Percy Jackson - Diebe im Olymp (USA 2010)
Der 12-jährige Percy erfährt, dass er ein Sohn des Poseidon, und damit ein Halbgott ist. Das erklärt ihm einerseits, warum er ständig ungewollt in Schwierigkeiten gerät, führt aber unglücklicherweise dazu, dass es eine ganze Menge griechisch-mythischer Monster und Götter auf ihn abgesehen haben, denn einer Prophezeiung nach wird in wenigen Jahren die Existenz des Olymps und der Erde von ihm abhängen ...
VORWEG:
Da ich endlich einmal wissen wollte, woher meine Schüler diese Halbwahrheiten über griech. Mythologie hatten und wer denn eigentlich dieser Percy Jacken ist, den sie in diesem Zusammenhang immer erwähnten, habe ich mir den ersten Band der US-amerikanische Jugendbuchreihe von Rick Riordan angeschafft und war am Ende zwiegespalten: Vieles erinnert strukturell an Harry Potter, zu vieles war mir zu amerikanisch-patriotisch, die Figuren erlangten keinen rechten Charaktertiefgang. Aber die Art, wie Riordan spielerisch eine moderne, packende Geschichte auf die Griechische Mythologie aufsattelt, und damit (nicht nur?) Lateinschüler so sehr fanszinieren kann, dass diese im Unterricht seitenweise daraus referieren können, das hat mich ungemein beeindruckt. Zumal die Bücher mit fortschreitenden Ausgaben immer besser werden. Anders als Rowling, die meiner Meinung nach ab dem 4. HP-Band merklich abbaut, scheint sich Riordan ab dem 3. Band erst so richtig warmgeschrieben zu haben. Im 3. und 4. Band erlangen die Charaktere ihren vermissten Tiefgang, wird die Geschichte generell emotional berührender und zeigt eine Verflechtung auf, die deutlich macht, dass die Reihe von Anfang an clever durchgeplant, die Einzelteile alle geschickt miteinander verknüpft worden sind. Bei HP hatte ich dagegen oft den Eindruck, als habe Rowling viele Aspekte in den ersten beiden Bänden einfach so dahinerfunden und ihnen nachträglich einen weiteren Sinn gegeben, der dann bisweilen irgendwie nicht recht einleuchtete.
Für die ausgesprochene Cineastin war es dann klar, dass sie sich auch der Verfilmung widmen würde.
Und die ist durch und durch enttäuschend. Die Geschichte wurde stark verkürzt und dabei auch weitgehend ihrer Logik beraubt. Wichtige Figuren wurden ersatzlos gestrichen, Kausalketten zerschnitten und deren einzelne Glieder so über den Film verteilt, dass ein Zusammenhang nicht mehr erkennbar ist: Wie konnte Luke den Blitz stehlen? Warum wurde der Diebstahl Percy angelastet? Warum dürfen Götter keinen Kontakt zu ihrem sterblichen Nachwuchs haben? (Das Gesetz existiert im Buch gar nicht, so dass die Kontaktarmut der göttl. Elternteile zu ganz anderen Problemen, wenn nicht gar zum Hauptproblem führt.) Das Ultimatum - zu Beginn der Geschichte ausgesprochen - ist viel zu kurz, und niemand schert sich um die verstreichende kostbare Zeit usw.) Vieles wäre mir völlig widersinnig erschienen, hätte ich nicht die stringente Erzählung des Buches gekannt.
Die im Buch so charmant beschriebenen mythischen Figuren und Orte bleiben leider weitgehend uninteressant. Ihre Visualisierung wirkt wenig kreativ, ja oft sogar lustlos.
Die Schauspieler sind nicht wirklich schlecht, aber doch eher blass. Die Effekte sind solide, aber nichts Besonderes. Und so überwiegen die negativen Aspekte überdeutlich. Gegen die kann auch ein Pierce Brosnan als Chiron nicht anspielen. Sehr, sehr schade. Denn so lädt der Film nicht ein, die überaus gelungenen Bücher zu konsumieren.
