Manche nennen es "Wirtschaftswunder", andere "Die goldenen 30", "Ein Auto, ein Haus, ein Mädchen", oder eben... "Showa Periode".
Gemeint sind jeweils die goldenen Aufbaujahre der Industriestaaten nach dem zweiten Weltkrieg, als aus Asche und Entbehrung Besitzerstolz und Zuversicht wurden. Diese Erfahrung findet sich in Deutschland wie in Frankreich, in den USA und Japan. Aber dazu gehört auch... daß diese Periode eines Tages zuende war, und Zuversicht sich in konjunkturelle und emotionelle Trägheit verwandelte, und in leidlich ermutigende Sprüche, wie "Wir schaffen das".
Auch Japan macht seit Platzen der Immobilien- und Amigoblase 1990 diese Erfahrung. Eine kuriose Folge ist, daß aktuell die angesprochene Blütezeit auch unter jenen Japanern Interesse erfährt, die viel zu jung sind, um sie überhaupt erlebt zu haben.
Namentlich steht diese Periode unter einem traditionellen Motto, das jeder Herrschaftszeit des aktuell regierenden Kaisers zugeordnet wird. In diesem Falle also "Showa" für "Erleuchteter Frieden" des Kaisers Hirohito für seine Regierungsperiode 1926 - 1989.
Auch die Blüte japanischer Phantastik in dieser Zeit, der Godzilla-Filme, Ultramänner, und Zon Fighter, wird von deutschen Fans manchmal mit verträumten Augen als goldene Showa Zeit bewundert.
Der japanische Staatssender NHK hat sich des Themas angenommen, und beleuchtet in der Episode "Showa nostalgia" der Serie "Japanology plus" sowohl die japanische Variante der "Pril-Blumen", als auch die Wiederbelebung des Showa Gefühls im Vergnügungspark Seibuen bei Tokyo. Dort wartet gleich eine ganze zeitgenössische Einkaufsstraße auf die Besucher. Inklusive "Fanta" Logo in Blaugrün (völlig korrekt), "Coca-Cola" Logo mit Wellenlinie (eingeschränkt korrekt, da erst 1970 eingeführt), Obsthändlern in Marktschreier Tradition, den neuesten Röhrenfernsehern, und einem altmodischen Café ganz ohne Starbucks-Allüren, mit den offenbar in Japan typischen Spaghetti Napoli in der Auslage.
Wem das noch zu wenig "Pranke" hat, wird sich freuen, daß es just dieser Park Seibuen ist, in dem seit letztem Jahr sich Besucher in einem Simulator vor der derzeit aktuellsten Version von Godzilla und King Ghidorah erschrecken dürfen. Beworben wird "Godzilla the ride" dann auch passend mit einem Werbeschild in den schönsten 60er Jahre Bonbon-Farben. Der Simulationsfilm gibt eventuell sogar einen Ausblick auf die Ästhetik des nächsten Godzilla-Filmes.
Also dann... bitte einsteigen in die Zeitmaschine, überprüft nochmal den Flux-Kompensator, und ab geht's auf den NHK-Link in goldene Showa Zeiten :
https://www3.nhk.or.jp/nhkworld/en/onde ... o/2032264/
Showa Nostalgie
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Re: Showa Nostalgie
Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit mal eben übers Wochenende nach Japan zu düsen, um sich im Freizeitpark Seibuen in ein Showa Abenteuer zu stürzen.
Darf's auch eine Nummer kleiner sein ?
Dann bietet sich die Fernsehserie "Fernsehcomic Eine Showa Geschichte" an. Badehaus ! Minilaster ! Brennstrafe ! Wasserkrise, Musikcafe, und Monsterfilme ! Diese Zeichentrickserie von 2011 trägt die Showa Periode nicht nur im Titel, sondern verarbeitet auch jede Menge zeitgenössischer Details, wie sie 1964 im Leben von Familie Yamazaki noch Alltag sind.
Vater Yamazaki betreibt eine kleine Drehwerkstatt im Süden Tokyos, wie sie als Zulieferer größerer Firmen unsichtbar in vielen Fällen zum japanischen Wirtschaftswunder beitrug. Neben und über der Werkstatt wohnen er, seine Frau, drei Kinder, und seine Mutter, die sich immerzu fragt woher ihr Sohn nur seine merkwürdigen Eigenschaften hat.
Ihr Nachbar Ryu arbeitet als Zeichentrickzeichner (wie sinnig), und Nachbar Goro ist bei Vater Yamazaki angestellt. Erzählt wird die Serie vorwiegend aus Sicht des jüngsten Sohnes Kohei. Der hat, wie alle, so seine Probleme mit Papa, der meist auffallend mürrisch ist, denn Japan ist im Umbruch, und Papa's Tochter und der älteste Sohn haben so merkwürdige Ansichten von Modernität... . Die Wirtschaft floriert, aber es muß trotzdem viel gearbeitet werden. Das Taschengeld will gut eingeteilt sein, und wehe man verpasst "8-Man" im Fernsehen. Wie sollte Kohei dann in der Schule mitreden können !?
Immerhin scheint er fleissig Toho Filme im Kino zu schauen, denn wenn schon in seinen Träumen Schwester und Großmutter plötzlich als Mathra's (!) Priesterinnen auftauchen, und ein Riesenroboter vom herrlichen Planeten Nataal seine Zerstörungswut auslässt, dann ist klar, welche Filme der Drehbuchautor einst zuviel gesehen hat...
Neben all den kleinen und großen Abenteuern, Streits, und Kataströphchen des Alltages rücken noch die olympischen Spiele immer näher, die im Herbst in Tokyo stattfinden werden. Wird Japan sich nach seiner kriegerischen Vergangenheit der Welt als symphatischer Gastgeber zeigen ? Werden Drehteile der Yamazaki Werkstatt für die Feuerschale des olympischen Feuers rechtzeitig fertig sein ? Und wird Vater Yamazaki dieses Ereignis überhaupt noch erleben können, wo er doch kurz zuvor mit Schmerzen im Bauch zusammenbricht ?
Der Showa Faktor dieser Zeichentrickserie geht schon los, da ist das Wort "Showa" noch nicht einmal gefallen. Denn der Originaltitel "Terebi Manga Showa Monogatari" spricht noch passenderweise von einem "Terebi Manga", also einem "Fernsehcomic", und noch nicht von dem moderneren Begriff "Anime". Der Vorspann sorgt dann für schöne Bildvergleiche mit Ansichten Tokyos damals... und heute. Und zum Nachtisch gibt's am Ende der Episoden noch einen sogenannten "Stadtbummel", in dem uns das typische zuckersüße Japanmädel mit Kieksstimme einige geschichtsträchtige Orte in Tokyo näherbringt, und wie wir diese mit der S-Bahn erreichen können.
Irgendwie typisch japanisch ist auch die dennoch durchweg westliche Titelmelodie, in der sich aber die japanische Vorliebe für romantische Vergänglichkeit gut austoben kann. Jeder Nachspann ist dafür mit einem anderen japanisch zeitgenössischen Schlager unterlegt. Und ich bin der Meinung, daß einer davon von den bekannten "Peanuts", den Zwillingen Emi und Yumi Ito, gesungen wird (Die zudem die echten Mothra Priesterinnen aus den Godzilla Filmen sind, und die auch auf deutsch gesungen haben). Die Serienfiguren sind eher realistisch gezeichnet, also nichts mit Riesenaugen, oder stilisierten Stachelfrisuren. Die Detailierung der Hintergründe ist recht hoch, vielerorts wurden diese mit Computergrafiken und eingescannten Photos zeitgenössisch aufgepeppt.
Ja, man kann hier tatsächlich auch etwas über das Nachkriegsjapan lernen. Insbesondere die scharfen Worte und Ohrfeigen im Hause Yamazaki zeigen, daß auch in der Showa Periode nicht alles Gold war, was glänzt.
Eine Showa Geschichte, das ist kurzweilige, überraschende, verträumte Unterhaltung über 13 Episoden (Es gibt auch eine Kinofilm-Version), die nicht nur Showa Jüngern gefallen wird, sondern all jenen, die selbst mal 12 Jahre alt waren, oder eine ältere Schwester, eine ständig hinterherputzende Mutter, ein überarbeiteter Vater, oder die sich sonst über Kulturgrenzen und Jahrzehnte hinweg in diesen Alltagsgeschichten wiedererkennen werden.
Also mir hat's gefallen.
- Titel: "Fernsehcomic Eine Showa Geschichte" (Keine deutsche Version, Originaltitel ,,Terebi Manga Showa Monogatari")
- Erstausstrahlung: 4.4.2011
- Episodenanzahl: 13
- Länge: Je ca. 25 Minuten
- Sprache: Japanisch (Es gibt eine Version mit sehr guten deutschen Unter- und Übertiteln)
- Bildformat: 16:9
- Farbe
- Regie: Mitsuhiro Togo (Epsiode 1-4), Hiroshi Kugimiya (Episode 5-13), Masahiro Murakami (Verm. Filmversion)
- Drehbuch: Yasushi Hirano
- Musik: Gido Hayashi
- Hersteller: Wao World
Darf's auch eine Nummer kleiner sein ?
Dann bietet sich die Fernsehserie "Fernsehcomic Eine Showa Geschichte" an. Badehaus ! Minilaster ! Brennstrafe ! Wasserkrise, Musikcafe, und Monsterfilme ! Diese Zeichentrickserie von 2011 trägt die Showa Periode nicht nur im Titel, sondern verarbeitet auch jede Menge zeitgenössischer Details, wie sie 1964 im Leben von Familie Yamazaki noch Alltag sind.
Vater Yamazaki betreibt eine kleine Drehwerkstatt im Süden Tokyos, wie sie als Zulieferer größerer Firmen unsichtbar in vielen Fällen zum japanischen Wirtschaftswunder beitrug. Neben und über der Werkstatt wohnen er, seine Frau, drei Kinder, und seine Mutter, die sich immerzu fragt woher ihr Sohn nur seine merkwürdigen Eigenschaften hat.
Ihr Nachbar Ryu arbeitet als Zeichentrickzeichner (wie sinnig), und Nachbar Goro ist bei Vater Yamazaki angestellt. Erzählt wird die Serie vorwiegend aus Sicht des jüngsten Sohnes Kohei. Der hat, wie alle, so seine Probleme mit Papa, der meist auffallend mürrisch ist, denn Japan ist im Umbruch, und Papa's Tochter und der älteste Sohn haben so merkwürdige Ansichten von Modernität... . Die Wirtschaft floriert, aber es muß trotzdem viel gearbeitet werden. Das Taschengeld will gut eingeteilt sein, und wehe man verpasst "8-Man" im Fernsehen. Wie sollte Kohei dann in der Schule mitreden können !?
Immerhin scheint er fleissig Toho Filme im Kino zu schauen, denn wenn schon in seinen Träumen Schwester und Großmutter plötzlich als Mathra's (!) Priesterinnen auftauchen, und ein Riesenroboter vom herrlichen Planeten Nataal seine Zerstörungswut auslässt, dann ist klar, welche Filme der Drehbuchautor einst zuviel gesehen hat...
Neben all den kleinen und großen Abenteuern, Streits, und Kataströphchen des Alltages rücken noch die olympischen Spiele immer näher, die im Herbst in Tokyo stattfinden werden. Wird Japan sich nach seiner kriegerischen Vergangenheit der Welt als symphatischer Gastgeber zeigen ? Werden Drehteile der Yamazaki Werkstatt für die Feuerschale des olympischen Feuers rechtzeitig fertig sein ? Und wird Vater Yamazaki dieses Ereignis überhaupt noch erleben können, wo er doch kurz zuvor mit Schmerzen im Bauch zusammenbricht ?
Der Showa Faktor dieser Zeichentrickserie geht schon los, da ist das Wort "Showa" noch nicht einmal gefallen. Denn der Originaltitel "Terebi Manga Showa Monogatari" spricht noch passenderweise von einem "Terebi Manga", also einem "Fernsehcomic", und noch nicht von dem moderneren Begriff "Anime". Der Vorspann sorgt dann für schöne Bildvergleiche mit Ansichten Tokyos damals... und heute. Und zum Nachtisch gibt's am Ende der Episoden noch einen sogenannten "Stadtbummel", in dem uns das typische zuckersüße Japanmädel mit Kieksstimme einige geschichtsträchtige Orte in Tokyo näherbringt, und wie wir diese mit der S-Bahn erreichen können.
Irgendwie typisch japanisch ist auch die dennoch durchweg westliche Titelmelodie, in der sich aber die japanische Vorliebe für romantische Vergänglichkeit gut austoben kann. Jeder Nachspann ist dafür mit einem anderen japanisch zeitgenössischen Schlager unterlegt. Und ich bin der Meinung, daß einer davon von den bekannten "Peanuts", den Zwillingen Emi und Yumi Ito, gesungen wird (Die zudem die echten Mothra Priesterinnen aus den Godzilla Filmen sind, und die auch auf deutsch gesungen haben). Die Serienfiguren sind eher realistisch gezeichnet, also nichts mit Riesenaugen, oder stilisierten Stachelfrisuren. Die Detailierung der Hintergründe ist recht hoch, vielerorts wurden diese mit Computergrafiken und eingescannten Photos zeitgenössisch aufgepeppt.
Ja, man kann hier tatsächlich auch etwas über das Nachkriegsjapan lernen. Insbesondere die scharfen Worte und Ohrfeigen im Hause Yamazaki zeigen, daß auch in der Showa Periode nicht alles Gold war, was glänzt.
Eine Showa Geschichte, das ist kurzweilige, überraschende, verträumte Unterhaltung über 13 Episoden (Es gibt auch eine Kinofilm-Version), die nicht nur Showa Jüngern gefallen wird, sondern all jenen, die selbst mal 12 Jahre alt waren, oder eine ältere Schwester, eine ständig hinterherputzende Mutter, ein überarbeiteter Vater, oder die sich sonst über Kulturgrenzen und Jahrzehnte hinweg in diesen Alltagsgeschichten wiedererkennen werden.
Also mir hat's gefallen.
- Titel: "Fernsehcomic Eine Showa Geschichte" (Keine deutsche Version, Originaltitel ,,Terebi Manga Showa Monogatari")
- Erstausstrahlung: 4.4.2011
- Episodenanzahl: 13
- Länge: Je ca. 25 Minuten
- Sprache: Japanisch (Es gibt eine Version mit sehr guten deutschen Unter- und Übertiteln)
- Bildformat: 16:9
- Farbe
- Regie: Mitsuhiro Togo (Epsiode 1-4), Hiroshi Kugimiya (Episode 5-13), Masahiro Murakami (Verm. Filmversion)
- Drehbuch: Yasushi Hirano
- Musik: Gido Hayashi
- Hersteller: Wao World