GODZILLA: FINAL WARS
Oder:
Back To The (Showa-)Roots: Zurück in die Zukunft!
Ich war gestern am 19. auch in Hamburg auf dem Fantasy Film Festival und kann vorangegangene Aussagen nur unterstreichen, das war überwältigend, ich habe mich köstlich amüsiert, "intergalactic"-"geil" (nicht nur, weil man zum ersten Mal "regulär" einen neuen Godzilla-Film im Kino sieht).
(Story kennt ja jeder, trotzdem nochmal zur Auffrischung:
Mutanten sind da - Menschen lassen Godzilla verschwinden – Monster tauchen auf – Aliens… äh, ne,… Xiliens (weil leichter auszusprechen!!!) tauchen auf – Monster verschwinden – Xiliens Tarnung ihrer bösen Absichten verschwindet – Monster tauchen auf – Menschen tauchen ab – U2000-Goten taucht auf - Godzilla taut auf – Monster verschwinden – U2000-Goten taut auf – 2 „Kaiser“ tauchen auf - Xiliens und 1 Kaiser verschwinden – Monster X verschwindet – 3köpfiger Trällerchor taucht auf – Godzillas Energie verschwindet – U2000-Goten lässt den Energiemangel verschwinden – Godzilla lässt das Ding verschwinden – Minya lässt Godzilla die Menschen verschwinden lassen – so.)
Es gab überaus häufig vollkommen gerechtfertigten Szenenapplaus; ich hatte das Vergnügen, recht weit oben zu sitzen mit einer vielleicht handvoll großen Gruppe von Leuten, so um die 20-30 herum, im Rücken, die ebenso mitfieberten wie ich, und ab und zu bei besonders lustigen Stellen auch gerne ihre Kommentare dazu abgaben - meist darauf bezogen, auf welches Element der früheren Godzilla-Filme - insbesondere der "Showa"-Reihe - die entsprechende Szene sehr erfolgreich anspielte, was einem oft zeitgleich selbst durch den Kopf ging.
Das, was mich besonders überrascht hat, war, dass, was bisher in kaum einer internationalen Rezension rüberkam: nämlich dass "Godzilla - Final Wars" nicht deshalb denen, die die Filme der (späten) "Showa"-Reihe favorisieren, VIELLEICHT GEFALLEN KÖNNTE, weil der Film EINIGE Elemente aus ihr enthält, sondern weil der Film meiner Ansicht nach ganz einfach sogar den gleichen Charakter, die gleiche Basis-Herangehensweise zeigt wie diese - eben fast nur nur in einem anderen Design. Meiner Meinung nach ist der Film zum allergrößten Teil ein durchgemixter, durchgeschüttelter, aufgestylter Zusammenschnitt von vor allem den '60er- & 70'er-Jahre-Godzilla-Filmen (soagar das ohrenbetäubende tragbare-Alarmanlage-Geräusch haben sie noch verwurstet) - wer diese mag, der wird "G: FW" über weite Strecken HEISS UND INNIG LIEBEN!
Und wenn etwas lächerlich aussieht, oder/ und (deshalb) lachhaft ist, in dem Film, so ist dies in fast jedem Moment volle Absicht, um eben in der Art und Weise einer breitangelegten Hommage - die der Film definitiv ist - eine liebevolle, parodistische, aber auch respektvolle Anspielung auf alte Dinge zu liefern, und keineswegs, wie manchmal zu lesen war, aus Liederlichkeit "schlecht" gemacht; ich weiß gar nicht, ob es überhaupt einen Godzilla-Film gab, aus dem kein Element enthalten war; die durchweg zündenden Kracher fielen im kurzen Minutentakt; meiner Ansicht nach verfügte der Film durchweg auch über ein sehr gutes Timing.
Der Film fasst zusammen und würdigt aber auch viele andere Elemente aus anderen Toho-(Monster-)Filmen (U2000, Gorath), darüber hinaus werden auch Elemente von Filmen aus dem Tokusatsu-Genre verwandt, wie z.B. als sich die Mutanten-Supermänner auf ihren Motorrädern stehend mit Karate (oder so) bekämpfen.
Mir persönlich hat G:FW nach dem Anfang kaum mal Zeit zum Luftholen gelassen - entweder haben sich irgendwelche Monster gekloppt, oder Humanoide, oder es gab etwas zu lachen.
Wirklich überraschend - wenn ich daran denke, was für völlig überzogene und haltlose internationale Kritiken und Vorschußlorbeeren es vorab für einige Millenniums-Filme gab, die sich nachher als labile Seifenblasen herausstellten - was für durchschnittliche Kritiken es bisher vorab international gab.
Meiner Ansicht nach bestand der Film fast nur aus Highlights (kann sein, dass man weniger lacht, wenn man ihn sich alleine zu Hause ansieht), speziell hervorheben, weil am kultigsten, würde ich die Figur des engl./amerik. (?) Captains, der richtig Spaß macht mit seiner hemdsärmerligen Herangehensweise
, die "Igel"-"Morgenstern"-Kugel-Dampfwalze
, die Szene, wo "Ball" gespielt wird und Godzilla als Towart fungiert (vgl. "Steinchen"-Spiel G-Minya-Kamakuras in G'67)
, die Rückkehr der geilen und völlig schwachsinnig-dünnen Techno-Sonnenbrillen von anno '65
, die Begründung des Professors, dass er sich nämlich "irgendwie" befreit habe (z.B. '84/'89)
, und die ersten Szenen mit Minya (sic!) (wieder im einzig echten '60er-Jahre (aufgestyltem) Outfit, dass ja wohl so oder so 1000mal besser aussieht, als der Heisei-Schrott, also bitte!), allerdings (fast?) ganz objektiv, weil diese so geniale Anspielungen auf Szenen mit Minya der Godzilla-Filme von '67-'69 sind, und wenn er dann noch in diesem Kleinbus in der Fahrerkabine sitzt
, während der Fahrt gefragt wird, ob er wüsste wo es längs ginge
, daraufhin kurz in's Lenkrad greift
, und nach Fahrtende nach dem Aussteigen noch zivilisiert die Tür zustubst
, dann ist das einfach alles zum Schießen und Schreien komisch!
Ganz zu schweigen davon, dass er am Ende auch noch in original-Jet Jaguar-Manier (oder '69) plötzlich wundersam an Größe gewinnt.
Und das mit dem Laster hattte fast schon putzige Anklänge an E.T.- oder ALF-Atmosphäre.
Dieser Film geht "back to the roots", in die erfolgreichen '60er und kultigen '70er - und das ist gut so (finde ich zumindest)! Um aber sovielen Elementen zu, ja man kann fast sagen, zu huldigen, gleichzeitig aber auch aktuell massenpopuläre Elemente einzubauen kommt man zu einem Bereich, der auch mir in den Sinn kam, nachdem ich bereits von dieser angeblichen Problematik gelesen hatte: Die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Gewichtung der Monsterkämpfe auf der einen, und der "Martial-Arts"-Kämpfe der Humanoiden auf der anderen, wobei ersteres in den Verdacht kommen könnte, zu kurz, das zweitgenannte zu lang gekommen zu sein. Ich habe nur einmal am Ende des Films darüber nachgedacht, und ich glaube, dass es vllt. sogar dem Film sehr gut getan hat, dass die Monsterkämpfe wirklich immer echte kurze, dann aber auch knackige Highlights waren, die herausstachen, und ich meine, dass es ja eigentlich auch so sein sollte, dass Godzilla Spiega/Kumonga mal eben so aus dem Weg räumen kann, nach ein bisschen Rangelei, statt einer fast endlosen Balgerei wie in G'67, oder wie auch z.B. das fast halbstündige Doppel-Duell in dem Megalon-Film.
Jedes Kaiju, das vorkommt, und das sind eine ganze Menge, vor allem die kultigen, bekommt einen kurzen Moment die Bühne seinen Auftritt, um mit seinen speziellen Fähigkeit glänzen zu können - um danach von dem König der Monster besiegt zu werden - wie es sein sollte.
Zudem gibt es am Ende ja auch quasi doch wieder ein klassisches, aber kurzes Doppel-Duell (dass mich an das aus "Höllenbrut" erinnerte) zwischen Godzilla/ Mothra und "Monster X"/ Gigan, in dem meiner Ansicht nach auch mal wieder klar herauskommt und sogar am deutlichsten überhaupt bisher wird, wer der schönste und mächtigste Gegner Godzillas in der Reihe ist, meiner Meinung nach jedenfalls.
Das ganze kommt im Endeffekt quasi so rüber wie eine komplett abgefahrene Drogen(vllt. "Speed"(?))
-Mischung aus "Befehl aus dem Dunkel" ('65 ) und "Destroy All Monsters" ('68).
"Godzilla: Final Wars" stellt für mich persönlich das Non-Plus-Ultra der Kaiju Eigas dar - er vereint die charmevolle Komik auf "Roboter der Sterne"-Niveau
mit richtig viel viele-Gebäude-die-auch-realistisch-aussehen-gehen-in-unzähligen-Einzelteilen-wild-kaputt-Krachbums-in- Kombination-mit-lebendig-lebhaft-dargestellten-Kaijus-so-dass-es-richtig-kompromisslos-zur-Sache-geht-und-wenn-Maser-Phaser-Laser-Zeugs-dabei-ist-umso-besser
(von z.B. G X MG '02 oder den letzten beiden Heisei-Gameras) - eine einfach(e) geniale (Bismarcksche) Mischung.
Dieses Ding hat eine Power, gegen die die "Heisei"-Gameras, welcher Ultraman-Film auch immer, und "GMK" (bei dem ich beim ersten (!) Ansehen mittendrin - mit dem Ärger, dass ich nie das Gefühl hatte, dass da keine Monster, sondern immer nur Puppen die blödsinnigsten Sachen machten, ohne dass es komisch gemeint und inszeniert war - eingeschlafen bin) ur-ur-alt aussieht, vor allem wegen der insgesamt viel kürzeren, ja beinahe immer nur spontan zufällig auftretenden Monsterkämpfe, und der viel zu langen Menschen-Szenen (ohne den Charakter einer G X MG-Nebenhandlung) - im Gegensatz zu G:FW, denn dieser Leckerbissen stiehlt in meinen Augen allen anderen Filmen ganz klar die Show, auch wenn andere Filme auch auf dem Kult-Level sind.
Ich glaube, für Kenner der alten Godzilla-Filme sind die Anspielungen "saukomisch", für Nicht-Kenner immer noch sehr lustig (einfach durch die Absurdität), und nur für diejenigen nicht wirklich komisch, die irgendwo einen Löffel Humor zu wenig abbekommen haben; das war ein wirklich einfallsreiches, originell umgesetztes Feuerwerk und Angriff auf die Lachmuskeln.
So, damit hätte man die Fragen geklärt, ob das ganze unterhaltsam war, und ob man sich insoweit hineinversetzen konnte, dass man mitfiebern konnte (ja, sehr!) - das war der Minimalanspruch.
Wie sieht es aber mit der Hürde aus, ob z.B. als wichtiges Element die nicht-japanische Musik ohne die gewohnten "klassischen" Märsche in den Film passt, oder, vor allem, ob die Drehbuchautoren und ob ein Erstlings-Godzilla-Film-Dreher namens Ryuhei Kitamura (oder andersrum, je nachdem) (wer bitteschön?!?) auch nur ansatzweise es schafft, nicht nur einen Godzilla-Film zu drehen, der sich auch nach Godzilla "anfühlt", sondern diesem auch einen respektvollen, ja fast schon "ehrenvollen", aber hauptsächlich würdigen "letzten" Vorhang zu liefern - und das zum 50. Jubiläum und möglichst krönendem Abschluß der (Millenniums-)Reihe - und um möglichst eine gute, eine positive Erinnerung zu behalten bis zu einem potenziellen nächsten Film!
Ich denke, die Musik passte fast immer ziemlich gut und man kann mit Fug und Recht und aller objektiver Entschiedenheit sagen, stellvertretend auf die letzte Szene des Filmes verweisend, in der viele Kern-Charaktereigenschaften Godzillas nochmal sehr gut dargestellt werden (z.T. fast schon "rührend"-verdächtig): Mission "Hommage" mit vollem Erfolg und Auszeichnung bestanden
(Mir fällt gerade ein, Latein sei dank, dass eine Hommage sich ja aus sich selbst heraus immer nur auf einen Menschen beziehen kann - aber eigentlich ist Godzilla doch auch nur ein Mensch, oder?
).
Ich glaube, wenn ich von der Europa-Kino-Premiere von "G:FW" Ende Juni beim Neuchatel International Fantastic Film Festival in der Schweiz gewusst hätte, bei dem Kitamura selbst anwesend war ([url]
http://www.nifff.ch/[url] / [url]
http://www.blairwitch.de/nifffsp.php[url]), und dort gewesen wäre, und eine Frau gewesen wäre, hätte ich Kitamura sicherlich einen Schmatzer verpasst!
Und diese Szenen, wo der kleine Junge mit zig Kaiju-Figuren (ich glaube, auch eine „Matango“-Figur identifiziert zu haben) spielt (wie beim ’70er mit Hedorah) und die Kamera dann zum Fernseher schwenkt/ überblendet, wo diese dann „in echt“ agieren – goldig!
Ich glaube, dass ich eigentlich immer recht kritisch
bin, und mir sonst oft denke, dass man dies oder das doch dort besser machen hätte können, aber bei diesem Film dachte ich eigentlich fast immer nur bei der Inszenierung überrascht: "jawoll, zack, das saß wieder wie die Faust auf's Auge",
außerdem hat der Film hat so viele Pfunde, mit denen er wuchern kann, dass er die kleinen Schwächen, die er hat, weitaus mehr als ausgleicht, deshalb "vergebe" ich, weil ich hellauf
begeistert bin, und ich gebrauche sowas nicht inflationär, oder von Tag zu Tag schwankend, eine
1+ mit Prädikat "KULT"!!!
"G: FW" ist somit besser als erwartet, aber nicht „immerhin“; Trash-Kult, aber nicht nur „pur“, da er gewollt lustig ist, der (bisher) beste Godzilla-Film, aber auch der beste Japanische (/Asiatische) (Riesen-)Monsterfilm (DaiKaijuEiga). – damit schließe ich mich Pyrangers Wertung (1+ KULT = 11/10 nach Adam Riese) und Abstimmung an
und im übrigen Gezoras Aussagen
– ich persönlich finde auch so einige Godzilla-Filme schlechte… , äh, „nicht so gut“ wie „Godzilla’s Revenge“ - der ja eigentlich auch logisch gar nicht so schlecht sein kann, besteht er doch zu Großteilen aus den Ausschnitten anderer Filme…
- , wie z.B. die mir zu psychedelischen Filme mit Hedorah (Kinder-Zeichentrick!!!) und Titanosaurus, bei diesen beiden komischen Film-Farbgebungen mit so einem ganz komischen grünlichen Ton... und überhaupt... wird mir da irgendwie immer ein wenig übel…
P.S.:
A propos: Stehen in Japan nicht demnächst auch "Neuwahlen" an?
- Kitamura for president!
P.P.S.:
Vielleicht kann man für Splendid für die D-DVD ja eine Petition machen, so irgendwie, dass da auch wieder in der Synchro gesagt wird: „Angilas – sein Ur-Ahn war ein Igel.“, o.ä. – passen würde so was!
P.P.P.S.: Und das beste: ich schaue ihn Sonntag mit Freunden gleich nochmal!
P.P.P.P.S.: Und in ein paar Stunden gibt's schon wieder Monster X pünktlich zum Frühstück zu sehen...