Beyond the Black Rainbow (Kanada 2011)
Für mich einer der mit Abstand lang ersehntesten Filme der letzten Jahre. Alleine der Trailer und der großartige Soundtrack versprachen einen wirklich überragenden modernen Film. Auch die wenigen Reviews, die ich überflogen hatte, klangen begeistert. Die sehr hohen Erwartungen konnten zumindest zu weiten Teilen erfüllt werden.
Der Film eröffnet eine unglaubliche visuelle Dimension, welche von düsterem 80er-Look bis hin zu psychedelischen Experimentalfilmen reicht. Der Handlungsort der ersten 3/4 des Films ist ein unterirdisches klinisches Labor, welches an Sterilität und geometrischer Perfektion nicht zu überbieten ist. Die knalligen, meist aber sehr warm gehaltenen Farbtöne, welche stets raumerfüllend eingesetzt werden, verleihen eine Atmosphäre welche die 80er Jahre derart überstilisiert darstellt, dass sie auf der anderen Seite schon fast an Authentizität einbüßen muss. Eine Handlung im engeren Sinne ist zwar vorhanden, spielt aber eigentlich keine allzu große Rolle und verläuft sehr ruhig. So ruhig, dass man als Zuschauer auch irgendwann den Faden verliert, was allerdings nicht unbedingt als störend empfunden wird. Wie in Trance gleitet man so vom Farbgewitter begleitet immer weiter in die obskuren Tiefen des Arboria-Instituts. Am ehesten vergleichbar ist das Filmgefühl mit Titeln wie
Phase IV (USA 1974). Ansonsten ist
Beyond the Black Rainbow als absolutes Ausnahmewerk der letzten Jahre zu betrachten.
Die ehrfurchtsgebietende visuelle Perfektion hält allerdings leider nur bis zum letzten Viertel an. Hier beginnt dann nun leider ein Bruch in der Atmosphäre, der mir sehr bitter aufgestossen ist und den ich mir nur so erklären kann, als dass der Regisseur sich genötigt gefühlt hat dem Mainstreamkino doch noch entgegenzukommen. Es finden zuerst leichte Horror- und Gewaltelemente Einzug, die nicht zum Rest des Films passen, bevor dann letzten Endes die fantastische Location des Labors verlassen wird und der Film in einem enttäuschenden Slasherfinale endet, welches unspektakulärer und ernüchternder (vor allem nach dem umwerfenden Beginn des Films!) kaum sein könnte.
Was bleibt ist dennoch ein grandioser Film, der mir Hoffnung macht, dass das moderne Kino nicht zwangsläufig uninspiriert, langweilig und tot sein muss. Zumindest Kanada scheint schon einige Nachwuchsregisseure mit Ausnahmecharakter geboren zu haben.