Donnerfaust und Tigerkralle (HK / 1980)
(Dian Tang Lang)
In den letzten Monaten habe ich mich wieder vermehrt mit Eastern, alten Martial Arts Filmen aus Hong Kong, befasst und einigen Spaß daran gehabt. Mittlerweile sind es wohl eher nur noch Phasen wo ich mir solche Filme anschaue. Dabei hatte ich einmal eine lange Zeit des Interesses. Habe mir jegliche Jackie Chan Filme zugelegt und sie förmlich verschlungen. Angefangen hatte alles mit Bruce Lees Werken. Jackie war dann der passende Nachfolger. Und mehr noch, ich mag seinen Stil. Seine komödiantische Art. Seine Erzählweise aus der Aktion heraus. Aus der Form sich zu geben. Er hatte einen ganz eigenen Stil kreiert und viele Filmemacher haben sich dessen angenommen. Es versucht zu kopieren. Vereinzelt gelungen, oft ging es aber in die Hose.
DONNERFAUST UND TIGERKRALLE, auf den Streifen wurde ich aufmerksam weil viele von seiner ungewöhnlichen Art sprechen. Anfangs lustig und albern, wird er zum Ende hin richtig heftig. Ich laß Worte wie "ultrabrutal". Naja, mit solchen Superlativen braucht man hier nicht herumzuwerfen. Ist doch recht übertrieben. Was jedoch stimmt, ist dass sich die Stimmung des Filmes fast um 180° dreht.
Es geht um Chi, einen sehr begabten Kämpfer, der sich kämpferische Finessen durch bloßes zuschauen aneignen kann. Sein Können hat auf sein Verhalten natürlich einfluss. Er ist arrogant und lässt sich von niemandem etwas sagen. Auch lebt er gern in den Tag hinein und nimmt seine Anstellung als Fischverkäufer nicht immer so ernst. Die Jade Brüder, eine brutale Gangsterbande, kann ihn nicht schrecken. Ihnen setzt er mitunter ordentlich eins zu. Doch das hat bald ein Ende, denn ein neuer Meister ist eingetroffen. Und der geht gegen Chi mit außergewöhnlicher Härte vor. Nach einem Kampf kann er sich gerade noch so retten und wird von einem alten Herrn und dessen Sohn Pock wieder aufgepeppelt. Der alte Herr stellt sich dann als wahrer Könner in einer seltenen Kampftechnik heraus. Chi gelingt es sich so einige Sachen anzueignen und erhält schließlich auch ein ausgeklügeltes Training. Man will gewappnet sein, für die Jade Brüder. Und so kommt es zu weiteren Verwicklungen und grauenvollen Übergriffen auf den alten Herrn und Pock. Chi nimmt schreckliche Rache.
Die Action Filme aus Hong Kong zeichnet oft eine recht eigene Erzählweise aus. Man bringt den Zuschauer ins Geschehen mit krachenden Fights, dann etwas Handlung, dann Albernheiten (den Humor, den Asiaten so lieben), dann wieder etwas Action, dann wieder etwas Humor und Handlung. Und zum Schluss dann der furiose Showdown. Nach diesem Schema läuft auch DONNERFAUST UND TIGERKRALLE, den man auch unter THE THUNDERING MANTIS finden kann, vollends ab. Die Handlung hat nur wenig wirklich unterhaltsames. Die komischen Szenen sind nicht selten übertrieben und sorgen bei Europäern nicht einmal für ein müdes Lächeln. Mitunter ist es sogar schwer zu ertragen. Was jedoch zu fesseln versteht und was den Film sehenswert macht, ist die Action. Sind die herrlichen Martial Arts Fights ganz im Stile der alten Tage. Es geht schön zur Sache. Und das Finale ist auch gut gelungen. Die im Internet oft angesprochene Härte ist in dem Ausmaß jedoch nicht vorhanden. Es fließt nicht mehr Blut wie sonst auch. Lediglich die abgedrehten Armbrechszenen sind etwas höher anzusiedeln. Sowie die Beisattacken von Chi.
Plausibel wird die oben angesprochene 180° Drehung durch das brutale Vorgehen der Jade Brüder. Sie bringen den alten Herrn um und foltern den kleine Pock vor den Augen Chis brutal zu Tode. Der verkraftet das gesehene nicht und verfällt dem Wahnsinn. In diesem Zustand kann ihn nichts mehr halten. Und so bringt er die gesamte Bande um die Ecke und vergeht sich am Oberbösewicht mit besonderer Brutalität. Bricht ihm Arme, Beine und zum Schluss mitten durch. Hinzu gesellen sich noch Beisattacken. Er nascht ein Stück aus seinem Bein, von seinem Kopf und im letzten Bild vorm Abblenden reißt er ihm genüßlich das Ärmchen heraus, denn der Tisch ist gedeckt. Dieses Finale kann man durchaus als außergewöhnlich betrachten. Es hebt den Film aus der Mittelmäßigkeit heraus, in die er ansonsten voll gehören würde.
THE THUNDERING MANTIS ist ein mittelprächtiges Martial Arts Vergnügen, dass den Reiz des Besonderen lediglich aus seinem härteren Finale zieht. Die gebotenen Fights sind nicht schlecht, die Handlung ansonsten sehr trivial und für die gebotene Komik braucht man keine Lachmuskeln sondern gute Nerven. Asiatischer Humor ist schon etwas spezielles.
Die DVD von NSM Records aus Österreich ist komplett uncut. Bietet den Film aber in wechselnder Bildqualität. Er wurde aus mehreren Quellen in Uncut rekonstruiert, wobei die eingefügten Szenen von einem schlechten Tabe oder einer VCD zu stammen scheinen. Auch sind diese Szenen in Englisch mit deutschen Untertiteln. Leider nicht in Mandarin oder Kantonesisch. Englisch synchronisierten Martial Arts Streifen sind eine Vergewaltigung der Ohren. Grauenhaft. Was die DVD hingegen sehr interessant macht, ist die Trailershow vor dem Hauptfilm. Diese geht sage und schreibe 45 Minuten und bietet klassische Filmvorschauen der besonderen Art. Quer Beet, ein interessantes Sammelsurium.
Somit ist die NSM Records Auswertung von DONNERFAUST UND TIGERKRALLE zwar Uncut, jedoch von durchwachsener Qualität. Dennoch ist die Scheibe, zum einen deswegen zum anderen wegen der interessanten Trailershow durchaus einen Blick wert. Wer die gelegenheit hat sie kostengünstig zu erhalten kann zufrieden sein.
Wertung: