
Gruselkabinett - 50 - Das Gespenst von Canterville
Zum Inhalt:
Im Jahr 1900 kauft das amerikanische Ehepaar Otis das Jagdschloß derer von Canterville, obwohl sie von Lord Canterville darauf hingewiesen werden, daß dort das Gespenst von Sir Simon sein Unwesen treibt. Davon unbeeindruckt ziehen sie, samt ihrer vier Kinder Washington, Virginia und den Zwillingen Timmy und Jimmy,ein. Als die Amerikaner und das britische Gespenst aufeinander treffen, stellt sich schnell die Frage, wer hier unter wem mehr zu leiden hat.
Zur Produktion:
Während andere Label die 50te Folge ihrer Serie mit viel Drumherum und entsprechendem Tamtam gestalten, bleibt man bei Titania bescheiden und erfüllt sich stattdessen einen Herzenswunsch. Schon lange wollten Marc Gruppe und Stephan Bosenius ihre eigene Version dieses Klassikers von Oscar Wilde(1854-1900) schaffen. Da die Geschichte bereits unzählige Male verfilmt bzw. vertont worden ist und damit hinlänglich bekannt sein dürfte, verzichte ich auf eine weitere Nacherzählung. Es genügt, darauf hinzuweisen, daß der Originaltext von Wilde durch Marc Gruppe eine würdige und überaus gelungene Umsetzung erfahren hat. Einzig die etwas auschweifende Beschreibung von Land und Leuten durch die Familie auf ihrem Weg zum Schloß, hätte meiner Ansicht nach ruhig wegfallen können. Ansonsten gibt es nichts auszusetzen, die Handlung wird flüssig und stringent erzählt. Wie von Titania nicht anders gewohnt, befindet sich die Produktion auf höchstem Niveau. Eine üppige Geräuschkulisse ist ebenso vorhanden, wie die zu den einzelnen Szenen passende Musik. Auch die Abmischung ist tadellos und rundet somit das positive Gesamtbild ab. Nur ganz wenigen Labeln gelingt es, so gekonnt die nötige Atmosphäre aufzubauen. Bei aller Zurückhaltung seitens der Macher, hätte ich mir doch gewünscht, anlässlich dieses Jubiläums ausnahmsweise ein Grußwort an die vielen treuen Fans oder persönliche Anmerkungen auf der CD zu hören bzw. vielleicht im Booklet zu finden.
Zu den Sprechern:
Wenn auf dem Cover von einer Star-gespickten Version gesprochen wird, ist das wirklich nicht übertrieben. Die Sprecherliste liest sich einmal mehr wie ein Who is Who der Hörspielszene. Neben so wunderbaren Sprechern wie Friedrich Georg Beckhaus(Sir Simon Canterville), der den Geist mal gruselig, mal verzweifelt klingen lässt, Hasso Zorn als immer augenzwinkernd intonierender Erzähler und Eckart Dux, ein sehr schön distinguierter Lord Canterville, bekommt man auch die Schauspielerin Gudrun Landgrebe(Lucretia R. Otis) zu hören. Frau Landgrebe macht ihre Sache ausgezeichnet und legt stets das zur Szene passende Gefühl in ihre Stimme. Übrigens gibt es eine liebevolle Hommage an die alten Hui Buh-Hörspiele von Europa, wenn Zorn von den bisherigen Auftritten des Gespensts erzählt und Beckhaus dem dann beipflichtet. Dagmar von Kurmin(Mrs. Umney) ist hervorragend in ihrer Interpretation der ältlichen Haushälterin, und auch Jochen Schröder(Butler Charles) weiß zu begeistern. Selbst die Nebenrollen sind durchweg prominent besetzt. Boris Tessmann(Hiram B. Otis), Jan Panczak(Washington Otis), Annina Braunmiller(Virginia E. Otis) deren Stimme geradezu Liebreiz versprüht, sind nur einige der illustren Namen, die sich hier finden lassen. Aber wo so viel Licht ist, bleibt ein wenig Schatten nicht aus. Eher wenig überzeugen konnten mich nämlich Mathias Färber(Timmy Otis) und Alexander Mager(Jimmy Otis). Deren gleichzeitiges Sprechen klang einfach zu bemüht und abgelesen, und ich war von ihnen beinahe genauso genervt wie das Gespenst. Auch die Geisterstimmen von Daniela Reidies, Petra Barthel und Jochen Schröder verfehlten etwas ihre Wirkung, nicht nur, weil sie zuvor bereits in anderen Rollen zu hören waren, sondern vor allem, da Frau Reidies(wie auch in ihrer Rolle der Lady Barbara Modish) in diesem Hörspiel zu einem regelrecht gnadenlosen Overacting neigt.
Fazit:
Eine empfehlenswerte Adaption, deren Gruselelement aufgrund der humorigen Geschichte aber etwas auf der Strecke bleibt.
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