Banausen? Pah!
Ich glaube, das Problem, dass ich mit Haneke habe ist, dass er - ob nun absichtlich oder aus ignoranz - seine gewählten Stilmittel nicht sinnvoll anwendet und zu unglaublich irrelevanten Kameraeinstellungen neigt. Kann sein, dass dahinter irgendwo ein Masterplan ist den ich nicht erkennen kann, aber was ich sehe ist ein unbeholfener und undurchdachter Film, den ich, wenn ichs nicht besser wüsste bestenfalls als das Werk eines Kunsthochschulabsolventen bewerten würde.
Mich beschleicht hier das Gefühl, dass Haneke entweder den visuellen Teil seiner Filme nicht als relevant erachtet, oder aber absichtlich als irrelevant darstellt, weil für ihn etwas anderes mehr Gewicht haben soll. Evtl. versucht er den zuschauer zum Mitdenken zu animieren, er scheitert jedoch an dem Punkt, wo er vergisst dem zuschauer das auch mitzuteilen und ihm die notwendigen Anreize zu geben. Ein Beispiel:
In einem guten Krimi denkt man aus der Sicht des Detektivs mit und versucht herauszufinden wer der Mörder ist. dieses Mitdenken wird dadurch erreicht, dass man eine Problemstellung serviert bekommt (den Mord) und durch den Film hinweg immer wieder mit neuen Hinweisen und Indizien gefüttert wird, die mitunter die Grundstruktur des Gedachten auch komplett verändern können. Man will wissen wer der Mörder ist, man fiebert der Auflösung entgegen um sich bestätigt zu fühlen und dann das Glückgefühl zu haben wenn man richtig lag, dieses "siehste, ich wusste es doch!"
Auch Serien wie Columbo arbeiten damit, nur auf andere Art. Dort kennt man den Mörder, aber man versucht herauszufinden wie er den Mord begangen hat. Wieder Problemstellung - Hinweise - Auflösung.
Das erste, was einem Studenten der Spieleprogrammierung beigebracht wird ist, dass es zwei Arten von Motivation zur Interaktion gibt:
1. lineare Probleme
hier werden probleme geliefert, deren Lösung bekannt ist und bei denen das Ausüben der Lösung die Herausforderung darstellen soll. Darunter fallen Aktionen wie: Gegner besiegen, eine bestimmte Sprungsequenz durchstehen, einen Schalter Drücken. Der Ausgang ist immer der gleiche, egal wie oft man es macht. Jedes Spiel hat einige solcher Probleme
2. optionale Probleme
Dies ist weitaus schwieriger zu Programmieren, findet aber zunehmend seinen Weg in Videospiele. Hierbei geht es daraum, dass man als Spieler eine Entscheidung treffen muss, die den kommenden Spielverlauf, oder Storyverlauf entscheident beeinflusst. Das können beispielsweise Gespräche in Mass Effekt sein, an dessen Ende man entweder einen Rekruten verliert, oder gewinnt. Wichtig ist, dass sich keine der Optionen negativer als eine andere auswirkt, denn sonst wäre man mehr oder weniger wieder bei dem linearen Problem. Das bedeutet, dass man eine entschädigung bekommt, wenn man den Rekruten abstößt, wie etwa ein seltenes und wichtiges Item, oder Ansehen, welches einem im späteren Verlauf zu gute kommt.
In Filmen kann man keine Optionen einbauen, da Filme immer linear sind, also muss man, wenn man den Zuschauer animieren will mitzudenken lineare Probleme mit Lösungen anbieten und das möglichst so, dass der zuschauer das auch mitbekommt. Dazu braucht man einen unübersehbaren Auslöser: im Krimi ist es der Mord, im Agentenfilm die schiefgelaufene Mission die zu einer Verschwörung führt etc...
Und genau an dieser Stelle ist mein Debakel mit Hakene. Er will, dass man nachdenkt, gibt einem weder das Problem, noch was Werkzeug (Hinweise, Indizien) noch die Auflösung. Zudem verschleiert er absichtlich Hinweise und macht zusammenhänge undurchdringlich. Durch schlechte Ausleuchtung deutet er Dinge nur an, dien für den zuschauer evtl wichtige Motivatoren sein könnten. Er setzt alles dran das Interesse sich motivieren zu lassen beim Zuschauer an der Wurzel abzutöten. Sein Grund ist wohl, dass der Zuschauer sich selbst motivieren soll seinen Film zu verstehen, sich mit der Materie auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken. Das klappt sicherlich für ein paar Menschen, aber ich will micht nicht selber dazu motivieren müssen einen Film zu verstehen, bei dem alles dran gesetzt wird, dass ich ihn nicht aus seinem eigenen Kontext heraus durchdringen kann. Der Zeitaufwand ist mir schlichtweg zu groß.
Ich schaue mir einen Film an und will dann beurteilen können wie gut er ist. Ich will nicht erst in seinen Eingeweiden herumsuchen müssen, ob da evtl. irgendwas drin ist und dann irgednwelche wirren Interpretationen anstellen, die mich zu einem Schluss bringen, den ich dann in irgendwelchen geisteswissenschaftlichen Arbeiten in jeder länge und breite ausdiskutieren kann. Filme sind Teil der Unterhaltungsindustrie, und das darf nicht vergessen werden. Es gibt sogar ein Festival, in dem Filme, die sich zu weit von jeder Unterhaltung entfernt haben mit einem Strafpreis ausgezeichnet werden: die Berlinale. Gut, so mies ist Hanekes Film nicht, dass man ihm gleich so etwas antun muss, aber er ist auf dem besten Weg dahin.
Was muss ein Film aus mitbringen? Ganz einfach: Wenn der Film zu Ende ist, dann will ich das Gefühl haben, dass meine Zeit sinnvoll investiert war.
Sprich:
- Ein Film muss mich Unterhalten
- Ein Film muss mein Interesse wecken können
- Ein Film muss Continuität haben
- Ein Film muss brauchbar umgesetzt sein
- Ein Film kann mich faszinieren
- Ein Film kann mich zum Nachdenken anregen
- Ein Film darf mich zu lachen bringen
- Ein Film darf mich zu weinen bringen
- Ein Film Muss mich am Ende mit einem guten Gefühl und geklährten Verhältnissen loslassen.
Das macht einen ansehrbaren Film aus
Was unterscheidet einen ansehbaren Film von einem guten Film?
- Die Schauspieler muss was taugen
- Der Film muss technisch für seine Zeit ausgereift sein
- Der Film muss eine gute Idee haben und diese gut umsetzen können
- Der Film muss aus seinem Budget einen Mehrwert erzeugen (also ist ein 2 Mrd Film, der nach einer Mio aussieht immer schlechter als ein Film für 100 €, der aber nach 1000 € aussieht.)
Und wann habe ich einen sehr guten Film, oder gar ein Meisterwerk?
Das ist schwer zu beantworten, aber es gibt da schon ein ein paar Richtlinien in meinen Augen:
- Die Wahl des Stilmittels muss konsequenz und sehr gut umgesetzt sein.
- Mögliche Effekte müssen absolut perfekt geplant und umgesetzt sein.
- Für ein Meisterwerk muss er eine Innovation mitbringen, die die Filmwelt nachhaltig beeinflusst (Die unzägligen Alien Kopien nach "Alien"...)
- Der Film muss technisch seiner Zeit einen Schritt voraus sein
- Man muss spühren und sehen, dass hier hektoliterweise Herzblut vergossen wurde. Es ist die Liebe zu Detail, das "ein bisschen mehr als möglich ist machen", ein "die persönlichen Grenzen überschreiten".
Wenn man sich das so ansieht, dann bemerkt man, dass Haneke zwar ein paar Kriterien im oberen Bereich durchaus erfüllt, aber dann eben bei vielem auch schon im unteren Bereich scheitert.
Hu, langer Text, dabei wollte ich eigentlich NecroVision 2 weiterspielen
Es Floss mir so aus dem Keyboard
![Wink ;)](./images/smilies/icon_wink.gif)