Rezension: Sherlock Holmes - 58 - Das Musikzimmer
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Rezension: Sherlock Holmes - 58 - Das Musikzimmer
Sherlock Holmes - 58 - Das Musikzimmer
Zum Inhalt:
Sir John Crasham hat Sherlock Holmes und Dr. Watson zur Einweihung seines Anwesens eingeladen. Ebenfalls dabei sind seine Schwester Mary, David und Michael, die Söhne seines verstorbenen Bruders, und Anne, die Freundin des Jüngeren der beiden. Beim Abendessen erzählt Sir John von einem Geheimgang und daß 40 Jahre zuvor ein Mann unter mysteriösen Umständen im Musikzimmer ums Leben gekommen sei. Da die Tür von innen verschlossen war, blieb sein Tod bisher ein Rätsel. Eine Herausforderung, die der Meisterdetektiv nicht ignorieren kann...
Zur Produktion:
Bereits zum 21. Mal hat der Skriptautor von Titania Medien ein Ronald Standish-Krimiabenteuer des britischen Autors Herman Cyril McNeile (28.09.1888 - 14.08.1937) in einen Fall für Sherlock Holmes umgeschrieben. Da es in dieser Kurzgeschichte keinerlei Verweise auf "moderne Zeiten", also Telephon, Autos oder ähnliches gibt, hätte Skriptautor Marc Gruppe eigentlich nur die beiden Hauptcharaktere umbenennen müssen. Doch wie schon bei vorangegangenen Fällen, hat er zusätzlich einige Details geändert und außerdem wieder ein stimmigeres Ende gefunden als McNeile selbst.
Anfangs gibt es jedoch nur einen wirklich neuen Satz, bevor Gruppe den Handlungsfaden des ursprünglichen Verfassers aufgreift und diesem im Großen und Ganzen bis zum Ende folgt. Neu hinzugekommen sind ein paar "Füllsätze", welche dazu dienen, die Gespräche zwischen den Figuren flüssiger bzw. natürlicher wirken zu lassen. Aus dem gleichen Grund wurden die zahlreichen Monologpassagen in Dialoge umgewandelt, bei denen die Sätze auch mal von anderen Personen als in der Geschichte gesprochen werden. Während McNeile in der Vorlage lediglich von einem "Papier" redet, welches Hinweise auf den Geheimgang enthalten soll, greift Gruppe hier auf eine Doyle-Geschichte zurück, und aus dem einfachen "Papier" wird ein "Pergament" mit Versen darauf.
Das gefällt mir wesentlich besser und sorgt darüber hinaus auch für ein zusätzliches "Sherlock Holmes-Feeling".
Leider wird auf den Inhalt des Pergaments nicht weiter eingegangen, vermutlich um den Ablauf der Handlung straffer zu gestalten. Das ist wohl auch der Grund, warum kleinere Passagen, wie das Gespräch über das Feuer und den Schürhaken, weggelassen wurden, zumal diese für die Handlung unwichtig sind.
Wie schon erwähnt, hat Marc Gruppes Version einen etwas anderes, wesentlich gefälligeres Ende. Natürlich werde ich mich hüten, darauf im Detail einzugehen, aber ich möchte doch anmerken, daß dieser erweiterte Abschluss sehr viel passender und auch versöhnlicher ausfällt, als in der literarischen Vorlage.
Auch wenn eingefleischte Krimifans und "Holmesianer" vermutlich ziemlich schnell hinter das Geheimnis um den brutalen Mord kommen werden, ist das Ganze so spannend gestaltet, daß die Laufzeit von ca. 69 Minuten für mich wie im Fluge verging.
Dazu beigetragen hat natürlich die hervorragende Arbeit der Produzenten und Regisseure Stephan Bosenius und Marc Gruppe, denn Geräusch- und Musikauswahl sind wie immer auf den Punkt. Neben der bekannten Titelmelodie, mit Geige und Klavier intoniert, kommt zu Beginn auch der Synthesizer zum Einsatz, um mit düsteren, bedrohlich wirkenden Tönen den Hörer auf die unheimlichen Ereignisse einzustimmen. Im weiteren Verlauf des Hörspiels dominieren Geige und Klavier, wobei eine harmonische Streicherweise und eine schöne, wenn auch etwas tragisch anmutende Klaviermelodie erklingen. Gegen Ende geht es dann nochmal in die Vollen, und dem Hörer wird ein orchestrales Stück präsentiert, welches ausgezeichnet zu der entsprechenden Szene passt. Ebenso üppig wie die musikalische Untermalung, fällt auch die Geräuschkulisse aus. Um für die richtige Stimmung zu sorgen, ertönt lauter Donner, der von einem heulenden Wind begleitet wird. Innerhalb des Anwesens prasselt ein wärmendes Kaminfeuer, Stühle knarren und werden gerückt, und wie es sich für ein altes Gemäuer gehört, knarrt auch mal eine Tür. Akustische Highlights waren für mich das infernalische Krachen oder das absolut authentische Klirren des Kronleuchters, der so überzeugend klingt, als hätten Bosenius und Gruppe einen solchen tatsächlich für das Hörspiel aufgenommen. Die Effekte beschränken sich auf einen Filter, der die Stimmen der Figuren dumpf klingen lässt, sobald diese sich hinter einer Tür oder in einem anderen Zimmer befinden.
Zu den Sprechern:
Es macht mir immer wieder aufs Neue Spaß, den Abenteuern des gut eingespielten Duos Joachim Tennstedt(Sherlock Holmes) und Detlef Bierstedt(Dr. Watson) zu folgen. Tennstedts Holmes ist hier zu Anfang sogar höflicher als sonst, aber schon bald langweilt ihn das Gespräch, zumindest bis die Sprache auf den Toten kommt. Besonders witzig fand ich seine Anmerkung über die Polizei, und geradezu überrascht war ich über seine Wut und Frustration bezüglich der für ihn, als Meisterdetektiv, unbefriedigenden Auflösung des Falls. Bierstedt, der auch das Intro spricht, ist zunächst guter Laune, was sich jedoch ändert, als der eigentlich Fall beginnt. Mal erschrickt er, dann ist er verblüfft, und letztlich hat er noch einen üblen Alptraum, den der Sprecher ausgezeichnet spielt. Highlight ist für mich aber seine absolute Fassungslosigkeit, als Holmes ihm sagt, wer nun für das ganze Geschehen verantwortlich gewesen ist.
Die raue Stimme von Hans Bayer(Sir John Crawsham) passt wie die Faust aufs Auge zu dem älteren Aristokraten, der einen gelungenen Scherz in Richtung "Das Gespenst von Canterville" macht und der für seine Position eine ungewöhnlich hohe Meinung von Frauen hat. Dementsprechend ist man als Hörer dann auch extrem betroffen, als dieser ansonsten so fröhliche Mann in tiefste Trauer verfällt. Ihm zur Seite steht Arianne Borbach(Mary Crawsham) als seine Schwester, die von der Geschichte über den Toten zunächst entsetzt und dann regelrecht angewidert ist. Auch ihr gelingt es, in jeder Szene absolut glaubhaft zu klingen, und man leidet als Hörer mit, wenn sie völlig aufgelöst weint und schluchzt. Martin May(David Crawsham) und Ferdi Ozten(Michael Crawsham) ergänzen sich ganz wunderbar als Brüder, die zunächst enttäuscht, dann aber sehr interessiert daran sind, nicht nur das Rätsel um den Toten, sondern vor allem auch das um den Geheimgang zu lösen. Ergänzt werden die beiden durch Uschi Hugo(Anne Horley), deren angenehme Stimme so gut zu ihrer Figur passt. Sie spielt die junge Frau, die erst neugierig, dann interessiert und schließlich ein wenig verunsichert ist, als sie die ganze Geschichte von Sir John hört. Nicht unerwähnt lassen möchte ich Marc Gruppe(Hausarzt), dessen Stimme hier ein wenig rauer und älter klingt als sonst. Gruppe legt den gebotenen Ernst in seine Darbietung, und obwohl sein Auftritt relativ kurz ausfällt, bleibt er dem Hörer positiv im Gedächtnis.
Fazit:
Das Locked Room-Mystery (Geheimnis des verschlossenen Raums) ist nur der Auftakt zu einem dramatischen Fall, der für den Meisterdetektiv allerdings frustrierend endet.
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