Xyrxes hat geschrieben:Ich will ja nicht zu einem gesellschaftlichem Rundumschlag ausholen, aber für mich stellt sich das Problem so dar.
Der Mensch ist eher auf Entspannung als auf Anspannung aus. Will sagen, wenn er anstrengende Dinge tut (zum beispiel etwas lernen) Dann nur kürwillig, um später eine um so größere Entspannung zu erfahren.
Das will er beim Fernsehen natürlich dann genau wie in allen Bereichen seines Lebens auch.
Es werden demnach immer Sendungen bevorzugt, welche eine Entspannung bieten.
Na klar. Geht doch den meisten so. Auch mir. Ich will mir und Euch da gar nichts in die Tasche lügen: Auch ich sehe fern, um mich zu entspannen – und nichts anderes! Der Unterschied liegt aber wohl vor allem darin, was man als entspannend empfindet.
Ich empfinde zwanglose Informationsaufnahme, also wenn ich nicht unter dem Druck stehe, daraus (beruflicherseits) etwas zu machen, als extrem entspannend. Ist doch toll, eine Menge Informationen geboten zu bekommen, ohne selbst dafür einen Finger krumm zu machen, ohne selbst Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu müssen usw.
Super Beispiel: Gestern lief auf Phoenix eine Dokumentation über Otto von Bismarck. Sehr schön gemacht, nicht zu hektisch oder oberflächlich, und andererseits auch nicht zu viel Information auf einmal (wie z.B. in der Doku über die byzantinische Kaiserin Theophanou; mag aber auch daran liegen, dass ich mit dem einen Thema etwas vertraut bin, mit dem anderen nicht ...). Fand ich sehr entspannend.
Der einzige Gegenspieler ist das Gewissen des Zuschauers vor sich selber. Dieses läßt sich aber recht leicht überlisten.
Dann schaut man eben nicht TTT, sondern Taff (Ist ja auch eine Bildungssendung) welche wesentlich leichter zu verdauen ist, da hübsch bunt, mit Musik unterlegt und immer was tolles mit Sex (für die Urinstinkte).
Schon läuft TTT nicht mehr und die Verantwortlich überlegen sich, wie sie die Sendung für den Zuschauer Wieder interessander machen können.
Also Anspruch runder! Was auch sonst.
Na, weiß ich nicht. TTT gibt’s schließlich noch. Auch das hat sein Publikum.
Das bringt mich aber auf das generelle Problem der Dokumentationen: Mit diesen, ich nenn’s mal so, amerikanischen Formaten komme ich nicht klar. Welt der Wunder hat da mit den Anfang gemacht: Ist mir a) zu schnell und b) dadurch zu oberflächlich. Immer wenn’s gerade interessant wird, wird abgebrochen und ein anderes Thema angefangen. Als hätte man einfach ein paar Teaser hintereinander geschaltet. Befriedigt mich rein gar nicht, und ist daher auch nicht entspannend. (Zudem weiß man eine Stunde später schon nicht mehr, was man gesehen hat, weil’s einfach zu viel zu schnell war.)
Da das Fernsehen der Privaten rein konsumorientiert ist, und keinerlei moralische Ansprüche hat, gleichzeitig die öffentlich rechtlichen Sender in direkter Konkurrenz zu ihnen stehen, wird sich daran wohl auch nichts ändern.
Naja, das ist sicher auch nicht ganz so einfach für die Öffentlich-Rechtlichen, allen Gebührenzahlern gerecht zu werden, die ja, da sie die ganze Bevölkerung ausmachen, sehr unterschiedlich sind. Unsereins pocht auf die Informationspflicht und die "moralische" Verpflichtung, das einflussreichste Massenmedium der Gesellschaft nicht ganz in der Trivialität versinken zu lassen; viele andere Zuschauer aber halten die Öffentlich-Rechtlichen nun für überflüssig und fragen sich, warum sie für den "Kultur-Driss" zahlen müssen. (Kann man in gewisser Weise auch verstehen. Ich fänd’s auch nicht witzig, wenn ich zum Abschluss eines Opernjahresabos gesetzlich verpflichtet würde.
![Razz :-P](./images/smilies/icon_grin.gif)
) Diesen Zuschauern muss man eben auch etwas bieten, und das ist dann eben Marienhof und Verbotene Liebe etc.