Rezension: Gruselkabinett - 69 - Stimme in der Nacht
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Rezension: Gruselkabinett - 69 - Stimme in der Nacht
Gruselkabinett - 69 - Stimme in der Nacht
Zum Inhalt:
Im Jahr 1850 trifft eine Flaute ein Segelschiff im Nordpazifik. Als zu allem Überfluss noch dichter Nebel aufkommt, der das Schiff komplett einhüllt, bleibt der Mannschaft nichts anderes übrig, als vor Anker zu gehen. Während der Nachtwache hört der Matrose George auf einmal, wie sich Ruderschläge nähern...
Zur Produktion:
Auf dieses Hörspiel habe ich mich schon seit der Ankündigung gefreut und konnte es kaum erwarten. Jetzt, pünktlich zu Halloween, liegt endlich das fertige Produkt vor. Die Erzählung gehört zu den Besten des Autors William Hope Hodgson(15.11.1877-17.04.1918), der ursprünglich Matrose war. 1904 begann er mit dem Verfassen von Kurzgeschichten, so auch die im November 1907 in "The blue Magazine" erschienene "Stimme in der Nacht". Hodgsons Werk ist ziemlich umfangreich, unter anderem gibt es acht Erzählungen mit dem von ihm geschaffenenen Charakter Carnacki, ein Detektiv des Übersinnlichen, so daß man auf weitere Adaptionen seitens Titania hoffen darf. Hollywood hat den Stoff zwar noch nicht für sich entdeckt, aber die japanische Verleihfirma Toho bereits 1963 eine wunderbare Verfilmung unter dem Titel "Matango" auf den Markt gebracht.
Marc Gruppes Drehbuch hält sich, wie sooft, eng an das Original. Er hat sich lediglich die Freiheit genommen, einige erzählte Passagen in Dialoge umzuwandeln, der Namen-losen Verlobten einen solchen zu geben und die Sequenz mit dem Schiffsunglück etwas länger zu gestalten. Diese Erweiterung macht jedoch Sinn, insbesondere da er so geschickt die schon vorhandene Spannung durch die zusätzliche dramatische Szene noch zu steigern weiß. Ansonsten ist alles wie von Hodgson selbst verfasst. Wer mag, kann die Geschichte im englischen Original unter http://gaslight.mtroyal.ca/voicenig.htm nachlesen und mit dem Hörspiel vergleichen.
Während der Anfang von "Sleepy Hollow" eher gemütlich verläuft und sich das Grauen erst am Schluß richtig entfaltet, ist hier sofort klar, daß es sich um ein waschechtes Gruselhörspiel handelt. Direkt zu Beginn erklingt düstere, unheimliche Musik, die sich anschließend durch das gesamte Hörspiel zieht. Auch das Tempo ist ein anderes. Oft wird auf treibende, schnelle Stücke mit Geigen und Trommeln gesetzt, die der Handlung noch mehr Dynamik verleihen. Diese unterschwellig bedrohliche Stimmung verstärken zudem diverse passende Geräusche. Während des Sturms peitscht der Wind, und man kann die über dem Schiff zusammenschlagenden Brecher hören. Dann wieder ertönt nur leises Wellenplätschern oder das Knarren von Planken. Und als die beiden Schiffbrüchigen in der Lagune ankommen, setzen Stephan Bosenius und Marc Gruppe, die Regisseure und Produzenten der Serie, zusätzlich einen Halleffekt ein, welcher das Gefühl der Einsamkeit noch verstärkt.
Zu den Sprechern:
Um diese Geschichte zu erzählen, benötigt Titania nur vier Sprecher, von denen einer besser ist als der nächste. Die "Rahmenhandlung" bestreiten Benjamin Kiesewetter(George) als von der Hitze gebeutelter Matrose und Peter Reinhardt(Will), der unerschütterliche Kapitän des Segelschiffes. Kiesewetter passt seine Stimme den "klimatischen" Gegebenheiten an, d.h., während der Hitze des Tages spricht er ein wenig keuchend, nachts klingt er normal. Demgegenüber steht Reinhardt, der die perfekte Besetzung für den alten, etwas heiseren Seebären ist, den nichts so leicht aus der Ruhe bringt.
Sprecherische Glanzlichter sind für mich aber die beiden Hörspielveteranen Reinhilt Schneider(Vivian) und Lutz Mackensy(John) als frisch verliebtes Paar. Schneider,deren schöne Stimme immer noch fast so jugendlich frisch klingt wie zum Beginn ihrer Karriere, ist großartig als junge Frau, die durch die Ereignisse in Panik verfällt, um später erst angewidert, dann völlig verzweifelt und schließlich ein wenig hysterisch zu sein. Gleiches gilt auch für Mackensy, der ebenfalls die ganze Bandbreite seines Könnens in die Waagschale wirft. Wenn er zu Beginn des Hörspiels seinen Text stöhnend krächzt, hört man ihm förmlich an, daß es ihm nicht gutgeht. In der Rückblende kann man dann miterleben, wie bei ihm Erleichterterung der Besorgnis weicht, um schliesslich in absolutem Grauen zu enden. Höhepunkt seiner Darbietung ist der völlige Zusammenbruch, der sich durch einen Weinkrampf äußert.
Fazit:
Für mich ein weiteres Highlight innerhalb dieser aussergewöhnlichen Reihe, das man gehört haben sollte.
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