beim Lesen deines liebevollen Reviews zu PRINZESSIN MONONOKE wurden bei mir doch glatt schöne Erinnerungen wach, die ich hier auch mal festhalten möchte. Ein paar Animes waren schon in meiner Videosammlung, aber ein wirklicher Liebhaber vom Zeichentrick bin ich nie gewesen. Mit sämtlichen Disney-Filmen konnte ich nie was anfangen und lediglich TIM UND STRUPPI IM SONNENTEMPEL ist mir seit Kiddiezeiten positiv in Erinnerung geblieben.
Der erste Zeichentrickfilm, der mir wirklich gefiel, den gab es während der kalten Kriegszeit in den Videotheken und hieß NULL-ZEIT. Der wurde später auch als AM ENDE ALLER TAGE als Kaufcassette verhökert. Im Original hieß der FUTURE WAR 198X und es ging darin um nicht mehr und nicht weniger als den Untergang der Menschheit infolge eines weltweiten Atomkriegs.
Während ich mir diesen japanischen Zeichentrickfilm öfter angeschaut habe, gingen Produktionen aus Amerika auch weiterhin an mir vorbei. Ich hatte schon Bakshis HERR DER RINGE und FEUER UND EIS geschaut, nur die konnten mich auch nicht wirklich begeistern. Und dann entdeckte ich eines Tages im Geschäft für 9,90 DM eine Ufa-Videocassette mit dem Titel STERNENKRIEGER aka WARRIORS OF THE WIND. Zum dem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von dem Macher Hayao Miyazaki und war vor allem darüber sauer, dass der Film nichts mit Sternenkriegern zu tun hatte. Erst beim zweiten Anschauen wusste ich, was auf mich zukam und ich konnte mich tatsächlich für diese, vom Meister verhasste, amerikanische Schnittfassung begeistern.
Über diesen Film und einem größeren Artikel in der damals noch jungen Zeitschrift Moviestar, wurde ich dann erstmalig mit Begriffen wie Manga und Anime vertraut. Eines Tages las ich dann auch von einer großen japanischen Anime-Produktion, wofür der Disney-Konzern die weltweite Vermarktung außerhalb Japans übernommen hat und die nicht gerade speziell für Kinder gemacht wurde. Als kurz danach Disneys MULAN in die Kinos kam, dacht ich sogar schon, dass der es wäre. Gesehen habe ich den später auch und ist übrigens als einziger Disney-Zeichtrickfilm (neben ATLANTIS) in meine DVD-Sammlung gewandert.
Von PRINZESSIN MONONOKE hörte ich dann wieder, wie der Film als vermeintlicher Disney-Film auf der Expo2000 in Hannover gezeigt wurde, um unter anderem die Qualitäten deutscher Synchronfassungen zu präsentieren. Eltern die mit ihren Kindern in diesem neuen "Disney-Film" waren, sollen überhaupt nicht gut darauf reagiert haben. Schließlich erwartet man beim Namen Disney einen harmlosen Unterhaltungsfilm mit viel Gesang für die ganze Familie.
Etwa zu der Zeit hat ein Freund PRINZESSIN MONONOKE in einem Programmkino im Original mit deutschen Untertiteln gesehen und meinte, dass der ganz sicher was für mich sei. Wie üblich entgegnete ich mit "aber nur deutsch synchronisiert"
![Razz :-P](./images/smilies/icon_grin.gif)
Im Frühling 2001 war es dann soweit: PRINZESSIN MONONOKE lief regulär in den deutschen Kinos an, nur in "meinem" Einzugsbereich (Bremen/Hamburg) nirgendwo. Das lag offensichtlich an der begrenzten Zahl von Filmkopien, die durchs Land gereicht wurden. Dann aber - vier Wochen nach dem regulären Deutschlandstart - lief der Film im Bremer CinemaxX, nur nachmittags.
An einem ganz bestimmten Sonnabend im Mai 2001, eine Woche vor Pingsten (dürfte der 19.05.) gewesen sein, begab ich mit mit einem Freund dorthin und wir sahen ihn uns an. So richtig begeisterungswürdig fand ich schon lange keine neuen Filme mehr. Nach dem Kino haben wir auch gar nicht so viel über den Film geplaudert, doch dann ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Als erstes habe ich mir in der nachfolgenden Woche den Filmmusik auf CD geholt und jetzt war klar, dass ich PRINZESSIN MONONOKE unbedingt noch ein zweites Mal sehen musste. Dummerweise lief der am folgenden Wochende schon gar nicht mehr, was auch kaum verwunderlich war, denn neben uns waren nur noch etwa vier oder fünf weitere Besucher in dem Film.
Aber dann gab es noch unser allseits beliebtes Hamburg. Dort lief er im Ufa-Kino am Gänsemarkt und ich konnte es kaum erwarten, den Film nochmal zu sehen. Und dann habe ich ihn wirklich in allen Zügen genossen und ich hatte bis auf weiteres einen neuen Lieblingsfilm. Obwohl es ein Zeichentrickfilm war, kamen mir alle Figuren aus dem Film lebendiger vor, als alles aus Fleisch und Blut, was es sonst aktuell im Film zu sehen gab. Zwischen Kino und Parkhaus gab es in Hamburg damals noch den WOM-Laden der auch US-Importe im Sortiment hatte. Normalerweise schaute ich kaum in die Ecke - wie jeder weiß, bin ich Synchroliebhaber - aber als ich dann die US-DVD dort stehen sah, habe ich sie, ohne weiter darüber nachzudenken, gekauft.
Es war natürlich eine Code 1-DVD, die ich nicht weidergeben konnte. Also am selben Abend noch bei jemandem vorbeigeschaut und dessen Player ausgeliehen, der über eine Tastenkombie codefree geschaltet werden konnte und nochmal geschaut. Buäh, der war ja in Englisch. Naja, wenigstens etwas verstehen als gar nichts. Am nächsten Tag habe ich noch etwas die DVD-Foren bzgl. Codefree durchforstet und eine Woche später war dann auch mein damaliger Pioneer-Player freigeschaltet.
In den diversen Internetforen waren dann schon die Disskussionen groß im Gange, wann denn die deutsche DVD erscheine, woran Disney/Buena Vista aber offensichtlich keine Rechte hätte, obwohl sie den Film in die Kinos brachten. Es ging sogar die Theorie um, dass Disney/Buena Vista die inernationalen Rechte nur gekauft habe, um die weltweite Verbreitung kontrolliert klein zu halten. Hierzulande wurde lediglich eine VHS-Cassette für 2002 in Aussicht gestellt, die dann auch tatsächlich noch erschienen ist. Da brauchte ich aber glücklicherweise auch nicht mehr drauf zu warten, denn von der japanischen Drei-Disc-Edition inklusiv der deutschen Synchro hatte ich ebenfalls Wind bekommen und ein Freund mit Kreditkarte hat für mich direkt in Japan bestellt und Anfang Dezember 2001 mussten wir uns beide zum Hamburger Zoll begeben, um die Sendung abzuholen. Endlich konnte ich PRINZESSIN MONONOKE auch bei mir zuhause in Deutsch anschauen. Bis dahin habe ich ihn aber schon so viele Male auf Englisch gesehen (was ein Fehler gewesen sein dürfte), dass das Interesse sogar an der deutschsprachigen Version verhältnismäßg schnell nachgelassen hat.
Inzwischen schaue ich HERR DER RINGE einmal im Jahr, während PRINZESSIN MONONOKE nur noch ca. alle zwei Jahre einmal dran ist. Jedenfalls mochte ich den Ashitaka-Charakter von Anfang an und so musste er auch als mein Benutzername herhalten, wie ich mich damals im noch recht neuen Mechagodzilla-Forum registrierte und ihn logischerweise hier mit herüber nahm.
Ach ja, nach Hamburg habe ich PRINZESSIN MONONOKE noch zwei weitere Male im Kino sehen können. Einmal in einem ziemlich kleinen Programmkino in Bremerhaven und dann noch einmal im Harburger CinemaxX. Mit Hayao Miyazakis neueren Werken wie CHIHIRO und DAS WANDELNDE SCHLOSS kann ich nicht mehr ganz soviel anfangen. Meine drei Miyazaki-Favoriten sind PRINZESSIN MONONOKE (natürlich), NAUSICAÄ AUS DEM TAL DER WINDE (der oben erwähnte "Warriors of the wind") und LAPUTA gefällt mir ebenfalls besser als die beiden letzten.