@ Harryzilla
Kommt der Film denn an den Anime etwas heran?
Mich interessiert der Streifen schon sehr. Ich mag den Anime und bin gespannt, ob man da herankommen kann.
So, nach so vielen, anregenden Einträgen von Godzilla-2000, kann ich nun auch einmal etwas beitragen.
Snake Woman’s Curse (Japan / 1968)
(Kaidan Hebi-Onna)
Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=5gMo25mAGzA
Eigentlich wollte ich direkt nach dem Anschauen etwas zu dem Film schreiben, doch ich hatte keine rechte Zeit gefunden. Und letztlich war ich auch nicht in der richtigen Gemütsverfassung dazu gewesen.
Durch Godzilla-2000 bin ich auf das Genre des japanischen Horrorfilmklassikers so richtig aufmerksam gemacht worden und versuche nun mir so einige der interessanten Werke anzuschauen. In Amerika und in Großbritannien sind ja einige davon erschienen. Godzilla-2000 hat mir darüber hinaus noch einige Titel mehr genannt, die vor mehreren Jahren in Japan auf DVD kamen, aber englische Untertitel besaßen. Mittlerweile sind diese Titel nicht mehr erhältlich und bei den Neuauflagen verzichtete man auf die hilfreichen Untertitelspuren. Damit halte ich mich vorerst an die, die ich mit Subs bekommen kann, denn ein Verständnis der Geschichte ist sehr wichtig. Vielleicht habe ich ja Glück und bis ich alle durch habe kommen noch die, die es derzeit nur in Japan gibt, mit Untertiteln heraus.
Von den Regisseuren, die in dem Genre tätig waren, sind sicher Nobuo Nakagawa und Teruo Ishii die wichtigsten Namen. So richtig kann ich dazu aber nichts sagen, beschäftige ich mich doch erst seit ganz kurzer Zeit damit und habe aktuell erst einmal einen gesehen (den vorliegenden). Soviel ist für mich nach der Sichtung aber sicher. Ich möchte unbedingt und so bald als möglich, mehr davon sehen. Ein neues Genre (wenn man davon sprechen kann) hat sich mir eröffnet, das ich sehr gern näher betrachten möchte.
Um seine Schulden beim Großgrundbesitzer Onuma abzutragen, muss Bauer Yasuke schwer schuften. So schwer, dass er eines Tages stirbt. Seine Frau Sue und Tochter Asa müssen nun die Schulden tilgen und Onuma nimmt sie mit in sein Haus. Wären Sue im Haushalt hilft, schuftet Asa in der Hauseigenen Weberei. Beide haben es schwer, doch tragen sie die Last, die auf ihren Schultern liegt. Vor allem die Mutter wird von der Hausherrin aber drangsaliert. Als sie beim Diebstahl von Essen erwischt wird, steht es schlecht um sie. Tochter Asa hat da ganz andere Sorgen. Sie steht im Fokus von Onumas Sohn, der sie doch zu gern in die Büsche zerren möchte. Bei der schweren Bürde die Tochter und Mutter zu tragen haben, kann Asas Geliebter Sutematsu nur ohnmächtig zusehen, wie sich die Dinge entwickeln.
Schon früh wird Onuma vom Geist von Bauer Yasuke heimgesucht und beginnen immer mehr Schlangen ganz plötzlich im Haus und der Umgebung aufzutauchen. Die Visionen häufen sich und peinigen den skrupellosen und kaltherzigen Mann.
In gleichen Umfang steigt aber auch die Tragik in dieser fesselnden Geschichte nach einem Drehbuch von Nakagawa. Nobuo Nakagawa konnte die Geschichte für die Toei Co. Ltd. umsetzen. Es war sein viertletzter Film (es folgten die zwei OKATSU Filme und KAIDAN: IKITERU KOHEIJI) und dafür konnte er all sein Können anwenden. Als sehr erfahrener Regisseur dürfte es ihm nicht sonderlich schwer gefallen sein, war er doch schon seit dem Jahre 1938 im Geschäft und verbuchte so manchen Erfolg auf seinem Konto.
Was mir an Nakagawa so sehr gefällt ist sein unheimlich visueller Stil. Das bemerkte ich schon bei den beiden OKATSU Filmen und es findet sich in KAIDAN HEBI-ONNA, wie der Film im Original heißt, wieder. Herrliche Breitbildaufnahmen, in denen viel mit Weitwinkel gearbeitet wird. Besonders bei Aufnahmen der Natur. Die dargebotenen Effektszenen sind allesamt gekonntes Spiel mit Licht, Schatten und Maske. Dabei ist zuweilen sogar Gruseleffekt zu spüren, vor allem wenn die Geister der verstorbenen Onuma peinigen.
KAIDAN HEBI-ONNA versteht sich nicht als oberflächiger Horrorfilm, sondern ist vielmehr ein tiefer gehendes Drama. Das Schicksal der Familie bewegt einen sehr und es erinnert entfernt an Aschenputtel, ohne glückliches Ende. Glückliches Ende ist gut. Durch den Film ziehen sich viele ernste Schicksale und die Härte der damaligen Zeit, der Zeit, in der der Bauer noch Leibeigener war und gar nichts zählte wird sehr spürbar und lastet einem sogar auf dem Herzen. Man bleibt nicht unberührt und versteht, warum Sue und Asa handeln, wie sie handeln. Über lange Zeit, eigentlich bis zum Ende des Filmes, bekommt Großgrundbesitzer Onuma und seine Familie nicht sein Fett weg. Mit erscheinen von Braut Kinu wird die Abrechnung aber eingeleitet. Nach den verschiedenen Geschehnissen ist das mehr als notwendig, so richtige Genugtuung findet man aber nicht wirklich. Das liegt in der Art und Form, wie Nobuo Nakagawa es ablaufen lässt. Aufbau und Ablauf der Geschichte sind wirklich beeindruckend gut. Man ist immer gefesselt und bei der Sache, man sollte aber wie schon erwähnt nicht nach platten Horroszenen Ausschau halten. Wer sich am Blick auf die Zeit erfreut und sich für eine in historischer Umgebung erzählte Geschichte begeistern kann, der bekommt genau das richtige. Die Horrorszenen sind eher rar gesät und erst gegen Ende mehren sich diese Ereignisse, die einen Horrorfilm zu dem Machen. Bis dahin flammt es in regelmäßigen Abständen auf und verbreitet sogar einige wenig Schauer. Dezent ist es aber eigentlich immer. Nakagawa legt wert auf Atmosphäre und Handlung, gepaart mit einem starken visuellen Erzählstil entsteht ein beeindruckendes Werk. Ganz glatt ist es natürlich nicht, denn es gibt die ein oder andere Szene, die vielleicht etwas daneben gerutscht ist. Ich kann das nicht genau festmachen, doch einige Momente wirken zu lang, oder sie nerven etwas. Zu dem nervigen zähle ich die angeblichen Witzeleien des Besuchers. Ich glaube er hieß Fusatarô. Das mich das etwas stört, liegt wohl daran, dass diese Form des Humor nicht so ganz nach europäischem Geschmack ist. Vielleicht ist es noch nicht einmal nach dem Geschmack der heutigen Japaner. So ist es damals aber eben gewesen. Ich sehe es als Verdeutlichung des alten Unterhaltungsstiles. So gesehen ist es sehr interessant, es zu betrachten, auch wenn man es als etwas störend erachtet. Vielleicht ist die ein oder andere Einstellung auch nicht so nach europäischem oder herkömmlich filmischem Geschmack, doch es ist der japanische Filmstil und nach diesem Gesichtspunkt betrachtet stört es mich nicht, ganz im Gegenteil.
Schauspielerisch bekommt man bekannte Gesichter zu sehen, sie finden sich jedoch vornehmlich in Nebenrollen. Tetsurô Tanba wird den meisten wohl bekannt sein. Im James Bond Film MAN LEBT NUR ZWEIMAL war er der Chef des japanischen Geheimdienstes, Tiger Tanaka. Die in der japanischen Spiderman Serie auftretende Amazoness Darstellerin Yukie Kagawa tritt in SNAKE WOMAN’S CURSE erst im letzten Drittel in Erscheinung. Sie ist die Braut des Sohnes und treibt die Sippe in den Wahnsinn. Kennt man ihre bösartige Darstellung der Amazoness, nimmt man ihr die verletzliche Braut nicht so recht ab. Wer aber genau hinschaut, kann ihre Qualitäten durchaus erkennen. Für eine Prise Erotik sorgt sie hier ebenso, was für das männliche Publikum durchaus gefällig ist. An ihr durfte sich zudem der Maskenbildner austoben. Vermehrt bedeckt sie eine schuppige Haut. Ebenfalls bekannt sein dürfte das Gesicht des Familienoberhauptes Onuma, gespielt von Seizaburô Kawazu. Den Toho Klassiker bewährten Zuschauer kommt er sicher bekannt vor. Er hatte zwar keine sonderlich großen Rollen, doch kann man ihn in Filmen, wie TODESSTRAHLEN AUS DEM WELTALL, MOTHRA BEDROHT DIE WELT, UFOS ZERSTÖREN DIE ERDE, oder X 3000 durchaus ausmachen. Sicherlich sind noch weitere Gesichter in KAIDAN HEBI-ONNA bekannt, von den mir wissentlich bekannten war es das aber.
Bleibt zum Schluss noch die Filmmusik und Soundkulisse zu erwähnen. Die Musikalische Untermalung geht auf das Konto von Shunsuke Kikuchi, einen Stammkomponisten für die Toei. So kreierte er beispielsweise die Musik zur ersten und vielen weiteren Kamen Rider Serien. Viele Serien bekamen seine ansprechenden Melodien und auch viele Filme vertonte er. Für SNAKE WOMAN’S CURSE kreierte er eine mehr bedrückende und melancholische Melodie. Sie ist immer der jeweiligen Situation entsprechend angepasst und somit in den ganz wenigen Unterhaltungsszenen (Tanz und Spaß) auch fröhlich beschwingt. Wird es gruselig klingt es als spiele jemand auf einer Säge (dieses seltsame Jaulen). Das ist vielleicht etwas suboptimal, doch es passt auch irgendwie. Zudem bestimmen hier weitere krude Klänge das Bild. Ist die Szenerie entspannter gibt es melodischere Untermalungen. Wie gesagt, es ist immer ansprechend und die jeweilige Situation unterstreichend. Dass es sich in den Vordergrund spielen würde kann ich dabei absolut nicht behaupten.
Mir hat es gefallen, sowie der ganze Film. KAIDAN HEBI-ONNA ist ein mitreißendes Horrordrama, das einen nicht unberührt lässt. Er spiegelt die Zeit in der er spielt sehr gut und auch auf bedrückende weise wieder, Regisseur Nobuo Nakagawa hat da ganze arbeit geleistet. Den gesamten Film kleidete er in ansprechende Bilder und nutzte dazu das Breitwandbild sehr gut aus. Besonders in den Naturaufnahmen schwelgt man in schönen Weitwinkelaufnahmen und fängt so die vorherrschende Schönheit sehr passend ein. Hinzu kommt die gelungene Bildkonstruktion bei den Szenen mit den Darstellern. Neben diesen optischen dingen, stimmt aber auch die Inszenierung. Der Spannungsaufbau, die Charakterzeichnung und der Ablauf sind ungemein gelungen und die wenigen leicht schwächelnden Szenen gehen in der Fülle der guten unter. Sehr gefällig sind zudem die Leistungen der Darsteller, die allesamt sehr gute Leistungen abliefern. Die musikalische Untermalung ist der Situation und Stimmung angemessen und gefällt durch krude und melodische Klänge.
Bitte mehr davon. Das Genre des japanischen Horrorklassikers habe ich gerade erst angeschnitten und möchte doch zu gern noch einiges mehr sehen. Ich finde Filme in historischer, japanischer Kulisse immer besonders reizvoll. So wie ich die Hammer Horrorklassiker liebe, so sehr liebe ich die japanischen Klassiker. So wie der italienische Film, nimmt bei mir mittlerweile auch der japanische Film seinen Platz ein. Dabei lege ich nicht unbedingten Wert auf einen phantastischen Hintergrund. Mehr von diesen Horrorstreifen will ich aber unbedingt sehen. Ich hoffe, es erwarten mich noch einige so gelungene Vertreter, wie SNAKE WOMAN’S CURSE.
Wertung: 1/2
Die DVD
KAIDAN HEBI-ONNA hat nie seinen Weg nach Deutschland gefunden. Das liegt sicher an der speziellen Art. Filme in solch historischer Kulisse ließen sich damals sicher schwer dem deutschen Publikum nahe bringen, wenn nicht etwas wirklich Beeindruckendes geboten wurde. Das sich so etwas rein gar nicht bei uns findet stimmt angesichts der Werke von Akira Kurosawa nicht, doch soo viel hat man eben nicht genommen. Auch in Amerika wird es nicht so viel davon gegeben haben. Hier ist es sicher noch schwieriger, brauchen die Amis doch nicht selten eine mit hiesigen Darstellern übertragene Fassung um es ansehen zu wollen. Was hat man nur so sehr gegen eine passable Synchronisation? Wie dem auch sei, auf dem DVD Markt scheint man etwas offener zu sein, angesichts der Möglichkeit von zuschaltbaren Untertiteln. So ist Nobuo Nakagawas Film unter dem Titel SNAKE WOMAN’S CURSE beim kleinen Label Synapse Films erschienen. Die Jungens haben sich des Streifens mit der ihm gebührenden Sorgfalt angenommen. So ist er hier in wirklich erstklassiger Bild und Tonqualität enthalten, dass es eine wahre Freude ist ihn sich anzusehen. Besonders die satten Farben wissen zu beeindrucken. Daneben werden englische Untertitel aufgeboten, die vom Timing her sehr gut gemacht sind. Zudem ist das Englisch leicht verständlich, weswegen der Geschichte leicht zu folgen ist. Den letzten Schliff geben die Extras. Diese bestehen aus einem informativen Audiokommentar von Filmkritiker Jonathan M. Hall, aus dem Originaltrailer, einer Postergalerie zu Filmen von Nobuo Nakagawa und zu guterletzt gibt es noch ein mehrseitiges Booklet mit interessanten Informationen.
Alles in allem eine sehr gelungene Auflage. Und wer nun traurig ist, weil er nur einen Ländercode 2 Player hat und es sich hier um eine amerikanische DVD handelt. Die Scheibe ist nicht auf einen Ländercode festgesetzt worden, man kann sie also auch auf einem deutschen Player ohne weiteres abspielen. Damit steht einem nun nichts mehr im Wege.
Ach ja, und nicht vergessen sollte man das Wendecover, mit einer Originalposterabbildung auf der Front.
Wertung: 1/2