Miss Marple (1984 - 1992)
Geschichten: 12 (verteilt auf 26 Episoden)
Laufzeit pro Episode: ca. 50 Minuten
Ja, nun hab ich sie schon seit einigen Wochen komplett durchgesehen, die Serie mit Joan Hickson in der Titelrolle.
Joan Hickson wurde von Agatha Christie für die Rolle der Miss Marple favorisiert, doch hat die Schriftstellerin die hochdekorierte Schauspielerin nicht mehr in der Verkörperung der alten Dame mit besonders viel Grips erleben können, denn die Serie wurde erst in den 80er realisiert. Da war Agatha Christie aber schon seit mehreren Jahren Tod.
Vielleicht fragen sich jetzt einige, wieso sie dann Joan Hickson favorisieren könnte, wo sie diese doch gar nicht in der Rolle erlebt hat. Nun das ist ganz einfach. Agatha Christie besuchte in den 70ern noch gern das Theater und erlebte Joan Hickson dort in einer Aufführung. Nach der Vorstellung ließ sie ihr mitteilen, dass sie de ideale Verkörperung ihrer Figur wäre und sie sich wünschen würde, dass sie diese Rolle einmal spiele, denn so wie sie war stellte sich Agatha Christie Miss Marple vor.
Im hohen Alter von 80 Jahren stand Joan Hickson somit für die innovative Krimi-Serie vor der Kamera und macht hier keineswegs den Eindruck, sie sei so alt. Vielmehr flitzt sie rüstig durch die Gegend und lehrt den Verbrechern mit ihrem Scharfsinn das fürchten.
Es ist eine wahre Schau der erfahrenen Mimin in ihrer Rolle zuzusehen, der man die Gedanken im Gesicht ablesen kann.
Hitchcock meinte einmal, Schauspielern müsse man die Gedanken am Gesicht erkennen. Aus diesem Grunde gibt es in seinen Filmen auch oft Szenen in denen lediglich die Figur und der Ausdruck in ihrem Gesicht gezeigt wird, anstatt ihn irgendwelche Texte sagen zu lassen.
Joan Hickson besitzt genau diese Gabe und verleiht ihrer Rolle damit ungemein viel Tiefe.
Auch sonst haben die Macher sich unheimlich viel Mühe mit der Miss Marple Serie gegeben. Wie bei Granada Televisions Poirot und Sherlock Holmes Serien drehte auch BBC bei Miss Marple auf 35mm Filmmaterial, was der Serie eine besondere Optik verleiht, die man sonst bei britischen Fernsehserien nicht findet.
Zudem setzt man viel Wert auf Details und präsentiert auch sehr aufwändig gearbeitete Kostüme und Requisiten, um die damalige Zeit glaubhaft zum Leben zu erwecken.
Von der Optik zur Akustik:
Nun, Akustisch wird interessantes und auch sehr angenehmes geboten. Die Eröffnungsmelodie kenne ich aus meiner Kindheit und damit verbinden sich angenehme Erinnerungen. Aber auch sonst ist Die musikalische Untermalung stets passend und der Spannung zuträglich.
Nun zur Inszenierung:
Die Miss Marple Fernsehserie hatte wechselnde Regisseure, die alle ihre Stärken und leider auch Schwächen hatten. Die einige ganz verschwindend geringe Episoden sind zuweilen etwas holprig und in manchen bereichen undurchsichtig, was tödlich sein kann für einen Krimi. Hauptsächlich hatte BBC mit den Regisseuren aber ein sehr gutes Händchen und somit bietet die Serie auch viele, viele spannende Geschichten, die zum Mitraten anregen.
Da die Serie im Fernsehen in jeweils 50 minütigen Episoden gezeigt wurde, die Geschichten von Agatha Christie aber weit mehr hergaben, produzierte man vornehmlich 100 Minuten Filme und zerschnitt diese dann in der Mitte. Einige wenige, wie „Die Tote in der Bibliothek“ und „Ein Mord wird angekündigt“ sind sogar über 150 Minuten lang und wurden somit auf 3 Episoden aufgeteilt.
Die deutsche Synchronisation:
Die BBC Fernsehserie wurde in den späten 80ern und beginnenden 90ern für’s Fernsehen synchronisiert. Dies war gerade in der Zeit der Wende. Warum ich das erwähne liegt ganz einfach daran, dass die DDR hier Federführend gewesen ist. Somit kann man in den ersten Folgen noch die ganz eigene plastische Akustik der Ostdeutschen Tonstudios ausmachen, was sich im Verlaufe aber wandelt. Hier jedoch eher unmerklich, denn die ganze Serie hindurch bleibt Joan Hicksons deutsche Synchronstimme die Gleiche. Sehr rücksichtsvoll muss ich sagen. So etwas würde es heute sicherlich nicht mehr geben.
Für mich war die DDR Synchro wieder ein nostalgisches Element, dass mich an alte Zeiten erinnerte.
Abschließend:
Letztlich ist und bleibt die Miss Marple Serie aus den 80ern die beste Verfilmung von Agatha Christies Miss Marple Werken. Keine Serie oder Filme davor und danach besitzen diese Atmosphäre und ausgefeilte Inszenierung, wo man gebannt das Geschehen verfolgt und fieberhaft mit rät, die Indizien zusammenzählt und dabei versucht den Täter noch vor der eigentlichen Auflösung ausfindig zu machen. Ich finde, genau das macht den Reiz eines Krimis aus.
Auch die neuere Produktion mit Geraldine McEwan als alte Dame kommt nicht an diese Serie heran. Die neue Produktion krankt nämlich ganz stark an einer mangelhaften Inszenierung. Besonders Effekthascherisch ist da die Episode „Ruhe unsanft“, die auf Gruselatmosphäre setzt. Im Vergleich dazu schneidet die BBC Verfilmung der Geschichte wesentlich besser ab und besitzt dabei soviel mehr Atmosphäre, obschon sie nicht auf Grusel setzt. Die eigentliche Leiche bekommt man hier nicht ein einziges Mal zu sehen, wogegen sie in der 2005 gedrehten Verfilmung mehrere male zu sehen ist.
Die Serie bekommt von mir:
Die DVDs:
KSM hat sich tatsächlich gemausert. Unter dem Sublabel New KSM veröffentlichten sie nun einen Pappschuber mit 6 Amarays, in denen jeweils 2 DVDs enthalten sind. Das macht 12 Scheiben und auch 12 Episoden. Wie aber oben zu lesen sind die Geschichten jeweils in 50 minütige Teile zersäbelt, weswegen sich die Tatsächliche Episodenzahl auf satte 26 Folgen erhöht. Vollgepackt kommen die Discs also daher und bieten obendrein noch gelegentliche geschnittene Episoden und jeweils Hintergründe zu den Darstellern, sowie Trailer und Bildergalerien. Die Infos zu den Darstellern sind leider etwas nichtssagend und nicht selten auch uninteressant. Lediglich Kenner der britischen Film und Fernsehszene werden hier informatives finden. Leider geht man auch auf einige namhafte Darsteller nicht ein, die wesentlich prädestinierter für eine nähere Beleuchtung gewesen währen.
Außerdem liegt Episode 11 und 12 nur in englisch mit Deutschen Untertiteln vor.
Episode 11 ist nicht sonderlich berauschend, Episode 12 jedoch „The Mirror cracked from Side to Side“. Erst konnte ich mir darunter nichts vorstellen, bis ich die deutsche Übersetzung der Folge las: “Mord im Spiegel”. Natürlich, diese Geschichte hatten die Briten doch schon 1980 von Guy Hamilton für’s Kino inszenieren lassen. Und hier mit Angela Lansbury in der Hauptrolle der Miss Marple, sowie außerdem mit Elizabeth Taylor und Rock Hudsen. Wohl unnötig zu erwähnen, dass die Geschichte in der Serienverfilmung wesentlich besser funktioniert und auch wesentlich ansprechender umgesetzt wurde. Die ungemein übertriebene Theatralik von Liz Taylor war zuweilen kaum zu ertragen und auch Angela Lansbury kasperte zu sehr herum. Ihr spiel erinnerte mich hin und wieder an ihre Darstellung der Madame Otterbourne in „Tod auf dem Nil“. Dort passte das hervorragend und verlieh der Figur die nötige Note. In „Mord im Spiegel“ wirkt es hingegen eher unfreiwillig komisch, was die Figur unglaubhaft werden lässt.
Wie dem auch sei, die Umsetzung auf DVD ist KSM durchaus gelungen, jedoch muss ich die deutschen Untertitel klar als Mangel angeben. Wie mir schon bei einigen Anime DVDs aufgefallen ist, so wird auch bei KSM der Inhalt eines Satzes oft erst in der nächsten Untertiteleinblendung beendet, wenn der Satz bereits gesagt ist. Das führt nicht selten zu Unübersichtlichkeit und stört besonders in den letzten beiden Folgen, in denen man ja auf die Untertitel angewiesen ist, es sei denn man spricht fließend Englisch.
Außerdem sind sie des Öfteren schlecht getimt, werden also nicht selten etwas zu spät oder zu früh eingeblendet was den Puristen wie mich doch arg stört, da es zudem auch der Übersicht schadet. Traurig, dass mittlerweile kaum einer in der Lage zu sein scheint richtig gute Untertitel anzufertigen. Schade, wenn nur so wenig Wert auf ein, wie ich finde, doch recht wichtiges Detail gelegt wird.
Wer die Serie sehen möchte, dem kann ich die DVD Auflage trotz kleiner Mängel durchaus empfehlen, da auch Bild und Ton sehr gut sind, auch wenn man leichtes Bild und Tonrauschen ausmachen kann.
Der DVD Auflage gebe ich:
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