Godzilla-2000 hat geschrieben:@ mario-pana, danke für das hammermässige Review zu "Dororo"!

Vielen lieben Dank.
Shinobi (Japan / 2005)
Trailer:
http://www.youtube.com/watch?v=UHTf1dHz9UI
Futaro Yamada, ein sehr erfolgreicher Schriftsteller, schrieb in seiner Schaffenszeit als Autor vornehmlich Bücher, in denen es um Ninjas geht und die in der Vergangenheit des 15. und 16. Jahrhunderts spielen. Hier rein mischte er nicht selten phantastische Elemente, was die Romane zu spannenden Büchern machte, die von Mangakas und Filmemachern gleichermaßen geliebt werden und eine jeweilige Umsetzung als Comic, Film oder Anime fanden. So dürften Verfilmungen, wie „Samurai Reincarnation“, „Samurai Resurrection“, oder „Reborn from Hell“, neben „Shinobi“ durchaus bekannt sein, zumal auch mehrere der Filme bei uns erhältlich sind. Nach Verfilmung von „Shinobi“ fand obendrein genau die gleiche Geschichte in der von Studio Gonzo produzierten Animeserie „Basilisk“ ihre Verwendung, die vor kurzem von OVA Films, in Deutschland heraus gebracht wurde.
Aber zurück zum eigentlichen Film.
Shinobi ist ein anderes Wort für Ninja. Im Film sind diese Ninja jedoch etwas sehr besonderes, denn jeder von ihnen verfügt über ganz außergewöhnliche Techniken, Macht oder magische Kraft, die sie einem gewöhnlichen Kämpfer um ein vielfaches überlegener machen und eine tödliche Waffe darstellen, die in Diensten des Shogun steht. Die Shinobi teilen sich in zwei Clans, den Iga und den Kouga, die eine erbitterte Fehde trennt. Diese Fehde hält den jungen Gennosuke (Kouga) und Oboro (Iga) jedoch nicht davon ab sich ineinander zu verlieben. Sie wollen sich von ihren Clans lösen und gemeinsam glücklich werden. Doch dieser Plan wird jäh zerstört, als Ninja-Führer Hattori Hanzô die Clanoberhäupter zu sich befiehlt. Der mächtige Shogun Tokugawa Ieyasu will sich von den gefährlichen Kämpfern befreien und so ordnet Hattori Hanzô an, dass beide Clans jeweils 5 ihrer besten Krieger auswählen sollen, die in einem Kampf auf Leben und Tod gegeneinander antreten sollen. Der Clan, der am Ende überlebt darf einen Shogun stellen. Dem Gehorsam verpflichtet wählen die Oberhäupter sogleich ihre besten Männer, bzw. Frauen und Bestien aus. In den Gruppen finden sich auch Gennosuke und Oboro wieder, doch der junge Mann weigert sich innerlich kategorisch gegen dieses sinnlose Abschlachten. Kurzerhand begibt er sich auf den Weg zum Shogun, um zu fragen was dieser damit bezwecke. Seine Mannen müssen ihm folgen, denn Gennosuke ist der Anführer der Gruppe. Auch Oboro ist in ihrem Team der Anführer und folgt ihrem geliebten. Schon bald kommt es aber zu ersten Kämpfen, denn die Mannen folgen ihrer Bestimmung und da können auch die Führer nichts dagegen machen. Die Situation wird mit Fortschreiten der Reise immer zugespitzter und nähert sich einer dramatischen Wendung. Hat die Liebe von Gennosuke und Oboro eine Chance? Wird sie ihre Clans vor dem Untergang schützen?
An „Shinobi“ gibt es viele beeindruckende Dinge. Das wohl auffälligste, sind die Ninjas mit ihren unglaublichen Fähigkeiten. So ist einer in der Lage sein Gewand unglaublich in die Länge zu dehnen, so dass es herumschnellt wie Bänder oder Haare. Dann gibt es einen, der sich aufführt wie ein Tier und statt Krallen, Klauen aus Metall hat, die die Hollywood verwöhnten an die Klingen von Wolverine erinnern. In Wirklichkeit gab es eine solche Waffe aber, nur waren deren Klingen nicht so lang. Kouga Mitglied Kagero ist ein ebenso gefährliches Individuum. Ihr Körper ist mit einem Gift überzogen, das jedem, der sie berührt einen grausamen Tod beschert. Auf die übrigen Fähigkeiten gehe ich nicht weiter ein, von denen sollte sich jeder selbst ein Bild machen und im Besonderen von den beiden Hauptcharakteren, die ihre Position damit zu Recht begleiten.
Ich habe schon einige japanische Filme gesehen und dabei eines sehr bald gemerkt. Es gibt kaum einen Film in dem ich mindestens einen der Schauspieler in einem anderen Film nicht schon einmal gesehen habe. Es ist wirklich eigenartig, doch auch sehr interessant, da man so immer wieder vor dem Film sitzt und sich fragt, wen man wohl diesmal kennen wird. Die Darsteller der Hauptcharaktere, Yukie Nakama (Oboro) und Jô Odagiri (Gennosuke) waren mir auf den ersten Blick nicht bekannt. Ein Blättern bei imdb brachte jedoch zu Tage, dass Yukie Nakama in einer ganz kleinen Rolle in „Gamera 3“ auftrat und in „Ringu 0“ die Rolle der Sadako spielte. Darüber hinaus betätigte sie sich einige male schon als Seiyuu, also Synchronsprecherin, in Anime Serien. Jô Odagiri übernahm seine erste Rolle in der Tokusatsu Serie „Kamen Rider Kuuga“, wo er sogar die Hauptrolle hatte. Er spielte dann 2003 auch in Ryuhei Kitamuras „Azumi“ mit.
Einer der mir sogleich bekannt vorkam war Tak Sakaguchi, der den Ninja Yasha-maru spielt, den mit dem langen Gewand. Sakaguchi spielte die Hauptrolle in Ryuhei Kitamuras „Versus“, in „Death Trance“, man sah ihn in „Alive“, „Aragami“, „Azumi“, „Azumi 2“, „Godzilla: Final Wars“, dem neuen „Sukeban Deka“ Movie und „Tokyo Gore Police“. Er ist also ein viel gesehener Darsteller und inszenierte kürzlich einen Horrorfilm nach einer Geschichte und Drehbuch von Ryuhei Kitamura, mit dem Titel „Yoroi: Samurai zonbi“ (Samurai Zombie). Mit weiteren Aufzählungen will ich nicht langweilen, nur sei soviel sagen, dass alle Darsteller ein gelungenes Mienenspiel abliefern und ihren Rollen das passende Format verleihen.
Die Geschichte von Futaro Yamada lässt das Romeo und Julia Element erkennen. Zwei Mitglieder verfeindeter Parteien verlieben sich ineinander und scheinen doch nicht zusammen kommen zu können. So gesehen birgt die Geschichte hohes dramatisches Potential, was durchaus genutzt wird, doch versteift sie sich nicht ausschließlich darauf, sondern setzt den Fokus sehr oft noch auf die Kämpfe zwischen den Clans. Dabei ist jeder einzelne Fight sehr gelungen inszeniert und besticht mit beeindruckenden Effekten die einen aktuellen amerikanischen Blockbuster wirklich wie einen B-Movie aussehen lassen. Die Szenen sind erstklassig animiert und passgenau in den Film integriert. Man würde nicht glauben, dass einige der Protagonisten kurzzeitig während des Kampfes komplett aus der Retorte kommen. Total von den Socken riss mich da ein Kampf von Gennosuke, im schon fortgeschrittenen Film. Seine Kraft ist visuell sicher schwierig umzusetzen, doch die Effektspezialisten leisteten ganze Arbeit und das lässt sich wie gesagt auf den gesamten Film anwenden.
Die Setbauer hätten ebenso gern unter Beweis gestellt, dass sie Meister ihres Faches sind, schafften es am Ende aber bei 10 Prozent nicht. Diese beziehen sich auf das Kouga Dorf, welches ich trotz allem sehr gut finde. Es wäre noch besser geworden, hätte ein Sturm nicht kurz vor Drehbeginn die Aufbauten zerstört. Damit war das schöne Dorf futsch und musste neu gebaut werden und zwar in ganz, ganz kurzer Zeit. Was die Jungens da noch raus geholt haben ist trotz leicht spartanischem Aussehen sehr gelungen. Ganz so wichtig ist es aber eh nicht, denn dies Set ist nur sehr selten zu sehen. Vornehmlich spielt das Geschehen im Wald und an verschiedenen anderen Örtlichkeiten. Was mich dabei beeindruckte waren die absolut phantastischen Naturaufnahmen und Bildkompositionen. Im Besonderen gefiel mir der Wald. Dieser liegt in herbstlichem Gewand und sieht mit seinen verschiedenen Farben einfach nur atemberaubend aus, kann jedoch ebenso in knalligem Grün begeistern. In mehreren Weitwinkelaufnahmen, zu Beginn, kommt die Schönheit richtig zum tragen und da des Öfteren auf solche Perspektiven gegangen wird bekommt der Film eine herrliche Optik. Das setzt sich in gelungenen Nachtaufnahmen mit einem riesigen Vollmond fort, und auch so karge Ecken wie die Wüste werden überaus gelungen eingefangen. Visuell ist „Shinobi“ ein wahres Schmankerl.
Musikalisch aber ebenso. So komponierte Komponist Tarô Iwashiro einen Score, der das Geschehen optimal untermalt. In den emotionalen Szenen, sanft und einfühlsam, in den Actionszenen, rasant und mitreißend. Zuvor kreierte Iwashiro die Musik zu „Azumi“ und „Blood an Bones“, steuerte den Score zu „Nihon Shinbotsu - Sinking of Japan“ bei und empfahl sich mit seinem Können kürzlich für John Woos epochales Werk „Red Cliff“.
Den Ending Song darf dann Ayumi Hamasaki singen und man kann sagen, dass der Song „Heaven“ ein wirklich gelungenes Stück ist, das dem Kontext des Filmes entsprechend viel Gefühl besitzt.
Regisseur Ten Shimoyama hat seine Sache ausgesprochen gut gemacht. Er machte aus Futaro Yamadas Geschichte einen unterhaltsamen, spannenden und mitreißenden Film, der eine tragische Liebesgeschichte als Kernpunkt besitzt. Wer aber glaubt, dass man sich hier ellenlang in Liebesbekundungen und schmalzigen Anschmachtungen ergeht, der liegt vollkommen falsch. Was das Kinoposter suggerieren mag stellt sich im Film ganz anders dar, denn hier gibt es neben der Liebesgeschichte in vermehrtem Maße beeindruckende Kämpfe mit erstklassig gemachten Effekten und einem sehr hohen Maß an Action. Die Story wird dabei jedoch nicht vernachlässigt und auch die Beziehung der Charaktere beleuchtet. Sonderlich weit in die Tiefe geht es aber nicht. Das mag man als Manko sehen, ist für mich jedoch nicht weiter tragisch, denn vornehmlich bietet sich ein abwechslungsreicher Film der einfach phänomenal gefilmt wurde, wie gesagt herrliche Action und Effekte bietet und eine gute Story hat, es an Spannung und Rasanz nicht vermissen lässt und gute Darsteller hat, sowie einen herrlich komponierten Score.
Alles in allem ein klasse Film mit großem phantastischem Einschlag.
Wer sich im Anime Genre etwas auskennt, dem werden einige Elemente des Filmes sehr wohl bekannt vorkommen. Zum ersten waren es für mich die Shinobi mit ihren ganz speziellen Fähigkeiten und als dann die Figur der Kagero auftrat und sich als Ninja herausstellte der als Kind mit Gift gefüttert wurde und deren Berührung somit tödlich ist, war mir schnell klar woher ich das kenne. Yoshiaki Kawajiri schrieb 1993 eine Geschichte und führte Regie bei einem Anime mit Namen „Ninja Scroll“, der in seinem hohen Grad an Brutalität besticht und zudem eine ausgesprochen gute Animation bietet, sowie neben der Figur der Kagero, die Shinobi mit ihren unglaublichen Fähigkeiten. Herr Kawajiri hat sich hier ganz klar bei Futaro Yamada bedient. Der Name Jubei taucht in dessen Romanen ebenfalls mehrfach auf, weswegen es nicht verwundert, dass die Hauptfigur in „Ninja Scroll“ auch den Namen Jubei trägt. „Shinobi“ bietet nicht die Härten von „Ninja Scroll“, doch ist er auch nicht wirklich als harmlos zu bezeichnen. Einige Härten finden sich hier ebenso. Dass Yoshiaki Kawajiri sich bei Futaro Yamada bediente sehe ich nicht als dreist oder einfallslos. Ich finde es schön, dass er die verschiedenen Elemente zu einer neuen Geschichte zusammen gefügt hat, die ebenso gut funktioniert wie „Shinobi“. „Ninja Scroll“ kann ich jedem nur ans Herz legen, der sich davon überzeugen möchte, dass Anime wahrlich kein Kinderkram ist.
Trailer "Ninja Scroll":
http://www.youtube.com/watch?v=fOf0orgp6ig
Wertung:
Die DVD
I-On New Media zeichnet sich für die deutsche DVD Auflage des Filmes verantwortlich und hat zumindest in Punkto Bild- und Tonqualität gute Arbeit erbracht. Die Untertitel sind ganz gut gelungen, aber nicht immer so gut getimt und des Öfteren wechseln sie auch etwas schnell. Trotzdem ist es besser als das was einem sonst geboten wird und was ich auch bei I-On schon ertragen musste.
Die neben der Einzel-DVD angebotene Special Edition hat eine Gesamtlaufzeit von 78 Minuten, kann man aber dennoch getrost in die Tonne treten. Den Hauptteil machen nämlich unsinnige Storyboardvergleiche aus, ein Feature, dem ich absolut nichts abgewinnen kann. Wie bei der „Dororo“ Special Edition fehlt es an einem ausführlichen Making of. Trotz dessen geben einige Featurettes wenigsten einen kleinen Blick hinter die Kulissen. So erfährt man in einem davon wie das Kouga Dorf gebaut und zerstört wurde, was für Waffen die Ninjas verwenden und wie einige Kampfszenen gedreht wurden, sowie einige Effekte entstanden. Sicherlich interessant, doch in der Gesamtheit betrachtet sind die gebotenen Extras eher enttäuschend.
Alles in allem ist die Filmische Umsetzung ganz gut gelungen, abgesehen von Schönheitsfehlern bei den Untertiteln. Die Extras sind hingegen mehr als spärlich und damit verdient die Special Edition diese Bezeichnung zu keiner Zeit. Sehr ärgerlich, denn zu gern hätte man mehr über die zugrunde liegende Geschichte und die Entstehung des Filmes erfahren.
Wertung: 