Nach langer Zeit mal wieder ein neues Häppchen dieses scheuesten aller Monsterfilme, dafür ein besonders leckeres Häppchen.
Ein Besucher dieses Filmes erinnert sich, wie er diesen als kleines Kind gesehen hat. Ich versuche seine Angaben mit weiteren, andernorts bekannten Details möglichst treffend zusammenzufassen:
Ein fremdes Raumschiff fliegt über unseren Planeten. Im Innern sitzen zwei Außerirdische von humanoider Gestalt in ihren silbern glänzenden Raumanzügen. Undeutlich im Hintergrund der Raumschiffbrücke ist ein Ungeheuer in einem Käfig auszumachen.
Die Außerirdischen packen das Ungeheuer in eine Raumkapsel, und senden diese auf die Erde. Die Kapsel zerschellt an einem Bergrücken. Eine Rauchwolke steigt empor, und heraus tritt das Ungeheuer Wangmagwi - auf erschreckende 30 Meter angewachsen.
Das Ungeheuer marschiert in der koreanischen Hauptstadt Seoul ein und richtet große Zerstörung an. Auf seiner Stirn sitzt ein technisches Objekt, das wie ein kleines, spitzes UFO aussieht, oder eine Brosche. Aus diesem Objekt versprüht Wangmagwi eine gefährliche Flüssigkeit, die nach kurzer Zeit entflammt. Auf seinem Rücken hingegen sitzt ein quaderförmiges Steuergerät, ähnlich einem Rucksack, mit dem die außerirdischen Bösewichte das Monster lenken.
Die Aufnahmen von Wangmagwi in Seoul's Häuserschluchten sollen bei Tageslicht, also außerhalb einer geschlossenen Studiohalle entstanden sein. Die Klauen des Ungeheuers, uns bislang nur aus Schwarz-Weiß Photos schlechter Qualität bekannt, sollen an Zement erinnern (Vielleicht auch Gips !?).
Die Zerstörungswut des Ungeheuers macht auch vor einem hölzernen Schriftbogen nicht Halt. Das Ungeheuer zerschägt den Bogen mitsamt seiner Aufschrift, und sorgt dadurch immerhin für Erheiterung bei den Kinozuschauern. Weitere Erheiterung sollen verschiedene koreanische Komiker bringen, die in Kurzauftritten in diesem Film zu sehen sind.
Nun wird das Militär zur Bekämpfung der Gefahr befohlen. Auch der Militärpilot Oh Jeong-hwan muß seine Maschine besteigen, obwohl er an diesem Tage Ahn Hee heiraten wollte. Vermutlich ahnungslos gegenüber der furchtbaren Gefahr wartet das junge Mädel mit ihrer Mutter am Ort der geplanten Hochzeit. Hätte sie mal besser nicht gewartet, denn Wangmagwi kreuzt den Weg der Damen. Bei ihrer Flucht aus einem Gebäude (Standesamt ?) ergreift das Monster die Braut in ihrem Hochzeitskleid und hält sie in seinen Klauen gefangen.
Und dann ist da auch noch ein kleiner Straßenjunge, genannt Eichhörnchen. Abenteuerlustig klettert er von einem Dach aus auf Wangmagwi's Arm, und von da in dessen Ohr. Sein erster Plan, Wangmagwi's Trommelfell mit einem Taschenmesser zu zerschneiden, soll nicht so erfolgreich sein. So tut der Junge, was jeder normale Junge in solcher Situation tun würde: Er öffnet sich die Hose und pinkelt dem Ungeheuer erst mal kräftig in den Gehörgang.
Der festgehaltenen Braut hilft das wenig, aber sie scheint kein Problem damit zu haben. Sie soll sich hauptsächlich damit beschäftigen, ihren Astralkörper mit ihrem Hochzeitskleid vor den lüsternen Blicken des Ungeheuers zu bedecken, und sich darüber zu beklagen, daß sie wohl niemals geheiratet würde. Ihr Bräutigam ist da zielgerichteter, er muß retten. Ob nun Leben oder Hochzeitsnacht, wer weiß... . Todesmutig hüpft Jeong-hwan mit Fallschirm auf dem Rücken ebenfalls in die Klaue des Ungeheuers. Er ergreift sein Mädel und gemeinsam springen sie mit seinem Ersatzfallschirm zu Boden. Ganz ohne pinkeln.
Doch die gerettete Braut ist besorgt, welch Schicksal mag dem Buben im Gehörgang drohen ? Oberschlau wie nervige Kinokinder nun mal sind, hat der sich flugs an die Halteseile des Fallschirmes geklammert und gleitet mit den Erwachsenen zu Boden.
Bereits zuvor, oder kurz danach, wird dem Ungeheuer dann der Garaus gemacht, nachdem es bis dahin im Drehbuch keine erkennbaren Lösungsvorschläge gegeben haben soll. Düsenjäger besprühen also Wangmagwi mit einer gar garstigen Substanz, die... ähhh... tot macht. Oder so ähnlich.
Soweit meine Zusammenfassung der Erinnerungen eines Zuschauers 1967 und weiterer Angaben.
Irgendwie hat man das Gefühl sowas schon mal gelesen zu haben... . Denn einige Details erinnern doch auffallend an "Godzilla's Todespranke", der im selben Jahr ebenfalls in Korea entstand.
Da ist das (vermutlich) nervige Kind, das die Bedrohung eines Ungeheurs eher spielerisch angeht (Taschenmesser statt Juckstrahl-Lampe). Da ist die junge Braut und ihr tapferer Pilot (der ein Flugzeug fliegt, während der andere eine Raumkapsel bedient). Da ist die Hochzeit (deren eine Hochzeitsnacht durch das Ungeheuer verzögert wird, während die andere die begrenzte Libido des Bräutigams ans Tageslicht bringt). Da ist die Sache mit dem Schriftbogen, der eine symbolische Bedeutung haben muß, da die Zuschauer bei seiner Zerstörung einst lachten (Bei Yongary lachten die Koreaner bei Zerstörung des Parlamentes, das symbolisch für die japanische Besatzungszeit stand).
Und dann ist da auch noch die tödliche Substanz, mit der Wangmagwi zur Strecke gebracht wird (Genau wie bei Yongary, wo sie zu einem recht einzigartigen Ableben führt, "Tod durch Rektalblutung").
Alles Zufall ? Oder gar Folge von Wirtschaftsspionage ? Wurde ein Mitarbeiter dem Projekt Yongary etwa untreu, und diente dessen Drehbuchideen einem anderen Produzenten an !? Immerhin entstanden beide Filme im selben Jahr.
Oder doch nur Ergebnis falscher Erinnerungen ? Dies widerspräche dann aber den eindeutigen Unterschieden zwischen den Filmen. Bei Yongary gibt's keine Außerirdischen, aber es gibt Standphotos die solche bei Wangmagwi bestätigen. Yongary ist eher auf Erdöl scharf, als auf koreanische Maiden. Und niemand krabbelte je sonst einem Kino-Ungeheuer ins Ohr, höchstens in die Lungen ("Gamera gegen Jiggar Frankensteins Dämon bedroht die Welt").
In "Godzilla's Todespranke" wird nicht gepinkelt, bei "Weltraummonster Wangmagwi" schon. Wo hat man das schon gesehen ? Ich glaube es war eine thailändische Kamen Rider Verwurstung des berühmt berüchtigten Sompote "Mir gehört Ultraman" Sands (Bzw. Sompote Saegduengchai). Toilettenhumor ist ja auch in japanischen Comics für alle Altersgruppen berüchtigt (Gerne auch mit kleinen Mädchen, deren Höschen es dann zu bewundern gilt), und scheint damit in größeren Teilen Asiens zum humoristischen Repertoire zu gehören.
Der Wangmagwi Zuschauer mit Kindheitserinnerung spricht von einem symbolträchtig zerstörten Holzbogen. Es ist vorstellbar, daß dieser dann doch aus Stein war, und es sich evtl. um das Seouler Unabhängigkeitstor handelt, wie es ja auch auf Standphotos dieses Filmes zu sehen ist.
Nur eines sieht selbst mit grober Inhaltsangabe richtig unwahrscheinlich aus: Daß "Weltraummonster Wangmagwi" das größte Statisten-Aufgebot aller Zeiten auf die Beine gestellt haben soll. Ich weiß nicht wie diese Behauptung dereinst entstand, aber kein bislang bekanntes Detail über diesen Film stützt diese auch nur ansatzweise. Das knappe Budget für diesen Film hätte sicher auch nie genug Spielraum für tausende bezahlte Statisten geboten. Vielleicht gibt es in dem Film aber die Aufnahme eines vollbesetzten Sportstadions, und die Werbeabteilung machte mal eben aus unschuldigen Sportfreunden Filmstatisten ? Eine Quelle spricht über den Erfolg des Filmes mit 50.000 zahlenden Zuschauern in der ursprünglichen Auswertung.
Und was ist mit weiteren Zuschauern ?
Die müssen sich weiterhin gedulden, oder am richtigen Tage nach Korea düsen, um den Film dort bei einer seiner seltenen Aufführungen im koreanischen Filmarchiv zu bestaunen. Bis dahin mag meine Inhaltsangabe zum Träumen anregen. Oder zum Gruseln.
![Razz :-P](./images/smilies/icon_grin.gif)