An dem Punkt dachte ich mir MOMENT, da läuft doch kein "Nihon CHinbotsu". Es war bereits 12:05 Uhr und ich suchte wie ein Wilder das richtige Kino und dann erblickte ich das richtige Kino und setzte mich hinein
Daten zum Film
Genre : Tokusatsu/Katastrophenfilm
Originaltitel : Nihon Chinbotsu
Herstellungsland : Japan
Erscheinungsjahr : 2006
Regie : Shinji Higuchi
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Ausländische Wissenschaftler offenbaren der japanischen Regierung eine Schreckensvision. In ungefähr 40 Jahren wird ganz Japan auseinanderbrechen und untergehen. Die Regierung ist entsetzt und gerät in helle Panik. Der Wissenschaftler Yusuke Tadokoro wird sehr mißtrauisch und beginnt damit, Nachforschungen am Meeresgrund vorzunehmen. Derweil hat ein Vulkanausbruch eine ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt und der Tauchbootfahrer Toshio Onodera entgeht nur durch die Hilfe der Rettungsfrau Reiko Abe diesem Inferno. Beide kommen sich nach der Zeit näher, ahnen aber nicht, daß bald alles zu zerbrechen droht. Professor Tadokoro findet derweil etwas furchtbares heraus. Die Prognosen der ausländischen Wissenschaftler waren falsch, Japan wird nicht in 40 Jahren versinken sondern in ungefähr 343 Tagen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt und man versucht ganz Japan zu evakuieren. Doch durch Japans ausländerfeindliche Politik, lassen alle anderen Länder nur eine Handvoll von Japanern in ihr Land und sperren darauf ihre Flughäfen für Flugmaschinen aus Japan. Die Japaner werden ihrem Schicksal überlassen und langsam geht Japan unter und reißt Millionen von Menschen in den Tod. Können Onodera, Abe und ihre Freunde diesem Inferno entkommen?
![Bild](http://i24.photobucket.com/albums/c21/honto_ni_atta/nc06_film_shot6.jpg)
„Nihon Chinbotsu“ war ein sehr erfolgreicher Roman, der vom Untergang Japans handelte. Der Roman wurde zu einem Bestseller und eine Verfilmung war schnell beschlossene Sache. Diese Verfilmung beeindruckte mit ihren Spezialeffekten ungemein und ging als einer der erfolgreichsten Tokusatsu- (zu deutsch einfach nur „Spezialeffekt“, bezieht sich also absolut nicht auf Superhelden) und allgemein japanischen Filme in die Geschichte Japans ein. Da in Japan momentan eine wahre Remakewelle herrscht, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch „Nihon Chinbotsu“ ein Remake erhalten würde. Kurz nachdem die Toho Studios ihren Godzilla in die ewigen Jagdgründe geschickt hatten, kündigten sie für 2006 ein Remake von „Nihon Chinbotsu“ an. Dieser sollte der teuerste japanische Film aller Zeiten werden und gar mit Hollywood mithalten können. Da Tohos „Lorelei – The Witch of the Pacific Ocean“ gerade sehr erfolgreich in den jap. Kinos lief, engagierte man dessen Regisseur, Shinji Higuchi, als Regisseur des „Nihon hHinbotsu“-Remakes. Shinji Higuchi war kein Unbekannter, so war er doch schon seit vielen Jahren der beste SFX-Mann den Japan zu bieten hat. Er war auch mit für die beeindruckenden Bilder aus „Casshern“ verantwortlich. Mit „Lorelei“ feierte er sein Regiedebüt und bewies, daß er auch als Regisseur einiges drauf hat. Da Toho unmengen an Geld in „Nihon Chinbotsu“ gesteckt hatte, ließen sie durchs Internet sehr früh die Werbetrommel rollen, versäumten es aber im Fernsehen oder auf Plakaten viel Werbung für den Film zu machen. Aber das ist sowieso schon immer eine Krankheit von Toho gewesen, viel Geld in Filme investieren und dann fast nur Werbung durchs Internet machen, kein Wunder das die ganzen Millennium-Godzillafilme so schlecht liefen. Umso erfreulicher ist, daß der Film doch ein riesiger Erfolg wurde und Shinji Higuchi endgültig zu einem DER japanischen Regisseure aufgestiegen ist.
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„Nihon Chinbotsu“ beginnt einfach nur atemberaubend und drückt seinen Zuschauer direkt in den Sessel. Die Kamera zeigt ein kleines Mädchen, welches alleine durch eine zertrümmerte und brennende Stadt läuft. Die Kamera schwenkt weiter zu einem Auto, in welchem Onodera eingeschlossen ist. Er befreit sich mit aller Kraft aus dem Auto und sieht das Mädchen auf der Straße. Dann erblickt er auslaufendes Benzin (wenn ich mich recht erinnere) und versucht das kleine Mädchen zu warnen. Doch es ist bereits zu spät und überall fliegt alles in die Luft und eine gewaltige Feuerbrunst steuert auf das Mädchen zu und sie wird in letzter Sekunde von Reiko gerettet. Dieser Anfang zeigt bereits wie der Hase läuft, einfach fantastisch. Danach konzentriert sich der Film erstmal mit der Einführung seiner Charaktere und Higuchi hat dem ganzen Film einen düsteren Touch verpaßt. Auch wenn die Sonne scheint, wirkt alles ungemein dunkel und bedrohlich. Ein wirklich sehr gelungenes Stilmittel, welches auf die Katastrophe vorbereitet. Als die Katastrophe dann Stück für Stück voranschreitet, werden die Bilder immer düsterer, bedrückender und grausamer. Higuchi läßt es sich sogar nicht nehmen, einige Hiroshimaähnliche Szenarien zu zeigen. So regnet es in Japan Asche und die Straßen und Städte werden grau. Inmitten dieser Finsternis torkelt Onodera durch die Straßen und erblickt vor sich, viele nebeneinander liegende Leichen. Dabei stößt er mit einer Frau zusammen, die ein kleines Kind auf ihrem Arm trägt. Kurz darauf offenbart sich dem Zuschauer, dieses Kind ist bereits tot. Die Mutter kniet sich neben eine der Leichen und sagt immer wieder „Verzeihung“, “Verzeihung“. Sie will ihr Kind neben all die anderen Leichen legen, aber sie schafft es nicht ihr totes Kind loszulassen. Bei dieser Szene bekam ich wirklich eine Gänsehaut. Da wurden Erinnerungen an Hiroshima wach, sehr gut eingefangen Herr Higuchi. Das Wichtigste sind natürlich die Spezialeffekte, diese sind die bisher besten, die in Japan jemals erstellt worden sind. Einige der Effekte wirken sogar besser als in so manchem Hollywoodfilm, stehen aber die meiste Zeit auf gleicher Ebene. Nachdem sich dieser Aufwand ausgezahlt gemacht hat, dürften solche Effekte im japanischen Kino bald wohl Standard werden. Es wäre zumindest wünschenswert. Neben all der fantastischen Atmosphäre und den tollen Spezialeffekten, wird der Film natürlich auch von einem düsteren Soundtrack begleitet. Dieser zeigt sich aber zu ruhig und geht inmitten der Gewalt der Bilder völlig unter. Wo bei „Lorelei“ der Soundtrack einfach nur bombastisch und atemberaubend war, ist er hier sehr still und wird meistens kaum wahr genommen. Vielleicht war ich auch zu sehr von den Bildern gefesselt und habe deswegen den Soundtrack nicht wahr genommen, aber das bezweifel ich eher
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Nachdem wir nun von der Atmosphäre, den Effekten und den Soundtrack geredet haben, kommen wir zu dem ohne das ein Film nicht funktionieren kann. Natürlich, die Schauspieler. Die männliche Hauptrolle wird von Tsuyoshi Kusanagi verkörpert. Da man ihn durchs Fernsehen eher als irren Komödianten kennt, muss man sich zuerst an seine ernste Rolle gewöhnen. Er spielt die Rolle des Onodera sehr souverän und weiß zu überzeugen. Allerdings schafft er es nicht ganz, Emotionen beim Zuschauer zu wecken. Ganz anders sieht es da beim weiblichen Part aus. Dieser wird von Kou Shibasaki verkörpert, die die Meisten aus „One missed Call“ kennen dürften. Sie spielt eine Frau, die sich mit einer Ausnahmesituation konfrontiert sieht und versucht stark zu sein. Sie versucht emotionale Bindung zu anderen Menschen zu unterbinden, um nicht noch größere Schmerzen zu erleiden. Bei ihr hatte wohl jeder Mitleid im Kino. Etsushi Toyokawa spielt die Rolle des Professors Tadokoro, der die Katastrophe aufdeckt und bis zum bitteren Ende sein geliebtes Japan nicht aufgeben will. Er spielt die Rolle einfach fantastisch und besonders sein emotionaler Ausbruch, als sein Computer ihm die Schreckensmeldung mitteilt, ist sehr glaubhaft und mittreissend. Auch sehr beeindruckt war ich von Mayuko Fukuda, obwohl sie gerade mal 12 Jahre alt ist, spielte sie einfach nur Perfekt. Ihre Angst und ihre Verzweiflung war glaubhaft, eine der besten Jungschauspielerinnen Japans. Ich hoffe dieses Talent wird weiter gefördert, dann könnte sie mit 18 oder 20 Jahren sogar zu einer der besten jap. Schauspielerinnen werden. Weiter so Fukuda-san. Der Rest vom Cast spielte natürlich auch sehr gut, doch sie hinterließen nicht solch einen bleibenden Eindruck.
![Bild](http://i24.photobucket.com/albums/c21/honto_ni_atta/nc06_film_shot9.jpg)
FAZIT
„Nihon Chinbotsu“ ist im wahrsten Sinne des Wortes DER japanische Blockbuster schlechthin. Nicht nur das er extrem erfolgreich in Japan läuft, er hat das japanische Kino auch revolutioniert. Die Spezialeffekte sind fantastisch und nur ein toller Vorgeschmack auf das, was wir in den nächsten Jahren aus Japan erwarten können. Doch diese tollen Spezialeffekte haben einen extremen Nachteil, sie sind einfach zu kurz. Viele der Effektszenen hat man bereits durch die unzähligen Trailer gesehen und das Erschreckende daran ist, daß die Meisten der Effekte im Film selbst nicht viel länger sind. So verkommt das ganze Werk zwar zu keiner Effektehascherei, aber ein klein wenig mehr sichtbare Zerstörung hätte es doch schon sein können. Aber dafür war das Budget wohl auch zu niedrig. Hollywood sollte sich was schämen, wenn man bedenkt das „Nihon Chinbotsu“ soviel günstiger als US-Blockbuster war und trotzdem Hollywood-Effekte bieten kann. Armes Hollywood, ihr bekommt Konkurrenz. Am meisten hat mich aber diese Kompromißlosigkeit des Filmes begeistert, Higuchi macht keine Gefangenen und zeigt Bilder grauenvollen Ausmaßes. Zwei der eindrucksvollsten Szenen, fanden am Fuji-Paß (oder wars doch ein anderer Berg?) statt. Die Menschen torkeln über den Paß und eine kleine Gruppe zieht einen kleinen Wagen hinter sich her, in dem das kleine Mädchen, gespielt von Mayuko Fukuda, sitzt. Plötzlich bleibt der Wagen an einem Stein hängen und ein freundlicher Soldat kommt zur Hilfe und befreit den Wagen aus seiner Misere. Das kleine Mädchen winkt darauf dem freundlichen Soldaten fröhlich zu und dieser winkt fröhlich zurück, als plötzlich die Erde anfängt zu beben und der Soldat vor den Augen des Mädchens von einem Steinschlag begraben wird. Hier zeigt Higuchi deutlich, daß selbst Kinder bei solch einer Katastrophe dem Grauen ausgesetzt werden. Die zweite Fuji-Paß Szene ist jene, in welcher die Selbe Gruppe nachdem Steinschlag von weitem eine Brück entdeckt. Über diese Brücke sieht man mehrere Menschen rennen, als diese plötzlich zusammenbricht und die Menschen wie Fliegen ins Nichts fallen. Wirklich sehr heftig. Es sind diese kleinen Szenen, die den Film vom typischen Katastrophenkram aus Hollywood unterscheiden und zu etwas besonderem machen. Mir hat die gesamte Aufmachung des Filmes sehr gefallen und auch die Effekte waren einfach nur grandios, vom geilen Sound mal ganz zu schweigen. Trotzdem kann ich dem Film nicht die volle Punktzahl vergeben und die Gründe möchte ich genauer erläutern. Zum einen wäre da der Soundtrack, dieser war viel zu zurückhaltend, wenigstens EIN Chorgesang hätte dabei sein müssen. Dann sind die Zerstörungsszenen zwar beeindruckend, aber einige doch etwas zu kurz geraten. Und das imo Schlimmste ist der fehlende Höhepunkt, irgendwie wartet man auf den aufregenden Höhepunkt, aber dieser kommt irgendwie nicht. Ist mir schon klar, daß so eine Geschichte wie die von „Nihon Chinbotsu“ kein Finale ala „Lorelei“ haben kann, aber ein wenig mehr wäre schon drin gewesen. Alles in allem ist auch „Nihon Chinbotsu“ ein fast perfektes Meisterwerk geworden. Higuchi beweist das er keine Eintagsfliege ist und hat erneut einen tollen Film hingelegt. Aber trotzdem fand ich „Lorelei“ besser, welcher Film aber besser ist, wird jeder für sich selbst entscheiden müssen. In dem Sinne, laßt es Krachen *blub* *blub* Japan ist versunken!!!
9/10