Heute Abend hatte ich die Ehre, bei einer Lesung von Martin Armknecht anwesend zu sein, der Teile aus einem Manuskript für ein geplantes Buch erstmalig der Öffentlichkeit präsentierte. Armknecht, der von 1987 bis 2017 in knapp 130 Episoden den skrupellosen Bösewicht Robert Engel verkörpert und damit zweifelsohne einen der kultigsten Charaktere bundesdeutscher Fernsehseriengeschichte geschaffen hat, trat in der Säule (einem charmanten Kleinkunsttheater im Duisburger Dellviertel) auf die Bühne.
Los ging's - wie sollte es auch anders sein - mit dem ersten Kapitel: wie alles begann, mit Herrn Engels... öhem, Armknecht Karriere, Anfang der 1980er Jahre auf einer improvisierten Bühne in einer stillgelegten Fabrik in Düsseldorf mit unkommerziellen Theateraufführungen für maximal 17 Zuschauer (immerhin war die dort installierte Videotechnik state-of-the-art und die Zuschauer bekamen schlimme Dinge unterhalb der Gürtellinie zu sehen). Von dort ging es weiter zu Armknechts erstem Casting für den Film DIE KATZE (mit Götz George), wo sich herausstellte, dass nur noch Statisten gesucht wurden. Immerhin konnte Armknecht dort mit dem Castingchef der Lindenstraße Bekanntschaft schließen - der Second Unit Regisseur bei dem 007-Film Octopussy gewesen ist. Dessen Büro mit Fotos von Roger Moore & Co. an der Wand hatte bei Armknecht einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Armknecht berichtet in seinem Buch über die Dreharbeiten am Set der Lindenstraße, wie er den Produzenten kennengelernt hat (auf dem Lokus am ersten Drehtag) und wie nach Ausstrahlung der ersten Episoden verärgerte Wutbürger (die gab es in den 1980er auch schon) auf der Straße, in Metzgerei und Bäckerei sowie beim Italiener auf ihn losgingen. Es ist halt nicht leicht gewesen, ein richtiger Fiesling zu sein, dessen Geschichten zu jener Zeit von bis zu 12 Millionen Fernsehzuschauern verfolgt wurden. Immerhin ist dann irgendwann ein Szenenbild aus einer 1990er Episode ins "Haus der Geschichte" nach Bonn gelangt. Heute noch kämpft der Schauspieler gegen sein Image, welches er einfach nicht mehr losbekommt. In der Öffentlichkeit wurde er selbst während 23-jähriger Engel-Abstinenz (von 1993-2013) regelmäßig auf die Rolle angesprochen. Fluch oder Segen?
Die Auszüge aus dem Manuskript präsentierte Martin Armknecht vor sichtlich begeisterten Publikum. Nach der fast zweistündigen Marathon-Vorlesung stellte er sich sogar noch den Fragen der begeisterten Zuhörer - die er teilweise ähnlich ironisch zu beantworten wusste, wie der Grundtenor seines Buches sein wird. Wann dieses unter dem Titel "Ich bin das Schwein der Lindenstraße" letztendlich erscheinen wird, ist derzeit noch nicht abzusehen - nur soviel: wer mehr über eine richtig böse, skrupellose Figur deutscher Fernsehgeschichte sowie mehr aus der Zeit, als die industrielle TV-Serienproduktion hierzulande noch in den Kinderschuhen steckte, erfahren möchte, kann sich freuen.
Und soviel steht fest: Auf dem deutschen (Kino- und TV-)Büchermarkt dürfte das Werk mit dem Blick hinter die Kulissen in dieser Art einzigartig sein.
Ein lustiger Abend mit Robert Engel, dem Schwein aus der Lindenstraße
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Re: Ein lustiger Abend mit Robert Engel, dem Schwein aus der Lindenstraße
Wie cool, auf das Buch bin ich sehr gespannt, muss ich haben! Lindenstraße habe ich ab der 1. Folge gesehen, irgendwann dann aber aus den Augen verloren. Eine in vieler Hinsicht revolutionäre Serie und die Figur Robert Engel ist natürlich legendär.
Um den Abend beneide ich dich.
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Re: Ein lustiger Abend mit Robert Engel, dem Schwein aus der Lindenstraße
Oh, schade, daß ich das verpasst habe. Scheint ein sehr interessanter Abend gewesen zu sein. Tja, was soll man sagen? Eine solch prägnante Rolle kann halt Fluch und Segen zu gleich sein. Meistens sind die Schauspieler, denen es so geht oder ging zu Lebzeiten nicht unbedingt beriet darüber zu sprechen. Allein deswegen ist das Buch schon so gut wie gekauft. Danke für den Hinweis!
- Quaelgeist
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Re: Ein lustiger Abend mit Robert Engel, dem Schwein aus der Lindenstraße
Auf dieses Buch bin ich auch gespannt.
Ich habe zur Martin Armknecht ein eher gespaltenes Verhältnis, da er für mich immer noch nur der Bösewicht aus der Lindenstraße ist,
obwohl ich ihn inzwischen auch schon bei einigen anderen Auftritten sowohl im Theater als auch zum Beispiel bei Fang den Mörder gesehen
habe.
Ich habe zur Martin Armknecht ein eher gespaltenes Verhältnis, da er für mich immer noch nur der Bösewicht aus der Lindenstraße ist,
obwohl ich ihn inzwischen auch schon bei einigen anderen Auftritten sowohl im Theater als auch zum Beispiel bei Fang den Mörder gesehen
habe.