Das Bizarre Cinema, Bammels legendäre Trash-Kult-Kino-Veranstaltung aus dem 3001-Kino hat - nach einem kurzen Gastspiel im B-Movie-Kino - nun seine Heimat im Metropolis-Kino gefunden
Volker Hummel schreibt dazu:
Liebe Freunde west-östlicher Promenadenmischungen,
im November ist es endlich so weit: Das Metropolis-Kino am Stephansplatz öffnet wieder seine Pforten, und Bizarre Cinema ist sehr glücklich, ab dieser Saison dort zu Gast sein zu dürfen. Jeden Sonntag um 14.30 Uhr werden wir für euch dort wieder tief in die Schatzkiste des verdrängten Filmerbes greifen und euch mit allumfassender Liebe das Meisterwerk und den Schund präsentieren, das Grobe und das Feine, das Rohe und das Gekochte, das Analoge, niemals aber das Digitale.
Im November widmen wir uns west-östlichen Genre-Kreuzungen wie dem Eurowestern und US-japanischen Monsterhybriden:
Hier mal ein aktueller Programm-Überblick:
Sonntag, 6.11., 14.30 Uhr:
SATAN DER RACHE
I /BRD 1970, R: Antonio Margheriti, 93 Min., DF
Mit Klaus Kinski, Peter Carsten, Marcella Michelangeli
Gary Hamilton (Klaus Kinski), unschuldig verurteilt, wird nach zehn Jahren Haft aus dem Steinbruch entlassen. Er plant einen Rachefeldzug gegen den wahren Schuldigen. Ausgeführt in einer stürmischen Nacht, hält diese Orgie der Gewalt einiges an Überraschungen bereit. – Einzigartiger Gothic-Horror-Rachewestern mit Klaus Kinski in einer überragenden Hauptrolle.
Einführung: Torsten Cornils
Sonntag, 13.11., 14.30 Uhr:
DER SCHATZ IM SILBERSEE in Kooperation mit dem Cinefest
BRD/FR/YU 1962, R: Harald Reinl, 111 Min.
Mit Lex Barker, Pierre Brice, Götz George, Herbert Lom, Eddi Arent, Karin Dor, Marianne Hoppe
Im Rahmen des Cinefest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes zeigen wir den ersten und immer noch legendärsten aller Teutonen-Western, dessen großer Erfolg viele weitere Karl-May-Verfilmungen nach sich zog. Winnetou! Old Shatterhand! Eine Schatzkarte! Papilio polymnestor parinda! Eine Höhle voller Skelette! Die Plitvicer Seen!
Einführung: Lillian Robinson
Sonntag, 27.11., 14.30 Uhr:
MONSTER AUS DEM ALL
USA/Japan 1969, R: Kinji Fukasaku, 90 Min., DF
Mit Robert Horton, Richard Jaeckel, Luciana Paluzzi
Ein Asteroid, der auf die Erde zu rast, ist ja schon schlimm genug. Aber dieser ist mit Urschleim bedeckt, der sich an der Luft rasend schnell vermehrt und die Menschen, die damit in Berührung kommen, in furchtbare Ungeheuer verwandelt. Zum Glück gibt es auf der Raumstation Gamma 3 Helden, die wissen, was zu tun ist. Diese erste offizielle Monster-Koproduktion zwischen USA und Japan wartet mit wunderbar primitiven Trickszenen, haarsträubenden physikalischen Unmöglichkeiten (brennende Raumstation) und hölzernen Charakteren auf, die selbst den trübsten Novembernachmittag gleich ein wenig heller erscheinen lassen.
Einführung: Hans-Arthur Marsiske
Liebe Pfeffersäcke und Sektschlürfer,
jetzt habt ihr es nicht mehr weit: Das neue Metropolis liegt in der Kleinen Theaterstraße Tür an Tür mit der Staatsoper, ihr könnt euch also in Zukunft vor der "Zauberflöte" noch einen flotten Fulci oder einen debilen Lenzi reinziehen. Der Kinosaal des Metropolis hat sich dank Denkmalschutz kein Stück verändert, neu ist nur das Ambiente drumrum: Fahrstuhl in den Keller, Hochkultur-Foyers mit roter Auslegeware und nacktem Beton, Tiptop-Toiletten. Da müssen wir nun alle mit anpacken, um da an den nächsten Sonntagnachmittagen ein bisschen Schmutz reinzutragen. Los geht’s übermorgen mit Kinski als "Satan der Rache", dann folgen "Der Schatz im Silbersee" (13.11.) und "Monster aus dem All" (27.11.). Weiter geht’s im Dezember mit folgenden Qualitätsprodukten:
Auf bald,
euer BC-Team
Sonntag, 4.12., 14.30 Uhr:
THE OUTFIT
USA 1973, 103 Min., 16mm, OF, Regie: John Flynn, mit: Robert Duvall, Karen Black
Robert Duvall spielt den Killer Macklin, der nach seiner Entlassung aus dem Knast erfährt, dass das Syndikat seinen Bruder umgebracht hat. Macklin beginnt einen Rachefeldzug gegen seine ehemaligen Arbeitgeber, bei dem Film-noir-Veteranen wie Jane Greer, Marie Windsor, Elisha Cook, Timothy Carey als Killer und Robert Ryan als Syndikatsboss seinen Weg kreuzen. Vom Kampf des Einzelnen gegen das Imperium erzählt Flynn nicht modern-kaleidoskopisch wie John Boorman in "Point Blank", sondern "knapp, effizient und brutal wie ein wendiges B-Picture, dem alle unnötigen Schnörkel mit ein paar groben, heftigen Hieben abgetrennt worden sind" (Christoph Huber). Noir-Fatalismus trifft auf New Hollywood, Tankstellen, Highways und Motels träumen in den tristen Metrocolor-Farben der Seventies vor sich hin, es gibt keine Guten, nur Böse mit Haltung: "You people go your way, I go mine."
Text & Einführung: Volker Hummel
Sonntag, 11.12., 14.30 Uhr:
WHEN THE SCREAMING STOPS
Spanien 1976, 85 Min., 35mm, engl. Fassung, Regie: Amando de Ossorio, mit Cristino Almodóvar, Luis Barboo
Bier, Bratwurst, Blondinen – doch eine Mischung aus Dinosaurier, Gummimonster und Piranha stört diese märchenhafte Idylle am Rhein: Die sagenumwobene Lorelei ist tagsüber eine bildhübsche Frau, macht sich nachts jedoch in bester Werwolf-Manier mit ausgefahrenen Krallen über die Schülerinnen des nahegelegenen Mädcheninternats her. Der spanische Horror-Altmeister Amando de Ossorio ("Die Nacht der reitenden Leichen") lässt es in diesem zu Unrecht vergessenen Geheimtipp richtig krachen – und öffnet dabei buchstäblich die Herzen. 1-2-Schrei!
Text & Einführung: Jochen Oppermann
Sonntag 18.12., 14.30 Uhr:
TUNNEL DER LEBENDEN LEICHEN
GB 1972, 35mm, DF, Regie: Gary Sherman, Darsteller: Hugh Armstrong, Donald Pleasence, Christopher Lee
Das wenig bekannte, von Kennern gerühmte Debüt des "Tot & begraben"-Regisseurs Gary Sherman: Beim Bau einer U-Bahnstation in London werden 1892 mehrere Menschen verschüttet, leben aber weiter, pflanzen sich fort, degenerieren zu Kannibalen und holen sich ab und zu frische Nahrung von oben. 80 Jahre nach der Katastrophe steigt Inspector Calhoun ("Halloween"-Arzt Donald Pleasence) ins Tunnel-Labyrinth hinab, um das blanke Grauen zu erfahren… Hauptfigur des Films ist allerdings ein Kannibale, gespielt von Hugh Armstrong. Regisseur Sherman schafft es mit einem einzigen, genialen Kameraschwenk, die erzählerische Perspektive von Terror und Ekel zu Tragik und gar Sympathie zu verlagern: Der grässlich entstellte "Mann" ist kein Monster, sondern ein mitleiderregendes, um seine schwangere "Frau" besorgtes Wesen – und knüpft so an die Tradition großer Horrorfilme an. Inmitten von Bergen halb angenagter Leichen erzählt "Tunnel" eine morbide bis schwarzhumorige Geschichte von Anteilnahme und Zärtlichkeit in einer feindlichen, dunklen Welt. – PS: Christopher Lee hat nur einen Kurzauftritt.
Text und Einführung: Peter Clasen
Am 25.12. und 1.1. gibt es keine BC-Vorführungen, dafür präsentieren wir euch am Samstag, den 17.12., im B-MOVIE das 1. Bizarre-Cinema-X-Mas-Special "Wenn Santa zweimal klingelt …":
Was gab es am Heiligen Abend Gruseligeres als das Geräusch schwerer Schritte im verschlossenen Nebenzimmer? Wir erinnern an verdrängte Kindheitstraumata und feiern vorzeitige akustische Bescherung mit zwei absoluten Klassikern des Telefonhorrors.
20 Uhr: BLACK CHRISTMAS
Kanada 1974, 95 Min., DF, 35mm, Regie: Bob Clark, mit: Olivia Hussey, Keir Dullea
Der schönste aller Feiertags-Schocker! Plot: Studentinnen im Visier eines Serienmörders. Atmosphäre und Style: genredefinierend und bis heute unerreicht, inklusive der unheimlichsten obszönen Telefonanrufe aller Zeiten.
22.30 Uhr: WHEN A STRANGER CALLS
USA 1979, 97 Min., 35mm, OF, Regie: Fred Walton, mit: Carol Kane, Charles Durning
Vergesst "Scream", dies ist der ultimative "Babysitter allein zu Haus"-Film! Die ersten 20 Minuten, in denen die tolle Carol Kane von einem Anrufer terrorisiert wird, zählen zu den Meilensteinen des akustischen Leinwand-Terrors. Das Ende kann sich auch hören lassen.