezu umwerfend erfolgreich; bereits nach einer Woche spielte das Werk fast 52 Millionen US-Dollar ein. Das ist den Machern durchaus zu gönnen, nicht nur, weil man es hier mit einem vorzüglich produzierten Opus zu tun hat, sondern weil dieses vor allem auch die endgültige Rehabilitierung seines Regisseurs bedeutet, der nach fulminantem Karrierestart begann, seinen Ruf als talentierter Visionär mit Ramschware wie ZU WARRIORS oder BLACK MASK 2 [beide von 2001] brutal zu zersägen. THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN hingegen ist tatsächlich wieder ein hochambitioniertes Leinwand-Werk und bietet exzellente Unterhaltung, wie man sie sich wünscht: packend, aufregend und von umwerfender cineastischer Wucht. Historisches Kampfgetümmel trifft auf cartoonesk überzogenen Abenteuer-Esprit irgendwo zwischen Steven Spielberg und TIM UND STRUPPI; der selbstreferenzielle Charakter wirkt sympathisch und unverkrampft, und der stark romantisierte Hintergrund glättet sanft den unterschwelligen Lobgesang auf Pathos und Heldenkult. Tsui Hark hat nicht nur den Tigerberg zurückerobert, sondern auch den Kino-Olymp.
s. auch: THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN
[ZHI QU WEI HU SHAN][CHI][2014]
Regie: Tsui Hark
Darsteller: Tony Leung Ka-Fai, Zhang Hanyu, Lin Gengxin, Yu Nan, Tong Liya, Han Geng, Chen Xiao, Tse Miu, Du Yiheng, Hai Yitian, Xing Yu, Yuen Mo
Inhalt:
In den Wäldern Chinas, 1946: Die Volksbefreiungsarmee hat den Krieg gegen die Japaner gewonnen, doch an eine verdiente Ruhe ist nicht zu denken: Eine Räuberbande terrorisiert das Land und verbreitet Angst und Schrecken. Angeführt wird sie von einem berüchtigten Schurken mit dem simplen Namen 'Falke', der sich mit seinen blutrünstigen Mannen auf den als uneinnehmbar geltenden Tigerberg zurückgezogen hat. Hauptmann Shao Jianbo (alias Nummer 203)[Lin Gen-Xin] entwickelt einen riskanten Plan, um den Bösewichtern Einhalt zu gebieten: Er schleust sich als Bandit getarnt in die Truppe ein, um sich im Laufe der Zeit das Vertrauen des Anführers zu erschleichen, sie tatsächlich jedoch so weit zu schwächen, dass sie angreifbar wird. Um seine Glaubwürdigkeit zu unterstreichen, bringt er ein Gastgeschenk mit: eine Karte, die strategisch wertvolle Ratschläge zur Kriegsführung liefert. Zunächst scheint sein Plan aufzugehen. Doch Shao muss feststellen, dass es oft nicht einfach ist, eine Tarnung aufrecht zu erhalten.
Kritik:
PEKING OPERA BLUES heißt das Werk, das den chinesischen Regisseur Tsui Hark im Jahre 1986 schlagartig auch im Westen bekannt machte. Die rasant geschnittene und üppig ausgestattete Kung-Fu-Komödie erntete in ihrer grellen Mischung aus Anspruch und Action viel Kritikerlob und holte das Hongkong-Kino endgültig aus der vermeintlichen Schundecke hinaus ans Licht der Öffentlichkeit. Von daher ist es nicht unamüsant, dass Harks THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN gut 30 Jahre später mit dem sarkastisch kommentierten Bild einer Peking-Oper beginnt. Allerdings basiert das pralle Historien-Epos auch auf einer eben solchen. Ab 1966, während der Kulturrevolution, entstanden - natürlich auf Druck Máo Zédōngs (und dessen Ehefrau Jiāng Qīng) – zahlreiche politisch motivierte Tanz- und Musikstücke, Modellopern genannt, von denen Mit taktischem Geschick den Tigerberg erobert zu einer der bekanntesten wurde. Als Grundlage diente der Roman mit dem englischen Titel TRACKS IN THE SNOWY FOREST des Autors Qu Bo, der in seiner Heimat immens populär wurde. Dass die Heldensaga, in der die chinesische Volksbefreiungsarmee während des Bürgerkrieges neben Hunger und Tod auch gegen eine berüchtigte Räuberbande kämpfen muss, tatsächlich, wie behauptet, auf einem wahren Ereignis beruht, kann man dabei entweder glauben, oder man lässt es eben bleiben.
Völlig unerwartet beginnt THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN zunächst im neuzeitlichen New York, das gerade vom wilden Trubel der Feierlichkeiten für den Wechsel ins Jahr 2015 bestimmt wird. Ein junger Chinese erhascht auf einer Party, kurz bevor er die Reise zu seiner in der Heimat wartenden Großmutter antritt, im Fernsehen eine Szene aus besagter Oper, worauf ihm - im Gegensatz zu seinen zechenden Freunden – ganz wehmütig ums Herz wird. Auf der Fahrt nach Hause holt er sein Tablet hervor und beginnt, die Darbietung komplett zu sichten. Erst dann springt die Handlung zurück ins Jahr 1946 und zeichnet das Bild einer tapferen Truppe verwegener Teufelskerle und -frauen, die sich, kurz nachdem sie die Japaner geschlagen hat, einem neuen Feind gegenübersieht: dem vom dämonischen Oberschurken 'Falke' befehligten Gaunerkollektiv, welches sich auf dem als uneinnehmbar geltenden Tigerberg verschanzt und das Land mit Tod und Terror überzieht. Dass das kein Dauerzustand bleiben wird, ist angesichts des Titels keine sonderlich große Überraschung, den Weg zum Ziel jedoch gestaltete Tsui Hark als ereignis- und attraktionsreichen Hindernisparcours mit wilder Radau-Attitüde und einer ganzen Wagenladung großartiger Schauwerte.
Mit dem mit dieser Thematik einhergehenden Hohelied auf Heldentum und Opferbereitschaft befindet man sich selbstverständlich voll und ganz auf Regierungskurs, nutzt die Staatsmacht das Kino Hongkongs doch seit Rückgabe der Metropole an China in erster Linie dazu, die Bürger nach eigenem Gusto zu erziehen und durch das Präsentieren proletarischer Pioniere Vaterlandsliebe zu erzeugen (was nicht selten einen bitteren Beigeschmack erzeugt). Doch die Drehbuchautoren (zu denen unter anderem auch Tsui Hark selbst gehörte) gaben sich in diesem Falle alle Mühe, THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN nicht zur platten Propaganda verkommen zu lassen - schon allein aufgrund dessen, dass eindeutige Realitätsbezüge überwiegend vermieden wurden. Stattdessen kreierten sie ein abgehobenes Abenteuer-Spektakel, das mehr mit einer ausgeflippten Achterbahnfahrt gemein hat als mit bodenständigem Geschichtsunterricht – was durch eine grandiose, an INDIANA JONES angelehnte Anschluss-Sequenz auf die Spitze getrieben wird (die freilich all jene verpassen werden, die bereits bei der ersten Stab-Einblendung aufspringen und das Weite suchen).
Somit gibt sich THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN bereits von Haus aus wie ein knalliger Comic-Strip, in dem Schwarz und Weiß klipp und klar voneinander getrennt und entsprechend überzeichnet sind. Die Guten sind von Grund auf edel, mutig und ehrenhaft, die Männer wie die Frauen, und niemand käme auch nur im Ansatz auf die Idee, dass hier der selbe Verein skizziert wird, der 1989 ein Massaker unter protestierenden Studenten angerichtet hat. Die Bösen hingegen sehen bereits aus wie grotesk verwachsene Missgestalten und glänzen in erster Linie durch grobschlächtige Aktionen und grunzende Artikulation. Gekrönt wird das durch einen unter seiner Maskerade kaum noch zu erkennenden Leung Ka-Fai [→ BODYGUARDS AND ASSASSINS] als Banditenkönig 'Falke', der eine frappierende Ähnlichkeit zu Danny DeVitos Pinguin aus BATMANS RÜCKKEHR aufweist und als schillernde Karikatur eines allmächtigen Super-Schurken den extravaganten Charakter des Werkes noch mal zusätzlich unterstreicht. Dazu gesellen sich heillos überzogene, Physik und Logik trotzende Action-Zelebrierungen (wie eine Schießerei auf Schiern oder eine waghalsige Abseilungsaktion zwischen zwei Bergmassiven), und ausgefallene, bisweilen bizarre Bilder wie der verbissene Kampf erst Mensch gegen Tiger, dann Tiger gegen Pferd – aus dem Rechner gezaubert, versteht sich, doch nicht nur für asiatische Verhältnisse verblüffend naturalistisch umgesetzt und von leicht surrealer Note umwabert.
Da Tsui Hark sein ausladendes Schlachtengemälde zudem für eine dreidimensionale Präsentation konzipierte, lies er es sich auch nicht nehmen, das Geschehen durch zahlreiche visuelle Taschenspielertricks tüchtig aufzumotzen. Dabei verfällt er zwar bisweilen – besonders zu Beginn – ein wenig in prahlerische Effekthascherei, lässt Messer, Granaten und sonstige Geschosse majestätisch durchs Bild gleiten (idealerweise dabei explodierend, damit man sie genüsslich und von allen Seiten im Funkenregen ablichten kann), aber Laune macht das dennoch – oder gerade deswegen. Bereits bei seinem Kostümschinken FLYING SWORDS OF DRAGON GATE experimentierte Hark mit 3D-Effekten und gab sich schon dort erstaunlich versiert. Hier legte er noch mal einen Zacken drauf und schöpfte die sich bietenden Möglichkeiten der seit AVATAR populären Technik optimal aus: Ungewöhnliche Kamerawinkel und ein geschicktes Spiel mit Raum und Perspektive erschaffen einen im wahrsten Sinne des Wortes ungemein vielschichtigen Kosmos, der zu leben und zu atmen scheint. Manchmal wirkt es, als habe Hark, einem großem Kinde gleich, einfach wild alles Mögliche ausprobiert, um dann nur die Ergebnisse behalten, die am meisten Eindruck geschunden hatten. Dazu passt auch, dass THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN, volle 15 Jahre nach MATRIX, wie selbstverständlich wieder die 'Bullet-Time' verwendet (also Kamerafahrten um in der Zeit eingefrorene Objekte herum) – nicht, weil es zufälligerweise gerade mal wieder im Trend läge, sondern einfach nur, weil es Spaß macht und gut aussieht.
Die Exposition scheint, wenn auch nicht langweilig, zunächst ein wenig ziellos und in erster Linie der Präsentationen optischer Sperenzchen zu dienen. Sobald jedoch Shaos Mission beginnt, entwickelt sich ein schnurstracks geradeaus marschierendes, mitreißendes Stück Kino, das eine im Grunde klassische Undercover-Story erzählt – nur, dass der Cop hier gegen einen Soldaten und die Drogenhändler gegen eine Horde Plünderer ausgetauscht wurden. Trotz einer Länge von auffallend über zwei Stunden herrscht dabei zu keinem Zeitpunkt Leerlauf oder Lethargie; im Gegenteil entpuppt sich THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN als wahres Füllhorn ergreifender Ereignisse und imposanter Impressionen und gipfelt in einem perfekt inszenierten orgiastischen Orkan atemberaubender Action, bei dem die Klang- und Pyrotechniker Überstunden schoben und es zeitlupenzerdehnte Kopfschüsse im Minutentakt hagelt. Der finale Sprung zurück in die Moderne schließt die erzählerische Klammer und veranschaulicht mit leiser Melancholie und nostalgischem Schwelgen, wie vergangene Taten Einfluss nehmen können auf das Leben und Wirken nachfolgender Generationen, bevor ein ebenso augenzwinkernder wie bombastischer Abschluss das Publikum wieder in die Wirklichkeit entlässt.
An Chinas Kinokasse war man damit geradezu umwerfend erfolgreich; bereits nach einer Woche spielte das Werk fast 52 Millionen US-Dollar ein. Das ist den Machern durchaus zu gönnen, nicht nur, weil man es hier mit einem vorzüglich produzierten Opus zu tun hat, sondern weil dieses vor allem auch die endgültige Rehabilitierung seines Regisseurs bedeutet, der nach fulminantem Karrierestart begann, seinen Ruf als talentierter Visionär mit Ramschware wie ZU WARRIORS oder BLACK MASK 2 [beide von 2001] brutal zu zersägen. THE TAKING OF TIGER MOUNTAIN hingegen ist tatsächlich wieder ein hochambitioniertes Leinwand-Werk und bietet exzellente Unterhaltung, wie man sie sich wünscht: packend, aufregend und von umwerfender cineastischer Wucht. Historisches Kampfgetümmel trifft auf cartoonesk überzogenen Abenteuer-Esprit irgendwo zwischen Steven Spielberg und TIM UND STRUPPI; der selbstreferenzielle Charakter wirkt sympathisch und unverkrampft, und der stark romantisierte Hintergrund glättet sanft den unterschwelligen Lobgesang auf Pathos und Heldenkult. Tsui Hark hat nicht nur den Tigerberg zurückerobert, sondern auch den Kino-Olymp.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
BROTHERHOOD OF BLADES
[XIU CHUN DAO][CHI][2014]
Regie: Lu Yang
Darsteller: Chang Chen, Wang Qian-Yuan, Liu Shishi, Li Dong-Xue, Zhu Dan, Nie Yuan, Zhou Yiwei, Chin Shih-Chieh
Inhalt:
Peking, 1627: Kaiser Chongzhen [Ye Xiang Ming] entlässt den einflussreichen Eunuchen Wèi Zhōngxián [Chin Shih-Chieh], Oberbefehlshaber der Geheimpolizei, aus seinem Dienst. Dieser will die Schmach nicht hinnehmen und beginnt im Untergrund, gegen den Kaiser zu intrigieren. Chongzhen fürchtet um seine Macht und befiehlt die Tötung des Mannes. Die Mission geht an den Attentäter Shen Lian [Chang Chen] und seine beiden 'Schwertbrüder' Lu Jianxing [Wang Qian-Yuan] und Jin Yichan [Li Dong-Xue]. Zwar kann Shen den Mann erfolgreich stellen, doch dieser bietet ihm 400 Tael Gold, falls er ihn verschone – für den in Geldsorgen sich befindenden Hofdiener ein verlockendes Angebot. Die verbrannte Leiche, die Shen schließlich seinem Auftraggeber präsentiert, stammt dann auch nicht von Wèi. Der Betrug fliegt auf, als vermeintlich Tote den neuen Anführer der Geheimpolizei, Zhao Jingzhong [Nie Yuan], aufsucht und ihn anweist, Shen zu töten, da dieser nun der einzige ist, der um sein Überleben weiß. Zhao lockt Shen und seine Gefährten in eine Falle und es kommt zu einem gewaltigen Massaker, aus dem die drei Männer nur mit Müh und Not mit heiler Haut davonkommen. Nun befinden sich Shen, Lu und Jin plötzlich zwischen allen Fronten und müssen nicht nur um ihr Überleben kämpfen, sondern auch um ihre Freundschaft.
Kritik:
Im Chinesischen bedeutet die Silbe Wǔ (武) 'Kampf' (so in etwa) und die Silbe Xiá (俠) 'Ritter' (so in etwa). Setzt man beides zusammen, erhält man die Bezeichnung für eines der beliebtesten asiatischen Genres überhaupt: Der “Wǔxiá“, der uralte, fest in der chinesischen Kultur verankerte Mythos vom fahrenden Ritter auf Heldenreise, erlebt in regelmäßigen Abständen seine cineastische Reinkarnation und präsentiert seinem Publikum immer wieder wackere, von eherner Redlichkeit beseelte Schwertkämpfer, die Schlachten an historischen Schauplätzen schlagen und für die gerechte Sache ihr eigenes Leben gäben - und es häufig auch tun. Da ihre Feinde seit jeher nicht selten auch in der verbeamteten oder herrschenden Obrigkeit zu finden waren, galt die “Wǔxiá“-Dichtung in ihrem Heimatland Anfang der 30er Jahre als staatsfeindlich und war daher über 20 Jahre lang verboten (was freilich tief blicken lässt!). Nach Aufhebung des Verbots war es vor allem das Studio der 'Shaw Brothers', das dem Genre ab den 60er Jahren mit blutgetränkten Epen wie DAS GOLDENE SCHWERT DES KÖNIGSTIGERS zu großer Popularität verhalf, während Regisseur King Hu das etwas intellektuellere Klientel bediente: Sein EIN HAUCH VON ZEN wurde auf den Filmfestspielen in Cannes preisgekrönt und verschaffte der Gattung eine gehörige Portion internationale Aufmerksamkeit.
BROTHERHOOD OF BLADES ist von seinen Zutaten her geradezu ein Musterbeispiel für den Wǔxiá und hätte 40 Jahre früher mit ziemlicher Sicherheit als weitere Shaw-Brothers-Produktion das Licht der Leinwand erblickt: Drei Krieger, Brüder nicht nur an der Waffe, sondern auch im Geiste, werden Opfer von Verrat und Intrige, verbünden sich gegen das korrupte Ränkespiel ihrer Machthaber und nutzen ihre scheinbar übermenschlichen kämpferischen Fähigkeiten, um Recht und Ordnung wiederherzustellen - alles vor dem geschichtlichen Hintergrund der dahinsiechenden Ming-Dynastie und vorangetrieben von Emotion, Konflikt und Schicksal. Im Gegensatz zu manch anderem Beitrag jedoch verzichtete man in diesem Falle darauf, die Charaktere als tugendhafte Instanzen zu präsentieren, und zeichnete stattdessen das ambivalente Bild dreier Männer, die sich aus unterschiedlichen Gründen in finanziellen Nöten befinden und dementsprechend verführbar und bisweilen willensschwach sind: Shen Lian [Chang Chen] ist der Konkubine Zhou Miaotong [Cecilia Liu] verfallen, die er freikaufen will, obwohl sie jemand anderen liebt, Lu Jianxing [Wang Qian-Yuan] besticht seinen Vorgesetzten Zhang Ying [Qiao Lei], um befördert zu werden, und Jin Yichuan [Li Dong-Xue] wird von seinem ehemaligen Freund Ding Xiu [Zhou Yiwei] erpresst, der damit droht, ihre gemeinsame kriminelle Vergangenheit publik zu machen.
Eine moralische Verfehlung Shen Lians setzt die nachfolgende Gewaltspirale schließlich überhaupt erst in Gang - auch wenn seine Motive zumindest zum Teil lauterer Natur waren. Das angewandte Ursache-Wirkungs-Prinzip funktioniert dabei zu Beginn ganz hervorragend, die aus Shens Tat resultierenden Ereignisse wirken logisch konstruiert und können in ausreichendem Maße Interesse wecken. Nach einer Weile jedoch wird die bis dahin recht geradlinige Erzählweise ein wenig verwässert, betreten doch immer neue Personen die Bildfläche, von denen nicht jede auch wirklich erforderlich erscheint - ganz zu schweigen davon, dass es zudem auch reichlich abstrus wird, ist doch plötzlich jeder irgendwie mit jedem verwandt. Das wirkt nicht nur stellenweise etwas weit hergeholt, sondern führt bisweilen auch zur Konfusion. Dass sich Jin Yichan so nebenbei auch noch in Zhang Yan [Marina Ye], die Tochter eines Arztes, verlieben darf, scheint zudem auch ohne jeden Belang, wird die Figur doch lediglich auf ihr schnuckeliges Äußeres reduziert und darf ansonsten weder Profil, noch großartig Leinwand-Präsenz besitzen. So gelingt es BROTHERHOOD OF BLADES nicht, die anfängliche Dichte bis zum Schluss zu halten. Zwar kommt es auch fortlaufend immer mal wieder zu Spannungsmomenten, doch ein dramaturgischer Gesamtbogen bleibt letztendlich aus. Dazu passt dann auch, dass kurz vor Schluss aus heiterem Himmel noch die Mongolen als altbewährtes Feindbild aus der Mottenkiste geholt werden, um die Geschichte zumindest einigermaßen sinnvoll zu Ende bringen zu können.
Mag es inhaltlich auch stellenweise etwas hapern, zumindest im Action-Segment gibt sich BROTHERHOOD OF BLADES keine Blöße. Die Kampfszenen, erneut mit viel Drahtseilunterstützung realisiert, sind erstklassig durchchoreographiert und sorgen für eine Flut intensiver Eindrücke und furioser Bilder. Vor allem das mörderische Massaker im Hofe Yan Peiweis [Hu Xiaoguang] nagelt einen in den Sitz. Regisseur Lu Yang, Kameramann Han Qiming und die Editors Yiran Tu und Li Yun Zhu machen keine Gefangenen und entfachen ein perfekt getimtes und konsequent durchgezogenes Inferno aus Regen, Feuer und Blut. Ohnehin ist die Cinematographie durchgehend exzellent und kreiert ikonische Momentaufnahmen, die sich ins Gedächtnis brennen. Das ist schon allein deswegen bemerkenswert, da es für die gesamte Crew quasi das erste Projekt dieser Größenordnung war. Von Unerfahrenheit oder Ähnlichem ist jedoch nicht das Geringste zu spüren: BROTHERHOOD OF BLADES ist absolut versiert in Szene gesetztes und kompetent gefertigtes Blockbuster-Entertainment ohne formale Schwächen. Als Ausführender Produzent agiert im Hintergrund noch Terence Chang, dessen Name vor allem aufgrund seiner Kollaborationen mit John Woo [→ IM KÖRPER DES FEINDES] ein Begriff ist.
Auch bei der Besetzung orientierte man sich eher an Unbekannterem, wenngleich man mit Chang Chen in der Hauptrolle immerhin ein echtes Schwergewicht bieten konnte: Der 1976 geborene Schauspieler war im Jahre 2000 in Ang Lee prächtigem Wǔxiá TIGER & DRAGON zu sehen, der zu einem internationalen Erfolg wurde, und konnte auch in den Folgejahren mit Auftritten in Historienfilmen wie RED CLIFF oder THE GRANDMASTER weiterhin von sich reden machen. Seine Mitstreiter Wang Qian-Yuan [→ THE CROSSING] und Li Dong-Xue [→ GEN-Y COPS] mögen etwas weniger bekannte Namen tragen, stehen ihm schauspielerisch jedoch in nichts nach. Besonderes Augenmerk verdient noch Chin Shih-Chieh [→ REIGN OF ASSASSINS] in der Rolle des intriganten Eunuchen Wèi Zhōngxián, der diesen als herrlich durchtriebenen alten Mann anlegt und dabei auf gewisse Weise an David Carradine in KILL BILL erinnert. Wèi Zhōngxián ist – neben Kaiser Chongzhen - die einzige Figur aus BROTHERHOOD OF BLADES, die historisch verbürgt ist und war der Überlieferung nach tatsächlich ein machthungriger Intrigant, der nach seiner Anstellung am Hofe begann, sich immer mehr Einfluss zu verschaffen, sich rücksichtslos bereicherte, Gegner beseitigen lies und mit Hilfe der ihm unterstellten Geheimpolizei bald die gesamte Verwaltung Chinas kontrollierte. Nach dem Tode des Kaisers Tianqi wurde Wèi von dessen Nachfolger Chongzhen entmachtet, worauf dieser sich das Leben genommen haben soll. Das von Wèi hinterlassene wirtschaftliche und politische Chaos soll nicht unschuldig daran gewesen sein, dass die Ming-Dynastie kurz darauf unterging.
Sich mit der Frage beschäftigend, was wohl gewesen wäre, hätte Wèi Zhōngxián seinen Tod damals lediglich vorgetäuscht, erspinnt BROTHERHOOD OF BLADES ein hypothetisches und freilich völlig wirklichkeitsfernes Konstrukt, das Fakten und Fiktionen, historische Personen und erdachte nebeneinanderstellt, um daraus ein klassisches Kung-Fu-Epos zu weben, das trotz durchaus vorhandener Defizite in der ersten Liga spielt. Schwächen in der Dramaturgie werden ausgeglichen durch rasant komponierte, sich der Schwerkraft verweigernde Schwertkampf-Duelle und die imposanten Aufnahmen hinterlassen mächtig Eindruck. Lu Yang erschuf mit hohem Aufwand an Kostüm und Kulisse eine Welt aus Korruption und Chaos, Gewalt und Gier, Missgunst und Menschenverachtung, deren Protagonisten unaufhaltsam ihrem tragischen Ende entgegensteuern. Die Speerspitze wird zwar nicht erobert, aber Lus gekonnt und nicht ohne Anspruch arrangierte Action-Oper kann sich durchaus sehen lassen und bietet Wǔxiá- und Kampfkunst-Freunden eine vorzügliche zubereitete Zwischenmahlzeit.
s. auch: BROTHERHOOD OF BLADES
[XIU CHUN DAO][CHI][2014]
Regie: Lu Yang
Darsteller: Chang Chen, Wang Qian-Yuan, Liu Shishi, Li Dong-Xue, Zhu Dan, Nie Yuan, Zhou Yiwei, Chin Shih-Chieh
Inhalt:
Peking, 1627: Kaiser Chongzhen [Ye Xiang Ming] entlässt den einflussreichen Eunuchen Wèi Zhōngxián [Chin Shih-Chieh], Oberbefehlshaber der Geheimpolizei, aus seinem Dienst. Dieser will die Schmach nicht hinnehmen und beginnt im Untergrund, gegen den Kaiser zu intrigieren. Chongzhen fürchtet um seine Macht und befiehlt die Tötung des Mannes. Die Mission geht an den Attentäter Shen Lian [Chang Chen] und seine beiden 'Schwertbrüder' Lu Jianxing [Wang Qian-Yuan] und Jin Yichan [Li Dong-Xue]. Zwar kann Shen den Mann erfolgreich stellen, doch dieser bietet ihm 400 Tael Gold, falls er ihn verschone – für den in Geldsorgen sich befindenden Hofdiener ein verlockendes Angebot. Die verbrannte Leiche, die Shen schließlich seinem Auftraggeber präsentiert, stammt dann auch nicht von Wèi. Der Betrug fliegt auf, als vermeintlich Tote den neuen Anführer der Geheimpolizei, Zhao Jingzhong [Nie Yuan], aufsucht und ihn anweist, Shen zu töten, da dieser nun der einzige ist, der um sein Überleben weiß. Zhao lockt Shen und seine Gefährten in eine Falle und es kommt zu einem gewaltigen Massaker, aus dem die drei Männer nur mit Müh und Not mit heiler Haut davonkommen. Nun befinden sich Shen, Lu und Jin plötzlich zwischen allen Fronten und müssen nicht nur um ihr Überleben kämpfen, sondern auch um ihre Freundschaft.
Kritik:
Im Chinesischen bedeutet die Silbe Wǔ (武) 'Kampf' (so in etwa) und die Silbe Xiá (俠) 'Ritter' (so in etwa). Setzt man beides zusammen, erhält man die Bezeichnung für eines der beliebtesten asiatischen Genres überhaupt: Der “Wǔxiá“, der uralte, fest in der chinesischen Kultur verankerte Mythos vom fahrenden Ritter auf Heldenreise, erlebt in regelmäßigen Abständen seine cineastische Reinkarnation und präsentiert seinem Publikum immer wieder wackere, von eherner Redlichkeit beseelte Schwertkämpfer, die Schlachten an historischen Schauplätzen schlagen und für die gerechte Sache ihr eigenes Leben gäben - und es häufig auch tun. Da ihre Feinde seit jeher nicht selten auch in der verbeamteten oder herrschenden Obrigkeit zu finden waren, galt die “Wǔxiá“-Dichtung in ihrem Heimatland Anfang der 30er Jahre als staatsfeindlich und war daher über 20 Jahre lang verboten (was freilich tief blicken lässt!). Nach Aufhebung des Verbots war es vor allem das Studio der 'Shaw Brothers', das dem Genre ab den 60er Jahren mit blutgetränkten Epen wie DAS GOLDENE SCHWERT DES KÖNIGSTIGERS zu großer Popularität verhalf, während Regisseur King Hu das etwas intellektuellere Klientel bediente: Sein EIN HAUCH VON ZEN wurde auf den Filmfestspielen in Cannes preisgekrönt und verschaffte der Gattung eine gehörige Portion internationale Aufmerksamkeit.
BROTHERHOOD OF BLADES ist von seinen Zutaten her geradezu ein Musterbeispiel für den Wǔxiá und hätte 40 Jahre früher mit ziemlicher Sicherheit als weitere Shaw-Brothers-Produktion das Licht der Leinwand erblickt: Drei Krieger, Brüder nicht nur an der Waffe, sondern auch im Geiste, werden Opfer von Verrat und Intrige, verbünden sich gegen das korrupte Ränkespiel ihrer Machthaber und nutzen ihre scheinbar übermenschlichen kämpferischen Fähigkeiten, um Recht und Ordnung wiederherzustellen - alles vor dem geschichtlichen Hintergrund der dahinsiechenden Ming-Dynastie und vorangetrieben von Emotion, Konflikt und Schicksal. Im Gegensatz zu manch anderem Beitrag jedoch verzichtete man in diesem Falle darauf, die Charaktere als tugendhafte Instanzen zu präsentieren, und zeichnete stattdessen das ambivalente Bild dreier Männer, die sich aus unterschiedlichen Gründen in finanziellen Nöten befinden und dementsprechend verführbar und bisweilen willensschwach sind: Shen Lian [Chang Chen] ist der Konkubine Zhou Miaotong [Cecilia Liu] verfallen, die er freikaufen will, obwohl sie jemand anderen liebt, Lu Jianxing [Wang Qian-Yuan] besticht seinen Vorgesetzten Zhang Ying [Qiao Lei], um befördert zu werden, und Jin Yichuan [Li Dong-Xue] wird von seinem ehemaligen Freund Ding Xiu [Zhou Yiwei] erpresst, der damit droht, ihre gemeinsame kriminelle Vergangenheit publik zu machen.
Eine moralische Verfehlung Shen Lians setzt die nachfolgende Gewaltspirale schließlich überhaupt erst in Gang - auch wenn seine Motive zumindest zum Teil lauterer Natur waren. Das angewandte Ursache-Wirkungs-Prinzip funktioniert dabei zu Beginn ganz hervorragend, die aus Shens Tat resultierenden Ereignisse wirken logisch konstruiert und können in ausreichendem Maße Interesse wecken. Nach einer Weile jedoch wird die bis dahin recht geradlinige Erzählweise ein wenig verwässert, betreten doch immer neue Personen die Bildfläche, von denen nicht jede auch wirklich erforderlich erscheint - ganz zu schweigen davon, dass es zudem auch reichlich abstrus wird, ist doch plötzlich jeder irgendwie mit jedem verwandt. Das wirkt nicht nur stellenweise etwas weit hergeholt, sondern führt bisweilen auch zur Konfusion. Dass sich Jin Yichan so nebenbei auch noch in Zhang Yan [Marina Ye], die Tochter eines Arztes, verlieben darf, scheint zudem auch ohne jeden Belang, wird die Figur doch lediglich auf ihr schnuckeliges Äußeres reduziert und darf ansonsten weder Profil, noch großartig Leinwand-Präsenz besitzen. So gelingt es BROTHERHOOD OF BLADES nicht, die anfängliche Dichte bis zum Schluss zu halten. Zwar kommt es auch fortlaufend immer mal wieder zu Spannungsmomenten, doch ein dramaturgischer Gesamtbogen bleibt letztendlich aus. Dazu passt dann auch, dass kurz vor Schluss aus heiterem Himmel noch die Mongolen als altbewährtes Feindbild aus der Mottenkiste geholt werden, um die Geschichte zumindest einigermaßen sinnvoll zu Ende bringen zu können.
Mag es inhaltlich auch stellenweise etwas hapern, zumindest im Action-Segment gibt sich BROTHERHOOD OF BLADES keine Blöße. Die Kampfszenen, erneut mit viel Drahtseilunterstützung realisiert, sind erstklassig durchchoreographiert und sorgen für eine Flut intensiver Eindrücke und furioser Bilder. Vor allem das mörderische Massaker im Hofe Yan Peiweis [Hu Xiaoguang] nagelt einen in den Sitz. Regisseur Lu Yang, Kameramann Han Qiming und die Editors Yiran Tu und Li Yun Zhu machen keine Gefangenen und entfachen ein perfekt getimtes und konsequent durchgezogenes Inferno aus Regen, Feuer und Blut. Ohnehin ist die Cinematographie durchgehend exzellent und kreiert ikonische Momentaufnahmen, die sich ins Gedächtnis brennen. Das ist schon allein deswegen bemerkenswert, da es für die gesamte Crew quasi das erste Projekt dieser Größenordnung war. Von Unerfahrenheit oder Ähnlichem ist jedoch nicht das Geringste zu spüren: BROTHERHOOD OF BLADES ist absolut versiert in Szene gesetztes und kompetent gefertigtes Blockbuster-Entertainment ohne formale Schwächen. Als Ausführender Produzent agiert im Hintergrund noch Terence Chang, dessen Name vor allem aufgrund seiner Kollaborationen mit John Woo [→ IM KÖRPER DES FEINDES] ein Begriff ist.
Auch bei der Besetzung orientierte man sich eher an Unbekannterem, wenngleich man mit Chang Chen in der Hauptrolle immerhin ein echtes Schwergewicht bieten konnte: Der 1976 geborene Schauspieler war im Jahre 2000 in Ang Lee prächtigem Wǔxiá TIGER & DRAGON zu sehen, der zu einem internationalen Erfolg wurde, und konnte auch in den Folgejahren mit Auftritten in Historienfilmen wie RED CLIFF oder THE GRANDMASTER weiterhin von sich reden machen. Seine Mitstreiter Wang Qian-Yuan [→ THE CROSSING] und Li Dong-Xue [→ GEN-Y COPS] mögen etwas weniger bekannte Namen tragen, stehen ihm schauspielerisch jedoch in nichts nach. Besonderes Augenmerk verdient noch Chin Shih-Chieh [→ REIGN OF ASSASSINS] in der Rolle des intriganten Eunuchen Wèi Zhōngxián, der diesen als herrlich durchtriebenen alten Mann anlegt und dabei auf gewisse Weise an David Carradine in KILL BILL erinnert. Wèi Zhōngxián ist – neben Kaiser Chongzhen - die einzige Figur aus BROTHERHOOD OF BLADES, die historisch verbürgt ist und war der Überlieferung nach tatsächlich ein machthungriger Intrigant, der nach seiner Anstellung am Hofe begann, sich immer mehr Einfluss zu verschaffen, sich rücksichtslos bereicherte, Gegner beseitigen lies und mit Hilfe der ihm unterstellten Geheimpolizei bald die gesamte Verwaltung Chinas kontrollierte. Nach dem Tode des Kaisers Tianqi wurde Wèi von dessen Nachfolger Chongzhen entmachtet, worauf dieser sich das Leben genommen haben soll. Das von Wèi hinterlassene wirtschaftliche und politische Chaos soll nicht unschuldig daran gewesen sein, dass die Ming-Dynastie kurz darauf unterging.
Sich mit der Frage beschäftigend, was wohl gewesen wäre, hätte Wèi Zhōngxián seinen Tod damals lediglich vorgetäuscht, erspinnt BROTHERHOOD OF BLADES ein hypothetisches und freilich völlig wirklichkeitsfernes Konstrukt, das Fakten und Fiktionen, historische Personen und erdachte nebeneinanderstellt, um daraus ein klassisches Kung-Fu-Epos zu weben, das trotz durchaus vorhandener Defizite in der ersten Liga spielt. Schwächen in der Dramaturgie werden ausgeglichen durch rasant komponierte, sich der Schwerkraft verweigernde Schwertkampf-Duelle und die imposanten Aufnahmen hinterlassen mächtig Eindruck. Lu Yang erschuf mit hohem Aufwand an Kostüm und Kulisse eine Welt aus Korruption und Chaos, Gewalt und Gier, Missgunst und Menschenverachtung, deren Protagonisten unaufhaltsam ihrem tragischen Ende entgegensteuern. Die Speerspitze wird zwar nicht erobert, aber Lus gekonnt und nicht ohne Anspruch arrangierte Action-Oper kann sich durchaus sehen lassen und bietet Wǔxiá- und Kampfkunst-Freunden eine vorzügliche zubereitete Zwischenmahlzeit.
s. auch: BROTHERHOOD OF BLADES
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
Zakato - Die Faust des Todes (1972)
Ein von der Polizei zu Unrecht gesuchter Mann...Ching King Kong (Ja ihr lest richtig... )...verirrt sich in ein Dorf das in Schwierigkeiten steckt weil ein Verbrecherboss das Heilmittel für eine Seuche stehlen will um 2 seiner gefangenen Freunde aus dem Gefängnis freizupressen...als Ching selber von der Krankheit befallen wird heilen ihn ein Stummer und sein Grossvater...als die Verbrecher den Stummen töten weil sie wissen wollen wo das geheimnisvolle Drachenkraut versteckt ist...schwört Ching Rache...
Der Name des Hauptdarstellers in der deutschen Fassung ist mal wieder selten blöde...
Aber ich hab auch eine Frage an die Spezialisten hier...in den Credits im Netz wird u.a. Wang Yu angegeben...ich hab im ganzen Film aber nichts von Wang Yu gesehen...allerdings trug Zakato anfangs eine Maske und man kann ganz deutlich sehen dass das Augenpaar am Anfang nicht mit dem später übereinstimmt und ich war sicher das anfängliche Augenpaar war von Wang Yu...kann es sein dass es Streit während der Produktion gab und Yu gefeuert und dafür Chen Kuan Tai geholt wurde...?...im Netz konnte ich nichts darüber finden...
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Ein von der Polizei zu Unrecht gesuchter Mann...Ching King Kong (Ja ihr lest richtig... )...verirrt sich in ein Dorf das in Schwierigkeiten steckt weil ein Verbrecherboss das Heilmittel für eine Seuche stehlen will um 2 seiner gefangenen Freunde aus dem Gefängnis freizupressen...als Ching selber von der Krankheit befallen wird heilen ihn ein Stummer und sein Grossvater...als die Verbrecher den Stummen töten weil sie wissen wollen wo das geheimnisvolle Drachenkraut versteckt ist...schwört Ching Rache...
Der Name des Hauptdarstellers in der deutschen Fassung ist mal wieder selten blöde...
Aber ich hab auch eine Frage an die Spezialisten hier...in den Credits im Netz wird u.a. Wang Yu angegeben...ich hab im ganzen Film aber nichts von Wang Yu gesehen...allerdings trug Zakato anfangs eine Maske und man kann ganz deutlich sehen dass das Augenpaar am Anfang nicht mit dem später übereinstimmt und ich war sicher das anfängliche Augenpaar war von Wang Yu...kann es sein dass es Streit während der Produktion gab und Yu gefeuert und dafür Chen Kuan Tai geholt wurde...?...im Netz konnte ich nichts darüber finden...
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
Nö nö ist schon richtig Yu Wang spielt mit, der Yu Wang der unteranderm aus Attack Force Z bekannt ist.
http://www.imdb.com/name/nm2391070/?ref_=tt_cl_t13
Es spielt aber auch der aus den Shaw Filmen bekannte Wong Yu mit, welcher öfters mal aus finanziellen Gründen Wang Yu gennant wurde.
http://www.ofdb.de/view.php?page=person&id=50044
http://www.imdb.com/name/nm0399070/
http://www.imdb.com/name/nm2391070/?ref_=tt_cl_t13
Es spielt aber auch der aus den Shaw Filmen bekannte Wong Yu mit, welcher öfters mal aus finanziellen Gründen Wang Yu gennant wurde.
http://www.ofdb.de/view.php?page=person&id=50044
http://www.imdb.com/name/nm0399070/
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
Ok..thx Grasshopper...MonsterZero hat geschrieben:Nö nö ist schon richtig Yu Wang spielt mit, der Yu Wang der unteranderm aus Attack Force Z bekannt ist.
http://www.imdb.com/name/nm2391070/?ref_=tt_cl_t13
Es spielt aber auch der aus den Shaw Filmen bekannte Wong Yu mit, welcher öfters mal aus finanziellen Gründen Wang Yu gennant wurde.
http://www.ofdb.de/view.php?page=person&id=50044
http://www.imdb.com/name/nm0399070/
Bleibt trotzdem das Ding dass es sich oben um 2 verschiedene Darsteller handelt und ich schwör Stein und Bein dass die Klüsen auf dem oberen Bild Jimmy Wang Yu gehören...
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
Dem würde ich wiedersprechen.
Wenn du dir mal Bilder von Jimmy Wang Yu googelst und guckst stellst du fest, dass er nach außen breiter werdende Augenbrauen hat, aber noch viel wichtiger, wenn du hinschaust, siehst du, dass sein Stirnbein doch recht auffällig über seine Augen ragt, das ist bei der Person da unten nicht, sie hat eher eine weichere Augenpartie.
Zakato ist einer meiner Lieblings-Eastern, ich werde ihn mir bei Gelegenheit noch mal angucken, vielleicht findet sich ja die Person im restlichen Cast die Chen Kuan Tai da ersetzt hat, für, ich vermute mal Nachdrehs.
Wenn du dir mal Bilder von Jimmy Wang Yu googelst und guckst stellst du fest, dass er nach außen breiter werdende Augenbrauen hat, aber noch viel wichtiger, wenn du hinschaust, siehst du, dass sein Stirnbein doch recht auffällig über seine Augen ragt, das ist bei der Person da unten nicht, sie hat eher eine weichere Augenpartie.
Zakato ist einer meiner Lieblings-Eastern, ich werde ihn mir bei Gelegenheit noch mal angucken, vielleicht findet sich ja die Person im restlichen Cast die Chen Kuan Tai da ersetzt hat, für, ich vermute mal Nachdrehs.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
DIE TÖDLICHEN SCHWINGEN DES ADLERS
[BAAI CO SI FU KAU CO TAU][HK][1979]
Regie: William Cheung Kei
Darsteller: John Cheung Ng-Long, Hwang Jang-Lee, Cheng Kang-Yeh, Fan Mei-Sheng, Chin Pei-Ling, Chiang Kam, Kao Yuen, Pan Yung-Sheng, Chan Fei-Lung, Mai Kei, Chan Leung, Cheung Hei
„Meister Lo! Ihr habt keinen Grund, mich zu töten.“ - „Ich wurde beauftragt, dich zu töten.“ - “Von wem?“ - „Von deiner eigenen Familie.“ (was so anfängt, kann eigentlich gar nicht wirklich schlecht sein)
Inhalt:
China, irgendwann um die Quing-Dynastie herum: Der junge Tai [John Cheung Ng-Long] besucht zwar eine Kung-Fu-Schule, darf aber kaum etwas dazulernen. Dieses Privileg gönnt sein Meister in der Regel lediglich Schülern aus gut betuchterem Hause. Stattdessen wird Tai tagtäglich dazu gezwungen, als Küchenhilfe zu schuften. Als ihn der arrogante Schüler Fatty [Chiang Kam] provoziert, kommt es eines Tages zum Eklat und Tai verlässt die Schule. Auf der Suche nach einem neuen Meister begegnet er zunächst dem Strauchdieb Hsiao Lung [Cheng Kang Yeh], mit dem er sich einen Kampf um ein paar Fische liefert. Tai geht als Sieger hervor und Hsiao schwört ihm blutige Rache. Mit dem freundlichen Bettler Chin Pai To [Fan Mei-Sheng] hingegen teilt Tai im Anschluss gern seine Mahlzeit. Bald begegnet Tai dem Kung-Fu-Kämpfer Lo Hsin [Hwang Jang Lee] und wird staunender Zeuge von dessen tödlicher 'Adlerkrallen'-Technik. Begeistert fleht er Lo an, ihn zu unterrichten - was dieser ihm nach einiger Zeit auch gewährt. Was Tai nicht ahnt: Lo ist ein gewissenloser Killer, der sich bald mit Hsiao gegen ihn verbündet. Nur gut, dass der so harmlos wirkende Bettler Chin in Wahrheit ein begnadeter Kämpfer ist. Als Los wahrer Charakter zum Vorschein kommt, nimmt Chin Tai unter seine Fittiche.
Kritik:
Am Anfang war Jackie Chan. Nachdem der chinesische Action-Athlet jahrelang versuchte, an den bahnbrechenden Erfolg von Kampfsport-Ikone Bruce Lee anzuknüpfen (indem er ihn schlicht imitierte), gelang ihm der tatsächliche Durchbruch schließlich im Jahre 1978 mit den beiden von Yuen Woo-Ping inszenierten Kung-Fu-Komödien SIE NANNTEN IHN KNOCHENBRECHER und DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS. Die Kombination von klassischer Kampfkunst mit Klamauk und Situationskomik verhalf dem mittlerweile festgefahrenen Genre zu neuer Popularität, machte Chan (erst in seiner Heimat, später auch weltweit) populär und ebnete den Weg für eine Flut an Nachahmern und Epigonen. DIE TÖDLICHEN SCHWINGEN DES ADLERS ist einer davon. Der deutsche Titel deutet dabei schon nicht gerade undezent an, dass hier vor allem DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS Pate stand, und tatsächlich verschwendete man nicht allzu viele Ressourcen, um sich etwas großartig Neues auszudenken: Die Kernelemente wurden nur rudimentär variiert und das ganze Szenario kommt einem doch arg vertaut vor.
Statt Jackie Chan erlebt man hier nun also John Cheung als etwas tollpatschigen, doch liebenswerten Haus- und Laufburschen einer Kung-Fu-Schule, der sich erst wild herumschubsen lassen muss, bevor er endlich die Bekanntschaft seines Mentors macht (hier wie dort in Gestalt eines scheinbar klapperigen Bettlers), der den guten Charakter des Helden erkennt und ihn dadurch belohnt, dass er ihn final zum unbesiegbaren Superkämpfer ausbildet. Teeschaalen-Tänze, 'Adlerkrallen'-Technik, finaler Triumph auf freiem Feld - die Bilder gleichen sich, die Inhalte auch, jede Innovation siecht dahin im Schatten des Adlers. Doch so dreist die Kopie im Grunde auch ist, so goutierbar ist sie am Ende dann insgesamt doch geworden (vor allem im Hinblick auf die zahlreichen, oftmals nur schwer erträglichen Klone, die in den Folgejahren noch entstanden). Dabei macht sich das Minimum an Story sogar bezahlt, bleibt die Handlung bei aller Banalität doch stets übersichtlich und verwirrt nicht mit Nebensträngen und -figuren, wie es in diesem Genre häufiger mal der Fall war. So ist die fröhliche Balgerei auch nach gut 70 Minuten schon wieder vorbei, noch bevor sie ernsthaft jemandem auf die Nerven fallen kann.
Natürlich muss man trotzdem eine gesunde Portion Grundaffinität für diese doch sehr spezielle Art von Unterhaltung mitbringen; der berüchtigte pubertäre Hongkong-Humor schlägt sich hier zeitweise gnadenlos Bahn. Wer affige Grimassen, alberne Geräusche und angeklebte Geschwüre nicht verkraften kann, wird hier vermutlich nicht besonders alt werden. Wer dennoch durchhält, wird dafür mit jeder Menge vernünftig choreographierten Hand- und Fußgemengen belohnt, scheint hier doch wahrlich kein Anlass nichtig genug, sich nicht wieder gegenseitig nen Scheitel zu ziehen. Bereits nach zwei Minuten gibt es die ersten beiden Toten, gefolgt von einem Vorspann, in dem Oberschurke Hwang Jang-Lee vor roter Tapete ein Skelett, wie es normalerweise im Biologie-Raum einer jeder vernünftig ausgestatteten Grundschule herumsteht, fachgerecht zerlegt (was strenggenommen eigentlich keine große Leistung ist, denn so ein Skelett wehrt sich ja bekanntermaßen nicht). Hwang ist dann auch der eigentliche Star der fidelen Fäustekirmes. Seit seinem Auftritt als 'Silberfuchs' in dem 1976er Gassenhauer DIE ZWILLINGSBRÜDER VON BRUCE LEE war der in Japan geborene Koreaner quasi Zeit seines Leinwand-Lebens auf den brutalen Fiesling geeicht (und in dieser Funktion passenderweise auch schon in den beiden Blaupausen SIE NANNTEN IHN KNOCHENBRECHER und DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS dabei). Vor allem durch seine schnelle Beinarbeit erwarb sich der Kampfkünstler bei den Fans rasch eine beachtliche Reputation.
Chang Wu-Lang [→ BORN HERO 3] in der Hauptrolle geht als Jackie-Chan-Verschnitt Charisma und Körperbeherrschung seines Vorbilds zwar ab, liefert aber davon unabhängig aber dennoch eine brauchbare Vorstellung. Weitere Rollen gingen an Fan Mei-Sheng [→ DIE SIEBEN SCHLÄGE DES GELBEN DRACHEN], welcher Chang etwas unmotiviert Kung Fu beibringen darf, Chiang Kam [→ ZWEI FÄUSTE STÄRKER ALS BRUCE LEE] als obligatorischer peinlicher Fettwanst vom Dienst sowie Cheng Kang Yeh [→ TI LUNG – DUELL OHNE GNADE] als wild stotternde Witzfigur, welche den Helden aufgrund einer harmlosen Herumkasperei gleich unter die Erde bringen möchte. Selbstredend war hier keine große Schauspielkunst gefragt; alle Darsteller bedienen lediglich bekannte (und oftmals beschämende) Stereotypen, was enthemmtes Geblödel nicht nur nicht ausschließt, sondern teilweise explizit verlangt. Auch bleiben die Beweggründe für die Aktionen der Figuren fast ausnahmslos nebulös. Warum Killer Lo dem Helden Tai eigentlich genau das Lebenslicht auspusten möchte, ist nicht wirklich ersichtlich. Der Schurke ist eben einfach böse und mordet, weil jeder Kung-Fu-Film einen bösen und mordenden Schurken braucht. Das muss als Erklärung reichen.
Neue Genrefreunde wird DIE TÖDLICHEN SCHWINGEN DES ADLERS gewiss nicht generieren können. Dazu plätschert alles viel zu unspektakulär vor sich hin. Das reichlich spät eingeführte Rachemotiv (welches natürlich auch alles andere als originell ist) kann das Ruder dann auch nicht mehr herumreißen. Wessen Herz jedoch bereits für kaspernde Kämpfer im Jackie-Chan-Fahrwasser schlägt, der wird hier zufriedenstellend abgeholt und erlebt einen der besseren Vertreter: Der Infantil-Humor übertreibt es nicht, die entschlackte Story bleibt nachvollziehbar und die Kämpfe gehen absolut in Ordnung. Zur simplen Kung-Funterhaltung nebenbei durchaus geeignet!
s. auch: DIE TÖDLICHEN SCHWINGEN DES ADLERS
[BAAI CO SI FU KAU CO TAU][HK][1979]
Regie: William Cheung Kei
Darsteller: John Cheung Ng-Long, Hwang Jang-Lee, Cheng Kang-Yeh, Fan Mei-Sheng, Chin Pei-Ling, Chiang Kam, Kao Yuen, Pan Yung-Sheng, Chan Fei-Lung, Mai Kei, Chan Leung, Cheung Hei
„Meister Lo! Ihr habt keinen Grund, mich zu töten.“ - „Ich wurde beauftragt, dich zu töten.“ - “Von wem?“ - „Von deiner eigenen Familie.“ (was so anfängt, kann eigentlich gar nicht wirklich schlecht sein)
Inhalt:
China, irgendwann um die Quing-Dynastie herum: Der junge Tai [John Cheung Ng-Long] besucht zwar eine Kung-Fu-Schule, darf aber kaum etwas dazulernen. Dieses Privileg gönnt sein Meister in der Regel lediglich Schülern aus gut betuchterem Hause. Stattdessen wird Tai tagtäglich dazu gezwungen, als Küchenhilfe zu schuften. Als ihn der arrogante Schüler Fatty [Chiang Kam] provoziert, kommt es eines Tages zum Eklat und Tai verlässt die Schule. Auf der Suche nach einem neuen Meister begegnet er zunächst dem Strauchdieb Hsiao Lung [Cheng Kang Yeh], mit dem er sich einen Kampf um ein paar Fische liefert. Tai geht als Sieger hervor und Hsiao schwört ihm blutige Rache. Mit dem freundlichen Bettler Chin Pai To [Fan Mei-Sheng] hingegen teilt Tai im Anschluss gern seine Mahlzeit. Bald begegnet Tai dem Kung-Fu-Kämpfer Lo Hsin [Hwang Jang Lee] und wird staunender Zeuge von dessen tödlicher 'Adlerkrallen'-Technik. Begeistert fleht er Lo an, ihn zu unterrichten - was dieser ihm nach einiger Zeit auch gewährt. Was Tai nicht ahnt: Lo ist ein gewissenloser Killer, der sich bald mit Hsiao gegen ihn verbündet. Nur gut, dass der so harmlos wirkende Bettler Chin in Wahrheit ein begnadeter Kämpfer ist. Als Los wahrer Charakter zum Vorschein kommt, nimmt Chin Tai unter seine Fittiche.
Kritik:
Am Anfang war Jackie Chan. Nachdem der chinesische Action-Athlet jahrelang versuchte, an den bahnbrechenden Erfolg von Kampfsport-Ikone Bruce Lee anzuknüpfen (indem er ihn schlicht imitierte), gelang ihm der tatsächliche Durchbruch schließlich im Jahre 1978 mit den beiden von Yuen Woo-Ping inszenierten Kung-Fu-Komödien SIE NANNTEN IHN KNOCHENBRECHER und DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS. Die Kombination von klassischer Kampfkunst mit Klamauk und Situationskomik verhalf dem mittlerweile festgefahrenen Genre zu neuer Popularität, machte Chan (erst in seiner Heimat, später auch weltweit) populär und ebnete den Weg für eine Flut an Nachahmern und Epigonen. DIE TÖDLICHEN SCHWINGEN DES ADLERS ist einer davon. Der deutsche Titel deutet dabei schon nicht gerade undezent an, dass hier vor allem DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS Pate stand, und tatsächlich verschwendete man nicht allzu viele Ressourcen, um sich etwas großartig Neues auszudenken: Die Kernelemente wurden nur rudimentär variiert und das ganze Szenario kommt einem doch arg vertaut vor.
Statt Jackie Chan erlebt man hier nun also John Cheung als etwas tollpatschigen, doch liebenswerten Haus- und Laufburschen einer Kung-Fu-Schule, der sich erst wild herumschubsen lassen muss, bevor er endlich die Bekanntschaft seines Mentors macht (hier wie dort in Gestalt eines scheinbar klapperigen Bettlers), der den guten Charakter des Helden erkennt und ihn dadurch belohnt, dass er ihn final zum unbesiegbaren Superkämpfer ausbildet. Teeschaalen-Tänze, 'Adlerkrallen'-Technik, finaler Triumph auf freiem Feld - die Bilder gleichen sich, die Inhalte auch, jede Innovation siecht dahin im Schatten des Adlers. Doch so dreist die Kopie im Grunde auch ist, so goutierbar ist sie am Ende dann insgesamt doch geworden (vor allem im Hinblick auf die zahlreichen, oftmals nur schwer erträglichen Klone, die in den Folgejahren noch entstanden). Dabei macht sich das Minimum an Story sogar bezahlt, bleibt die Handlung bei aller Banalität doch stets übersichtlich und verwirrt nicht mit Nebensträngen und -figuren, wie es in diesem Genre häufiger mal der Fall war. So ist die fröhliche Balgerei auch nach gut 70 Minuten schon wieder vorbei, noch bevor sie ernsthaft jemandem auf die Nerven fallen kann.
Natürlich muss man trotzdem eine gesunde Portion Grundaffinität für diese doch sehr spezielle Art von Unterhaltung mitbringen; der berüchtigte pubertäre Hongkong-Humor schlägt sich hier zeitweise gnadenlos Bahn. Wer affige Grimassen, alberne Geräusche und angeklebte Geschwüre nicht verkraften kann, wird hier vermutlich nicht besonders alt werden. Wer dennoch durchhält, wird dafür mit jeder Menge vernünftig choreographierten Hand- und Fußgemengen belohnt, scheint hier doch wahrlich kein Anlass nichtig genug, sich nicht wieder gegenseitig nen Scheitel zu ziehen. Bereits nach zwei Minuten gibt es die ersten beiden Toten, gefolgt von einem Vorspann, in dem Oberschurke Hwang Jang-Lee vor roter Tapete ein Skelett, wie es normalerweise im Biologie-Raum einer jeder vernünftig ausgestatteten Grundschule herumsteht, fachgerecht zerlegt (was strenggenommen eigentlich keine große Leistung ist, denn so ein Skelett wehrt sich ja bekanntermaßen nicht). Hwang ist dann auch der eigentliche Star der fidelen Fäustekirmes. Seit seinem Auftritt als 'Silberfuchs' in dem 1976er Gassenhauer DIE ZWILLINGSBRÜDER VON BRUCE LEE war der in Japan geborene Koreaner quasi Zeit seines Leinwand-Lebens auf den brutalen Fiesling geeicht (und in dieser Funktion passenderweise auch schon in den beiden Blaupausen SIE NANNTEN IHN KNOCHENBRECHER und DIE SCHLANGE IM SCHATTEN DES ADLERS dabei). Vor allem durch seine schnelle Beinarbeit erwarb sich der Kampfkünstler bei den Fans rasch eine beachtliche Reputation.
Chang Wu-Lang [→ BORN HERO 3] in der Hauptrolle geht als Jackie-Chan-Verschnitt Charisma und Körperbeherrschung seines Vorbilds zwar ab, liefert aber davon unabhängig aber dennoch eine brauchbare Vorstellung. Weitere Rollen gingen an Fan Mei-Sheng [→ DIE SIEBEN SCHLÄGE DES GELBEN DRACHEN], welcher Chang etwas unmotiviert Kung Fu beibringen darf, Chiang Kam [→ ZWEI FÄUSTE STÄRKER ALS BRUCE LEE] als obligatorischer peinlicher Fettwanst vom Dienst sowie Cheng Kang Yeh [→ TI LUNG – DUELL OHNE GNADE] als wild stotternde Witzfigur, welche den Helden aufgrund einer harmlosen Herumkasperei gleich unter die Erde bringen möchte. Selbstredend war hier keine große Schauspielkunst gefragt; alle Darsteller bedienen lediglich bekannte (und oftmals beschämende) Stereotypen, was enthemmtes Geblödel nicht nur nicht ausschließt, sondern teilweise explizit verlangt. Auch bleiben die Beweggründe für die Aktionen der Figuren fast ausnahmslos nebulös. Warum Killer Lo dem Helden Tai eigentlich genau das Lebenslicht auspusten möchte, ist nicht wirklich ersichtlich. Der Schurke ist eben einfach böse und mordet, weil jeder Kung-Fu-Film einen bösen und mordenden Schurken braucht. Das muss als Erklärung reichen.
Neue Genrefreunde wird DIE TÖDLICHEN SCHWINGEN DES ADLERS gewiss nicht generieren können. Dazu plätschert alles viel zu unspektakulär vor sich hin. Das reichlich spät eingeführte Rachemotiv (welches natürlich auch alles andere als originell ist) kann das Ruder dann auch nicht mehr herumreißen. Wessen Herz jedoch bereits für kaspernde Kämpfer im Jackie-Chan-Fahrwasser schlägt, der wird hier zufriedenstellend abgeholt und erlebt einen der besseren Vertreter: Der Infantil-Humor übertreibt es nicht, die entschlackte Story bleibt nachvollziehbar und die Kämpfe gehen absolut in Ordnung. Zur simplen Kung-Funterhaltung nebenbei durchaus geeignet!
s. auch: DIE TÖDLICHEN SCHWINGEN DES ADLERS
Zuletzt geändert von DJANGOdzilla am Do 22.09.2016, 21:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
TI LUNG - DIE TÖDLICHE KOBRA
[SIU LAM YING HUNG][1980]
Regie: Wu Ma, Pao Hsueh-Li
Darsteller: Ti Lung, Shih Szu, Danny Lee, Michael Chan Wai-Man, Tan Tao-Liang, Wang Chung, Wong Ching, Goo Chang, Wu Ma, Tsai Hung, Li Hao, Joh Yau
„In der zweiten Hälfte der Ming-Dynastie wurde das ganze Land von Unruhen und Revolten erschüttert. Ein skrupelloser und machtgieriger Fürst hatte es sich zum Ziel gesetzt, das ganze Land für sich zu erobern. Und er hatte den Shaolin-Mönchen verboten, zu kämpfen. Taten sie es trotzdem, lies er sich umbringen und ihre Tempel niederbrennen.“
(Gäbe es diese gesprochenen Einleitungen nicht, man stünde in Asiens Kung-Fu-Kino vermutlich oftmals ziemlich auf dem Schlauch.)
Inhalt:
Einer der gnadenlosesten Vollstrecker dieses grausamen Fürsten ist Zen Chong [Ti Lung]. Früher einmal selbst ein Mönch der Shaolin, spielt er nun auf der Gegenseite und liefert seine ehemaligen Kameraden eiskalt ans Messer. Immerhin ein wenig Restskrupel scheint er dennnoch zu besitzen und überredet den manchurischen Herrscher, die Überlebenden des Tempels nicht hinrichten, sondern lediglich gefangennehmen zu lassen. Dafür legt er auch eine gute Begründung vor: Im Geheimen existiere noch eine letzte Widerstandsgruppe der Shaolin. Unter Folter, so Zens Versprechen, werde er den Gefangenen den Ort des Versteckes abringen können. Es beginnt eine qualvolle Zeit für seine ehemaligen Mitschüler. Abseits der Folter tritt Zen zudem regelmäßig in Kung-Fu-Kämpfen gegen sie an, um sie durch seine Siege endgültig zu demütigen. Doch nach geraumer Zeit schwarnt den Gefangenen, dass Zen mit seinem Vorhaben womöglich ganz andere Ziele haben könnte...
Kritik:
Ti Lung war einer der wenigen Darsteller des Hongkong-Kinos, denen in den 60er und 70er Jahren auch in Deutschland so etwas Ähnliches wie Star-Ruhm zuteil wurde – nicht zuletzt auch aufgrund des Zutuns der hiesigen Verleiher, die seinen Namen das eine ums andere Mal dem offiziellen Titel voranstellten. TI LUNG – DUELL OHNE GNADE nannte sich das dann, oder TI LUNG – DER TÖDLICHE SCHATTEN DES MR. SHATTER. Oder eben auch TI LUNG – DIE TÖDLICHE KOBRA. Zwar ist das von der Aussage her eigentlich unzutreffend, da sein Charakter (zumindest in der Synchronfassung) immer nur 'Panther' gerufen wird, aber es ist nicht davon auszugehen, dass jemand deswegen ernsthaft sein Geld an der Kasse zurückverlangt hat. Fans des charismatischen Schauspielers kommen hier nämlich voll und ganz auf ihre Kosten und dürfen bereits in der Eingangssequenz Zeuge davon werden, wie ihr Held ordentlich Handkanten verteilt und seine Gegner gekonnt auf die Bretter schickt. Alles, wie es sein sollte, könnte man meinen. Und dennoch ist hier alles ein bisschen anders. Denn während Ti beim Großteil seiner Rollen als tadelloser Musterknabe agierte, steht seine tödliche Pantherkobra auf Seite des gewalttätigen Manschuren-Fürsten und lässt in besagter Eröffnung einen Orden friedlebender Shaolin-Möche brutal zur Strecke bringen.
Aus dem Umstand, dass er dabei durchaus Skrupel hegt, wird allerdings von Anfang an kein großes Geheimnis gemacht, und dass Zen Chong kein durch und durch verworfener Charakter ist, wird zumindest dem Publikum auch schnell klar. Dennoch bleiben seine wahren Intentionen für längere Zeit im Verborgenen und erst nach und nach kristalliert sich heraus, worin sein eigentlicher Plan besteht. Allzu kompliziert zu erraten sind die Zusammenhänge freilich nicht, so dass dem Publikum auch wesentlich früher ein Licht aufgeht als den doch recht begriffsstutzigen Filmfiguren, die quasi bis zum Ende komplett im Dunkeln tappen (die meiste Zeit sogar im wahrsten Sinne des Wortes, denn in so einen Kerker scheint bekanntlich nicht allzu viel Sonne rein). Wirklich überraschende Wendungen bleiben somit – das recht unerwartete Ende mal ausgenommen – fast vollkommen aus und die Ereignisse verlaufen insgesamt in eher absehbaren Bahnen. Dazu passend wurde auch auf eine epische Breite verzichtet; die Anzahl der Schauplätze lässt sich mühelos an einer Hand abzählen. Nach blutigem Beginn im Tempel der Shaolin verlangert sich das Geschehen überwiegend in die freie Natur oder das feuchte Verlies der fürstlichen Festung. Durch die Beschränkung auf diese Notwendigkeiten gleicht DIE TÖDLICHE KOBRA über weite Strecken sogar eher einem vor historischem Hintergrund erzählten Gefängnisdrama als einem klassischen Vertreter des gemeinen Knochenbrecher-Spektakels.
Einer der Hauptgründe für die spärliche Präsentation ist sicherlich der Umstand, dass sich hier ausnahmsweise einmal nicht das renommierte Studio der 'Shaw Brothers' für die Produktion verantwortlich zeigte, sondern die nahezu unbekannte Gesellschaft 'Yen Sing Cinema'. Diese dürfte in Sachen Finanzmittel gerade mal einen Bruchteil der damals dominierenden Kung-Fu-Schmiede zur Verfügung gehabt haben und musste somit auf die oft sehr aufwändig gestalteten Kulissen der Konkurrenz verzichten. Trotz des Verzichts auf bombastische Sets und ausladende Panoramen wirkt DIE TÖDLICHE KOBRA allerdings in keinem Augenblick billig oder gar aus zweiter Reihe. Ganz im Gegenteil unterstreicht die nüchternde Kargheit nochmals den vorherrschenden Pessimismus und geht mit der trostlosen Grundstimmung quasi Hand in Hand. Damit unterscheidet man sich deutlich von den vielen oft reichlich albernen Fließbandprodukten jener Zeit, zumal man hier auch ohne unnötig übertriebene Sprung- und Flug-Manöver auskommt. Doch nicht nur, dass die Kämpfe stets bodenständig bleiben, sie wurden auch sinnvoll in die Handlung integriert und nicht etwa mit heißer Nadel ins Skript gestrickt, wie so häufig der Fall. Auch der konsequente Abstand von humoristischen Einschüben und infantiler Typenkomik macht sich äußerst positiv bemerkbar.
Stattdessen schrieb man sich Realismus auf die Fahnen – was DIE TÖDLICHE KOBRA auch für jenes Klientel goutierbar macht, das sich ansonsten weniger für asiatische Kämpfer in historischen Gewändern erwärmen kann. Der triste Tenor und die realistisch anmutende Rohheit der Präsentation gehen dabei natürlich unweigerlich zu Lasten des oft märchenhaften Klimas etlicher Shaw-Brothers-Produktionen (allenfalls wenige Werke wie DER RÄCHER AUS DER TODESZELLE böten sich zum Vergleich an). An Shaw erinnert somit fast ausschließlich nur noch der Stab, der einiges an kompetentem Personal des damaligen Platzhirschen sowohl vor als auch hinter der Kamera versammelte. So begegnet man neben Aushängeschild Ti Lung unter anderem auch Danny Lee [→ DER KOLOSS VON KONGA] und Wu Ma [→ DIE SIEBEN SCHLÄGE DES GELBEN DRACHEN] in den düsteren Verliesen - wobei letzterer gemeinsamen mit Pao Hsueh-Li [→ DER PIRAT VON SHANTUNG] sogar den Regiestuhl drückte. Die Inszenierung der beiden alten Hasen geriet dann auch überaus kompetent, während das Drehbuch mit einigen großartigen Szenen aufwarten kann. Höhepunkt ist dabei sicherlich die Sequenz, in welcher der Titelheld während einer Tanzdarbietung versucht, einen Anschlag auf den Fürsten zu verhindern.
"An diesem Mann wäre sogar Bruce Lee gescheitert", verkündete einst das deutsche Plakat leicht vermessen. Das dürfte nun schwerlich zu beweisen sein. Aber davon mal abgesehen, wäre ein derartiger Vergleich ohnehin nicht wirklich angebracht, da die Prämissen völlig unterschiedlich sind. DIE TÖDLICHE KOBRA erzählt keine Kriminal- und Gangstergeschichte mit einem integren Superfighter auf privatem Rachefeldzug. Dafür bietet das auf Minimalismus setzende Kostüm-Drama nicht nur verschworenen Genrefreunden einen lohnenden Ausflug in die kalten Kerker der Ming-Dynastie. Der Ton ist ruppig, die Attitüde ist rau und die Kämpfe sind von knochentrockener Härte. Besonders das abschließende Duell zwischen dem Titelhelden und Michael Chan holt noch mal so richtig Kastanien aus dem Feuer. „Ein Held zu sein heißt, durch die Hölle gehen“, heißt es an einer Stelle. Ti Lung tritt den Beweis an.
s. auch: TI LUNG - DIE TÖDLICHE KOBRA
[SIU LAM YING HUNG][1980]
Regie: Wu Ma, Pao Hsueh-Li
Darsteller: Ti Lung, Shih Szu, Danny Lee, Michael Chan Wai-Man, Tan Tao-Liang, Wang Chung, Wong Ching, Goo Chang, Wu Ma, Tsai Hung, Li Hao, Joh Yau
„In der zweiten Hälfte der Ming-Dynastie wurde das ganze Land von Unruhen und Revolten erschüttert. Ein skrupelloser und machtgieriger Fürst hatte es sich zum Ziel gesetzt, das ganze Land für sich zu erobern. Und er hatte den Shaolin-Mönchen verboten, zu kämpfen. Taten sie es trotzdem, lies er sich umbringen und ihre Tempel niederbrennen.“
(Gäbe es diese gesprochenen Einleitungen nicht, man stünde in Asiens Kung-Fu-Kino vermutlich oftmals ziemlich auf dem Schlauch.)
Inhalt:
Einer der gnadenlosesten Vollstrecker dieses grausamen Fürsten ist Zen Chong [Ti Lung]. Früher einmal selbst ein Mönch der Shaolin, spielt er nun auf der Gegenseite und liefert seine ehemaligen Kameraden eiskalt ans Messer. Immerhin ein wenig Restskrupel scheint er dennnoch zu besitzen und überredet den manchurischen Herrscher, die Überlebenden des Tempels nicht hinrichten, sondern lediglich gefangennehmen zu lassen. Dafür legt er auch eine gute Begründung vor: Im Geheimen existiere noch eine letzte Widerstandsgruppe der Shaolin. Unter Folter, so Zens Versprechen, werde er den Gefangenen den Ort des Versteckes abringen können. Es beginnt eine qualvolle Zeit für seine ehemaligen Mitschüler. Abseits der Folter tritt Zen zudem regelmäßig in Kung-Fu-Kämpfen gegen sie an, um sie durch seine Siege endgültig zu demütigen. Doch nach geraumer Zeit schwarnt den Gefangenen, dass Zen mit seinem Vorhaben womöglich ganz andere Ziele haben könnte...
Kritik:
Ti Lung war einer der wenigen Darsteller des Hongkong-Kinos, denen in den 60er und 70er Jahren auch in Deutschland so etwas Ähnliches wie Star-Ruhm zuteil wurde – nicht zuletzt auch aufgrund des Zutuns der hiesigen Verleiher, die seinen Namen das eine ums andere Mal dem offiziellen Titel voranstellten. TI LUNG – DUELL OHNE GNADE nannte sich das dann, oder TI LUNG – DER TÖDLICHE SCHATTEN DES MR. SHATTER. Oder eben auch TI LUNG – DIE TÖDLICHE KOBRA. Zwar ist das von der Aussage her eigentlich unzutreffend, da sein Charakter (zumindest in der Synchronfassung) immer nur 'Panther' gerufen wird, aber es ist nicht davon auszugehen, dass jemand deswegen ernsthaft sein Geld an der Kasse zurückverlangt hat. Fans des charismatischen Schauspielers kommen hier nämlich voll und ganz auf ihre Kosten und dürfen bereits in der Eingangssequenz Zeuge davon werden, wie ihr Held ordentlich Handkanten verteilt und seine Gegner gekonnt auf die Bretter schickt. Alles, wie es sein sollte, könnte man meinen. Und dennoch ist hier alles ein bisschen anders. Denn während Ti beim Großteil seiner Rollen als tadelloser Musterknabe agierte, steht seine tödliche Pantherkobra auf Seite des gewalttätigen Manschuren-Fürsten und lässt in besagter Eröffnung einen Orden friedlebender Shaolin-Möche brutal zur Strecke bringen.
Aus dem Umstand, dass er dabei durchaus Skrupel hegt, wird allerdings von Anfang an kein großes Geheimnis gemacht, und dass Zen Chong kein durch und durch verworfener Charakter ist, wird zumindest dem Publikum auch schnell klar. Dennoch bleiben seine wahren Intentionen für längere Zeit im Verborgenen und erst nach und nach kristalliert sich heraus, worin sein eigentlicher Plan besteht. Allzu kompliziert zu erraten sind die Zusammenhänge freilich nicht, so dass dem Publikum auch wesentlich früher ein Licht aufgeht als den doch recht begriffsstutzigen Filmfiguren, die quasi bis zum Ende komplett im Dunkeln tappen (die meiste Zeit sogar im wahrsten Sinne des Wortes, denn in so einen Kerker scheint bekanntlich nicht allzu viel Sonne rein). Wirklich überraschende Wendungen bleiben somit – das recht unerwartete Ende mal ausgenommen – fast vollkommen aus und die Ereignisse verlaufen insgesamt in eher absehbaren Bahnen. Dazu passend wurde auch auf eine epische Breite verzichtet; die Anzahl der Schauplätze lässt sich mühelos an einer Hand abzählen. Nach blutigem Beginn im Tempel der Shaolin verlangert sich das Geschehen überwiegend in die freie Natur oder das feuchte Verlies der fürstlichen Festung. Durch die Beschränkung auf diese Notwendigkeiten gleicht DIE TÖDLICHE KOBRA über weite Strecken sogar eher einem vor historischem Hintergrund erzählten Gefängnisdrama als einem klassischen Vertreter des gemeinen Knochenbrecher-Spektakels.
Einer der Hauptgründe für die spärliche Präsentation ist sicherlich der Umstand, dass sich hier ausnahmsweise einmal nicht das renommierte Studio der 'Shaw Brothers' für die Produktion verantwortlich zeigte, sondern die nahezu unbekannte Gesellschaft 'Yen Sing Cinema'. Diese dürfte in Sachen Finanzmittel gerade mal einen Bruchteil der damals dominierenden Kung-Fu-Schmiede zur Verfügung gehabt haben und musste somit auf die oft sehr aufwändig gestalteten Kulissen der Konkurrenz verzichten. Trotz des Verzichts auf bombastische Sets und ausladende Panoramen wirkt DIE TÖDLICHE KOBRA allerdings in keinem Augenblick billig oder gar aus zweiter Reihe. Ganz im Gegenteil unterstreicht die nüchternde Kargheit nochmals den vorherrschenden Pessimismus und geht mit der trostlosen Grundstimmung quasi Hand in Hand. Damit unterscheidet man sich deutlich von den vielen oft reichlich albernen Fließbandprodukten jener Zeit, zumal man hier auch ohne unnötig übertriebene Sprung- und Flug-Manöver auskommt. Doch nicht nur, dass die Kämpfe stets bodenständig bleiben, sie wurden auch sinnvoll in die Handlung integriert und nicht etwa mit heißer Nadel ins Skript gestrickt, wie so häufig der Fall. Auch der konsequente Abstand von humoristischen Einschüben und infantiler Typenkomik macht sich äußerst positiv bemerkbar.
Stattdessen schrieb man sich Realismus auf die Fahnen – was DIE TÖDLICHE KOBRA auch für jenes Klientel goutierbar macht, das sich ansonsten weniger für asiatische Kämpfer in historischen Gewändern erwärmen kann. Der triste Tenor und die realistisch anmutende Rohheit der Präsentation gehen dabei natürlich unweigerlich zu Lasten des oft märchenhaften Klimas etlicher Shaw-Brothers-Produktionen (allenfalls wenige Werke wie DER RÄCHER AUS DER TODESZELLE böten sich zum Vergleich an). An Shaw erinnert somit fast ausschließlich nur noch der Stab, der einiges an kompetentem Personal des damaligen Platzhirschen sowohl vor als auch hinter der Kamera versammelte. So begegnet man neben Aushängeschild Ti Lung unter anderem auch Danny Lee [→ DER KOLOSS VON KONGA] und Wu Ma [→ DIE SIEBEN SCHLÄGE DES GELBEN DRACHEN] in den düsteren Verliesen - wobei letzterer gemeinsamen mit Pao Hsueh-Li [→ DER PIRAT VON SHANTUNG] sogar den Regiestuhl drückte. Die Inszenierung der beiden alten Hasen geriet dann auch überaus kompetent, während das Drehbuch mit einigen großartigen Szenen aufwarten kann. Höhepunkt ist dabei sicherlich die Sequenz, in welcher der Titelheld während einer Tanzdarbietung versucht, einen Anschlag auf den Fürsten zu verhindern.
"An diesem Mann wäre sogar Bruce Lee gescheitert", verkündete einst das deutsche Plakat leicht vermessen. Das dürfte nun schwerlich zu beweisen sein. Aber davon mal abgesehen, wäre ein derartiger Vergleich ohnehin nicht wirklich angebracht, da die Prämissen völlig unterschiedlich sind. DIE TÖDLICHE KOBRA erzählt keine Kriminal- und Gangstergeschichte mit einem integren Superfighter auf privatem Rachefeldzug. Dafür bietet das auf Minimalismus setzende Kostüm-Drama nicht nur verschworenen Genrefreunden einen lohnenden Ausflug in die kalten Kerker der Ming-Dynastie. Der Ton ist ruppig, die Attitüde ist rau und die Kämpfe sind von knochentrockener Härte. Besonders das abschließende Duell zwischen dem Titelhelden und Michael Chan holt noch mal so richtig Kastanien aus dem Feuer. „Ein Held zu sein heißt, durch die Hölle gehen“, heißt es an einer Stelle. Ti Lung tritt den Beweis an.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
SPECIAL ID
[DAK SIU SAN FAN][CHI][2013]
Regie: Clarence Fok
Darsteller: Donnie Yen, Andy On, Jing Tian, Zhang Hanyu, Collin Chou, Paw Hee-Ching, Ronald Cheng, Frankie Ng Chi-Hung, Ken Lo, Yang Zhigang, Yu Kang
„Wie soll ich da arbeiten? Mit welcher Identität?" - "Mit einer speziellen.“ [Damit wäre dann auch der Filmtitel abgehakt.]
Inhalt:
Hongkong-Polizist Chen Zilong [Donnie Yen] arbeitet als verdeckter Ermittler und hat sich in acht Jahren das Vertrauen des Unterweltbosses Xiong [Collin Chou] erschlichen. Doch Chen agiert immer leichtsinniger, so dass seine Tarnung droht, aufzufliegen. Als er seinen Vorgesetzten [Roland Cheng] darum bittet, aussteigen zu dürfen, hat dieser noch einen letzten Auftrag für ihn: Chen soll in die Volksrepublik nach Nanhai reisen, um seinem alten Kumpel Sunny [Andy On] das Handwerk zu legen, von dem vermutet wird, dass er die Geschäfte Xiongs an sich reißen möchte. Nach kurzem Zögern nimmt Chen den Job an. Gemeinsam mit seiner Kollegin vor Ort, Fang Jing [Tian Jing], beginnt Chen ein gefährliches Spiel und gerät zwischen alle Fronten.
Kritik:
Donnie Yens Karriere kam langsam, aber dafür gewaltig. Obwohl er bereits seit den 80er Jahren in Action-Attraktionen wie RED FORCE und zum Teil überragenden Martial-Arts-Epen wie LAST HERO oder IRON MONKEY von sich reden machte, blieb er im Westen trotz immensen Outputs lange Zeit nahezu unbekannt. Spätestens jedoch nach seinem Auftritt als Kung-Fu-Lehrer 'Ip Man' in der gleichnamigen 2008 gestarteten Kinoreihe konnte sich der agile Knochenbrecher seinen Platz neben Ikonen wie Jackie Chan oder Jet Li als weiterer chinesischer Vorzeige-Fighter sichern – was ihm unter anderem Rollen in kassenträchtiger Hollywood-Ware wie der TRIPLE X- oder STAR WARS-Saga einbrachte. Abseits jeder Ermüdungserscheinung drehte der mittlerweile immerhin 50jährige Yen in seinem Heimatland fleißig weiter, um die Früchte seines späten Ruhmes bestmöglich auszukosten. Dabei blieb er seiner Auswahl stets treu und agierte entweder bunt kostümiert vor historischem Hintergrund oder gab den modernen Prügel-Polizisten mit weichem Herz und harter Faust. SPECIAL ID fällt natürlich in letztere Kategorie und präsentiert seinen Star in der Eröffnungssequenz als tätowierten Hooligan, der erst mit seinen Gegnern Mahjong spielt, bevor er sich mit ihnen einen saftigen Schlagabtausch auf bestimmt recht hässlich pikenden Spielwürfeln liefert. Das nachfolgende Streitgespräch mit seinem Vorgesetzten entlarvt ihn dann hurtig als verdeckten Ermittler, dessen Gangster-Montur lediglich eine geschickte Tarnung darstellt – denn Gangster ohne Tätowierungen, so etwas gibt es schließlich nicht.
Zugegeben: Das ist alles nichts Neues und ähnliche Konstellationen sind nicht nur aus den Paradebeispielen KILL ZONE und FLASH POINT bekannt, die 2005 und 2007 aufgrund ihrer Opulenz und Kompromisslosigkeit die Fangemeinde begeistert in die Hände klatschen ließen. SPECIAL ID wirkt da wie ein verspäteter Nachklapp und auf den ersten Blick alles andere als innovativ. Doch obwohl man sich auch hier klassischer Themen wie Loyalität, Verrat und verletztem Ehrgefühl bediente, ist SPECIAL ID nicht als überlebensgroße Action-Oper inszeniert, wie besagte Vorzeigestücke, sondern kommt als relativ geerdete Kriminal- und Kriminellengeschichte daher, die zudem, obwohl es auch hier stellenweise nicht unbedingt zimperlich zur Sache geht, auf ausufernde Brutalitäten weitestgehend verzichtet. Dafür reicherten die Autoren Tai Lee-Chan [→ IP MAN] und Kam-Yuen Szeto [→ DOG BITE DOG] das Geschehen mit einer ordentlichen Portion Screwball-Comedy an und lassen Donnie Yen und seine Co-Partnerin Tian Jing [→ POLICE STORY – BACK FOR LAW] mehrere humorsprühende Wortgefechte austragen, was sich trotz des vermeintlichen Widerspruchs nicht nur mit den ansonsten wenig harmoniebedürftigen Ereignissen verträgt, sondern sie sogar unterstützt, verleiht sie den ansonsten eher rudimentär charakterisierten Figuren doch die dringend benötigten sympathisch-menschlichen Züge.
Obwohl die Idee der erzwungenen Mann-Frau-Konstellation, bei welcher sich beide Parteien zunächst nicht ausstehen können und sich eifrig gegenseitige Kabbeleien liefern, bevor sie dann schließlich doch eine perfekte Einheit bilden, natürlich einen Bart von Wanne-Eickel bis nach Nanhai hat, funktioniert das Schema hier prächtig, was vor allem daran liegt, dass die Protagonisten bereits von Haus aus einen äußerst einnehmenden Eindruck machen. Tian Jing ist als Fang Jing schlichtweg reizend und beeindruckt neben ihrer Niedlichkeit auch durch ihre Physis. Wenn sie aus heiterem Himmel ihren Autositz mit den 'Hello Kitty'-Bezügen (ja, wirklich!) verlässt und ohne Umschweife damit beginnt, gekonnt in gegnerische Hintern zu treten, dann fühlt man sich an deutlich ältere Zeiten erinnert, als die 'Deadly China Dolls' noch eine eigene Unterkategorie des Genres 'Hongkong-Action' bildeten. Und auch Donnie Yen agiert hier nicht wie ein von Schicksal und Schlägen gebeutelter Zyniker, wie so häufig, sondern erinnert an den draufgängerischen Jungspund, den er zu Beginn seiner Karriere überwiegend verkörperte. So hat SPECIAL ID dann am Ende deutlich mehr mit dem verspielten RED FORCE gemein als mit dem bedeutungsschwangeren KILL ZONE.
Einen wirklichen Zwiespalt, was seine Mission angeht, scheint Chen Zilong dann auch nicht mit sich herumzutragen. Wo in gängigen Undercover-Storys in der Regel ein innerer Konflikt entsteht zwischen der eigenen Identität und jener, die man annehmen muss, hat Chen einfach nur Angst, aufzufliegen – was gewissermaßen unnötig ist, denn irgendwie weiß hier so ziemlich jeder, Freund wie Feind, bereits über sein Doppelleben Bescheid, was schon irgendwie ziemlich drollig ist. Allerdings ist das auch kein Wunder, denn wirklich vorsichtig geht Chen nicht zu Werke und unterhält sich auch schon mal lautstark und auf offener Straße mit seinem Vorgesetzten über den Job, was doch einiges an Plausibilität vermissen lässt. Doch solch kleine Ungereimtheiten kann man locker verschmerzen, zumal sich SPECIAL IP generell nicht allzu wichtig nimmt und bereits von Grund auf darauf verzichtet, großartig mehr sein zu wollen als ein knackiger Klopper für zwischendurch. So kommt es dann auch, dass zwei mittige Rückblenden, die wohl so etwas Ähnliches wie epische Breite vorgaukeln sollen, merkwürdig fehl am Platze wirken. Denn am Ende bleibt die Story simpel konstruiert, verzichtet auf Ballast und unnötiges Personal und geriet damit erfreulich übersichtlich. Die Action ist dazu großzügig verteilt, Stunts, Keilereien und Verfolgungsjagden geben sich die Klinke in die Hand. Logisch, dass auf Schusswaffengebrauch immer dann verzichtet wird, wenn es dramaturgisch viel besser passt, sich gegenseitig mit Hand und Fuß das Fell zu gerben. Auch hier erinnert SPECIAL ID wieder an das Hongkong-Kino der 80er Jahre. Wenn Tian Jing sich einen rustikalen Schlagabtausch liefert, auf engsten Raum gepfercht, in der Kabine eines fahrenden Autos (aus dem sie im Anschluss natürlich unbeschadet herausspringt), dann lautet die Devise: Waghalsigkeit vor Wirklichkeitsnähe.
Die Zeit vergeht dabei wie im Fluge. Clarence Foks [→ DRAGON FROM RUSSIA] Polizeisause geriet - nicht zuletzt aufgrund ihrer gekonnten Montage - ausgesprochen rasant und dynamisch und langweilt nicht eine Sekunde. Das ist erstaunlich, soll es hinter den Kulissen doch immer wieder zu künstlerischen Querelen gekommen sein, die das Projekt verzögerten und verteuerten. Davon jedoch ist nichts zu spüren. SPECIAL ID ist ein gefälliger, gut gelaunter Beitrag in Donnie Yens Vita, ein kurzweiliges Kampfsport-Vergnügen mit knackigem Tempo, etwas Typenkomik (ein Gangster brüllt die ganze Zeit vollkommen grundlos herum, was doch recht amüsant ist) und ausnahmsweise auch mal ohne versteckte ideologische Staatsbotschaften. Die deutsche Sprachfassung kommt ebenfalls sehr anständig daher, auch, wenn Tian Jing eine etwas nervige Stimme abbekam und man sich erst ein paar Augenblicke lang daran gewöhnen muss, dass Donnie Yen hier wie Colin Farrell klingt. Doch insgesamt gibt es hier erfreulich wenig zu meckern. Fans schnörkelloser Hongkong-Action können sich diese spezielle Identität ohne Gewissensbisse zulegen.
s. auch: SPECIAL ID
[DAK SIU SAN FAN][CHI][2013]
Regie: Clarence Fok
Darsteller: Donnie Yen, Andy On, Jing Tian, Zhang Hanyu, Collin Chou, Paw Hee-Ching, Ronald Cheng, Frankie Ng Chi-Hung, Ken Lo, Yang Zhigang, Yu Kang
„Wie soll ich da arbeiten? Mit welcher Identität?" - "Mit einer speziellen.“ [Damit wäre dann auch der Filmtitel abgehakt.]
Inhalt:
Hongkong-Polizist Chen Zilong [Donnie Yen] arbeitet als verdeckter Ermittler und hat sich in acht Jahren das Vertrauen des Unterweltbosses Xiong [Collin Chou] erschlichen. Doch Chen agiert immer leichtsinniger, so dass seine Tarnung droht, aufzufliegen. Als er seinen Vorgesetzten [Roland Cheng] darum bittet, aussteigen zu dürfen, hat dieser noch einen letzten Auftrag für ihn: Chen soll in die Volksrepublik nach Nanhai reisen, um seinem alten Kumpel Sunny [Andy On] das Handwerk zu legen, von dem vermutet wird, dass er die Geschäfte Xiongs an sich reißen möchte. Nach kurzem Zögern nimmt Chen den Job an. Gemeinsam mit seiner Kollegin vor Ort, Fang Jing [Tian Jing], beginnt Chen ein gefährliches Spiel und gerät zwischen alle Fronten.
Kritik:
Donnie Yens Karriere kam langsam, aber dafür gewaltig. Obwohl er bereits seit den 80er Jahren in Action-Attraktionen wie RED FORCE und zum Teil überragenden Martial-Arts-Epen wie LAST HERO oder IRON MONKEY von sich reden machte, blieb er im Westen trotz immensen Outputs lange Zeit nahezu unbekannt. Spätestens jedoch nach seinem Auftritt als Kung-Fu-Lehrer 'Ip Man' in der gleichnamigen 2008 gestarteten Kinoreihe konnte sich der agile Knochenbrecher seinen Platz neben Ikonen wie Jackie Chan oder Jet Li als weiterer chinesischer Vorzeige-Fighter sichern – was ihm unter anderem Rollen in kassenträchtiger Hollywood-Ware wie der TRIPLE X- oder STAR WARS-Saga einbrachte. Abseits jeder Ermüdungserscheinung drehte der mittlerweile immerhin 50jährige Yen in seinem Heimatland fleißig weiter, um die Früchte seines späten Ruhmes bestmöglich auszukosten. Dabei blieb er seiner Auswahl stets treu und agierte entweder bunt kostümiert vor historischem Hintergrund oder gab den modernen Prügel-Polizisten mit weichem Herz und harter Faust. SPECIAL ID fällt natürlich in letztere Kategorie und präsentiert seinen Star in der Eröffnungssequenz als tätowierten Hooligan, der erst mit seinen Gegnern Mahjong spielt, bevor er sich mit ihnen einen saftigen Schlagabtausch auf bestimmt recht hässlich pikenden Spielwürfeln liefert. Das nachfolgende Streitgespräch mit seinem Vorgesetzten entlarvt ihn dann hurtig als verdeckten Ermittler, dessen Gangster-Montur lediglich eine geschickte Tarnung darstellt – denn Gangster ohne Tätowierungen, so etwas gibt es schließlich nicht.
Zugegeben: Das ist alles nichts Neues und ähnliche Konstellationen sind nicht nur aus den Paradebeispielen KILL ZONE und FLASH POINT bekannt, die 2005 und 2007 aufgrund ihrer Opulenz und Kompromisslosigkeit die Fangemeinde begeistert in die Hände klatschen ließen. SPECIAL ID wirkt da wie ein verspäteter Nachklapp und auf den ersten Blick alles andere als innovativ. Doch obwohl man sich auch hier klassischer Themen wie Loyalität, Verrat und verletztem Ehrgefühl bediente, ist SPECIAL ID nicht als überlebensgroße Action-Oper inszeniert, wie besagte Vorzeigestücke, sondern kommt als relativ geerdete Kriminal- und Kriminellengeschichte daher, die zudem, obwohl es auch hier stellenweise nicht unbedingt zimperlich zur Sache geht, auf ausufernde Brutalitäten weitestgehend verzichtet. Dafür reicherten die Autoren Tai Lee-Chan [→ IP MAN] und Kam-Yuen Szeto [→ DOG BITE DOG] das Geschehen mit einer ordentlichen Portion Screwball-Comedy an und lassen Donnie Yen und seine Co-Partnerin Tian Jing [→ POLICE STORY – BACK FOR LAW] mehrere humorsprühende Wortgefechte austragen, was sich trotz des vermeintlichen Widerspruchs nicht nur mit den ansonsten wenig harmoniebedürftigen Ereignissen verträgt, sondern sie sogar unterstützt, verleiht sie den ansonsten eher rudimentär charakterisierten Figuren doch die dringend benötigten sympathisch-menschlichen Züge.
Obwohl die Idee der erzwungenen Mann-Frau-Konstellation, bei welcher sich beide Parteien zunächst nicht ausstehen können und sich eifrig gegenseitige Kabbeleien liefern, bevor sie dann schließlich doch eine perfekte Einheit bilden, natürlich einen Bart von Wanne-Eickel bis nach Nanhai hat, funktioniert das Schema hier prächtig, was vor allem daran liegt, dass die Protagonisten bereits von Haus aus einen äußerst einnehmenden Eindruck machen. Tian Jing ist als Fang Jing schlichtweg reizend und beeindruckt neben ihrer Niedlichkeit auch durch ihre Physis. Wenn sie aus heiterem Himmel ihren Autositz mit den 'Hello Kitty'-Bezügen (ja, wirklich!) verlässt und ohne Umschweife damit beginnt, gekonnt in gegnerische Hintern zu treten, dann fühlt man sich an deutlich ältere Zeiten erinnert, als die 'Deadly China Dolls' noch eine eigene Unterkategorie des Genres 'Hongkong-Action' bildeten. Und auch Donnie Yen agiert hier nicht wie ein von Schicksal und Schlägen gebeutelter Zyniker, wie so häufig, sondern erinnert an den draufgängerischen Jungspund, den er zu Beginn seiner Karriere überwiegend verkörperte. So hat SPECIAL ID dann am Ende deutlich mehr mit dem verspielten RED FORCE gemein als mit dem bedeutungsschwangeren KILL ZONE.
Einen wirklichen Zwiespalt, was seine Mission angeht, scheint Chen Zilong dann auch nicht mit sich herumzutragen. Wo in gängigen Undercover-Storys in der Regel ein innerer Konflikt entsteht zwischen der eigenen Identität und jener, die man annehmen muss, hat Chen einfach nur Angst, aufzufliegen – was gewissermaßen unnötig ist, denn irgendwie weiß hier so ziemlich jeder, Freund wie Feind, bereits über sein Doppelleben Bescheid, was schon irgendwie ziemlich drollig ist. Allerdings ist das auch kein Wunder, denn wirklich vorsichtig geht Chen nicht zu Werke und unterhält sich auch schon mal lautstark und auf offener Straße mit seinem Vorgesetzten über den Job, was doch einiges an Plausibilität vermissen lässt. Doch solch kleine Ungereimtheiten kann man locker verschmerzen, zumal sich SPECIAL IP generell nicht allzu wichtig nimmt und bereits von Grund auf darauf verzichtet, großartig mehr sein zu wollen als ein knackiger Klopper für zwischendurch. So kommt es dann auch, dass zwei mittige Rückblenden, die wohl so etwas Ähnliches wie epische Breite vorgaukeln sollen, merkwürdig fehl am Platze wirken. Denn am Ende bleibt die Story simpel konstruiert, verzichtet auf Ballast und unnötiges Personal und geriet damit erfreulich übersichtlich. Die Action ist dazu großzügig verteilt, Stunts, Keilereien und Verfolgungsjagden geben sich die Klinke in die Hand. Logisch, dass auf Schusswaffengebrauch immer dann verzichtet wird, wenn es dramaturgisch viel besser passt, sich gegenseitig mit Hand und Fuß das Fell zu gerben. Auch hier erinnert SPECIAL ID wieder an das Hongkong-Kino der 80er Jahre. Wenn Tian Jing sich einen rustikalen Schlagabtausch liefert, auf engsten Raum gepfercht, in der Kabine eines fahrenden Autos (aus dem sie im Anschluss natürlich unbeschadet herausspringt), dann lautet die Devise: Waghalsigkeit vor Wirklichkeitsnähe.
Die Zeit vergeht dabei wie im Fluge. Clarence Foks [→ DRAGON FROM RUSSIA] Polizeisause geriet - nicht zuletzt aufgrund ihrer gekonnten Montage - ausgesprochen rasant und dynamisch und langweilt nicht eine Sekunde. Das ist erstaunlich, soll es hinter den Kulissen doch immer wieder zu künstlerischen Querelen gekommen sein, die das Projekt verzögerten und verteuerten. Davon jedoch ist nichts zu spüren. SPECIAL ID ist ein gefälliger, gut gelaunter Beitrag in Donnie Yens Vita, ein kurzweiliges Kampfsport-Vergnügen mit knackigem Tempo, etwas Typenkomik (ein Gangster brüllt die ganze Zeit vollkommen grundlos herum, was doch recht amüsant ist) und ausnahmsweise auch mal ohne versteckte ideologische Staatsbotschaften. Die deutsche Sprachfassung kommt ebenfalls sehr anständig daher, auch, wenn Tian Jing eine etwas nervige Stimme abbekam und man sich erst ein paar Augenblicke lang daran gewöhnen muss, dass Donnie Yen hier wie Colin Farrell klingt. Doch insgesamt gibt es hier erfreulich wenig zu meckern. Fans schnörkelloser Hongkong-Action können sich diese spezielle Identität ohne Gewissensbisse zulegen.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
KUNG FU KILLER
[YAT GOR YAN DIK MOU LAM][CHI][2014]
Regie: Teddy Chan
Darsteller: Donnie Yen, Wang Bao-Qiang, Charlie Yeung, Michelle Bai, Alex Fong, Fan Siu-Wong, Xing Yu, Yu Kang, Wong Wai-Fai, Chow Suk-Wai, David Chiang, Andrew Lau
Inhalt:
Hongkong: Ein Mann kommt zerschlagen und blutverschmiert auf ein Polizeirevier. „Was ist Ihnen zugestoßen?“ fragt der schockierte Beamte. „Ich heiße Hahou Mo“, antwortet der Mann. „Ich habe jemanden getötet."
Drei Jahre später: Auf der Salisbury Road wird ein zerschmetterter Körper gefunden. Die Untersuchung ergibt, dass nicht etwa ein Autounfall Grund für die Verletzungen des Mannes gewesen ist, wie zunächst angenommen, sondern er vermutlich mit bloßen Händen getötet wurde. Hahou Mo [Donnie Yen] erfährt im Gefängnis von dem Fall und zitiert die ermittelnde Polizistin Luk Yuen-Sum [Charlie Yeung] herbei (wofür er allerdings erst noch 17 Mithäftlingen das Fell gerben muss). Er behauptet zu wissen, wie der Killer tickt und bietet seine Hilfe an. Luk nimmt ihn nicht ernst und will wieder gehen, da ruft ihr Hahou sieben Namen hinterher. „Einer von diesen Männern wird das nächste Opfer sein“, behauptet er. Die Recherchen ergeben, dass jeder der Männer ein meisterlicher Kung-Fu-Kämpfer ist – ebenso wie Hahou Mo, der früher Kampfkunst-Trainer im Staatsdienst war. Als sich dessen Prophezeiung erfüllt und tatsächlich einer der genannten Männer ebenfalls getötet wird, wird Hahou aus seiner Zelle geholt und zum Berater ernannt. Seine Theorie: Der Killer will die Männer der Reihe nach in ihren Königsdisziplinen besiegen, um selbst der größte aller Meister zu werden. Die Reihenfolge der Morde richtet sich nach einer uralten Kung-Fu-Philosophie. Doch nach und nach kommen Luk Zweifel, ob Hahou nicht tatsächlich ein bisschen mehr weiß, als er zugibt.
Kritik:
Obwohl die Blütezeit des Martial-Arts-Films mit Beginn des neuen Jahrtausends eigentlich schon längst vorbei war, sträubte sich die Hongkonger Filmindustrie vehement gegen die nachlassende Nachfrage an ihrem Steckenpferd und produzierte eifrig und verbissen weiter. Der im Jahre 2014 von Regisseur Teddy Chan auf den Weg gebrachte KUNG FU KILLER versteht sich daher fast schon trotzig als Hommage an die goldene Ära des Kung-Fu-Kinos, wimmelt nur so von Gastauftritten altehrwürdiger Recken und klopft im Abspann mit Nachdruck dem gesamten Genre gehörig auf die Schulter. So richtig bewusst, dass man es hier mit einer ehrfurchtzollenden Respektsbekundung zu hat, wird es einem allerdings auch erst an dieser Stelle, vorher war davon nämlich eher wenig bis gar nichts zu spüren. Das Skript von Ho Leung Lau [→ THREE KINGDOMS] und Tin Shu Mak [→ 14 BLADES] durchbricht nämlich die festgefahrenen Formeln des Genres und geriet inhaltlich eher experimentell. So kreuzte man den bewährten brachialen Schlagabtausch hier mit den Motiven des amerikanischen Psychothrillers vom Schlage eines DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER und ersann eine zwar recht abstruse, auf ihre Art und Weise aber schon irgendwie funktionierende Geschichte, in dem Wang Bao-Qiang als eine Art 'Kung-Fuffalo-Bill' scheinbar wahllos Leute per Kampfkunst hinrichtet, während der einzige, der ihn davon abhalten könnte, der ehemalige Trainer Hahou Mo, 'Kung-Funnibal-Lecter' quasi, im Gefängnis schmort.
Verkörpert wird letzerer von Donnie Yen [→ SPECIAL ID], der als einer der letzten großen Stars nach der Jahrtausendwende als imposantes Aushängeschild der Knochenbrecher-Kategorie herangezüchtet wurde und somit seinen zweiten Filmfrühling erleben durfte. Sein Hahou Mo ist dann – trotz Knastaufenthalts – auch alles andere als ein böser Junge, obwohl er den Tod eines anderes Menschen zu verantworten hat (wobei sich das Drehbuch irgendwie nicht so recht entscheiden kann, was und wie und warum überhaupt). Seine Reumütigkeit ist dann auch fast schon etwas zu viel des Guten, immer wieder wird auf seine Musterknaben-Attitüde hingewiesen und nachdem er in einer aufsehenerregenden Sequenz gezwungenermaßen 17 Mithäftlinge vermöbeln musste, besteht er im Anschluss darauf, dass jeder dieser Männer als Entschädigung eine Schachtel Zigaretten zur Wiedergutmachung erhält (Jesus persönlich könnte kaum barmherziger sein). Dass man so viel Aufwand daran verschwendete, Hahou als eigentlich edlen Menschen zu präsentieren, lag gewiss einerseits daran, dass man um Yens Saubermann-Image besorgt war, andererseits sicherlich auch an diversen Auflagen von ganz oben, immerhin sind Hongkongs Filmschaffende seit der Rückgabe der ehemaligen Kolonie an China in ein enges moralisches Korsett gezwungen.
Donnie Yens oberste Direktive ist es hier dann auch, den Ruf des Kung Fu wieder reinzuwaschen, immerhin wird die an sich gute Kampfkunst von einem brutalen Sadisten schändlich missbraucht. Wer besagter Killer ist, wird dann auch relativ schnell aus dem Sack gelassen. KUNG FU KILLER ist kein Mitratekrimi, sondern beschränkt sich auf das hitzige Katz- und Maus-Spiel zweier Parteien. Wang Bao-Qiang [→ LITTLE BIG SOLDIER] figuriert den Martial-Arts-Mörder mit Namen Fung Yu Sau als ziemliches Psychopathen-Klischee, als verkrüppelten Klumpfußbesitzer, der, zusätzlich traumatisiert vom tragischen Tode seiner besseren Hälfte, seine Minderwertigkeitskomplexe dadurch bekämpft, dass er wie bessessen in allen möglichen Disziplinen trainiert und tötet, bis er zu einer Art unbesiegbarem Comic-Schurken herangereift ist. So realitätsfern das auch ist, in dieser von Kampfkunst-Ideologie aufgeheizten Welt erscheint das plausibel genug und ist zudem Teil bereits erwähnter Huldigung an das Wesen des Kung-Fu-Films. Die Story stolpert mittig ein wenig, dem Skript fällt eine zeitlang nicht mehr ein, als Fung immer wieder in Tötungsaktion zu zeigen, bevor Hahou und Luk zu spät am Tatort eintreffen und sich darüber austauschen, was als nächstes getan werden muss. Wirklich langweilig wird es dank dennoch flottem Tempo jedoch nie, zumal Regisseur Teddy Chan (der mit Donnie Yen auch schon das großartige Historienepos BODYGUARDS AND ASSASSINS realisierte) sein Handwerk versteht und die in die Handlung getreuten Kampfszenen von Donnie Yen selbst höchst effektiv in Szene gesetzt wurden.
Ausgemachte Martial-Arts-Fans mögen dann eventuell auch ein wenig vergrätzt dreinblicken, denn tatsächlichen Schlagabtausch gibt es verhältnismäßig selten zu bestaunen. KUNG FU KILLER gehorcht in erster Linie den Regeln eines klassischen Thrillers amerikanischen Zuschnitts, der thematisch mit Kung-Fu-Weisheiten verknüpft wurde und nur ab und an von Kampfsequenzen unterbrochen wird. Donnie Yen wird erst im Finale so richtig von der Kette gelassen, legt dafür dann aber auch richtig los und liefert sich mit seinem Gegner, dezent unterstützt von Drahtseilen und Digitaleffekten, eine grandiose Entscheidungsschlacht auf einer vielbefahrenen Autobahn zwischen und unter in Hochgeschwindigkeit heranpreschenden PKW und Lastwagen, was im Action-Segment ordentlich Kastanien aus dem Feuer holt. Wer den etwas ungewöhnlichen Mischmasch nicht scheut, erlebt somit einen kompetent gefertigten Action-Psycho-Thriller mit hervoragender Kameraarbeit und erstklassigen Kampfszenen, der einen vom effektiven Vorspann (der gewiss nicht nur zufällig an den von SIEBEN erinnert) bis zum draufgängerischen Finale hochklassig unterhalten kann. Als Genre-Hommage ist die Thematik zwar eher seltsam gewählt, da hier eben gerade nicht bewährte Schablonen genutzt werden, dafür macht Insidern das Ausspähen mehr oder minder bekannter Gesichter in kurzen Nebenrollen (u. a. David Chiang und Tony Leung) durchaus Freude, während man zwischendurch immer wieder Ausschnitte aus alten Jackie-Chan- und sonstigen Kung-Fu-Schinken auf Fernsehbildschirmen erhaschen kann (dass Jackie Chan dafür sogar im Abspann erwähnt wird, ist natürlich wiederum etwas übertrieben). Ein Killer ist das nicht, aber ein überaus passabler Zeitvertreib, den man sich ohne Reue geben kann.
s. auch: KUNG FU KILLER
[YAT GOR YAN DIK MOU LAM][CHI][2014]
Regie: Teddy Chan
Darsteller: Donnie Yen, Wang Bao-Qiang, Charlie Yeung, Michelle Bai, Alex Fong, Fan Siu-Wong, Xing Yu, Yu Kang, Wong Wai-Fai, Chow Suk-Wai, David Chiang, Andrew Lau
Inhalt:
Hongkong: Ein Mann kommt zerschlagen und blutverschmiert auf ein Polizeirevier. „Was ist Ihnen zugestoßen?“ fragt der schockierte Beamte. „Ich heiße Hahou Mo“, antwortet der Mann. „Ich habe jemanden getötet."
Drei Jahre später: Auf der Salisbury Road wird ein zerschmetterter Körper gefunden. Die Untersuchung ergibt, dass nicht etwa ein Autounfall Grund für die Verletzungen des Mannes gewesen ist, wie zunächst angenommen, sondern er vermutlich mit bloßen Händen getötet wurde. Hahou Mo [Donnie Yen] erfährt im Gefängnis von dem Fall und zitiert die ermittelnde Polizistin Luk Yuen-Sum [Charlie Yeung] herbei (wofür er allerdings erst noch 17 Mithäftlingen das Fell gerben muss). Er behauptet zu wissen, wie der Killer tickt und bietet seine Hilfe an. Luk nimmt ihn nicht ernst und will wieder gehen, da ruft ihr Hahou sieben Namen hinterher. „Einer von diesen Männern wird das nächste Opfer sein“, behauptet er. Die Recherchen ergeben, dass jeder der Männer ein meisterlicher Kung-Fu-Kämpfer ist – ebenso wie Hahou Mo, der früher Kampfkunst-Trainer im Staatsdienst war. Als sich dessen Prophezeiung erfüllt und tatsächlich einer der genannten Männer ebenfalls getötet wird, wird Hahou aus seiner Zelle geholt und zum Berater ernannt. Seine Theorie: Der Killer will die Männer der Reihe nach in ihren Königsdisziplinen besiegen, um selbst der größte aller Meister zu werden. Die Reihenfolge der Morde richtet sich nach einer uralten Kung-Fu-Philosophie. Doch nach und nach kommen Luk Zweifel, ob Hahou nicht tatsächlich ein bisschen mehr weiß, als er zugibt.
Kritik:
Obwohl die Blütezeit des Martial-Arts-Films mit Beginn des neuen Jahrtausends eigentlich schon längst vorbei war, sträubte sich die Hongkonger Filmindustrie vehement gegen die nachlassende Nachfrage an ihrem Steckenpferd und produzierte eifrig und verbissen weiter. Der im Jahre 2014 von Regisseur Teddy Chan auf den Weg gebrachte KUNG FU KILLER versteht sich daher fast schon trotzig als Hommage an die goldene Ära des Kung-Fu-Kinos, wimmelt nur so von Gastauftritten altehrwürdiger Recken und klopft im Abspann mit Nachdruck dem gesamten Genre gehörig auf die Schulter. So richtig bewusst, dass man es hier mit einer ehrfurchtzollenden Respektsbekundung zu hat, wird es einem allerdings auch erst an dieser Stelle, vorher war davon nämlich eher wenig bis gar nichts zu spüren. Das Skript von Ho Leung Lau [→ THREE KINGDOMS] und Tin Shu Mak [→ 14 BLADES] durchbricht nämlich die festgefahrenen Formeln des Genres und geriet inhaltlich eher experimentell. So kreuzte man den bewährten brachialen Schlagabtausch hier mit den Motiven des amerikanischen Psychothrillers vom Schlage eines DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER und ersann eine zwar recht abstruse, auf ihre Art und Weise aber schon irgendwie funktionierende Geschichte, in dem Wang Bao-Qiang als eine Art 'Kung-Fuffalo-Bill' scheinbar wahllos Leute per Kampfkunst hinrichtet, während der einzige, der ihn davon abhalten könnte, der ehemalige Trainer Hahou Mo, 'Kung-Funnibal-Lecter' quasi, im Gefängnis schmort.
Verkörpert wird letzerer von Donnie Yen [→ SPECIAL ID], der als einer der letzten großen Stars nach der Jahrtausendwende als imposantes Aushängeschild der Knochenbrecher-Kategorie herangezüchtet wurde und somit seinen zweiten Filmfrühling erleben durfte. Sein Hahou Mo ist dann – trotz Knastaufenthalts – auch alles andere als ein böser Junge, obwohl er den Tod eines anderes Menschen zu verantworten hat (wobei sich das Drehbuch irgendwie nicht so recht entscheiden kann, was und wie und warum überhaupt). Seine Reumütigkeit ist dann auch fast schon etwas zu viel des Guten, immer wieder wird auf seine Musterknaben-Attitüde hingewiesen und nachdem er in einer aufsehenerregenden Sequenz gezwungenermaßen 17 Mithäftlinge vermöbeln musste, besteht er im Anschluss darauf, dass jeder dieser Männer als Entschädigung eine Schachtel Zigaretten zur Wiedergutmachung erhält (Jesus persönlich könnte kaum barmherziger sein). Dass man so viel Aufwand daran verschwendete, Hahou als eigentlich edlen Menschen zu präsentieren, lag gewiss einerseits daran, dass man um Yens Saubermann-Image besorgt war, andererseits sicherlich auch an diversen Auflagen von ganz oben, immerhin sind Hongkongs Filmschaffende seit der Rückgabe der ehemaligen Kolonie an China in ein enges moralisches Korsett gezwungen.
Donnie Yens oberste Direktive ist es hier dann auch, den Ruf des Kung Fu wieder reinzuwaschen, immerhin wird die an sich gute Kampfkunst von einem brutalen Sadisten schändlich missbraucht. Wer besagter Killer ist, wird dann auch relativ schnell aus dem Sack gelassen. KUNG FU KILLER ist kein Mitratekrimi, sondern beschränkt sich auf das hitzige Katz- und Maus-Spiel zweier Parteien. Wang Bao-Qiang [→ LITTLE BIG SOLDIER] figuriert den Martial-Arts-Mörder mit Namen Fung Yu Sau als ziemliches Psychopathen-Klischee, als verkrüppelten Klumpfußbesitzer, der, zusätzlich traumatisiert vom tragischen Tode seiner besseren Hälfte, seine Minderwertigkeitskomplexe dadurch bekämpft, dass er wie bessessen in allen möglichen Disziplinen trainiert und tötet, bis er zu einer Art unbesiegbarem Comic-Schurken herangereift ist. So realitätsfern das auch ist, in dieser von Kampfkunst-Ideologie aufgeheizten Welt erscheint das plausibel genug und ist zudem Teil bereits erwähnter Huldigung an das Wesen des Kung-Fu-Films. Die Story stolpert mittig ein wenig, dem Skript fällt eine zeitlang nicht mehr ein, als Fung immer wieder in Tötungsaktion zu zeigen, bevor Hahou und Luk zu spät am Tatort eintreffen und sich darüber austauschen, was als nächstes getan werden muss. Wirklich langweilig wird es dank dennoch flottem Tempo jedoch nie, zumal Regisseur Teddy Chan (der mit Donnie Yen auch schon das großartige Historienepos BODYGUARDS AND ASSASSINS realisierte) sein Handwerk versteht und die in die Handlung getreuten Kampfszenen von Donnie Yen selbst höchst effektiv in Szene gesetzt wurden.
Ausgemachte Martial-Arts-Fans mögen dann eventuell auch ein wenig vergrätzt dreinblicken, denn tatsächlichen Schlagabtausch gibt es verhältnismäßig selten zu bestaunen. KUNG FU KILLER gehorcht in erster Linie den Regeln eines klassischen Thrillers amerikanischen Zuschnitts, der thematisch mit Kung-Fu-Weisheiten verknüpft wurde und nur ab und an von Kampfsequenzen unterbrochen wird. Donnie Yen wird erst im Finale so richtig von der Kette gelassen, legt dafür dann aber auch richtig los und liefert sich mit seinem Gegner, dezent unterstützt von Drahtseilen und Digitaleffekten, eine grandiose Entscheidungsschlacht auf einer vielbefahrenen Autobahn zwischen und unter in Hochgeschwindigkeit heranpreschenden PKW und Lastwagen, was im Action-Segment ordentlich Kastanien aus dem Feuer holt. Wer den etwas ungewöhnlichen Mischmasch nicht scheut, erlebt somit einen kompetent gefertigten Action-Psycho-Thriller mit hervoragender Kameraarbeit und erstklassigen Kampfszenen, der einen vom effektiven Vorspann (der gewiss nicht nur zufällig an den von SIEBEN erinnert) bis zum draufgängerischen Finale hochklassig unterhalten kann. Als Genre-Hommage ist die Thematik zwar eher seltsam gewählt, da hier eben gerade nicht bewährte Schablonen genutzt werden, dafür macht Insidern das Ausspähen mehr oder minder bekannter Gesichter in kurzen Nebenrollen (u. a. David Chiang und Tony Leung) durchaus Freude, während man zwischendurch immer wieder Ausschnitte aus alten Jackie-Chan- und sonstigen Kung-Fu-Schinken auf Fernsehbildschirmen erhaschen kann (dass Jackie Chan dafür sogar im Abspann erwähnt wird, ist natürlich wiederum etwas übertrieben). Ein Killer ist das nicht, aber ein überaus passabler Zeitvertreib, den man sich ohne Reue geben kann.
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
DER TODESSCHREI DES GELBEN TIGERS
[GAAI SHUT YING HUNG][HK][1979]
Regie: Chang Cheh
Darsteller: Jason Pai Piao, Lu Feng, Lo Meng, Philip Kwok, Chiang Sheng, Sun Chien, Chiang Nan, Walter Tso Tat-Wah, Yang Chih-Ching, Wang Ching-Ho, Sai Gwa-Pau, Wang Li
Inhalt:
China, Ming-Dynastie: Die Freunde Yang Dabao [Philip Kwok] und Chen A Jin [Lo Meng] träumen zwar vom großen Abenteuer, ihre Arbeit als Kellner in einem kleinen Restaurant ist jedoch alles andere als aufregend. Der Alltagstrott ist passé, als aus heiterem Himmel der schwer verwundete Shaolin-Schüler Hong Xiguan [Jason Pei Piao] ins Dorf geeilt kommt. Die feindlichen Mandschuren, so berichtet er, haben den heiligen Tempel überfallen und unter den friedlichen Mönchen ein blutiges Massaker angerichtet. Er selbst konnte als einziger entkommen. Da sich die Angreifer bereits auf der Suche nach Hong befinden, nehmen Yang und Chen ihn bei sich auf und pflegen ihn gesund. Zum Dank weiht dieser sie in die Geheimnisse der Shaolin-Kampfkunst ein. Zu dem Trio stoßen später noch Zhu Cai [Sun Chien], ein örtlicher Kung-Fu-Schüler, der von seinem Meister nur herumgestoßen wird, sowie Han Qi [Chiang Sheng], ein weiterer junger Shaolin-Mönch, dessen Kameraden ebenfalls von den Invasoren getötet wurden. Gemeinsam ziehen die fünf Freunde nun gegen den Feind ins Feld. Verschanzt in einem alten Tempel stellen sie sich einer gewaltigen Übermacht und führen einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod.
Kritik:
Die 'Five Deadly Venoms', in Deutschland vermutlich besser bekannt als 'Die unbesiegbaren Fünf' oder auch 'Fünf tödliche Schlangen', gehörten ab Ende der 70er Jahre zu den größten Zugpferden des Shaw-Brothers-Studios. Nachdem Wang Yu die erfolgsverwöhnte Kung-Fu-Produktion im Streit verlassen hatte und die Beziehung des einstigen Leinwand-Traumpaares David Chiang und Ti Lung auch nicht mehr ganz so traumhaft verlief, brauchte es neue Helden, um das Publikumsinteresse weiterhin wachzuhalten. Diese fand man schließlich in Philip Kwok, Lo Meng, Lu Feng, Sun Chien und Chiang Sheng, allesamt Absolventen der 'Peking Opera School', die zwar zuvor schon für die Shaws vor der Kamera standen, aber erst 1978 mit DIE UNBESIEGBAREN FÜNF ihren Einstand als das titelgebende Kämpfer-Kollektiv gaben. Das recht düstere Konglomerat aus Kung Fu, Krimi und klassischem Gothik-Grusel sorgte auf Anhieb für klingelnde Kassen, so dass es nicht lang dauerte, bis weitere Abenteuer der neuen Erfolgstruppe die Lichtspielhäuser heimsuchten. Inhaltlicher Bezug zum Vorgänger bestand dabei zwar nicht, aber das war in dem Bereich ohnehin nur selten der Fall. DER TODESSCHREI DES GELBEN TIGERS ging dann auch schon deutlich weniger Experimente ein und verzichtete auf eine wilde Genre-Mixtur zugunsten altbekannter Schablonen und Schemata.
Die sehr simpel gestrickte Story über intrigante Invasoren, zerstörte Tempel und tollkühne Kämpfer haut dann auch niemanden so wirklich vom Schlitten und wirkt auch optisch nicht besonders aufregend, da sich die Ereignisse gefühlt nur an zwei immer wiederkehrenden Schauplätzen abspielen. Das überrascht ein wenig, da Regisseur Chang Cheh [→ DUELL OHNE GNADE] in der Regel für die großen Epen des Studios verantwortlich zeichnete und dafür schon mal Heerscharen an Statisten durch ausladende Kulissen toben lies. Hier hingegen wirkt alles eine ganze Ecke spartanischer und deutlich weniger ambitioniert. Der synthetische Eindruck der eröffnenden Schlacht der Shaolin gegen die brutalen Unterdrücker, die in einer eindeutig künstlichen Umgebung stattfindet und eher als Tanz denn als Duell choreographiert wurde, ist freilich gewollt und als Referenz an das Theater und die Oper zu verstehen. Die fehlende visuelle Abwechslung im weiteren Verlaufe jedoch lässt das Stück dann auf Dauer doch vergleichsweise eintönig wirken, zumal auch die Handlung lange Zeit auf der Stelle tritt und in erster Linie lediglich darum bemüht scheint, die (zugegebenermaßen respektablen) akrobatischen Fähigkeiten ihrer Hauptdarsteller ins rechte Licht zu rücken. So sieht man Philip Kwok und Lo Meng eine geraume Weile erst einmal beim Faxen und Fingerstand machen zu – eher sinnlose, deutlich von den Jackie-Chan-Triumphen der Konkurrenz inspirierte Kaspereien, welche die Geschichte unangenehm ausbremsen, wenn nicht teilweise sogar zum Stillstand bringen.
Folglich dauert es ein wenig, bis die 'Unbesiegbaren Fünf' hier schließlich bereit sind, um sich topfit und todesmutig ins grausame Gefecht zu stürzen. Das fette Finale holt dann allerdings tüchtig Kastanien aus dem Feuer und geriert sich wie eine kostümierte Version von John Carpenters Großstadt-Western ASSAULT. Die 'Guten' verschanzen sich in einer Tempelanlage und müssen sich gegen die 'Bösen' zur Wehr setzen, die ihre Angriffe gezielt von außen führen – und dazu schon mal mit bloßem Körper durch die Wand brechen. Mit Blut und Pathos wird nicht gegeizt und einige saftige Brutalitäten dürfen ebenfalls bestaunt werden (welche überraschenderweise sogar die deutsche Kinofassung überlebten). So endet DER TODESSCHREI DES GELBEN TIGERS dann doch noch als typische Chang-Cheh-Schose mit der Extra-Portion an Brüderlichkeit, Tapferkeit und Heldentod. Dass diese aus sattsam bekannten Versatzstücken zusammengeschraubte Story gleich drei Autoren verschliss, ist allerdings schon ein wenig seltsam.
Auch von Darstellerseite aus sollte man hier keine Wunder erwarten. Die Kompetenz der Hauptprotagonisten liegt ganz klar in den Bereichen Fitness, Kondition und Körperbeherrschung. Das geht deswegen in Ordnung, weil ihre Figuren vom Drehbuch nicht wirklich als Charaktere angelegt wurden, sondern als Stereotype. Große darstellerische Fähigkeiten sind daher von Grund auf gar nicht nötig, es reicht vollkommen aus, dem gängigen Klischee zu genügen. Zu den 'Deadly Venoms' gesellt sich hier noch Jason Pai Piao [→ IM GEHEIMDIENST DES GELBEN DRACHEN], der ebenfalls keine mimischen Meisterleistungen vollbringt, seine Rolle als gehetzter Shaolin-Schüler aber brauchbar ausfüllt.
Der deutsche Titel hat einmal mehr kaum etwas mit dem Inhalt zu tun (es gibt zwar ein paar Todesschreie, aber weit und breit keinen einzigen Tiger) und wurde einfallslos nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt. Da das in gewisser Weise aber auch für das Gesamtwerk gilt, ist das schon fast wieder konsequent. SHAOLIN RESCUERS (so nennt und kennt man die Nummer im englischsprachigen Raum) ist beileibe keine vollkommen misslungene Veranstaltung, steht aber im Schatten ihrer eigenen Schöpfer und wirkt irgendwie, als wäre sie nebenbei in der Mittagspause größerer Produktionen entstanden. Selbst die damalige deutsche Leinwand-Fassung, die – wie zu diesen Zeiten üblich – um eine nicht unerhebliche Menge an Dialog erleichtert wurde (hier waren es ungefähr 15 Minuten), zieht sich insgesamt doch ein bisschen, da man eigentlich nicht wirklich viel zu erzählen hatte. Für Freunde des Genres ist das Ganze dennoch eine Pflichtveranstaltung. DER TODESSCHREI DES GELBEN TIGERS gehört gewiss nicht zur Speerspitze der Knochenbrecher-Kategorie, ist aber dennoch kompetent in Szene gesetzte Kung-Funterhaltung, deren schonungsloser Showdown angenehm im Gedächtnis bleibt. Der allerletzte Schrei ist das nicht. Gut genug, um nicht ungehört zu verhallen, ist es dennoch.
s. auch: DER TODESSCHREI DES GELBEN TIGERS
[GAAI SHUT YING HUNG][HK][1979]
Regie: Chang Cheh
Darsteller: Jason Pai Piao, Lu Feng, Lo Meng, Philip Kwok, Chiang Sheng, Sun Chien, Chiang Nan, Walter Tso Tat-Wah, Yang Chih-Ching, Wang Ching-Ho, Sai Gwa-Pau, Wang Li
Inhalt:
China, Ming-Dynastie: Die Freunde Yang Dabao [Philip Kwok] und Chen A Jin [Lo Meng] träumen zwar vom großen Abenteuer, ihre Arbeit als Kellner in einem kleinen Restaurant ist jedoch alles andere als aufregend. Der Alltagstrott ist passé, als aus heiterem Himmel der schwer verwundete Shaolin-Schüler Hong Xiguan [Jason Pei Piao] ins Dorf geeilt kommt. Die feindlichen Mandschuren, so berichtet er, haben den heiligen Tempel überfallen und unter den friedlichen Mönchen ein blutiges Massaker angerichtet. Er selbst konnte als einziger entkommen. Da sich die Angreifer bereits auf der Suche nach Hong befinden, nehmen Yang und Chen ihn bei sich auf und pflegen ihn gesund. Zum Dank weiht dieser sie in die Geheimnisse der Shaolin-Kampfkunst ein. Zu dem Trio stoßen später noch Zhu Cai [Sun Chien], ein örtlicher Kung-Fu-Schüler, der von seinem Meister nur herumgestoßen wird, sowie Han Qi [Chiang Sheng], ein weiterer junger Shaolin-Mönch, dessen Kameraden ebenfalls von den Invasoren getötet wurden. Gemeinsam ziehen die fünf Freunde nun gegen den Feind ins Feld. Verschanzt in einem alten Tempel stellen sie sich einer gewaltigen Übermacht und führen einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod.
Kritik:
Die 'Five Deadly Venoms', in Deutschland vermutlich besser bekannt als 'Die unbesiegbaren Fünf' oder auch 'Fünf tödliche Schlangen', gehörten ab Ende der 70er Jahre zu den größten Zugpferden des Shaw-Brothers-Studios. Nachdem Wang Yu die erfolgsverwöhnte Kung-Fu-Produktion im Streit verlassen hatte und die Beziehung des einstigen Leinwand-Traumpaares David Chiang und Ti Lung auch nicht mehr ganz so traumhaft verlief, brauchte es neue Helden, um das Publikumsinteresse weiterhin wachzuhalten. Diese fand man schließlich in Philip Kwok, Lo Meng, Lu Feng, Sun Chien und Chiang Sheng, allesamt Absolventen der 'Peking Opera School', die zwar zuvor schon für die Shaws vor der Kamera standen, aber erst 1978 mit DIE UNBESIEGBAREN FÜNF ihren Einstand als das titelgebende Kämpfer-Kollektiv gaben. Das recht düstere Konglomerat aus Kung Fu, Krimi und klassischem Gothik-Grusel sorgte auf Anhieb für klingelnde Kassen, so dass es nicht lang dauerte, bis weitere Abenteuer der neuen Erfolgstruppe die Lichtspielhäuser heimsuchten. Inhaltlicher Bezug zum Vorgänger bestand dabei zwar nicht, aber das war in dem Bereich ohnehin nur selten der Fall. DER TODESSCHREI DES GELBEN TIGERS ging dann auch schon deutlich weniger Experimente ein und verzichtete auf eine wilde Genre-Mixtur zugunsten altbekannter Schablonen und Schemata.
Die sehr simpel gestrickte Story über intrigante Invasoren, zerstörte Tempel und tollkühne Kämpfer haut dann auch niemanden so wirklich vom Schlitten und wirkt auch optisch nicht besonders aufregend, da sich die Ereignisse gefühlt nur an zwei immer wiederkehrenden Schauplätzen abspielen. Das überrascht ein wenig, da Regisseur Chang Cheh [→ DUELL OHNE GNADE] in der Regel für die großen Epen des Studios verantwortlich zeichnete und dafür schon mal Heerscharen an Statisten durch ausladende Kulissen toben lies. Hier hingegen wirkt alles eine ganze Ecke spartanischer und deutlich weniger ambitioniert. Der synthetische Eindruck der eröffnenden Schlacht der Shaolin gegen die brutalen Unterdrücker, die in einer eindeutig künstlichen Umgebung stattfindet und eher als Tanz denn als Duell choreographiert wurde, ist freilich gewollt und als Referenz an das Theater und die Oper zu verstehen. Die fehlende visuelle Abwechslung im weiteren Verlaufe jedoch lässt das Stück dann auf Dauer doch vergleichsweise eintönig wirken, zumal auch die Handlung lange Zeit auf der Stelle tritt und in erster Linie lediglich darum bemüht scheint, die (zugegebenermaßen respektablen) akrobatischen Fähigkeiten ihrer Hauptdarsteller ins rechte Licht zu rücken. So sieht man Philip Kwok und Lo Meng eine geraume Weile erst einmal beim Faxen und Fingerstand machen zu – eher sinnlose, deutlich von den Jackie-Chan-Triumphen der Konkurrenz inspirierte Kaspereien, welche die Geschichte unangenehm ausbremsen, wenn nicht teilweise sogar zum Stillstand bringen.
Folglich dauert es ein wenig, bis die 'Unbesiegbaren Fünf' hier schließlich bereit sind, um sich topfit und todesmutig ins grausame Gefecht zu stürzen. Das fette Finale holt dann allerdings tüchtig Kastanien aus dem Feuer und geriert sich wie eine kostümierte Version von John Carpenters Großstadt-Western ASSAULT. Die 'Guten' verschanzen sich in einer Tempelanlage und müssen sich gegen die 'Bösen' zur Wehr setzen, die ihre Angriffe gezielt von außen führen – und dazu schon mal mit bloßem Körper durch die Wand brechen. Mit Blut und Pathos wird nicht gegeizt und einige saftige Brutalitäten dürfen ebenfalls bestaunt werden (welche überraschenderweise sogar die deutsche Kinofassung überlebten). So endet DER TODESSCHREI DES GELBEN TIGERS dann doch noch als typische Chang-Cheh-Schose mit der Extra-Portion an Brüderlichkeit, Tapferkeit und Heldentod. Dass diese aus sattsam bekannten Versatzstücken zusammengeschraubte Story gleich drei Autoren verschliss, ist allerdings schon ein wenig seltsam.
Auch von Darstellerseite aus sollte man hier keine Wunder erwarten. Die Kompetenz der Hauptprotagonisten liegt ganz klar in den Bereichen Fitness, Kondition und Körperbeherrschung. Das geht deswegen in Ordnung, weil ihre Figuren vom Drehbuch nicht wirklich als Charaktere angelegt wurden, sondern als Stereotype. Große darstellerische Fähigkeiten sind daher von Grund auf gar nicht nötig, es reicht vollkommen aus, dem gängigen Klischee zu genügen. Zu den 'Deadly Venoms' gesellt sich hier noch Jason Pai Piao [→ IM GEHEIMDIENST DES GELBEN DRACHEN], der ebenfalls keine mimischen Meisterleistungen vollbringt, seine Rolle als gehetzter Shaolin-Schüler aber brauchbar ausfüllt.
Der deutsche Titel hat einmal mehr kaum etwas mit dem Inhalt zu tun (es gibt zwar ein paar Todesschreie, aber weit und breit keinen einzigen Tiger) und wurde einfallslos nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt. Da das in gewisser Weise aber auch für das Gesamtwerk gilt, ist das schon fast wieder konsequent. SHAOLIN RESCUERS (so nennt und kennt man die Nummer im englischsprachigen Raum) ist beileibe keine vollkommen misslungene Veranstaltung, steht aber im Schatten ihrer eigenen Schöpfer und wirkt irgendwie, als wäre sie nebenbei in der Mittagspause größerer Produktionen entstanden. Selbst die damalige deutsche Leinwand-Fassung, die – wie zu diesen Zeiten üblich – um eine nicht unerhebliche Menge an Dialog erleichtert wurde (hier waren es ungefähr 15 Minuten), zieht sich insgesamt doch ein bisschen, da man eigentlich nicht wirklich viel zu erzählen hatte. Für Freunde des Genres ist das Ganze dennoch eine Pflichtveranstaltung. DER TODESSCHREI DES GELBEN TIGERS gehört gewiss nicht zur Speerspitze der Knochenbrecher-Kategorie, ist aber dennoch kompetent in Szene gesetzte Kung-Funterhaltung, deren schonungsloser Showdown angenehm im Gedächtnis bleibt. Der allerletzte Schrei ist das nicht. Gut genug, um nicht ungehört zu verhallen, ist es dennoch.
s. auch: DER TODESSCHREI DES GELBEN TIGERS
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Re: Zuletzt gesehener Asiatischer Actionfilm
2 Filme im Nürnberger KommKino beim 35mm-Filmfest des gelben Films gesichtet
TangChing – Furien am gelben Fluss (Hongkong 1971)
Eine namenlose, taubstumme Meisterin des Schwertes nimmt einer Bande Verbrecher ein Vermögen an Perlen ab und dafür soll sie büßen. Nach einigem Hickhack und mit einer schweren Vergiftung findet sie Zuflucht bei einem armen Wäscherei-Mitarbeiter. Dieser ist liebenswert, aber auch verdammt blauäugig, und das macht ihre Lage nicht gerade besser…
Hier steckt nahezu alles drin, was man sich von verdammt guter Kinounterhaltung erwartet. Die geheimnisvolle "Der/die Fremde ohne Namen"-Thematik, wie man sie v.a. von Western her kennt, spannende und zahlreiche Kampfszenen, Romantik, Drama, eine Prise Witz, wunderschöne Kulissen, das alles phantastisch fotografiert… ja, dieser Film hat in mir einen neuen Fan gefunden. Der Rot/Braunstich des 35mm-Materials war kein Drama.
Mein ganz großer Dank geht an den Filmvorführer, welcher zuvor erklärte, 4 Monate mit der Restauration des Filmmaterials beschäftigt gewesen zu sein!
Taipan – Der Teufel mit der Drachenklaue (Taiwan 1971)
Die junge Dame hat nur Rache im Kopf. Sie will den Mörder ihres Vaters in die ewigen taiwanischen Jagdgründe schicken. Ihre Mutter wollte sie noch warnen, denn was sie nicht weiss: In Wirklichkeit ist der Mörder ihr Vater… großes, actionreiches und kurzweiliges Familiendrama.
TangChing – Furien am gelben Fluss (Hongkong 1971)
Eine namenlose, taubstumme Meisterin des Schwertes nimmt einer Bande Verbrecher ein Vermögen an Perlen ab und dafür soll sie büßen. Nach einigem Hickhack und mit einer schweren Vergiftung findet sie Zuflucht bei einem armen Wäscherei-Mitarbeiter. Dieser ist liebenswert, aber auch verdammt blauäugig, und das macht ihre Lage nicht gerade besser…
Hier steckt nahezu alles drin, was man sich von verdammt guter Kinounterhaltung erwartet. Die geheimnisvolle "Der/die Fremde ohne Namen"-Thematik, wie man sie v.a. von Western her kennt, spannende und zahlreiche Kampfszenen, Romantik, Drama, eine Prise Witz, wunderschöne Kulissen, das alles phantastisch fotografiert… ja, dieser Film hat in mir einen neuen Fan gefunden. Der Rot/Braunstich des 35mm-Materials war kein Drama.
Mein ganz großer Dank geht an den Filmvorführer, welcher zuvor erklärte, 4 Monate mit der Restauration des Filmmaterials beschäftigt gewesen zu sein!
Taipan – Der Teufel mit der Drachenklaue (Taiwan 1971)
Die junge Dame hat nur Rache im Kopf. Sie will den Mörder ihres Vaters in die ewigen taiwanischen Jagdgründe schicken. Ihre Mutter wollte sie noch warnen, denn was sie nicht weiss: In Wirklichkeit ist der Mörder ihr Vater… großes, actionreiches und kurzweiliges Familiendrama.
Kult Kino | 2015 – 2019 | Das war das 35 mm FilmFest in Dillingen | https://kultkino.de