Den Streifen möchte ich mir auch in nächster Zeit ansehen, der interessierte mich schon vor der Kino-VÖ, zumal der zugrunde liegende Roman als unverfilmbar gilt.
Eolomea (DDR / 1972)
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=G32qhQwVcYk
(der eigentliche Film ist in herrlichstem Color)
Zu traurig, dass die DEFA seinerzeit nur drei utopische Filme gedreht hatte, doch das sozialistische System kam mit den Zukunftsvisionen nicht zurecht. In einer Zukunftsvision, in der alle in Frieden leben, ist es schwierig eine spannende Geschichte zu erzählen. Aber ich bin dankbar über die Filme, die realisiert werden konnten, sie sind visuell und inhaltlich unheimlich gelungen.
Inhalt:
Acht Raumschiffe sind spurlos verschwunden, und zur Orbitalstation »Margot« ist die Verbindung abgebrochen. Maria Scholl, Leiterin der Station »Erde-Zentrum« beruft eine Konferenz ein, auf der sie mit Professor Oli Tal aneinandergerät und den Verdacht schöpft, dass er Näheres weiss. Seine Tochter befindet sich in einem der Raumschiffe. Angesichts dieser Ereignisse wird ein absolutes Flugverbot verhängt. Auf einem Asteroiden versehen der Lotse Kun und der Kosmonaut Dan ihren Dienst. Kuns Sohn ist ebenfalls in einem der Raumschiffe. Und Dan möchte zur Erde zurück. Er liebt Maria und sie ihn. Als sich trotz Flugverbots ein Raumschiff auf den Weg zur Station »Margot« macht, bekommt Dan den Befehl, ihm den Weg zu versperren, und Maria setzt einem anderen Raumschiff nach. Auf »Margot« treffen sich die beiden endlich wieder, und das Geheimnis wird gelüftet. Die verschwundenen Raumschiffe sind einem seit langem bekannten, aber unerforschten Lichtsignal von einer zwölf Lichtjahre entfernten Sonne auf der Spur. (Quelle ofdb)
„Eolomea“ könnte man auch anders bezeichnen. Irgendwie ist es „2001 Odyssee im Weltraum“ aus dem Osten. Optisch und vom Erzählstil her sind Gemeinsamkeiten auszumachen und die Tatsache, dass sich die Effektemacher direkt an Stanley Kubricks Film orientierten legt den Schluss noch näher.
Nach, „Der schweigende Stern“ ist dies nun der zweite Science Fiction Film der DEFA, den ich gesehen habe und ich bin über alle Maßen begeistert. Zum einen wegen der absolut beeindruckenden optischen Note, denn gelegentliche, beinah visionäre Szenen wirken fast wie aus dem Finale von 2001. Zudem sind die gebotenen Special Effects, insbesondere die Weltraumszenen, ein wahrer Traum. Alle Achtung vor den Effekteleuten der Babelsberger Filmstudios, sie brauchen sich keineswegs hinter ausländischen Großproduktionen verstecken, sondern stecken diese mit links in die Tasche. Kritik bietet vielleicht der Roboter auf der Raumstation, doch das geht schon in Ordnung und verleiht dem Ganzen nur eine leicht trashige Note. Wie bei 2001 bewegt man sich im eher realistischen SF Milieu und Regisseur Herrmann Zschoche erzählt in diesem Universum eine Geschichte, die nicht ganz leicht zu verstehen ist. Das liegt klar an dem Sprunghaften Erzählstil und der Tatsache, dass gern zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her gesprungen wird, ohne es sonderlich einzuleiten. Der Zuschauer ist da nicht selten verwirrt und verliert sogar die Übersicht. Dennoch gefällt der Streifen durch eine ruhige Atmosphäre und eben die herrlichen Kulissen und Effekte, aber auch durch die gelungene Besetzung, allen voran Ivan Andonov in der Rolle des Piloten Daniel Lagny. Seine sarkastischen Dialoge führen nicht nur einmal zu herzhaften Lachern, wobei ich der Meinung bin, dass die Synchronstimme die von Manfred Krug ist. Das ist aber nur eine Vermutung. Ein weiterer hochkarätiger Mime ist Rolf Hoppe. Der Mann ist einfach ein Unikat, ich könnte seiner ruhigen Stimme stundenlang zuhören. Den Oli Tal spielt er mit Bravour und setzt dem Streifen die Krone auf. Ein Dialog im Film, zwischen ihm und Prof. Maria Scholl, gespielt von der Holländerin Cox Habbema, erinnert mich sehr stark an die Unterhaltung von Dr. Floyd und Dimitri Moisevitch, gleich zu Beginn von „2010 – Das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen“.
Sicherlich verwirrt der recht eigene Erzählstil den Zuschauer, doch „Eolomea“ ist ein unterhaltsamer Film mit einer guten Story, phantastischen Aufnahmen, die mich zuweilen gar an Mario Bava erinnerten (aber nur ganz gelegentlich) und Effekten, die ich einfach nur als Klasse bezeichnen kann. Solch sozialistisches Blabla, wie ich es in „Der schweigende Stern“ vernahm gibt’s nicht und die Darsteller setzen dem Ganzen die Krone auf. Ach nein, die kommt dann noch mit dem gelungenen Soundtrack, der herrliche Klänge aus der Zeit bietet. Die 70er sind auch hier spürbar.
Wertung:
Die DVD
Recht ungewöhnlich, liegt der Film auf der DVD von Icestorm in NTSC vor, was aber gar nicht schlecht ist. Ich kenn mich mit den Techniken nicht aus, doch die Farben wirken mir bei einem NTSC Bild immer um einiges satter und so ergeht es einem auch hier. Ein wirklich superb gelungenes Bild mit sehr gutem Kontrast, sehr guter Helligkeit und satten, leuchtenden Farben. Die Bildschärfe ist ebenfalls ordentlich und Bildrauschen und sonstige Störungen halten sich sehr zurück. Alles in allem eine gelungene optische Aufmachung, die das Alter des Films nicht erkennen lässt. Dies trifft auch auf den Ton zu, der klar und deutlich und mit schönem Klang aus den Boxen erklingt. Den letzten Schliff bekommt die Scheibe mit interessanten Hintergrundinfos in Form von Texttafeln, Bildergalerie und einem schönen Featurette, in dem sich Kostümbildnerin, Kameramann und Effektmacher zu Wort melden und wirklich interessante Informationen vermitteln.
Alles in allem eine runde, gelungene Sache. Eine schöne DVD, die dem Film durchaus gerecht wird, auch wenn ich mir noch mehr Specials gewünscht hätte. Noch interessanter ist, dass englische Untertitel zum Film, ja selbst den Extras, anwählbar sind. Das macht die Scheibe auch international interessant.
Ich muss anmerken, dass meiner Bewertung die Veröffentlichung in der Special Edition Box zu Grunde lag, in der alle drei SF Filme enthalten sind, sowie eine Soundtrack CD. Die Auflage hier unterscheidet sich wohl von der Einzel-DVD, die um einiges früher erschien.
Wertung:
Edit: Hab gerade erfahren, dass es vier utopische Filme von der DEFA gegeben hat. "Der schweigende Stern", "Signale - Ein Weltraumabenteuer", "Eolomea" und "Im Staub der Sterne".