Ich hinke ja üblicherweise mit Filmen hinterher. Jetzt habe ich mir also mal Gamera the Brave zugelegt.
Der „neuste“ Gamera-Film (von 2006) ist nicht als Prequel angelegt, was man angesichts der Handlung um eine frisch geschlüpfte Kaiju-Schildkröte durchaus denken könnte, sondern setzt 33 Jahre nach dem Kampf zwischen Gamera und Gaos an. Also nix von wegen Gamera Origins.
Der Film steigt auch gleich mit einer neu inszenierten Auflage des Gaos-Finales ein, bei dem sich Gamera für die Menschen aufopferungsvoll opfert. Zeitsprung – 33 Jahre später findet der Junge Toru ein Ei auf einem blickenden Stein. Prompt schlüpft eine Babyschildkröte aus, die Toru naturschutzgemäß gleich mit nach Hause nimmt, samt Blinkestein. Er tauft das Tierchen Toto (so hatte ihn seine verstorbene Mutter immer gerufen) und versteckt das Teil vor Papa in seinem Zimmer. Doch Toto verhält sich ziemlich unschildkrötenhaft. Über Nacht verdoppelt sich seine (ihre?) Größe und er/sie hat die komische Angewohnheit zu fliegen. Das bleibt Torus Nachbar-Freundin Mai nicht verborgen, die ist aber weniger begeistert, denn sie weiß von der großen, damaligen Gamera und dass massig Kleinholz folgerichtig nicht in weiter Ferne liegt. Doch Toru kümmert sich nach etwas Zweifel weiter liebvoll um Fliege-Toto.
Bis hier dümpelt der Film ziemlich vor sich hin. Es gibt zwar ein paar nette Anspielungen, wie z.B. dass in Papas Restaurantküche ein Messer auf Toto zufliegt, das wie Guiron aussieht, aber so richtig los geht es erst, als Toto ein paar Nummern gewachsen ist und quasi aus dem Nichts der passende Gegenspieler auftaucht. Dieser wird von einem Bösewichtisaurus namens Zedus in diesem Film verkörpert. Zedus ist ziemlich lizzardisch und ähnelt etwas dem Emmerich-Vieh. Allerdings ist Zedus nicht CGI, sondern ein echtes Gummianzugmonster. Und die Integration von Suitmation, Miniaturbauten und Realfilm sieht richtig gut aus! Einzig die extralange CGI-Zunge von Zedus passt nicht so recht zur Szenerie, das können die japanischen Kollegen irgendwie noch nicht so gut. Ansonsten sieht der Kampf zwischen den beiden Widersachern auf der Brücke wirklich klasse aus.
Zurück zur Handlung: Totomera bekommt im ersten Kampf ziemlich die Hucke voll. Zedus verschwindet und die k.o.-gegangene Schildkröte krallt sich das Militär. Währenddessen muss Mai für eine OP ins Krankenhaus und bekommt von Toru als Talisman den Blinkestein mit. Es dauert nicht lange bis Zedus zurückkommt um mehr Stunk zu machen. Toto ist immer noch im Militärarrest, wird aber von Zedus im wahrsten Sinn des Wortes „rausgehauen“. Im weiteren Kampf wird Toto von Zedus in ein Hochhaus geschleudert, bleibt im 57. Stockwerk stecken und zeigt der ganzen Stadt seinen/ihren gepanzerten Hintern. Mai weiß wie aus Zauberhand, dass Toto unbedingt den blinkenden Stein braucht, kann aber geschwächt von der Operation nix machen. Flugs nimmt ein anderes Kind das Steinchen und spurtet los. Es gibt einen regelrechten Kinder-Staffellauf bis der Stein zu Toru kommt und er diesen grade noch Toto zuwerfen kann. So gestärkt fackelt Toto nicht lange, wird nun ganz die Mama und pulverisiert das Schurkenmonster mit einem Schuss. Völlig ausgepowert liegt Toto flach (schließlich ist das Baby ja erst ein paar Tage alt) und die fiesen Militaristen rücken gleich wieder an. Doch da stellen sich Toru und seine Freunde sowie alle anderen Staffellaufkinder in den Weg und halten den Konvoi auf. An dieser Stelle wird der Film ein klein wenig unrealistisch, denn schließlich wäre es den Soldaten ein leichtes, die Gören über den Haufen zu schießen. Machen sie aber nicht. Stattdessen gibt es noch einen kurzen Moment der innigen Erinnerung zwischen Toru und Toto, doch die nun (fast) erwachsene Gamera legt einen Kavalierstart hin und düst los. – Ende
Auch dieser Film mit Kinderfreund Gamera ist in erster Linie natürlich für Kinder gemacht. Aber er ist bei weitem nicht so schlimm wie die alten Infantilstreifen und meiner Meinung nach auch ansehbarer als die Mothra-Trilogie. Allerdings fehlt dem Film ein bisschen Pepp. Die Storys der Kinder (Torus Mutter, Mais OP) könnten tiefer behandelt werden, hier wird nur leicht an der Oberfläche gekratzt. Monstertechnisch ist der Film jedoch top. Gamera und Zedus sehen an sich schon gut aus und, wie bereits erwähnt, die Integration von Trick- und Realfilm wurde prima umgesetzt. Auf der (amerikanischen) DVD gibt es ein sehr schönes, langes Making-Off. Allerdings ist die englische Synchro nicht grade der Hit. Es klingt ziemlich steril und lippensynchron nur wenn’s zufällig passt. Sollte der Film mal auf Deutsch kommen, kann man das eindeutig besser machen. Bis dahin kann man sich an die Ami-Scheibe halten, die ja sehr billich zu kriegen ist.
Gamera the Brave
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Re: Gamera the Brave
Ich hab den Film ja noch nicht gesehen, aber... Äh, hallo? "Unrealistisch"?Mosugoji hat geschrieben:An dieser Stelle wird der Film ein klein wenig unrealistisch, denn schließlich wäre es den Soldaten ein leichtes, die Gören über den Haufen zu schießen. Machen sie aber nicht.
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