Zuletzt gesehener Reality-film

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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Ufos, Sex und Monster - Das wilde Kino des Roger Corman (Dokumentation, US 2011) +++ +++

Schon die Auflistung der Beteiligten (Roger Corman, Robert De Niro, Quentin Tarantino, Jack Nicholson, Martin Scorsese, David Carradine, William Shatner, Pam Grier, ...) zeigt, dass diese Dokumentation mit mehr Aufwand als viele Corman-Streifen entstand :-P . Die Doku hat Witz, Charme (u.a. Jack Nicholson zeigte sich sehr gut gelaunt), zeigt die erfolgreichen und die weniger erfolgreichen Seiten von Corman. Auch ein kurzer Ausflug in die Filmplakat-Design-Welt wurde nicht ausgelassen. Die Doku ist sehr kurzweilig, informativ und flott zusammengeschnitten. Richtig heiss bin ich jetzt natürlich auf den Weißen Terror, welcher ja irgendwann mal hier auf DVD erscheinen soll und der eine absolute Sonderrolle unter den knapp 400 Corman-Filmen spielt.
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MonsterZero
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Ach endlich noch einer außer mir der Weißer Terror will... :roll:
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

ich muss nicht alle cormans auf datenträger besitzen (dafür sind meine lagerkapazitäten nicht ausreichend :D ), aber nach dieser doku ist mir klar: wenn man 5 cormans gesehen haben muss, dann gehört der weiße terror dazu. hier scheint wirklich sein herzblut drin zu stecken.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von godzilla2664 »

Keep watching the Skies!
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Paul Naschy hat geschrieben:ich muss nicht alle cormans auf datenträger besitzen (dafür sind meine lagerkapazitäten nicht ausreichend :D ), aber nach dieser doku ist mir klar: wenn man 5 cormans gesehen haben muss, dann gehört der weiße terror dazu. hier scheint wirklich sein herzblut drin zu stecken.
Alle Corman's baruche ich auch nicht.
Bin zwar Komplettist aber kein Cormansammler.
Aber der Terror war schon immer gut und ich fand es lustig, dass sich alle freuten, dass statt dem Terror der Dino kam, außer mir. :mrgreen:

Die andern 4 sind natürlich:

Candy Stripe Nurses#
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Die andern 4 sind natürlich:

Candy Stripe Nurses#
Private Duty Nurses
Night Call Nurses
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cormans schauen, bis der arzt kommt :lol:
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Hanna D. - La ragazza del Vondel Park (It/Fr 1984) +++ +++

Story und Regie: Rino di Silvestro, Schnitt: Bruno Mattei. Das Ergebnis als "Reality" zu bezeichnen ist vielleicht etwas... mutig.

Hanna wohnt bei ihrer Mutter, und weil das die Karin Schubert ist, geht es daheim sehr nuttig und versoffen zu. Hanna flüchtet in Drogen und wird von ihrem Macker als Pornodarstellerin vermittelt. Aber dann kommt Axel mit der Föhnfrisur, und das ist die wirklich große Liebe. Doch wenn man knietief im Heroin steckt kommt man nicht mehr so schnell raus.

Was STAR CRASH für STAR WARS ist, das ist HANNA D. für CHRISTIANE F.. Und im Zweifelsfall werde ich persönlich immer für Italien stimmen, denn die wissen, wie man eine Idee mit weit weniger Geld oder guten Schauspielern unterhaltend umsetzt, ohne dass unfreiwilliger Humor zu kurz kommt.

Der Schnitt ist wirklich sehr abenteuerlich. Auch die Dialoge und die gekünstelt wirkenden Prügelszenen... einfach herrlich aus der Luft gegriffen. Und natürlich hat Hanna weit mehr Sex zu bieten als Christiane. Nur so am Rande. Denn eigentlich ist es ja ein verdammt ernstes Thema, das hier so schön verschmuddelt wird.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Harryzilla »

Hugo (2011) --- +++

Im Prinzip liebevolle, aber auch sehr kitschig umgesetzte Steampunk-Hommage an das französische Stummfilmkino und Georges Méliès im speziellen. Die dünne Handlung ist der Schwachpunkt dieses Oscar-prämierten Werkes von Filmliebhaber Martin Scorsese. Mein Herz wurde leider nicht sonderlich berührt. Hervorzuheben sind zumindest die beiden Kinderdarsteller. Die wandlungsfähige Chloë Grace Moretz (Kick-Ass, Le Me In, Dark Shadows) hat noch eine große Zukunft vor sich. In Nebenrollen spielen u.a. Jude Law und Chrisopher Lee.

P.S. Ein Teil der Handlung spielt im Winter im Freien und bei keinem der Darsteller ist auch nur die Spur eines Atemhauchs zu sehen. Das ist schon seit Stanley Kubricks Shining peinlich und mittlerweile unverzeihlich.
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Die Hinrichtung / Born for Hell (D/Fr/It/Can 1976) +++ 1/2

Cain ist kaputt und bemitleidenswert. Der Krieg in Vietnam hat ihn fertig gemacht, und seine Ex-Frau hat auch noch ein Kind von seinem ehemals besten Kumpel. Er wird aus dem Krieg nach Hause geschickt und landet in Belfast, wo der Krieg weitergeht, wenn auch zwischen Katholiken und Protestanten. Mit Frauen kann er seit der Enttäuschung, die er durch seine große Liebe erleben musste, nicht mehr. Er schleicht um die Häuser, verirrt sich bei einer älteren Prostituierten, und irgendwann landet er in einem Wohnheim, welches von 8 hübschen Krankenschwestern (u.a. Eva Mattes, Tatort-Fans als Kriminalkommissarin Klara Blum bekannt) bewohnt wird. Und dass eine der 8 ihn an seine Herzensdame erinnert, ist fatal: er dreht durch …

Irgendwann zwischen dem letzten Haus links und dem Schlitzer entstand dieser kleine ungemütliche, über weite Strecken dennoch recht ruhige Film. Was diesen auszeichnet ist, dass er nicht nur die klaustrophobischen Demütigungs- und Gewaltszenen im Wohnheim beleuchtet, sondern – ähnlich wie bei "Ein Kind zu töten" – diese Taten in den Kontext einer von Krieg übersäten Welt platziert. Schon die Kinder auf der Straße spielen detailverliebt Hinrichtungsszenen nach. Für einen reinen Terror-Film ist "Die Hinrichtung" zu brav. Für einen ernstzunehmenden, sozialkritischen Film hält die Kamera viel zu gern auf nackte Frauenkörperlandschaften. Es ist genau diese Mischung, welche den Reiz für Genreliebhaber ausmacht.

Cain ist Matthieu Carriére, welcher noch immer sehr aktiv im Geschäft ist. Seine erste Hauptrolle hatte Carriére in der Verfilmung des Romans "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" von Robert Musil. Hier gibt es sogar sich ähnelnde Szenen: Törleß / Cain wird von einer Prostituierten, welche altersbedingt die eigene Mutter sein könnte, (erfolglos) verführt. ((als Törleß wäre es deutlich schwerer gewesen, zu widerstehen: die Prostituierte wurde von Barbara Steele gespielt !)) In "Die Hinrichtung / Born to Kill" fällt die deutsche Synchronisation des Cain (Carriére selbst?) kühl und distanziert aus. Wer die jetzt von Vidiots / Media Target erschienene DVD besitzt, sollte zum Vergleich mal in die französische, leicht rauschende, Version hineinlauschen.

Die DVD ist angeblich uncut, nicht auf deutsch synchronisierte Stellen wurden auf französisch mit wahlweise deutschen Untertiteln eingefügt. Die Bildqualität dieses "Zusatz-"Materials ist deutlich schlechter als der Rest (, welcher sich qualitativ sehr gut sehen lassen kann). Auch sonst bietet die DVD nicht wirklich Extra-Bonbons. Optisch kommt die Verpackung etwas billiger (einfaches Digipack im Schuber) als ähnlich hochpreisige DVDs rüber. für 10 - 12 Euro wurde ich der DVD, trotz der qualitativen Schwankungen, eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von oliver »

TITANIC 3D

zum film an sich braucht denke ich nicht viel gesagt werden, man merkt schon, dass er mittlerweile 15 jahre alt ist, die szenarien aus dem computer nicht 100% echt aussehen und einiges einen kulissencharakter hat (oder soll ich ästhetik sagen) aber was solls, es ist und bleibt ein guter film.

ich hab ihn gestern zum ersten mal im kino gesehen, kannte ihn vorher nur aus dem tv bzw dvd. die 3D effekte kann ich nicht so richtig einschätzen, da der film leider nicht in meinem gewohnten kino gezeigt wurde und ich auf cinemaxx ausweichen musste und das technisch einfach nicht so gut war (und vorallem der sound ging größtenteils gar nicht). schon bei den ersten trailern kam mir das 3D anstrengend vor was sonst nicht der fall war, der projektor spiegelte sich in der brille und ich saß nicht ganz mittig, der film war ausverkauft und so hatte ich dann leider keine ideale sitzposition. wie dem auch sei, meiner meinung nach war die hochrechnung gelungen, vorallem die unterwasserszenen wirkten sehr viel realer, (als wenn man testweise nur mit einem auge geschaut hat) weil viele schwimmende kleinen partikel direkt vor einem schwammen. hat auf jedenfall einen mehrwert.

da der untergang dann gestern nachmittag bzw abend auch noch fast auf die stunden genau 100 jahre her ist, hatte ich das gefühl, mit allen leuten im kino bei was historischem dabei zu sein.


bewertung ist schwer da ich vom kino enttäuscht war, der film an sich aber natürlich toll ist.

ach was solls, irgendwie hat der film einfach +++ +++ +++ +++ verdient.

Fazit: wirklich, wer den film nur vom fernsehen kennt, sollte es jetzt im kino schauen, auf der großen leinwand ist das ganze einfach noch viel epischer und wer den film schon damals im kino gesehen hat, für den lohnt es sich auch, weil die 3D hochrechnung wirklich für ein mittendrin gefühl sorgt. reingehen!
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MonsterZero
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Will nichts Neues aufmachen.
Weiß einer wie der Pazifikkriegsfilm hieß mit dem Typen der Finger abschneidet, wegen Ringen und auch Uhren und der Gleichen sammelt?
War einer der härteren Vertreter.
Spielt hauptsächlich im pazifischen Dschungel und die Sache schaukelt sich da nach und nach hoch, also Taten der Amis und Antworten der Japaner.
Such den Titel schon länger.
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Kai "the spy"
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Kai "the spy" »

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Einer der ganz großen Klassiker des Legal Dramas.

+++ +++ +++ +++
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Megaguirus 01 »

Titanic (1943)

Anti-britischer Propaganda-Film der Nazis. Technisch ziemlich gut gemacht und auch insgesamt als Film gesehen gar nicht so übel. Wobei es einem natürlich extrem auffällt, dass jede deutsche Figur sich vorbildlich benimmt, während die anderen das Gegenteil sind. Die letzte Szene ist ziemlich überflüssig und dient lediglich dazu um die propagandistische Botschaft des Films zu verstärken. Bin tatsächlich überrascht dass im Film keine Juden zu sehen waren.

+++
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von godzilla2664 »

woran erkennt man juden denn?
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oliver
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von oliver »

ich denke mal, in einem nazi-film von 1943 wäre es sicherlich beabsichtigt, dass man juden sofort erkennt, ähnlich wie auf propaganda-zeichnungen aus der zeit.
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Paul Naschy
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

I want to run (D 2011) +++ 1/2

Eine Doku über den Transeuropa-Lauf (4500 km vom Süden Italiens ans Nordkap) von 2009. Der Regisseur hat sich 5 Teilnehmer herausgepickt und deren Motivation für Teilnahme, ihre Probleme und Freuden unterwegs, und ihren Zieleinlauf aufgezeigt. Es sind Leute, die bis zu 6 Jahre auf dieses Ereignis hin trainiert und bereits dafür schon viele private und berufliche Schwierigkeiten auf sich genommen haben. Es gibt interessante Fakten, Motivationsschwankungen, die Einsamkeit des in sich ruhenden Langstreckenläufers. Was es nicht gibt: viel Blut, Gewalt, Action und überflüssiges Gezicke. Die Doku ist sehr speziell und wahrscheinlich nur für eine sehr kleine Zielgruppe wirklich interessant. Je länger die Distanz, desto wichtiger werden Faktoren wie Krafteinteilung und Zusammenhalt innerhalb der Teilnehmer. Das große Feld läuft mit- nicht gegeneinander. Im Vergleich dazu ist ein gut 2stündiger Marathonlauf Adrenalin pur. Tragödien spielen sich indirekt ab, wenn zB ein mitreisender Arzt berichtet, eine Läuferin sei 4 Tage mit glattem, stressbedingtem Schienbeinbruch weitergelaufen, bevor sie schmerzbedingt aufgab.

Von den 64 Tagesetappen, deren Distanzen oft einen Doppel-Marathon überschreiten, bin ich damals 1 Etappe mitgelaufen. Mein Fazit war: für die restlichen 63 hätte ich noch ein bisschen besser trainieren müssen :wink:

Die Filmkopie, welche dem Thalia (Augsburg) vorliegt, hat gegen Ende einen Tonausfall und streckenweise einen störenden horizontalen Streifen/Ruckler.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Satte Farben vor Schwarz (D/CH 2010) +++ +++

Der Film lief bei mir im Rahmen meines "ich möchte alle Filme mit Senta Berger mal gesehen haben" Projektes.

Anita und Fred sind seit Ewigkeiten verheiratet, es gab Krisen, Versöhnung, und "natürlich" viel alltägliches. Fred hat Prostatakrebs, den er nicht operieren will ("Ich will nicht die restlichen Jahre Patient sein"). Beide haben Angst vor der Zukunft, aber die Diagnose hat bei Fred in eine andere Kerbe geschlagen als bei Anita: er braucht jetzt mehr Zeit für sich; sie dagegen möchte jetzt möglichst viel Zeit mit ihm verbringen. Dieser Konflikt lässt alte Wunden aufbrechen und führt den Film galant zu einem der tragischsten Happy Ends, den ich jemals gesehen habe.

Ein sehr ruhiger, aber keinesfalls langweiliger Film, der von 2 hervorragenden Schauspielern, Senta Berger und Bruno Ganz, getragen wird. Phantastisch, wie hier die kleinste Mimik festgehalten wurde: kein bedeutungsschwangerer Mist, wie ihn zB ein Werner Herzog gerne mal produziert (mache ich mir jetzt Feinde?), sondern eine schlichte, gute Beobachtungsgabe der Kamera ohne viel tamtam.

Ok, und als Kontrastprogramm gönne ich mir dann demnächst Als die Frauen noch Schwänze hatten :-P
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Wenn Leidenschaft Leiden schafft: das Frauenfilm-Triplefeature.


Die nackten Superhexen vom Rio Amore (D/Sp 1981) +++ +++ 1/2

Betsi (Ursula Fellner, u.a. "Jungfrau unter Kannibalen") arbeitet in einem spanischen Luxushotel und hat ein Verhältnis mit dem Chef Ron (Antonio Rebollo, u.a. "Lolita am Scheideweg"). Aber auf Ron ist auch die flotte Geschäftsinhaberin Sheila (Raquel Evens, u.a. "Französische Küsse") scharf. Bettszenen gibt´s natürlich mit beiden Konstellationen (das ist ein Jess Franco Film). Unter dem Luxushotel gibt es einen wilden Sexclub für anspruchsvolle und gut betuchte Gäste. Und genau da hin schleppt die böse Sheila die arme Betsi, wo sie unter Drogeneinfluss die Männer verrückt macht. Die "Bestrafung"-Showeinlage ist dabei ein Highlight. Als Nebenhandlung (Jess Franco hat sich hier sehr viel Mühe gegeben) erleben wir die blutjunge Katja Bienert als Betsis Schwester, welche auf einen Besuch vorbei kommen will, dann aber die große echte Liebe findet und die Schwester nahezu vergisst. Ganz am Schluss des Filmes laufen sie sich noch eher zufällig kurz über den Weg.

Mal wieder sind es die Dialoge der dt. Synchro, welche den Film in den Sleaze-Olymp befördern. Die Handlung, irgendwo zwischen extremst vorhersehbar und lustigem dahinstolpern, und v.a. die Atmosphäre des Films ist für einen Franco der 80er überdurchschnittlich gut unterhaltsam. Prädikat: Pflichtausstattung für´s gepflegte Jess Franco Regal.


Die Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne (D/CH 1977) +++ +++

Die blutjunge (maximal 16 würde ich sagen) Maria spielt mit ihrem Verehrer im Wald Fangen, aber auf so harmlos-kindische Art, dass dagegen "Die Mädels vom Immenhof" als Torture-Porn eingestuft werden könnte. Der Pater (ein phantastisch-ekliger William Berger!) sieht das ganz anders und bringt sie ins Kloster. Dort wird sie gequält und gedemütigt (das ist ein Jess Franco Nunsploitation). Der Priester findet sexuelle Absolution im Beichtstuhl, wenn Nonnenschülerinnen ihre feuchten Träume bereuen. Nebenbei be"treibt" er mit der Chefin des Klosters noch ein bisschen Teufelsanbetung. Und einmal erscheint der Gehörnte sogar persönlich in Gestalt des genialen Herbert Fux (meine Lieblings-Szene)! Maria kann fliehen, wird aber wieder zurückgebracht, von der Inquisition verurteilt und wartet nun auf ihre Verbrennung. Die einzigste Hoffnung liegt beim hübschen König, welcher die Inquisition eh dicke hat und eines Tages einen verzweifelten Brief von Maria findet …

Relativ viel Handlung für einen einzigen Franco-Film; ich bin positiv überrascht. Ansonsten bietet der Film viele Genre-getreue Standards und ein bisschen lehrreich ist er auch: was man mit so einem ollen Kreuz-Anhänger alles machen kann …


Der Preis der Liebe (D/Aut 1998) +++ 1/2

Allison macht alles für ihren Ehemann Henry, doch der hat plötzlich nur noch Karriere und seine Sekretärin im Kopf. Als der alte Chef der Whiskey-Brennerei Henry auch noch zum Alleinerben auserkort, bleibt das Ehebett immer öfter kalt. Irgendwann taucht Single Christopher auf, welcher für seinen Sohn einen Knochenmarkspender sucht. Allison mag Christopher sehr. Doch da Henry scheinbar der einzigste in Frage kommende Spender ist, bleibt sie an dessen Seite und verabschiedet sich von der großen Liebe Christopher: sie wurde von Henry unter Druck gesetzt. Doch dieser unglückliche Zustand ist nicht für ewig …

Eine der ganz wenigen Rosamunde Pilcher Verfilmungen, in denen es sehr viel regnet. Glaubt mir, ich weiss, wovon ich rede.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Tyrannosaur - Eine Liebesgeschichte (GB 2011) +++ 1/2

Dass man einer Person, die bereits in den ersten Minuten des Films auf unglaublich sinnlose Weise den eigenen Hund erschlägt, Sympathien entgegen bringen kann... das muss ein Film erstmal schaffen.

Joseph ist ein böser Mensch mit leicht sentimentalem Einschlag. Er lernt eine Frau kennen, welche mit ihren Problemen gänzlich anders umgeht, diese Probleme aber damit ebenfalls nicht lösen kann. Wir begleiten beide auf ihrem Weg, der nicht von Gänseblümchen umsäumt ist …

Tyrannosaur ist ein sehr intensiver Vertreter des Feel-Bad-Subgenres.
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Mosugoji
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Mosugoji »

My Boy Jack (GB 2007)

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Harry Potter und Sex-and-the-City-Samantha im 1. Weltkrieg - kann das gut gehen? Es kann, Daniel Radcliffe und Kim Cattrall spielen zusammen mit David Haig, der das Theaterstück, das diesem Film zugrunde liegt, verfasste, die wahre Geschichte der Familie des berühmten Schriftstellers Rudyard Kipling (Das Dschungelbuch, Kim). Kipling (dem Haig verblüffend ähnlich sieht) ist einerseits ein phantasievoller, Kinder liebender Schriftsteller. Andererseits auch ein widerwärtiger Nationalist, der mit öffentlichen Auftritten zum Krieg gegen die Hunnen (Deutschen) aufruft und jeden jungen Mann, der sich nicht freiwillig meldet, als Feigling bezeichnet. Selbst seinen eigenen Sohn Jack, der noch nicht volljährig und eigentlich Armee-untauglich ist, bringt er dank seiner Beziehungen bei den Irish Gards unter. Nur zwei Wochen nach Jacks Ankunft in Belgien wird er nach seinem ersten Angriff als vermisst gemeldet. Nach langen Recherchen finden Kipling und seine Frau die tragischen Umstände von Jacks Tod heraus.

Der Film ist ein solider, aber auch typisch britischer Streifen. Wenig aufgeregt, mit sehr guten Schauspielern bis in die Nebenrollen besetzt, wird hier nicht plakativ, sondern gefühlsbetont das Drama einer einzelnen Familie erzählt. Angesichts dessen, das die britische Armee schon am ersten Tag über 10.000 Tote hatte, überlässt man es dem Zuschauer, auf die unzähligen Familiendramen die dort hinter stehen rückzuschließen. Es gibt nur wenige Szenen im Schützengraben und kaum direkte Kampfhandlungen zu sehen. Darin unterscheidet sich der Film erheblich von anderen Filmen zu disem Thema, die eindringlichen, brutalen Bilder von "Im Westen nichts Neues" fehlen hier völlig.
Mit dem Film wollte Haig Kipling nicht verurteilen, obwohl er durch sein "patriotisches" Handeln seinen eigenen Sohn in den Tod trieb. Auch der Krieg an sich wird nur indirekt angeklagt, durch Szenen im Hauptquatier, wo die extremen Verluste und mangelhafte Ausrüstung der Armee trocken dargelegt wird. Man überlässt es ganz dem Zuschauer sich eine Meinung zu bilden, von dem Einzeldrama auf die Tragödien hinter allen Toten zu schließen. Ich bevorzuge eigentlich jedoch, wenn auch die Filmemacher eindeutig Stellung beziehen.

Sehr interessant sind die Interviews mit den Darstellern auf der DVD. So erzählt Haig von der langen Entstehungsgeschichte des Projektes und Cattrall wollte unbedingt dabei sein, weil es in ihrer Familie eine vergleichbare Situation gab. Auch Radcliffe wirkt sehr reif.
Ein guter Film, ohne reißerische Kriegsbilder, mit hervorragenden Schauspielern.
+++
Warum geht die Katze über das Möbiusband?
Weil sie auf die gleiche Seite will.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Die Wand (Ö 2012) +++ +++

Eine Frau fährt mit einem befreundeten Ehepaar auf eine Berghütte. Die Eheleute beschließen, nochmal runter ins Tal zu gehen, die Frau und der Jagdhund des Mannes bleiben zurück... und sie bleiben allein, denn das Paar wird nie wieder kommen. Die Frau macht sich Sorgen, will ins Tal runter, aber egal von welcher Seite sie es versucht - eine unsichtbare Wand verhindert es! Hinter der Wand stehen die Menschen wie versteinert. Sie ist die "Omega-Frau", denn die Zeit vergeht nur da draussen...

Die Wand ist als Metapher, nicht als sciencefictioneskes Objekt zu sehen. Und wenn von überall her die Angst kommt, dann ist es sie selbst, wovor sie Angst hat. Es sind "nur" noch die Tiere, welche sie vor der völligen Einsamkeit bewahren. Bis auf einen kurzen Moment, der klar macht, dass der Mensch für sie keinen höheren Stellenwert hat. "Nur der Mensch kann zwischen guten und schlechten Taten entscheiden."

Die Wand ist ein langsamer, eindringlicher, intensiver Film, der es dem Zuschauer nicht immer leicht macht, da die Dramaturgie durch die phantastischen Texte der Romanvorlage in den Schatten gestellt wird. Ein Film, welcher dem sehr empfehlenswerten Buch gerecht wird, aber dadurch kaum Chance auf ein großes Publikum hat.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Frau Böhm sagt nein (D 2009) +++ +++ +++

Wer nach diesem Film immer noch einen Vertrag mit Vodafone am laufen hat, dem sollte man den Hintern versohlen. Wenn nicht noch mehr.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Plasmo »

Ein Kaktus ist kein Lutschbonbon (Deutschland 1981) --- ---

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-Wer ist der ärgste Feind unseres Mechagodzilla?
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

ich hatte mich mal bei ebay mit drangehängt, wurde aber bei 1.60 euro überboten und hab´s dann sein lassen. womöglich war das die richtige entscheidung :lol:
rolf olsen hatte noch in den 60ern (das rasthaus der grausamen puppen +++ +++ +++ ) und 70ern (blutiger freitag +++ +++ +++ ) richtig gute knaller am start.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Mr. Z »

Plasmo hat geschrieben:Ein Kaktus ist kein Lutschbonbon (Deutschland 1981) --- ---

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Sorry...aber ich stehe genau auf diesen "Mist"... :klatsch: ...mir bereiten solche Filme einen höllischen Spass, ohne jetzt damit anzufangen, das ich den Zeitkolorit und die Produktions"unverschämtheit" der damaligen Zeit einfach liebe... 8) ...und das ist eher noch ein besserer Film...
16 Jahre Kongulaspranke!...07. Sept. 2003 - 07. Sept. 2019...es war damals 17:24 Uhr in dieser Internetbude an einer Haltestelle in Karlsruhe. Ich bin noch da.... :-P
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Plasmo »

Am interessantesten von Rolf Olsen sieht für mich eigentlich Ekstase - Der Prozeß gegen die Satansmädchen (Deutschland 1979)

Wenn ich dir das nächste Mal irgendwas schicke, lege ich dir den Film dabei. Wollte ihn eigentlich direkt in den Müll werfen, aber so findet er immerhin noch eine Anwendung. Frei nach dem Motto "Geteiltes Leid ist halbes Leid". :-P
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Plasmo hat geschrieben:Am interessantesten von Rolf Olsen sieht für mich eigentlich Ekstase - Der Prozeß gegen die Satansmädchen (Deutschland 1979)

Wenn ich dir das nächste Mal irgendwas schicke, lege ich dir den Film dabei. Wollte ihn eigentlich direkt in den Müll werfen, aber so findet er immerhin noch eine Anwendung. Frei nach dem Motto "Geteiltes Leid ist halbes Leid". :-P

bitte ja :D +++ :king: :drink: :banana:

ich leide gern mit dir +++ bzw YIYA
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

Der fremde Sohn (US 2008) +++

Angelina Jolie (kann mir mal jemand erklären, warum so viele diese Frau als überdurchschnittlich hübsch einstufen?) ist als alleinerziehende Mutter auf der Suche nach ihrem vermissten Sohn. Die Polizei findet zwar einen, aber es ist der falsche. Diese Peinlichkeit wird zu vertuschen versucht, was dann aber doch nicht gelingt.

Klassisch amerikanisches Mitfühl-Kino, welches zum einen recht unterhaltsam, zum anderen leider auch sehr verkrampft und gefällig ´rüberkommt. Auf einer wahren Geschichte basierender Stoff wird mit unglaubwürdigen Szenen (Besuch des Todeskandidaten, Auflösung des falschen Sohns, ...) künstlich sentimentalisiert. Schade, denn die Thematik hätte besseres = kritischeres Material hergegeben.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von MonsterZero »

Das europäische Kino ist tot – Teil 1 – Carlos, der Schakal

Mit Überschriften fängt man Leute, das wusste schon ein gewisser Zeitungsverleger, der daraufhin die Zeitung mit den großen Buchstaben schuf.

Was bringt mich also zu dieser These, mich ehrlich gesagt nichts, allerdings wird sie uns seit längerem schon suggeriert.
Wenn man sich so anguckt was in den deutschen Kinos erfolgreich läuft, oder auch nicht oder gar nicht mal gespielt wird, könnte man zudem Entschluss kommen, dass europäische Kino sei mit Ausnahmen von französischen Komödien mit Reno, Depardieu oder Boon tot.
Eine Tatsache die vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass es der heutigen Generation an Kinogängern nicht mehr möglich ist komplexer Handlung länger als fünf Minuten zu folgen.
Vielleicht hat Hollywood Schuld mit ihrem größer, toller und bombastischer Trend seit den 1980ern mit einem Blockbuster nach dem anderen.
Der Trend geht jedenfalls weg von Handlung hin zu Explosionen.
Da haben es europäische Filme, die zum Teil ja nie einfach zu folgen waren natürlich schwer.
Keine lineare Erzählstruktur, übergreifende Handlungsstränge, da kann es den Michael Bay Fans schon schlecht werden.
Wenn doch mal ein europäischer Film Erfolg hat kommt wenig später ein US – Remake und man wird gefragt ob man diesen tollen neuen Thriller mit Daniel Craig kennt.
Es ist frustrierend, aber bevor ich mich jetzt in Hasstiraden auf Blockbuster und die Gesellschaft verliere, wobei würde das nicht zur Einleitung passen, fange ich mal an.

2010: Olivier Assayas Regisseur des mehrfach ausgezeichneten (eine deutsche DVD sucht man vergebens) Films „Summer Hours“ bringt einen Film über den Terroristen Ilich Ramírez Sánchez auf den Markt, welcher als TV-Mehrteiler erdacht war und später zu einer zuschauerfreundlichen dreistündigen Kinofassung geschnitten wurde.
Nachträglich kam er dann als Trilogie bzw. Zweiteiler (je nach Land) für das Fernsehen in seiner ungekürzten Pracht, mit stattlichen 331 Minuten.
In dieser fünfeinhalbstündigen Fassung lief er auch bei den Filmfestspielen von Cannes und einigen ausgewählten Kinos.
Jetzt könnte man meinen „Wow ein fünf Stunden Film über Terrorismus, da wird geschossen und gesprengt ohne Ende.“ aber nein, erfreulicherweise ist Jack Bauer nicht da.
Der Film sieht sich mehr als Biopic, mit Charakterstudienansätzen und liefert ein gutes Bild der Strukturen des Terrorismus in den 1970er und schließt einen gewissen Grundkenntnisstand der Gruppierungen jener Zeit voraus.
Die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), die Revolutionären Zellen (RZ) oder die Japanische Rote Armee um ein paar Beispiele zu nennen.
Ilich Ramírez Sánchez, Kampfname: Carlos (Édgar Ramírez) führt Anschläge für die PFLP durch, unter anderem auch den auf die französische Botschaft in Den Haag mit der Beteiligung der japanischen Roten Armee.
Sein Kontaktmann zur PFLP-Spitze ist Michel Moukharbel (Fadi Abi Samra).
Als dieser verhaftet wird liefert er der französischen Polizei das Versteck von Carlos.
Während der Gegenüberstellung in dem Versteck zieht Carlos eine Waffe und tötet zwei der Polizisten und Moukharbel und taucht in Beirut unter.
Dort erhält er von der PFLP-Spitze Wadi Haddad (Ahmad Kaabour), trotz Streitereien wegen der Tötung von Moukharbel, den Auftrag die OPEC-Konferenz zu stören, deren Minister als Geisel zunehmen, nach Libyen zu fliehen und den Ölminister Saudi-Arabiens und des Irans zu töten.
Die OPEC-Geiselnahme im Dezember 1975 war eines der Medienereignisse des Jahres und nach langen Verhandlungen konnte in Algier, Libyen wollte sie nicht landen lassen, da bei der Erstürmung der libysche Minister ums Leben kam, der iranische und der saudi-arabische Ölminister freigekauft werden.
Für die PFLP eine herbe Enttäuschung weshalb Carlos aus der Organisation geworfen wurde und fortan seine eigenen Aktionen plant…

Ruhig und nie parteiisch zeigt der Film die Verkettungen der Leute und wie es zu den Aktionen kam.
Dies macht er ohne falsche Heldenverehrung, eher nüchtern, was mir sehr gut gefällt.
Soweit möglich hält sich der Film an geschichtliche Fakten, wie man aber gleich am Anfang des Filmes erfährt sind bis heute noch nicht alle Verbindungen der Leute aufgedeckt und bestätigt wurden, weshalb der Film hier zum Teil nur raten kann und muss.
Die bekannten Stationen im Leben von Carlos werden in chronologischer Reihenfolge abgearbeitet und mit der Rahmhandlung zu einem schlüssigen Ganzen verwoben.
So erfährt man, wenn man sich mit dem Thema schon einmal befasst hat nichts neues, wie auch, die wichtigen Sachen kann man ja nicht weglassen.
Das macht eine Handlungsangabe recht schwer, man will nicht zu viel vom Film verraten, aber es ist ja eh schon alles Geschichte.
Puristen wie mir wird auffallen, dass wenn man den Film im Original guckt, einem eine wirklich interessante Sprachenvielfalt geboten wird.
Der Film wurde in Englisch, Deutsch, Arabisch, Spanisch und Französisch gedreht, synchronisiert wurde er leider natürlich wieder durchgehend.
Schade, es geht dadurch viel an Authentizität verloren und es ist beeindruckend, wie sich manche Darsteller die Mühe gemacht haben die verschiedenen Sprachen, zumindest was ihren Text angeht, zu lernen.

Die Darsteller sind gut gewählt und einige schmeicheln ihren Originalen ziemlich.
Édgar Ramírez macht einen klasse Job.
Für die Rolle nahm er zu und ab, trainierte und ließ sich gehen nur um ein körperlich realistisches Bild des Carlos, über die Jahre zu zeigen.
Alexander Scheer (Sonnenallee) gibt den Johannes Weinrich großen Teils überzeugend.
Weinrich war die rechte Hand von Carlos, als dieser begann sich selbständig zu machen und hatte vorher mit Wilfried Böse (starb bei der Operation Entebbe) die Revolutionären Zellen gegründet.
Julia Hummer (Crazy) spielt die Gabriele Kröcher-Tiedemann, genannt Nada, wirklich sehr überzeugend und sieht ihr zudem auch noch erschreckend ähnlich.
Christoph Bach (Das Schneckenhaus) als Hans-Joachim Klein, genannt Angie, macht einen guten Job, man nimmt ihm die Rolle und seine Zerrissenheit wirklich ab.
Von den deutschen Darstellern ist er in meinen Augen der beste im ganzen Film, da er nicht so aufgesetzt wirkt wie es Alexander Scheer manchmal tut.
Die letzte Person die ich erwähnen möchte ist die Österreicherin, Nora von Waldstätten (Die Tore der Welt), die wirklich eine sehr überzeugende Arbeit abliefert als Magdalena Kopp, die trotz aller Höhen und Tiefen Carlos verfallen zu sein scheint.
Zum Glück verkommt die Beziehung der beiden nicht zu einem idealisierten Bild wie etwa bei Bonnie und Clyde, was man den Autoren u.a. auch Olivier Assayas zugutehalten muss.
Es hätte aber auch nicht zur eher nüchternen fast dokumentarischen Herangehensweise und Bildsprache des Films gepasst.
Olivier Assayas zeigt in ruhigen Bildern ein bewegtes Leben und einen wunderbaren Querschnitt in der Geschichte des Terrorismus.

Nie hektisch oder übertrieben, dafür beunruhigend und immer sachlich und ohne je Partei zu ergreifen weder für die eine noch für die andere Seite, eine Gabe die leider nicht alle Regisseure haben.
Ihm gelingt es in den über 300 Minuten auch nie den roten Faden zu verlieren und in Nebensächlichkeiten zu versinken, was bei den vielen Personen und ihren Interaktionen untereinander sicher nicht einfach war und für ein sehr gutes Script spricht zudem ist dies in Anbetracht der vielen Fäden die am Ende zu einem Großen und Ganzen zusammenlaufen schon sehr beeindruckend, da Nebensächlichkeiten von vor einer Stunde im nächsten Moment wichtig sein können.
Assayas verlangt von seinem Publikum aufzupassen und wenn es das tut bekommt es in beeindruckender Weise eine sehr komplexe und schlüssige Geschichte dargeboten, wie man sie bei Biopics häufig vergebens sucht und ich so eigentlich nur bei „Der letzte König von Schottland“ und "Che - Teil 1 und Teil 2" gesehen habe.
Außerdem beweist er dadurch etwas, was ich in den letzten Jahren nur im Fernsehen, vornehmlich von HBO (Six Feet Under / The Wire / The Sopranos) gewohnt war, nämlich, dass die Zeit sich mit Charakteren explizit auseinander zusetzen, der Story ungemein hilft, was man mit Begrenzungen auf maximal zwei Stunden nicht immer erreichen kann, gerade, wenn man ein Leben oder ein Abschnitt dessen reflektiert.
Zudem hat er mit dem Venezolaner (wie Carlos) Édgar Ramírez, einen Schauspieler der es schafft viele Facetten einer Figur wieder zugeben, sowohl charakterlich als auch körperlich, schade, dass er bisher noch nicht viele Gelegenheiten hatte dies zu zeigen.
Er spielt den Carlos, der die Verfilmung aus dem Gefängnis noch verbieten wollte, der sich selber ja nie als Terrorist sah sondern als Idealisten und Freiheitskämpfer, mit einer beeindruckenden Leidenschaft und einer beängstigenden realitätsnähe, zum Beispiel, wenn Carlos einfach nur Bomben in Geschäfte schmeißt um Terror zu verbreiten und Aufmerksamkeit zu erwecken ohne wirklich ein offensichtliches Ziel zu verfolgen
Für die Rolle hilfreich war sicher auch, dass er fließend Spanisch, Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch spricht.
Er gewann für den Carlos den César und bekam Nominierungen für den Golden Globe Award, den London Critics Circle Film Award und den Screen Actors Guild Award.

Ein weiter Pluspunkt sind die Originalschauplätze an denen gedreht wurde.
Das Team drehte in Deutschland, Frankreich, Österreich, England, Ungarn, Libanon, Marokko, Sudan und Jemen.
Gerade in Verbindung mit dem mehrsprachigen O-Ton sorgt das für eine noch größere Authentizität.
Dies spricht alles für großes Kino und so wurde der Film in Cannes gefeiert.
Bei seinem Deutschlandstart brachte es Carlos auf gerade mal 14.448 Besucher, das war in der Woche Platz sieben.
Carlos lief in 75 Kinos an.
Zum Vergleich, „Stichtag“ (Platz 1) mit Robert Downey Jr. lief in 519 Kinos an (365.368 Besucher).
Nun ziehen Komödien, wahrscheinlich immer mehr Besucher als beunruhigende und realistische Biopics über Terroristen.
Viel Werbung wurde 2010 jedenfalls nicht für Carlos gemacht, zumindest nicht, dass ich mich erinnere.
Schade, denn bei Carlos handelt es sich um wirklich großes Kino, allerdings ohne große Stars und Stars ziehen.

Fazit: Carlos ist für mich einer der besten Filme der letzten Jahre aus Europa und einer der besten Biopics die ich je sah.
Selten nimmt sich leider ein Regisseur und ein Film die Zeit seine Charaktere und Figuren über fünf Stunden zu entwickeln, was ihnen sichtlich gut tut.
Ganz großes Kino aus Europa!

+++ +++ +++ +++

Teil 1: Carlos, der Schakal
Teil 2: Backwoods - Die Jagd beginnt!
Teil 3: Cleanskin - Bis zum Anschlag
Teil 4: Dame, König, As, Spion
Teil 5: Fragile - A Ghost Story
Zuletzt geändert von MonsterZero am Mo 17.06.2013, 11:29, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Zuletzt gesehener Reality-film

Beitrag von Paul Naschy »

danke für den tipp, das hört sich richtig gut an :D
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